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Gusto Gräser's Gesuch um Aufhebung seiner Ausweisung aus Deutschland

mit unterstützenden Unterschriften bekannter Persönlichkeiten


Froh, wieder einmal nach München zu kommen, wieder einmal mit alten und jungen Freunden zusammen, freundliche Wege zur Volksgesundung einzu-schlagen, machte ich mich von Dresden, wo ich 2 Jahre lang lebte und noch Wohnung habe, nach München auf. Ich war längst reisefertig, nur der zur Erneuerung nach Berlin gesandte und brennend erwartete Pass fehlte noch. Als er eintraf, war ich glücklich, alles in Ordnung zu haben, und unbedenklich brach ich auf. Unterwegs erst fiel mir die Versäumnis der Sichtvermerkeinholung ein, ohne mich aber irgendwie zu beunruhigen. Wohl ging mir auch die Räterummelgeschichte, wo ich mit Tausenden, Lumpen und auch Wacker-männern, ausgewiesen wurde, durch den Sinn. Aber: „Verraucht, verrauscht, vorüber.“ Das war mein Gedanke. Und von meiner volkstreuen, keiner Partei dienlichen Gesinnung durchdrungen, und durchdrungen von der Überzeugung: „Fehlgriff der Behörde, wie er in der Hitze des Gefechtes damals ja erklärlich war“. Aber warum, so etwa dachte ich, die dumme Geschichte wieder aufrühren und die Fehlgreifer an ihren Missgriff erinnern? Kommst ja als Freund, und die sind auch nicht aus der Hölle. Also los!
 

Soll mein Zutrauen in die wackre Bayernart, meine – nun meinetwegen etwas allzu unbesorgt vertrauensselige Weise nun damit vergolten werden, dass ich, der für Deutschlands Gesundung brennende Mann, aus Deutschland ausgewiesen werde? Das kann ich nicht glauben. Das kann nicht sein!

Also: Im Vertrauen auf die Rechtschaffenheit der bayerischen Regierung erwarte ich zuversichtlich die Abstellung des damaligen Fehlgriffes an der Staatsmaschine und damit die Abwendung der für mich und meine Freunde unerträglichen, weil volkverderblichen Folgerungen. (Durch die Haft von 14 Tagen bin ich, denk ich, bestraft genug.)

Wegen dieser „Lappalie“ - ein gut deutsch Wort gibt’s da nicht dafür – kann ich nun doch nicht eine kraft- und geldvergeudende Reise ins Ausland machen. Weil ich die Entscheidung doch hier abwarten muss, bitte ich also dringendst um sofortige Ordnung dieser Angelegenheit.

gez. Gustav Arthur Gräser

Nachschrift: Habe in Dresden ausser meiner selbst eingerichteten Wohnung noch eines meiner Werke „Dem Volke stillgewaltig“, etwa 700 Blockmappen, im Werte von etwa 7000 Mark liegen.


Die Siebenbürger Sachsengruppe bittet auch ihrerseits, dieses Gesuch in wohlwollender Weise zu befürworten. Wir können nur versichern, dass Herr Arthur Gräser für das Deutsche Reich ein ungefährlicher Mann ist.

Stempel der Siebenbürger Sachsengruppe der V. A. D. ST. München,

gez. i. A. Hochachtungsvoll Otto Wohl, erster Vorsitzender, Hans Maurer, cand. ing., zweiter Vorsitzender

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Seit langen Jahren kenne ich Gräsers Leben und Wirken durch Wort, Schrift und Bild im Sinne eines karakterfesten deutschen Mannes für eigentliches Gemein-schaftsleben. Damit hat er niemals gegen den Geist unseres wahrhaftigen Volkstums verstossen. Er übt ein Apostolat edler, der ungewöhnlichen Not entsprechend, freilich auch in seinen Äusserungen ungewöhnlicher Art. Ich schliesse mich deshalb den Mitunterzeichnenden an, in aller Ehrerbietng vor dem gerechten Sinn unserer hohen Behörden des Reichsstaates Bayern.

gez. Dr. Michael Georg Conrad


Da ich Herrn Gustav Gräser seit einer Reihe von Jahren als einen edel gesinnten Menschen kenne, der sich im Dienste der Gemeinschaft stehend fühlt, schliesse ich mich obigem Gesuche mit voller Überzeugung an.

Stempel. gez. Dr. med. Arthur Ludwig, Nervenarzt. 2. 12. 1926.



In Herrn Gräser lernte ich einen feinen, zarten, anregenden Geist kennen, dessen Wirken in Deutschland meiner Ansicht nach nur von Segen sein kann.

München, 2. 12. 26. gez. Rudolf von Delius.



Aus einer langjährigen Kenntnis des Herrn Gräser bestätige ich gerne, dass dieser ohne jede politische Ambitionen ist, also in dieser Hinsicht nicht beun-ruhigend wirken kann. Ich kenne vielmehr Menschen, auf die sein menschlicher Einfluss veredelnd gewirkt hat. Seine Gesinnung ist fraglos lauter.

München, 3. 12. 26. gez. Hans Ludwig Held, Stadtbibliotheksdirektor.


In Herrn Gräser habe ich kürzlich einen Mann persönlich kennen gelernt, dessen tiefen deutschen Sprachsinn, der doch sicher ein Beweis seiner kernigen deutschen Art ist, ich hoch einschätze. Ich bin der festen Überzeugung, dass Herrn Gräsers Wirken in deutschem Land nicht nur kein schädliches, sondern im Gegenteil ein erhebend wertvolles sein kann.

München, 3. Dezember 26. Dr. Norbert Stern


Gräser ist mir seit Jahren als eine sehr merkwürdige Begabung bekannt.

München, 4. 12. 26. gez. Hermann Bahr.




Warum beunruhigt man einen Mann, der – ich kenne ihn erst seit einer Stunde – harmlos (in politischem Sinne) und aus reiner Empfindung für das Schlicht-Menschliche und sogar Deutsch-Volkhafte zu leben scheint? Und wenn die Kürze der Bekanntschaft die Empfehlung entkräften zu könnn scheint – das Zeugnis der oben sprechenden, mir sehr wohl bekannten Männer, die den Bittsuchenden seit langem kennen, tritt an dessen Stelle ein.

München, den 4. 12. 26. gez. Josef Ponten


Gustav Gräser, den ich seit Jahren kenne, ist einer der edelst denkenden, vornehmsten Menschen, die mir in meinem langen, inhaltreichen Leben begegnet sind. Fern aller Einseitigkeit, von reinster Menschenliebe beseelt, unpolitisch und doch wahrhaft deutsch denkend und fühlend, könnte er Tausenden unserer Volksgenossen, insbesondere unserer deutschen Jugend, unendlich viel geben. Es wäre die Aufgabe der dazu Berufenen, ihm die Wege dazu zu ebnen.

München, den 5. 12. 26. gez. Franz Erdmenger, Ing.


Wahrhaftig – seit Sokrates’ Schierlingstrunk bewiesen Staat und Regierung als Wahrer und Schützer des Volktums und Verfolger des Unrechts oft eine wenig glückliche, vernunftbegabte Hand! Und wer anders kann und darf mit solchem Nachdruck, als hier geschieht, eintreten für den Siebenbürger, wenn nicht Einer, dem der Fall Gräser nicht ebenso tragisch und höchst grotesk erscheinen muß! Denn ich maße mir aus meiner Kenntnis des Menschen Gräser allerdings an, berechtigt zu sein zu einem zutreffenderen Urteil als die Herrn von der Behörde.

Armselig der Name des Beamten, der sich dazu hergiebt, wie einen Verbrecher, wie ein Raubtier einen Mann ins Gefängnis zu werfen, in dem das deutsche Volk fraglos einen der aufrechtesten, von Grund aus anständigsten, tief verantwortungsbewußten Männer zu verehren hat. Ich verbürge mich aus-drücklich dafür, daß das Wirken des „staatsgefährlichen Rumänen Gusto Gräser“ durchaus unpolitisch, rein auf seelisch-körperliche Gesundung des deutschen Volkes gerichtet ist. Man lasse diesen Wackern unangefochten!

Ingrolf Rudolf Treutler, Dresden-Blasewitz, Forsthausstraße 2/II, 2o. Dez. 1926.


Unerfindlich, warum man einen so harmlosen Mann, wie Gustav Gräser, ausweist! Seine Erdseligkeit kann man vom künstlerischen Standpunkt aus originell oder liebenswert nennen, nimmermehr aber ist sie staatsgefährlich oder irgendwie beunruhigend.

Ferdinand Michel Brod, Maler-Schriftsteller


Wenn ich auch Herrn Gräser nur aus einer längeren Unterredung kenne, so darf ich doch sagen, daß die Ausweisung eines solchen Menschen direkt unverständlich ist & und als ein arger Mißgriff untergeordneter Instanzen aufgefasst werden muss.

H. Scharrelmann, Schriftsteller

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