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Siehe auch:



Ida Hofmann, Robert Jentschura und Henri Oedenkoven um 1903






Aus: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 47. Jg., 1998, Folge 4, S. 339- 343


Ida Hofmann-Oedenkoven (5.10.1864 - 12.7.1926)

Die Südschweiz, 15. 9. 1926
Ida Hofmann gestorben.
Aus Lapa in Brasilien erhielten wir einen Brief mit einem Ausschnitt aus der „Deutschen Tageszeitung für Südbrasilien“, wonach genannte bekannte Pianistin und Schriftstellerin am 12. Juli 1926 in São Paulo im Alter von 62 Jahren gestorben ist. Diese Nachricht dürfte weitere Kreise interessieren, da die Künstlerin auf dem Monte Verità eine hervorragende Rolle spielte. Der Flügel, an dem sie oft ihre Kunst ausübte, befindet sich heute im Kursaal.

In Siebenbürgen geboren, wo ihr Vater als Sänger und Komponist ungarischer Nationallieder bekannt war, wirkte sie nach Vollendung ihrer Studien als Lehrerin im österreichischen Hochadel, in Cetinje als Musiklehrerin und Erzieherin der montegrinischen Prinzessinnen, am Hofe von Mecklenburg-Strelitz. Vom ungarischen Fürsten Bathyany nach Wien berufen, wurde sie dort ein gefeiertes Mitglied der Gesellschaft. Frauenfrage und Lebensreform bewogen sie, dem glänzenden Gesellschaftsleben zu entsagen und mit vier andern Idealisten, darunter Oedenkoven, Sohn des Großindustriellen und Schiffsreeders in Antwerpen, die bekannte Kolonie „Monte Verità“ in Ascona zu gründen.

Es entstand auf dem Berge der Wahrheit eine Erholungsstätte, ein internationaler Sammelpunkt von Schriftstellern, Künstlern, Reformern. Hermann Hesse, v. d. Schulenburg, Joh. Nohl, v. Wrangel, selbst der „unsterbliche“ Gabriele d’Annunzio etc., sodann bildende Künstler, wie Hermann [Max!] Kruse, Maler Fidus, Bildhauer Langer, Maler Erich [Ernst!] Gräser, Ida Pfaffenbach etc. hielten sich längere Zeit dort auf. Aber auch andere Berühmtheiten, wie Kurt Eisner, Erich Mühsam etc. trafen sich dort.

Sie selbst führte Konzertreisen in die Schweiz und andern Ländern aus und war schriftstellerisch, vornehmlich über Frauenfragen, sehr tätig, schrieb Bücher und für Zeitungen. Daneben war sie ein Sprachgenie, da sie sieben Sprachen fließend beherrschte. Ein Leiden bewog sie, den Süden Spaniens aufzusuchen und später nach Joinville in Brasilien zu ziehen, wo sie sich auch wieder an einer Siedlungsgründung, ähnlich Monte Verità, der „Monte Sol“ beteiligte. Sie kam dann nach Curiyba, wo sie auch am Radio wirkte; nach São Bento, und von ihrem Leiden ins Bett gezwungen, zu ihrer Schwester, Frau Pastor Brepohl nach Lapa (Parana). In São Paulo, wo sie ein Spezialist für ihr Leiden behandelte, wurde die ruhelose Erdenpilgerin von ihren langen Leiden erlöst. – Friede sei mit ihr!


Henri Oedenkoven und Ida Hofmann in der Casa Anatta um 1903

Ein musikalischer Abend bei Ida Hofmann

Nella sala vi sarà una dozzina di persone fra signori e dame. Noto una bellissima bruna pettinata all'ultima moda e vestita con signorile eleganza. È una delle amiche venuta dalla vicina Ascona dove vive con lo sposo in un vegetarianismo meno rigido, con una dieta meno severa. ...

La signora "edenkowen-hofmann" (il biglietto da visita esclude le maiuscole) si mette al piano. Immediatamente si rivela una musicista di primissimo ordine e una insuperabile interprete del pensiero melodico. Non so, fra le note balzanti in una vibrazione di gioia, quale fervida evocazione passi di nobile energie, di alte gesta, di floride conquiste vinte al sole. È la musica o il peplo che le avvolge i fianchi o i capelli d'oro che le piovon su le spalle? Anch'io, anch'io "dell'antica Grecia - sogno la vita forte... il lauro d'Alcibiade..." (E più piano aggiungo fra me e me: "e il sorriso di Aspasia"). Dalla finestra distinguo giù in fondo, in riva al lago, piccoli lumi che si accendono. È Brissago. Ad uno di quei lumi l'illustre ospite Leoncavallo crea forse la nuova opera trionfale.

Ora è il maestro Lutzow che suona il violino: - "Nonnina" di Langnau - un canto delicato e sentimentale; pare una "ninna-nanna" sussurrata con il ritmo di una antica canzone di giovinezza al piccolo nipotino roseo che sogna gli angeli nella sua cuna. Alla bella signora bruna vedo passare negli occhi baleni ed ombre: la gracile fanciulla bionda è sdraiata in poltrona.  Gioca con la borsetta di raso, gli occhi immersi nel sogno. Ripensa forse le Orcadi, le bianche sorelle della montagna? ...

Impetuosa, violenta, imperversa in una tempesta di note la musica di Riccardo Wagner. Le Walchirie cavalcano pei cieli torbidi, nelle nubi minacciose... Tanta è la forza delle dita del Maestro Lutzow, ch'io temo il piano si fenda di colpo come un cuore spaccato...

Finiti gli applausi, mille grida si alzano: "È tardi. Zu spät. C'est bien tard". Infatti sono le nove e un quarto. Si recano delle lanterne. Il cielo si è di nuovo fatto scuro. Le coppie delle colonie vicine scendono giù pel sentiero che conduce ad Ascona. Incombe attorno un grande silenzio. Il Dio Pan dorme. La bella fanciulla bionda prende una lanterna e m'accompagna. È flessuosa e forte nel suo abito greco, con i capelli lunghi e liberi, il collo e le braccia candide.

Non mi meraviglierei si levasse nel silenzio l'acuta siringa del Dio Pan. E attendo che una bianca Amadriade apra il tronco d'un grande castagno e mi getti una fiorita parole d'amore. Oh eccola luminosa e bianca... È lei, è la dolce Amadriade... Ahimè! il riflettore elettrico della torpediniera di dogana presso Brissago che ha fasciato un istante di luce la femminea ombra della mia guida. Le Amadriadi non tornano più. La bella figlia della natura m'ha posto sul tavolino un moccolo di candela: si inchina e scompare subito nell'oscurità. Vo a letto. È duro come il cuore di una bella infedele. Non ho sonno.

(Angelo Nessi: Nel recinto della Verità. Dal 'Corriere della Sera', 1903)


Briefe vom Berg

1902-1908

Ida Hofmann an "fritz brupbacher, herausgeber der 'jungen schweiz', Zürich":

Der Züricher Armenarzt und (damalige) Sozialdemokrat Dr. Fritz Brupbacher (1874-1945) wurde besonders durch seinen Kampf für Geburtenkontrolle bekannt. Schon als Student war er für die Frauenbewegung eingetreten; 1901 hatte er die russische Revolutionärin Lydia Petrowna geheiratet. Er war den Anarchisten des Monte Verità eng verbunden. 1907 verbrachte er einen Urlaub mit Lydia Petrowna im Sanatorium von Oedenkoven.

Askona, monte verità schweiz 31 VIII, 02

Ire Zeitsrift gefält mir - häten si in derselben ferwendung für freie silderungen aus montenegro, (frei im fortsritlichen, freiheitlichen sine auf politisem, religiösem und sozialen gebit)? dan bite ich um umgeende benachrichtigung, worauf ich inen - das manuskript  (nicht, wi dises in reform-ortografi) einsenden würde. mit freundl. gruss

                                                                                             ida hofmann-oedenkoven.

wird ire Zeitsrift auch ausserhalb der schweiz gelesen?


Ida Hofmann an Adolf Arthur Grohmann in Zürich:

Der Abenteurer und Sozialpädagoge Adolf Grohmann (1856-1908) hatte in Zusammenarbeit mit Auguste Forel, dem Direktor des Zürcher Burghölzli, eine private Klinik nach lebensreformerischen Grundsätzen gegründet. Er war befreundet mit den Brüdern Gräser und verfasste 1903 die erste Monographie über den Monte Verità, die 1904 erschien: ‚Die Vegetarier-Ansiedelung in Ascona und die sogenannten Naturmenschen im Tessin’. Auf seinen Besuch hin schrieb ihm Ida einen Brief, aus dem Grohmann in seiner Schrift auszugsweise zitiert (S.32):

monte verità 12. 11. 1903.

liber groman! Ir beginen ist wirklich lib etc. - - - und:  ir forhaben freut uns und – dint uns. wir danken im foraus. herzlichst ida hofman-oedenkoven –  (henri komt wol sontag über zürich, werde in feranlassen, si wen möglich zu besuchen.)

Über Oedenkovens Motive zur Gründung einer Naturheilanstalt schreibt sie (S.5):

in henri’s kopf entsprang als resultat erfarungsreicher leidensjare der krankheit u. moralischer unbefridigtheit im kreise seiner umgebung, dan als resultat imer steigender gesundheit u. lebensfreude, der wunsch, ein unternemen in’s leben zu rufen, das unter den besteenden erwerbsgatungen eine der rechtlichsten, idealsten darstele u. zugleich mer gesundheit, schafensfreude u. mer libe unter di menschen brächte. seine filfachen erfarungen in den naturheilanstalten kuhne, just, rikli, etc. liferten di sichere grundlage zu einer, auf regenerazion in körperlicher u. sitlicher hinsicht zilenden einrichtung. wo das eine gesundet, muss das andere gesunden – körper u. geist sind eins.

Weiter bittet sie Grohmann (S.15):

… die bedeutung des fon uns gewälten namens der anstalt [Monte Verità - Berg der Wahrheit] dahin zu erklären, dass wir keines wegs behaupten die „warheit“ gefunden zu haben, monopolisiren zu wolen, sondern dass wir entgegen dem oft lügnerischen gebaren der geschäftswelt, u. dem her konvenzioneler forurteile der geselschaft, danach streben, in wort und tat „war“ zu sein, der lüge zur fernichtung, der warheit zum sige zu ferhelfen.


Ida Hofmann-Oedenkoven an Karl Wilhelm Diefenbach in Capri:

Der Maler und Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851-1913) war der Lehrmeister Gusto Gräsers gewesen. In seiner Kommune "Himmelhof" bei Wien hatte er in den Jahren 1897/98 bereits praktiziert, was sein Schüler dann auf Monte Verità auf eigene Art weiterzuführen gedachte. Ida Hofmann hatte im Frühsommer 1908 mit Henri Oedenkoven zusammen Diefenbach auf Capri besucht und sendet ihm jetzt ihre 1906 erschienene Broschüre über den Monte Verità. Aus ihr kann Diefenbach einiges über das Tun und Treiben seines einstigen Jüngers erfahren - allerdings in der nicht eben gräserfreundlichen Perspektive der Ida Hofmann. In ihrem Schreiben anerkennt sie jedoch die Vorgängerschaft des Kulturreformers Diefenbach für die Siedlung in Ascona.

Macugnaga 4. 8. / 08

Lieber Freund!

Erst heute kam ich zu der längst beabsichtigten Sendung meines "Monte Verità" mit der Bitte, es als ganz persönliche lecture zu betrachten. Wir denken oft an die schönen Stunden in Ihrer Gesellschaft, vor Ihren Werken und hoffen auf baldiges Wiedersehen. Auf dem Monte Verità schaffen wir unentwegt an der Ebnung von Ihnen schon betretener Pfade. Mit herzl. Grüßen auch an Ihre Damen                                                                       Ida Hofmann-Oedenkoven

 


Ida Hofmann-Oedenkoven an Diefenbach in Capri:

Sie führt ihm eine ihrer Freundinnen zu und wünscht weiterhin gute Verbindung.

17. 12.1908

Lieber Freund!

Es ist mir besonders lieb, Ihnen den Besuch einer mehrjährigen Freundin u. begeisterten Kunstjüngerin zuführen zu können. Sie hat vielseitigste Interessen, welche die unsrigen u. die Ihrigen berühren. Ich freue mich, auf diese Weise wieder einmal etwas von Ihnen zu hören, von Ihrem Schaffen, Ihren Ansichten, Ihrem Ergehen u. grüsse Sie mit Henri in herzlichem Gedenken der in Ihrem Familienkreise verbrachten Stunden.

Meine besten Grüsse auch Frau Diefenbach u. Ihrer Schwägerin von

                                                                                  Ihrer       Ida Hofmann-Oedenkoven

[Gedruckt:]  Madame Ida Hofmann-Oedenkoven

                                  Monte Verità

                           près d'Ascona, Suisse. 


Henri Oedenkoven an Hugo Höppener-Fidus in Woltersdorf bei Berlin:

Der Maler Fidus (!868-1948), wie Gräser ein Schüler von Diefenbach, hatte im Sommer 1907 den Monte Verità besucht in der Absicht, dort sein Atelier zu errichten und seine Tempelpläne zu verwirklichen. Er war jedoch von Oedenkoven wegen seiner „geistigen Gefangenschaft“, nämlich in der Theosophie, abgewiesen worden. Anderthalb Jahre später, am 29. 12. 1908, schreibt ihm Oedenkoven, nun halb und halb seine Entscheidung bedauernd und zurücknehmend:

Mein lieber Herr Fidus

Außerordentlich erfreut mich ihre erinnerung.

Ich wollte ihnen kurz nach ihrem scheiden von hier schreiben, aber ich fühlte das nutzlose davon, die unmöglichkeit für mich einzugreifen; und ich musste es lassen. Ich muß es heute auch noch lassen, weil ich ihre lage nicht mehr kenne, nicht weiß wie sie sich verändert hat. Im sommer komme ich wohl nach Bayreuth und nach Deutschland und hoffe sie zu treffen. Damals peinigte mich ihre geistige gefangenschaft, überhaupt ihre gänzliche gefangenschaft, fürchterlich.

Eines möchte ich mir erklären: was ist es an ihrer kunst, was mich an einem teil ihrer werke so unwiderstehlich anzieht, und von anderen ebenso unüberwindlich abstößt? Wie ist es möglich, dass ein geist so widersprechendes hervorbringt? Und ich denke an erwähnte gefangenschaft; ob ihr eigenes nur unter fremdem einfluß einmal gut, einmal schlecht sich äußert? […]

Sehr gerne hätten wir hier das atelier bauen sehen; da es aber nicht sein konnte, freuen wir uns sehr, dass sie es doch erreichten. Wenn sie sich aber doch trennen können, zeitweilig, wird es meine frau und mich selbst freuen, sie hier zu haben.
 
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Literatur zu Ida Hofmann 1864 - 1926 (Auswahl)


Agarath

Ida Hofmann e Henri Oedenkoven: do Avante-Garde Anarquista aos Circulos Ocultistas. Im Internet. Google: Theodor Reuß. = www.otobr.com/textos_pag.asp?txt=345717195



Anonymus

Ida Hofmann gestorben. In: Die Südschweiz, Nr. 73, v. 15. 9. 1926.



Anonymus

... In Siebenbürgen geboren, wo ihr Vater als Sänger und Komponist ungarischer Nationallieder bekannt war  ... nach Joinville in Brasilien ... Monte Sol ...



Druvins, Ute 

Alternative Projekte um 1900. Utopie und Realität auf dem "Monte Verità" und in der "Neuen Gemeinschaft". In: Hiltrud Gnüg (Hg.), Literarische Utopie-Entwürfe. Frankfurt/M.: Suhrkamp Taschenbuch, 1982. S.236-249.



Druvins, Ute 

S. 241:  Ida Hofmann hat auch in anderen Fragen die jeweils radikalen Positionen der damals noch vergleichsweise zahmen Frauenbewegung verfochten. Sie hat Streitschriften verfaßt, in denen sie die Frauen zu Berufstätigkeit und zur freien Liebe aufrief, und als erste der "Monte Verità"-Bewohnerinnen die freie Ehe praktiziert.



Flach, Jacob

Ascona, gestern und heute. Zürich/Stuttgart 1960.



Folini, Mara

Il Monte Verità di Ascona. Guide di monumenti svizzeri SSAS. Berna 1998.



Folini, Mara

S.42: Ida Hofmann (1864-1926): originaria di Cittine, nel Montenegro, di famiglia benestante, maestra di pianoforte, coltivò l'amore per la musica di Richard Wagner. ... trasferitasi in Brasile, di lei non si ebbero più notizie.



Fraccaroli, Marina

The History of Monte Verità.

In:http://www.csf-mv.ethz.ch/Official/MonteVerità/History.htm/file://C:\WINDOWS\DESKTOP\My Briefcase\HistoryMonte Verità.htm09/09/98.



Freimark, Hans

Von Suchern und Strebern. In: Arena, Berlin, Jg. 1909/10, Heft 2, S. 185-192.



Freimark, Hans

S.188  Langandauerndes Leiden ihres Vaters hatte sie als Begleiterin des Kranken in die Heilanstalt [in Veldes] geführt, wo auch Oedenkoven weilte.



Gnüg, Hiltrud

Erotisch-emanzipatorische Entwürfe. Schriftstellerinnen um die Jahr-hundertwende. In: Hiltrud Gnüg/Renate Möhrmann (Hg.), Frauen Literatur Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Stuttgart: Metzler, 1985.



Gnüg, Hiltrud

S. 265:  Während Ida Hofmann in ihren Schriften ... außer der freien Liebe jedoch auch Chancengleichheit der Bildung, Berufstätigkeit der Frau fordert ... , ein politisches Konzept sozialen Zusammenlebens entwickelt, bleibt Franziska von Reventlows Emanzipationsentwurf in mancher Hinsicht traditionellen Denkmustern verhaftet.



Goodrick-Clarke, Nicholas

Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus. Graz 1997.

S. 31  Karl Rohm, der die englischen Theosophen in London besucht hatte, gründete nach der Jahrhundertwende im württembergischen Lorch ein Unternehmen. Seine Publikationen waren Neudrucke von Böhme, Hamann, Jung-Stilling und Alfred Martin Oppel (A.M.O.), Übersetzungen von Sir Edward Bulwer-Lyttons Romanen und Arbeiten zeitgenössischer Okkultisten.



Grävenitz, Antje von

Hütten und Tempel: zur Mission der Selbstbesinnung. In: Harald Szeemann (Hg.), Monte Verità.



Grävenitz, Antje von

S. 90   Ida Hofmann scheint in jedem Fall (von Steiner) beeindruckt gewesen sein, denn sie meinte in ihrem Brief vom 13. 1. 1913 aus San Remo an Fidus: "Erwartet euch von Dr. Steiner keinen Gott, sondern einen bedeutenden Lehrer..." Ob sie sich zur Anthroposophie bekannte, ist nicht überliefert. Sicher war sie eine überzeugte Theosophin, was angeblich der Grund für die spätere Entfremdung zwischen ihr und Henri Oedenkoven gewwesen sein soll. ... An die Wiedergeburt glaubte Ida Hofmann, die im genannten Brief an Fidus schrieb: Der Gedanke an die Wiedergeburt tröste sie im Hinblick auf einen jungen Künstler, der noch keine Chance hatte, sich zu entwickeln. Möglicherweise bedeutete ihr die Wiedergeburt auch einen Trost beim Anblick unheilbar Kranker, bei denen selbst die Therapie von Licht, Luft, Wasser und vegetabilischer Diät nichts mehr half. Diese Vermutung liegt nahe, wenn man liest, daß Ida fest an "Mother Eddy" (Mary Baker Eddy) und deren Therapie (Christian Science) glaubte. Diese fußte auf der Überzeugung, daß Krankheit auf einem "Irrtum der Seele" beruhe, was heute auch in der Psychosomatik vertreten wird.

Anm.: Hofmann, Monte Verità, S. 40. - : Ich betrachte sie (die Christian Science und ähnliche Strömungen) als Erben des Ueberrestes dogmatisch-christlicher Religion, welche heute aufgeklärten Anschauungenzu weichen genötigt ist. ... Wir (sehen) heute unsern Selbstwillen und unser Gewissen oder unser "göttliches Ich" an Stelle des Dogma's gesetzt.



Green, Martin

Mountain of Truth. The Counterculture begins. Ascona, 1900-1920. Hanover and London: University Press of England, 1986.



Green, Martin

S.120  Ida Hofmann, from Montenegro ... 123 She attacked legal and church marriage, which she called a chain of intolerable lies, and all ordinary schools because she wanted children to be brought up in close sympathy with nature. She gave a long summary of a book about Burma, contrasting the freedom of Burmese women with the restraint imposed by Hinduism, as by Christianity and Judaism. Her conclusion was obvious: The great traditional religions were all patriarchal. She attacked the double standard that separated men from women, and urged the advantages of vegetarianism and nature cure for both sexes.



Green, Martin

S.128f.  In 1905 ... Ida Hofmann published a pamphlet called Vegetarismus! Vegetabilismus! Vegetabilismus means eating vegetables and not meat, and is a saving slogan of the day. By beginning with such a diet one may attain to  Vegetarismus, which means, beyond that, the idea of nature cure, the rejection of vaccination, the wearing of clothes that don't need starching or ironing, and the sharing of housework by men and women. It means new jobs for women, marriage free from church or legal forms, friendship with animals, and an end to wars and armies. ... This feminism was the gospel of Ascona as much as the preaching of Karl Gräser or Mühsam.



Grohmann, Adolf

Die Vegetarier-Ansiedelung in Ascona und die sogenannten Natur-menschen im Tessin. Halle a. S.: Carl Marhold, 1904. - Nachdruck: Edizioni della Rondine, Ascona 1997.



König, Peter-R.

Das OTO-Phänomen. 100 Jahre Magische Geheimbünde und ihre Protagonisten von 1895-1994. München: Arbeitsgemeinschaft für Weltanschauungsfragen, 1994.



König, Peter-R.

S. 37: Frau Hoffmann führt im Januar 1916 Reuss auf dem Monte Verità ein, der nun aktiv wird und die OTO-Loge "Verità Mistica" (VM) gründet. Frau Hoffmann schreibt "Beiträge zur Frauenfrage", "L'Importanza della Teosofia vera" und verfasst "Blätter zur Verbreitung vegetarischer Lebensweise". ...



König, Peter-R.

S. 38: Laban de Laban schreibt als "Grossrat und Senat der Alten Freimaurer vom Schottischen und Memfis und Misraim Ritus" am 14. November 1917 an seine Mutter: "Die Loge in Monte ist geschlossen, die dortigen ungeeigneten Mitglieder Henri, Ida etc. sind ausgeschlossen worden". ... eine von Reuss am 10. 11. 1918 ausgestellte Charta für die Damen Ida Hoffmann, Clara Linke "et socii" für die Schweiz "in generale" (Veritas Mystica Maxima). Beide haben, wie die Charta ausweist, den 33°, 97° und X° OTO inne. ...

S.39: Am 27. 4. 1919 wird "Unter Leitung des Hochehrwürdigen General-Grossmeisters ad Vitam, Br.:Theodor Reuss, 33, 90, 97, X° und unter Mithilfe von Schw.:Ida Hoffmann, 33, 90, 95, IX° Br.: H.R.Hilfiker ... in die Grade IV/15, V/18 und VI/30 eingeführt."



Landmann, Robert

Monte Verità. Geschichte eines Berges. Dritte Auflage, Ascona 1934.



Möller, Helmut/

Howe, Ellic

Merlin Peregrinus. Vom Untergrund des Abendlandes. Würzburg: Königshausen und Neumann, 1986.



Möller, Helmut/

Howe, Ellic

S. 213: Wie weit Ida Hofmann ... in die Unternehmungen des O.T.O. verstrickt war, läßt sich nur schwer abschätzen. ... Sicher ist nur, daß sie die deutsche Fassung der Einladung zum August-Kongreß unterzeichnete, während die englische von der vorhin erwähnten Isabella Adderley unterschrieben wurde. Isabella Adderley ist aber niemand anders als Frau Isabella Oedenkoven, die Oedenkovens frühere Favoritin ausgestochen und auf einer gutbürgerlichen Eheschließung bestanden hatte; bei Reuß war sie im Mai 1917 schon zum VII°avanciert.



Mühsam, Erich

Ascona. Eine Broschüre. Locarno 1905. - Nachdruck im Verlag Klaus Guhl, Berlin 1976.



Reuter, Gabriele

Benedikta. Roman. Wien 1922.



Reuter, Gabriele

105 Vielleicht war es einfache menschliche Neugier, die in dem ereignislosen Hingleiten der Tage ein Paar aus der Nachbarschaft in das Castello delli venti führte und dort vor einem der mit Gewalt niederstürzenden Gebirgsregen Schutz suchen ließ. Sie wurden von Ludwig Borwik mit Freundlichkeit begrüßt und Benedikta als Amyntor und Amynta Schmidt vorgestellt. Die Frau mochte einst hübsch gewesen sein, nun hatten ihre Wangen, durch Sonnenbrand und  Luft gegerbt, eine hagere braune Härte angenommen, aus der die Augen aufgeregt mit hellem Blau hervorblitzten, während ein dunkles zottiges Gelock ihre Stirne dicht umschattete. Ihr Gatte, eine zarte Gestalt mit geteiltem dünnem Heilandsbart, zog ein Buch aus seiner Kutte, das er Borwik empfahl, und begann sich mit ihm in ein Gespräch über asiatische Weisheit zu verlieren. Frau Amynta erzählte Benedikta mit halblauter Stimme, dass sie und ihr Mann in einem durchaus brüderlichen und schwesterlichen Verhältnis miteinander lebten. Denn Vergeistigung mit dem Ziel einer endlichen Vergöttlichung der Persönlichkeit lasse sich nur durch strenge Keuschheit erreichen. Dringend empfahl Frau Amynta der neuen Freundin, sich in allen Fragen des Gewissens an sie zu wenden. Als Grundbeginn eines würdigen menschlichen Lebens solle sie sich vor allem hüten, niemals gekochte Speisen zu genießen, sollte sich mit Nüssen und Äpfeln begnügen, da diese Art, sich zu nähren, die Leidenschaften einschläfere und endlich töte. Ein himmlischer Friede schwebte dann über Tagen und Nächten, und man fühle es förmlich, wie sich nach und nach der Geist vom Körperlichen befreie und in höhere Welten  entfliehe. Bena war erschrocken, ja angewidert von der Ungeniertheit, mit der die Frau in wallendem Nesselgewande über die Mysterien ihrer Ehe zu einer völlig Fremden sprach. Und ach – wie straften die erregten Augen, die vor Nervosität zuckenden Züge ihre Worte Lügen.

 



Rezzonico, Giò

(Hg.)

Antologia di Cronaca del Monte Verità. Locarno: I quaderni dell' Eco di Locarno, 1992.



Rezzonico, Giò

92  Pensavo così, quando mi venne incontro garbatissima nel suo saccone color avana che arrivava ai ginocchi, con una scollatura larga che metteva a nudo certe desolazioni, coi lunghi capelli gialli sparsi sulle spalle, la direttrice della compagnia. (Angelo Nessi?)



Schiff, Julia

"Extremes Denken und Fanatismus". Ida Hofmann - eine aus Siebenbürgen kommende Vorkämpferin für ein alternatives Lebensmodell. In: Südostdeutsche Vierteljahrsblätter, 47. Jg., Folge 4, München 1998, S.339-343.



Szeemann, Harald (Hg.)

Monte Verità. Berg der Wahrheit. Lokale Anthropologie als Beitrag zur Wiederentdeckung einer neuzeitlichen sakralen Topographie. Milano: Electa Editrice, 1978.



Szeemann, Harald (Hg.)

S. 60: Zweifellos hat gerade Ida kühne und neue Gedankengänge in Fragen der Frauenemanzipation niedergeschrieben, denen man die Nähe des Erlebnisses anmerkt. Und das war damals sehr viel innerhalb einer Frauenbewegung, der die Befreiung der weiblichen Arbeitskraft mehr galt als die Befreiung der weiblichen Sinnlichkeit. (Janos Frecot)



Vacchini, Giorgio (Hg.)

Verdetti popolari e documenti. Ascona: Comune di Ascona, 1995



Vacchini, Giorgio (Hg.)

Nr. 1520ff: LILLY, durante una visita al MV, ha conosciuto KARL von SCHMIDTS, parentela adottata e cambiata in seguito nella precedente: FRIEDRICK WILHELM BREPOHL. Dal matromonio son nati 5 figli. Negli anni 20, IDA dal Brasile aveva chiamato i BREPOHL perchè intendeva rinnovellare l'esperienza Monteveritana. ... Però il vasto terreno a Sta. CATTERINA e le 7 casette costruite da IDA non avevan funzionato perchè il  sedime era troppo discosto ed infetto dalla micidiale malaria. ...

IDA, malaticcia, dopo esser stata derubata dall'ultima copia d'infermieri, aveva raggiunto la sorella LILLY a Lapa/Brasile, quando MARIA KÖTTER era quindicenne. In casa BREPOHL-Hofmann, IDA HOFMANN era intenzionata di tramandare, registrandoli a MARIA HOETTER i suoi ricordi, per un libro, ma dopo un mese di coma, è spirata a San PAOLO/Brasile, l'anno 1926.

Nr. 1513ff: MARIA KÖTTER ... m'ha scritto dal Brasile ... Curitiba/Brasile: 25. 1. 1993. MARIA KOTTER ha 84 anni. È figlia di LILLY HOFMANN ... RAFFAELE HOFMANN con la moglie KAUFMANN han generato: IDA, JENNY, LILLY e JUSTUS. Il padro era capo o amministratore di miniera nell'impero Austro-Ungarico, la madre una conosciuta femminista. IDA pianista, JENNY cantante, LILLY pittrice e JUSTUS con 5 figli, fin al 1945, direttore generale c/o KRUPP di Essen.

Nr. 1501 Le donne adoravano il "signor ENRICO [OEDENKOVEN]" e lui cambiava sovente il letto, dormendo con le direttrici. L'amante officiale era IDA HOFMANN, ma lui abitava Casa Anatta e conviveva con la bellissima e biondissima ISABELLA [ADDERLEY], direttrice del Semiramis. È da lei che "il sig. ENRICO" ha avuto VERUS.



Wolfensberger,

Giorgio (Hg.)

Suzanne Perrottet. Ein bewegtes Leben. Weinheim, Berlin: Quadriga, 1995.



Wolfensberger,

Giorgio (Hg.)

S.131: Laban ... war aktiver Freimaurer und hatte ein Büro, das nannte sich "Johannisloge der alten Freimaurer vom Schottischen und Memphis und Misraim Ritus im Tale von Zürich". In dieser Loge waren auch Leute vom Monte Verità dabei, der Oedenkoven, die Ida Hofmann, Oskar Bientz und andere.



Schriften von Ida Hofmann - Oedenkoven

 

Wie gelangen wir Frauen zu harmonischen und gesunden Daseinsbedingungen? Ascona:  Selbstverlag, 1902.


Vegetarismus! Vegetabilismus! Blätter zur Verbreitung vegetarischer Lebensweise. Monte Verità, Ascona, 1905.


Monte Verità. Wahrheit ohne Dichtung. Lorch 1906.


Beiträge zur Frauenfrage. Winnenden 1915.


L'Importanza della Teosofia vera.

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