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Adolf Arthur Grohmann

Ingenieur, Therapeut, Schriftsteller

Begründer der Arbeitstherapie in der Psychiatrie

(1856-1908)

Im Jahre 1904 erscheint in Halle an der Saale eine Broschüre mit dem Titel: 'Die Vegetarier-Ansiedlung in Ascona und die sogenanten Naturmenschen im Tessin. Referate und Skizzen von A. Grohmann, Zürich.' Es ist die erste selbständige Veröffentlichung über den Monte Verità überhaupt, die erste und einzige zugleich von einem wissenschaftlich gebildeten Außenstehenden, einem Beobachter, nicht Beteiligten, und damit die wichtigste Quelle für die Frühgeschichte dieser Siedlung. Während aber die in den folgenden Jahren erschienenen Broschüren von Erich Mühsam und von Ida Hofmann-Oedenkoven von den Chronisten des Monte Verità gründlich studiert und ausgewertet wurden, ist die Schrift von Grohmann unbekannt geblieben und erst im Ausstellungs-Katalog von Harald Szeemann (1978) - mit Maßen - zur Kenntnis genommen worden.

Wer ist nun dieser Adolf Grohmann? Er war ein eigenwilliger Kopf und weitgereister Abenteurer, als Ingenieur ein Außenseiter auf dem Felde der Medizin. Einen "originellen Kauz", gar einen "ausgesprochenen Psychopathen" nennt ihn der Psychiater Robert Binswanger, aber nicht aus ärztlicher Erkenntnis sondern aus fachlicher Gegnerschaft. Denn hier ist ein Neuerer, ein psychiatrischer Laie gar, in seine fachliche Domäne eingebrochen als Vorkämpfer einer Therapie und einer Geistesrichtung, die er verabscheut. Grohmann war ein Anhänger der Naturheilbewegung, ein autodidaktischer Naturheiler mit eigenen, damals revolutionären Ideen. Die Nervenkranken sollten nicht wie Gefangene in Zellen eingesperrt und zur Untätigkeit verurteilt sein, sondern durch sinnvolle Arbeit in Gärten und Werkstätten, unterstützt durch Hypnose und andere Psychotechniken, zur Gesundheit zurückgeführt werden. Heute gilt Grohmann als Begründer der Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Damals freilich wetterte Binswanger: "Der Laie Grohmann. Er ist abstinent und Anhänger des Hypnotismus. ... Durch Grohmann ist nun auch der psychiatrischen Naturheilmethode Tür und Tor geöffnet. Es geht klar aus seinen Schriften hervor, daß er seine Patienten nicht nur beschäftigen will, nein, er will sie reformieren, sie vereinfachen, bedürfnislos machen etc. Alles in der Theorie sehr schön, aber in der Praxis eine leere Utopie eines Laien. ... Die ganze Forel'sche Richtung repraesentiert ein Naturheilverfahren. Sie braucht keine wissenschaftliche Basis und kann auch von Laien betrieben werden. Merkwürdig, daß ihr Träger [August Forel] und seine Adepten wie Bleuler, v. Speyer, Kräpelin, von Bunge etc. von Haus aus doch ernste wissenschaftliche Männer sind." (In Forel: Briefe, 1968, S.524)

Es geht also um einen wissenschaftlichen Richtungsstreit innerhalb der damaligen Psychiatrie. August Forel, Professor in Zürich, renommierter Insektenforscher und Gehirnanatom, zugleich Direktor der fortschrittlichen Irrenanstalt Burghhölzli daselbst, hatte die Behandlung der Geisteskranken durch Hypnose eingeführt und war damit bahnbrechend geworden u.a. auch für Sigmund Freud. Zugleich aber hatte er ein anderes Verhältnis zu den ihm anvertrauten Patienten. Er sah die sozialen Ursachen ihrer Erkrankungen und fand sie in Ausbeutung, Alkoholismus, sexueller Unterdrückung, Benachteiligung von Frauen, nationaler und religiöser Verdummung. Forel wurde zum kämpferischen Aufklärer und Sozialreformer, Leitfigur der Abstinenz-bewegung und der Frauenemanzipation, Sexualreformer, Schulreformer, Pazifist, Sozialist, Befürwörter eines künftigen Völkerbunds, der "Vereinigten Staaten der Erde". Er hatte keine Scheu, Ärztinnen (die ersten damals) und fähige Laien zur Mitarbeit heranzuziehen. So übergab er einem Schuhmacher die Leitung einer Heilanstalt für Alkoholiker, und so förderte er die arbeitstherapeutische Anstalt des Ingenieurs Adolf Grohmann.

"Ein wirkliches psychologisches Verständnis für Nervenkranke bekundete sich in einer seit kurzem in Zürich bestehenden Unternehmung. Einige Zeit nach der Behandlung und Heilung einer hysterischen Kranken durch Landarbeit im Jahre 1891 hatte ich, ungefähr im Jahre 1893 [richtig: 1892], den Besuch eines Ingenieurs Grohmann gehabt, der, nachdem er früher an nervösen Störungen gelitten hatte und durch Beschäftigung geheilt worden war, selbst auf die Idee gekommen war, in Zürich eine eigene Beschäftigungsanstalt für Nervenkranke ins Leben zu rufen. Ich hatte ihn sehr dazu ermutigt, denn der Mann war reich an guten Ideen. Möbius und ich publizierten 1896 über die damals neue 'Arbeitstherapie'. Die Grohmannsche Anstalt ist später infolge Erkrankung des Besitzers eingegangen; seine Grundsätze setzten sich aber mehr und mehr durch. Heute könnte man sich keine psychiatrische Anstalt ohne Arbeitstherapie denken, die den Anblick, das Leben in den Anstalten und den Prozentsatz der Heilungen erheblich gebessert und teilweise gewandelt hat."

So August Forel in seinen Erinnerungen 'Rückblick auf mein Leben' (S.190). Mit Grohmann war also ein Stück Volks- und Naturheilkunde in die Psychiatrie eingezogen. Arbeit im Freien, Gartenarbeit und Handwerken wurden als heilsam erkannt und nach und nach anerkannt. Forel selbst war Naturfreund und Naturbeobachter, wie Grohmann ein Anhänger des einfachen Lebens, fuhr z.B. grundsätzlich dritter Klasse. C.G. Jung, einer seiner Nachfolger in der Direktion des Burghölzli, nannte ihn einen "härenen Heuschrecken-Johannes" (Brief vom 11.2.1910 in Briefwechsel Freud/Jung, S.325). Der Dichter Gerhart Hauptmann, der 1888 unter den Einfluß von Forel geraten war, soll durch ihn nicht nur zur Alkoholabstinenz sondern auch zur Abfassung des Dramas 'Die Weber' bewegt worden sein. In Forels Umkreis in Zürich hatte Hauptmann auch den Naturapostel Johannes Guttzeit kennen gelernt. Der war wenige Jahre zuvor Hausgenosse und Mitarbeiter des Malers Diefenbach in Höllriegelskreuth gewesen, gehörte also zu dessen "Schule". Diefenbach wurde später aber auch der Lehrer von Gusto Gräser.

Forel muß also im Hause Diefenbach als ein Vorkämpfer lebensreformerischer Ideen wohlbekannt gewesen sein. Es verwundert daher nicht, daß Gräser, nachdem ihm sein einstiger Meister in Triest die Tür gewiesen hatte, seine Schritte nach Zürich lenkte. Dort, so konnte er hoffen, würde er einen neuen Meister oder zumindest einen väterlichen Freund und Förderer finden. Daß Forel inzwischen, im Jahre 98, in seine waadtländische Heimat verzogen war, konnte er nicht wissen. Wenn er aber auch den Meister selbst (vermutlich) nicht mehr antraf, so hatte doch die von ihm angestoßene Bewegung in Zürich und speziell im Umkreis des Burghölzli nach wie vor ihre Hauptbastion. Und Adolf Grohmann, sein einstiger Mitarbeiter, ein Abenteurer und origineller Kopf, war mehr als jeder andere darauf vorbereitet, den Barfußwanderer Gräser mit offenen Armen zu empfangen.

Wie die Begegnung zustande kam, ist im einzelnen nicht bekannt. Jedenfalls hat Grohmann den "Gusti", wie er ihn dann nennen sollte, schon Ende 1899 oder Anfang 1900 in Zürich kennengelernt. Von da an hat er dem Unbehausten immer wieder ein Obdach geboten und hat so die Entstehung der Siedlung Monte Verità von Anfang an, wenn auch im Abstand, beobachten und verfolgen können. Sein erster Besuch dort fällt schon ins Jahr 1901, als das Unternehmen noch im Aufbau begriffen ist (Grohmann 7), ein zweiter ins Frühjahr 1902, in eine Zeit, da "Gusti" noch in Siebenbürgen gefangen saß aber seine Rückkehr schon erwartet wurde (ebd. 38). Er hatte es also zunächst mit Bruder Karl und dessen Frau Jenny zu tun, die damals eine Bootsfahrt nach Sizilien planten. Er hat Muße genug, sowohl die Ansiedler wie die zahlreichen Besucher oder kurzfristig Verweilenden zu beobachten und sich Notizen zu machen. Im Sommer 1903 kommt er wieder, während Ida und Henri sich in Paris aufhalten (ebd. 13), und trifft jetzt auch den wiedergekehrten Gusto an. Der hat inzwischen in einer Höhle bei Arcegno, die zur Gemeinde Losone gehört, eine eigene Bleibe und ein Obdach gefunden. Einen Ort, der so recht seinen Abstand auch von den Siedlungsgenossen und selbst vom eigenen Bruder charakterisiert: "drin im Gebirg ... etwa eine Stunde nordwestlich von Ascona", "in einer vegetationsarmen, rauhen Gegend" (31). Er ist der Aussteiger unter den Aussteigern, der Einsiedler im felsigen Adlerhorst.

Grohmann begleitet ihn in sein "Felsenheim" (30), beobachtet, fragt, notiert, denn er hat die Absicht, über dieses Experiment und über die Gräsers zu schreiben. Im Herbst 1903 führt er zu diesem Zweck noch einen Briefwechsel mit den Bewohnern, um weitere Informationen einzuholen. Der ursprüngliche Titel der kleinen Schrift, der die Blickrichtung des Verfassers deutlicher erkennen läßt, lautete: 'Der Naturmensch'. Er wollte seinen Freund porträtieren. Erst nach und nach scheint ihm aufgegangen zu sein, daß dessen Einmaligkeit und Eigenart vor der Folie der reformbürgerlichen Naturheilanstalt noch deutlicher ins Auge springen werde. Nun also gibt er ein Gesamtpanorama des Unternehmens, in dem aber immer noch die Gebrüder Gräser, und namentlich Gusto, die wesentliche Mitte einnehmen. Der ursprüngliche und bleibende Bezeug auf Gusto kommt auch darin zum Ausdruck, daß er seinem Text ein Zitat des Verehrten als Motto voransetzt und ihn auf den letzten Seiten (S. 57) noch einmal zu Wort kommen läßt. Die Broschüre erscheint nicht in Zürich, wie andere Schriften von Grohmann, sondern 1904 in einem lebensreformerischen Verlag in Halle unter dem Titel: 'Die Vegetarier-Ansiedelung in Ascona und die sogenannten Naturmenschen im Tessin. Referate und Skizzen von A. Grohmann, Zürich'.

Mit seinem Einsatz und seiner Sympathie für die "Naturmenschen" konnte Grohmann sich in der Schweiz schwerlich beliebt machen. Auch die Betreiber des Sanatoriums Monte Verità - Henri Odenkoven und Ida Hofmann - konnten von der Schrift nicht entzückt sein, behandelt Grohmann sie doch mit kritischer Ironie (und gibt damit die Perspektive der ihm befreundeten Gräsers wieder). Es verwundert daher nicht, daß Ida Hofmann in ihrer drei Jahre später verfaßten Chronik des Sanatoriums weder den Besuch von Grohmann noch dessen Schrift erwähnt. Hofmann und Oedenkoven ließen das ungeliebte Dokument unter den Tisch fallen, so daß es Landmann bei der Abfassung seiner Monographie um 1930 nicht zur Verfügung stand. Soviel ich sehe, hat sich Grohmanns frühes Plädoyer für die Gräserbrüder nur in einem einzigen Exemplar in der Züricher Zentralbibliothek erhalten.

Mit diesem Werkchen endet die schmale Reihe der Publikationen von Grohmann. Seine Lebensspur verliert sich. Er erkrankte, wie Forel berichtet, und starb, zweiundfünzigjährig, im Jahre 1908. Nicht auszuschließen ist, daß äußere und innere Schwierigkeiten, die ihm aus seiner Schrift erwachsen sein mögen, den originellen, ideenreichen und mutigen "Kauz" zugrundegerichtet haben.

Erst 1997 wurde die äußerst selten gewordene Broschüre in einem Faksimilie-Nachdruck neu aufgelegt. Sie erschien in den Edizioni della Rondine, Ascona, herausgegeben und mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Hanspeter Manz.

Manz schreibt darin über den Verfasser Adolf Arthur Grohmann:

"Er wurde am 18. 2. 1856 in Wien geboren. Von Haus aus Feldmesser, studierte er (teilweise in Zürich) Ingenieurwissenschaften und lebte zwischen 1877/79 und 1882/88 in Mexiko. In diesen Jahren heiratete er Matilde Haase von Mirador. 1889 kehrte Grohmann mit seiner Familie nach Europa zurück und ließ sich vorerst in Wollishofen und Zollikon, sodann in Zürich nieder. Laut den offiziellen Adreßbüchern sowie den Protokollen seiner 1898 erfolgten Einbürgerung, fungierte er wechselseitig als Rentner, Gemüsegärtner, Feldmesser oder Ingeniuer.

Auch soll Grohmann in Zürich eine private Nervenklinik begründet und auch als deren Direktor gewirkt haben (siehe "Deutsches Literaturlexikon" von Kosch, 3. Auflage). ... Fest steht aufgrund seiner Publikationen eine beinahe obsessive Beschäftigung mit Nervenheilkunde und Psychiatrie.

Nach seiner Einbürgerung wohnte Grohmann zunächst an der Hegibachstraße, dann an der oberen Forchstraße, wobei er an beiden Wohnorten eine Gemüsegärtnerei betrieben hat. Seiner Ehe mit Matilde Hasse entsprossen vier Kinder. ... Laut amtlichen Dokumenten lebte Grohmann in den Jahren 1902/03 in Ascona. Seine Schrift ist also die Frucht einer intensiven Auseinandersetzung mit den frühen Lebensreformern am Monte Verità. Nach längerer Krankheit verstarb er am 28. 11. 1908 und wurde auf dem Zentralfriedhof in Sihlfeld beigesetzt."

Grohmann hat mehrere Schriften über seine Erfahrungen mit Schwachsinnigen und Geisteskranken vorgelegt. Bereits 1898 erschien, offenbar angeregt von Forel, eine erste Doktorarbeit über seine neuartige Therapie. Er selbst legte ein Jahr später einen 'Entwurf zu einer genossenschaftlichen Musteranstalt für Unterbringung und Beschäftigung von Nervenkranken' vor, vermutlich eine idealtypische Darstellung seines eigenen "Beschäftigungs-instituts für Nervenkranke". In dem pädagogischen Entwurf zu einem Landerziehungsheim, das die Gebrüder Gräser um 1906 in Ascona planten, spielt der Gedanke der Bildung durch Arbeit eine bedeutsame Rolle. An diesem Vorhaben dürfte Grohmann beteiligt gewesen sein. Daß es dann nicht zustande kam, könnte mit einen Grund gehabt haben in seiner Erkrankung und seinem frühen Tod. (Vgl. Aufzeichnungen von Karl Gräser im DMA Freudenstein)

In Grohmanns "Beschäftigungsinstitut" an der Hegibachstraße 52 spielte Gartenarbeit offenbar die Hauptrolle. In Züricher Adreßbüchern wird seine Anstalt schlicht als Gärtnerei ausgewiesen; der Verkauf von gärtnerischen Erzeugnissen wird also, neben den Zahlungen für die Patienten, eine wirtschaftliche Grundlage abgegeben haben. Zu den Gartenarbeiten kam dann die Beschäftigung in der Tischlerei, außerdem auch Typographie, Modellieren, Zeichnen und Tapezieren, also die ganze Palette auch heute noch verwendeter Techniken. Muskelbetätigung, Arbeitsdisziplin, Werkfreude und Werkgerechtigkeit sollte die Patienten wieder ins innere Gleichgewicht zurückführen.

Herr Grohmann versetzte sich seinen Patienten gegenüber nicht in die Stelle des Arztes, sondern in die des Meisters, der die Kranken ohne Rücksicht auf allerlei Launen zur technisch richtigen Vollendung der einmal begonnenen Arbeit anhält und sie auch dazu bringt, die benutzten Werkzeuge nach gethaner Arbeit zu reinigen und an Ort und Stelle zu bringen. (Monnier 9)

Auch Spaziergänge, Ruder- und Segelpartien sowie Bergtouren gehörten zum Programm. Hinzu kam in schwereren Fällen hypnotische Behandlung. "Es standen etwa 30 Patienten des Herrn Grohmann gleichzeitig in hypnotischer Behandlung von Specialisten" (Monnier 10f.). Die Nervenkranken wurden von Ärzten an Grohmann überwiesen; in den ersten vier Jahren machten über 50 Ärzte von dieser Möglichkeit Gebrauch. Aus diesen Zahlenangaben läßt sich schließen, daß die Belegung des Instituts nicht so ganz klein war. Sie dürfte zwischen 30 und 50 Patienten gelegen haben. Jedenfalls war sie groß genug, daß Grohmann eine eigene Pension errichten konnte, "wodurch eine strengere allgemeine Ueberwachung, eine regelmässige Diät, sowie die für solche Psychopathen bewährte Alcohol-Abstinenz ermöglicht wurden". (Monnier 10) Die Methoden Grohmanns waren offenbar erfolgreich, sonst hätten sich nicht Möbius, Bleuler und Forel in dem Maße für ihn eingesetzt, wie es tatsächlich der Fall war. Schon am 4. April 1892 schreibt Mönius an Forel über den - offenbar von Grohmann angeregten - Gedanken einer arbeitstherapeutischen Heilsttätte:

Hier habe ich die Sache mit den HH. Bleuler und Grohmann besprochen. Sie stimmen mir zu und wollen versuchen, den Plan auszuführen. Sogleich haben sie mich aber beauftragt, Sie als Ersten zu bitten, durch Ihren Namen dem Unternehmen förderlich zu sein. Grohmann wird Ihnen demnächst den Plan zusenden.“ (Forel: Briefwechsel 271)

Grohmann, schreibt Möbius, solle als "Secretär" fungieren (ebd. 272). Es handelte sich also um ein Untermehmen, das in enger Zusammenarbeit mit dem Burghölzli entstand, ursprünglich wohl als Teil desselben gedacht war, dann aber als Privatunternehmen Grohmanns geführt wurde. In der therapeutischen Methode sowohl wie in der Organisationsform wurden hier neue, zukunftsweisende Wege gegangen.

Ab 1900 wurde Grohmann dazuhin ein Bindeglied zwischen dem noch stärker revolutionären Außenposten Monte Verità und der medizinischen Zunft von Zürich. Vorträge, die die Gräserbrüder in Zürich gehalten haben - in mindestens einem Fall auf einer Wiese hinter dem Burghölzli - , sind durch ihn arrangiert worden. Ein Vortrag Gusto Gräsers im Züricher Zunfthaus - sein erster öffentlicher Auftritt - wurde durch ihn in den Zeitungen angekündigt.

Durch seinen Laienkollegen Grohmann und durch seinen Vorgesetzten Bleuler dürfte auch C. G. Jung schon früh auf die Gräsers und den Monte Verità aufmerksam gemacht worden sein. Jung hat die abstinente Richtung des Hauses jedoch nur einige Jahre durchgehalten und sich dann mit einigem Sarkasmus von Forel und Bleuler abgesetzt. Wenn er Forel einen "härenen Heuschrecken-Johannes" nennt, dann meint man hinter der Gestalt des bürgerlichen Gelehrten das Bild von dessen Schützling Gusto Gräser auftauchen zu sehen.



Literatur zu Adolf Grohmann


Adreßbuch der Stadt Zürich

1898: Grohmann, Ado., Gemüsegärtnerei, V Hegibachstr. 52

1902: Grohmann, Ad., Gemüsegärtnerei, V Forchstr. 188

1907: Grohmann, Ernst, Kaufmann, V Forchstr. 188

1909: Grohmann-Hasse, Ad. Part. V, Forchstr. 188


Forel, Auguste

In: Correspondenz-Blatt für Schweizer Aerzte vom 15. Sept. 1894, S.57.


Forel, Auguste

Briefe. Correspondance. 1864-1927. Hg. von Hans H. Walser. Vorwort von Prof. Manfred Bleuler. Bern und Stuttgart: Hans Huber, 1968.


Forel, Auguste

Rückblick auf mein Leben. Zürich: Europa, 1935.


Grohmann, Adolf

Technisches und Psychologisches in der Beschäftigung mit Nervenkranken. Für Ärzte bearbeitet. Mit einem Vorwort von J. P. Möbius ... und Sanitätsrat Dr. Wildermuth. Stuttgart: Enke, 1899.


Grohmann, Adolf

Entwurf zu einer genossenschaftlichen Musteranstalt für Unterbringung und Beschäftigung von Nervenkranken. Commentar zur Broschüre "Ueber die Behandlung von Nervenkranken und die Errichtung von Nervenheilstätten" von P. J. Möbius. Stuttgart: Enke, 1899.


Grohmann, Adolf

Wie der Nordpol zu erreichen ist. Eine Projektskizze. Zürich: Selbstverlag, 1899. Vermutlich von A. Grohmann.


Grohmann, Adolf

Der Schwachsinnige und seine Stellung in der Gesellschaft. Für Eltern und Lehrer. Zürich: Rascher, 1900.


Grohmann, Adolf

Suggestion durch Briefe. Zürich: Rascher, 1900.


Grohmann, Adolf

Um Recht und Liebe. Komische Novelle, Ausgangs der Revolutionszeit in Mexico. (Zur Erinnerung an einen fünfundzwanzigjährigen Frieden dem ... General Porfirio Diaz gewidmet.) Zürich: Melusine, 1901.


Grohmann, Adolf

Ernstes und Heiteres aus meinen Erinnerungen im Verkehr mit Schwachsinnigen. Bilder aus dem Seelenleben einzelner Schwach-sinniger und Gespräche über: Verschiedene Verstandes- mit verschiedenen Moralitätsgraden vereinigt; - ... Irrenanstalt und Irren-Gesetzgebung etc. etc. Zürich: Melusine, 1901.


Grohmann, Adolf

Geisteskrank. Bilder aus dem Verkehr mit Geisteskranken und ihren Angehörigen.. Leipzig: Melusine, 1902 und Selbstverlag Zürich.


Grohmann, Adolf

Die Vegetarier-Ansiedelung in Ascona und die sogenannten Natur-menschen im Tessin. Referate und Skizzen. Halle a. S.: Marhold, 1904. - Faksimilie-Neudruck mit Anmerkungen und Nachwort von Hanspeter Manz, Ascona: Edizioni della Rondine, 1997.


Manz, Hanspeter

Nachwort in: Grohmann, Die Vegetarier-Ansiedlung ... Neudruck, Ascona 1997.


Meier, Rolf

August Forel, 1848-1931. Arzt, Naturforscher, Sozialreformer. Eine Ausstellung der Universität Zürich: Berichthaus, 1986.


Monnier, Henri

Ueber die Behandlung von Nervenkranken und Psychopathen durch nützliche Muskelbeschäftigung unter specieller Berücksichtigung der Erfahrungen im "Beschäftigungsinstitut für Nervenkranke" von A. Grohmann in Zürich. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde, vorgelegt der hohen medicinischen Facultät der Universität Zürich. Genehmigt auf Antrag des Herrn Prof. Dr. A. Forel. Leipzig: Johann Ambrosius Barth, 1898.


Möbius, Paul Julius

Ueber die Behandlung von Nervenkranken und die Errichtung von Nervenheilstätten. Berlin: Krager, 1896.


Wettley, Annemarie

Auguste Forel. Ein Arztleben im Zwiespalt seiner Zeit. Salzburg: Otto Müller, 1953.


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