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Marionilde Dias Brepohl de Magalhães


 

DEUTSCHLAND, FERNES MUTTERLAND: PANGERMANISTISCHE UTOPIE IM SÜDEN BRASILIENS

Dissertation zur Erlangung des Doktors der Geschichte

Universidade Estadual de Campinas
1993

 BIBLIOTECA

INSTITUTO DE FILOSOFIA E CIENCIAS HUMANAS

UNIVERSIDADE ESTADUAL DE CAMPINAS




An Francisco, Maitê und Daniel, in Liebe

Anerkennungen

Die abgeschlossenen Überlegungen dieser der Universidade Estadual de Campinas vorgestellten Doktorarbeit forderten von Seiten der Verfasserin eine mühsame Analyse, die genauso die politische Geschichte Deutschlands wie die von Brasilien berücksichtigen sollte. Und wie die Haupthändler der hier untersuchten Ereignisse auch ich musste von einem Land zum anderen; und dies brachte mir eine grosse Annäherung mit meinem Forschungsobjekt.

Dieser Weg wäre nicht möglich, wenn ich nicht die Hilfe von Freunden, Kollegen und Institutionen rechnen könnte. Denen möchte ich hier in dieser Version auf Deutsch meiner Arbeit meinen Dank ausdrücken.

Zuerst den Professoren Dr. Edgar S. de Decca und Dr. Klaus Tenfelde, bzw. Berater und Mit-Berater meiner Doktorarbeit. Beide reizten mich an, die Forschungen in Deutschland und auch die Untersuchungen in den Archiven der deutschen Einwanderung in Brasilien zu unternehmen, ausserdem besprachen sie mit mir die theoretischen Punkte, die diese Analyse orientierten.

Bei meinem Aufenthalt in München hatte ich die Ehre Professor Dr. Martin Broszat, vom Institut für Zeitgeschichte, kennenzulernen. Mit ihm teilte ich einige meiner Gedanken in Bereich der Historiographie sachgemäss dieser Thematik. Von dieser Begegnung, leider durch seinen plötzlichen Tod unterbrochen, blieb mir das Bild eines Intellektuellen, dessen persönliche Unbescholtenheit und akademische Gelehrsamkeit uns junge Historiker herausfordert, seinen Weg zu machen.

Mein ehrlicher Dank an Professor Dr. Christian Meier, von der Universität München, dem ich meine Ratlosigkeit angesichts der neuen und alten Nationalgefühle äusserte.

Ich möchte auch noch gern Dr. Klaus Richter, vom Staatsarchiv Hamburg erwähnen, Dr. René Gertz, von der Universidade Federal do Rio Grande do Sul, Rosalind Arndt-Schug, Forscherin der Geschichte der deutschen Einwanderung in Brasilien, die Angestellten des Instituts Hans Staden und Tereza Böbel, vom Arquivo Histórico de Joinville, welche mir in verschiedenen Stufen der empirischen Forschung halfen.

Christiano und Angelika German waren meine Familie, als ich in Deutschland wohnte, und Ellen Drünert, meine deutsche Schwester in Brasilien.

Milda Gevert Brepohl und Ingrid Enke leisteten eine entscheidende und unerlässliche Hilfe bei der Version dieser Arbeit in deutscher Sprache. Sie sind die tatsächlichen Verantwortliche für die eventuellen Errungenschaften zugehörig dem Abenteuer des Umformens von den in meiner Muttersprache formulierten Ideen in anderer Sprache, hauptsächlich wenn es sich um die deutsche Sprache und Sozialwissenschaften handelte.

Endlich äusserte ich meine Dankbarkeit dem Deutsche Akademische Austauschdienst - DAAD, der in Zusammenarbeit mit dem Comissão de Aperfeigoamento de Pessoal do Ensino Superior - CAPES, mein Studium in Deutschland im Jahr 1988 finanziell unterstützte.

INHALT

EINFÜHRUNG

I.    DIE EINWANDERER DEUTSCHER HERKUNFT IM SÜDEN BRASILIENS

Neue Immigranten aus einem neuen Land

Die Einwanderung zur Zeit der Republik

Allgemeine Betrachtungen

II.  BILDER AUS DEN DEUTSCHEINWANDERERN IN DER BRASILIANISCHEN LITERATUR

Der Deutsche als Verkörperung des Deutschtums

Der Deutsche als eine Rasse

Der Deutscheinwanderer und der Zweite Weltkrieg: aus dem Traum zum Alpdruck

HI. ALTE UND NEUE NATIONALISTEN: HEIMAT UND VATERLAND

Das Publikum von oben gesehen

Das Deutschtum und das Auslandsdeutschtum

Das Deutschtum in der Öffentlichkeit: der Krieg 1917

Allgemeine Betrachtungen

IV. DAS DEUTSCHTUM UND DER NATIONALSOZIALISMUS

Die Erfahrung der Niederlage

Die Feier des Sieges

Ein Volk, ein Reich?...

Allgemeine Betrachtungen

V. PIETISMUS, PATRIOTISMUS UND NATIONALSOZIALISMUS

Die Evangelische Kirche deutscher Herkunft in Brasilien

Friedrich Wilhelm Brepohl

QUELLEN UND LITERATUR


EINFÜHRUNG

Eine der beunruhigendsten Neuigkeiten der derzeitigen politischen Geschichte ist zweifellos das Wiederaufleben der Konflikte wegen der Nationalitäten, In diversen Ländern verfolgen zahlreiche Völkerschaften, die sich selbst als Minderheiten darstellen, im Namen ihrer völkischen Kultur oder ihrer Religion. Projekte, die für ihre politische Emanzipation und die Gründung neuer Nationen - eben der ihren - kämpfen. Im Neu-Beleben des Wir-Gefühls gibt es durch ihre Übergeordneten viel Unterdrückung; dennoch gibt es ihrer Meinung nach die Möglichkeit, einen neuen sozialen Pakt gründen zu können, der - nach ihren Vorstellungen - frei von politischer Macht derer sein sollte, die eines Tages ihr Land annektieren würden.

Wie bereits im 19. Jahrhundert lehnen diese Konflikte, die die Stabilität der offiziellen Machtstellungen direkt angreifen, die Gesetze und Forderungen der zweckmässigen Bestimmungen zugunsten der Gewalttätigkeit und Sabotage ab; Taktiken, die unter anderen, die verwirrenden Experimente des Neonazismus auszeichneten.

Es sind dies die Neu-Romantiker, die mit denselben Waffen, die schon in der Vergangenheit jenen dienten, die die modernen Staaten aufbauten, Reden und Vorsätze aufstellen, die sich planmässig nach alten Prinzipien der nationalen Vereinigung ausrichten. Aber - im Gegensatz zu ihren Urhebern, die sich fest an die Vergangenheit hielten - muss man doch sagen, dass dieser zeitgenössische Mythos auszulegen ist als ein Beruhigungsmittel, das dazu dient, die Angst vor der Zukunft zu nehmen.

Ganz gleich ob zu dieser oder jener Jahrhundertwende, die utopischen Energiequellen, aus denen sich diese politischen

Bewegungen nähren, sind die gleichen: der Nationalismus, ein festgemauertes Gefühl, vielgestaltig und unabänderlich auf einem allgemeinen Nenner. Ein Gefühl, das, - nach Aussage von Snyder - indem es zum privilegierten Substrakt der Politik wird, mobilisierende Kräfte entwickelt, die sowohl zur Verteidigung der Friedensideen, Verbrüderlichung und Gleichheit beitragen, wie auch zur Absonderung von Andersdenkenden, Vorherrschaft und Krieg.

In der derzeitigen Zivilisation der Technik, der Homogenisierung der Kultur durch die Mittel der Massenkommunikation, der Internationalisierung der Produktions- und Konsum-Normen und durch den scheinbaren Triumph einer intimen Gesellschaft, zirkulieren, durch die Winkelzüge öffentlicher Stellen, Mitglieder dieser neuen Kaste, um Missklänge der Modernisierer-Utopien anzustimmen, - sie selbst, wie eine der vielen Facetten der Modernität.

Diese allgemeine Bestürzung machte mich aufmerksam auf ein Phänomen, das mit neuzeitlichen Ereignissen sehr verwandt ist: den Pangermanismus, so wie er sich im Süden Brasiliens abzeichnete; eine Bewegung, die sich am Nationalismus inspirierte und in dem sich viele Träume der Separatisten betreffs der Vereinigung widerspiegelten: eine Bewegung, die tief in der deutschen Romantik verwurzelt ist, jedoch auch mit Pragmatik an die imperialistischen Vorhaben der Ausdehnung der Absatzmärkte und der Landaufteilung verknüpft ist; eine Bewegung die zurückgriff auf juristische und kulturelle Prinzipien, aber die den Hass und die Gewalttätigkeit gegen seine Widersacher nicht ausliess; und die, ähnlich seiner Urheber in Europa, zum Entstehen eines der einzigartigsten Kapitel der deutschen Geschichte beitrug: dem Nazismus.

Wie konnten sich nun die Eingewanderten immer stärker zu treuen Bürgern der deutschen Nation entwickeln, einem Land, das über 10.000 Km entfernt lag und dessen Regierende ihnen wenig oder nichts für ihre täglichen Notwendigkeiten garantierten? Warum sollten sie eine scheinbar uninteressierte Liebe nähren für' Führungskräfte, die sie selbst meist nicht mal wählen konnten?

Es waren die Mittel der Massenkommunikation, die zu dieser Zeit der Technologie zur Verfügung standen und die es ermöglichten, die Entfernung zwischen dem Vaterland diesseits und jenseits des Ozeans zu reduzieren. Schriften und Flugblätter in deutscher Sprache, mit den verschiedensten Themen für die verschiedensten Ansprüche verbreiteten sich immer stärker und sandten - mehr oder weniger deutlich - eine Botschaft aus, die man unter einem Motto zusammenfassen kann: "Vergiss nie, dass du ein Deutscher bist!"

Indem man die Erst-Eingewanderten mit der Beschuldigung des Vergessens quälte, garantierten die Pangermanisten nicht nur die Festigung einer imaginären Vorstellung der deutschen Nation über die Grenzen hinaus; vielmehr förderten sie auch die Idee der sozialen Vereinigung zwischen den Bewohnern der Kolonien, die zum Teil sehr verstreut und isoliert lagen, begrenzt in ihrer kleinen Welt, mit ihren eigenen heldenhaften Geschichten, ihrem beengten Blickfeld über öffentliche Wirkungskreise, ihrer schwerfälligen intellektuellen Denkungsweise, aber auch - wie Walter Benjamin in Bezug auf den Provinzdeutschen bestätigt - "mit lebhafter Innigkeit und edler Selbstgefälligkeit".

Unter diesen Bedingungen war grosse Überredungskunst nicht erforderlich: aus ihrem Zustand der Isolierung fanden sie leicht zur Disposition irrationaler Träume; von ihrem pietistischen Erbe zur Wahrnehmung der Lektüre, nicht als Behauptung, die angeklagt

würde, sondern als Offenbarung anzusehen; vom Nicht- Vorhandensein der Veränderungen, rezeptives Betrachten der verführerischen Propaganda; von Bauern, kleinen Landbesitzern und Handwerkern begannen sie, sich in erster Linie als Deutsche in Brasilien anzusehen.

Aber wenn der Alldeutscher Verband, verantwortlich für die meisten Initiativen, die die Ausbreitung der deutschen nationalistischen Gesinnung zum Ziel hatten, ihnen die finanzielle Unterstützung und die politische Ausdrucksweise lieferte, so provozierten die Diskriminierungen der deutschen Immigranten und ihrer Nachkommen aufgrund des Mythos der "deutschen Gefahr" in ihnen die Überzeugung, dass sie eben effektiv Ausländer in Brasilien waren; Diskriminierungen, die immer gegenwärtig waren, wenn auch in gedämpfter Form, von Anfang des Einwandererprozesses an, einfach durch die Tatsache, dass diese Deutschen die protestantische Religion verkündeten, eine fremde Sprache benutzten oder eben nur Handwerker waren.

Mit dem Aufkommen der nationalistischen Idee bei der brasilianischen Elite, die durch die republikanische Bewegung entstand, und besonders mit Ausbruch des ersten Weltkrieges offenbarte sich das anti-germanische Denken sehr aggressiv; in den Kriegsjahren zerstörte man "im Namen der Vaterlandsverteidigung" Geschäfte, deutsche Vereine und Klubs, zerbrach die Bilder ihrer Nationalhelden, zerriss ihre Fahnen und verbot den Druck ihrer Zeitungen. In den meist verbreiteten Zeitschriften beglaubigte und stimulierte man diese Vergeltungsmassnahmen: die Deutschbrasilianer wurden als Spione verurteilt, als Verräter und Feinde aller anderen Völker, die eine gerechte Strafe verdienten: "Es lebe Brasilien, nieder mit Deutschland?". So grölte das Volk auf den Strassen.

Seit dieser Erfahrung schlossen sich die Einwanderer und ihre Nachkommen zusammen in dem gleichen Gefühl der Niederlage ihrer deutschen Landsleute: sie zogen sich in ihre Vergangenheit zurück' und bestätigten ihren Pangermanismus in der Mission, ihn zu vertreten. Sie halten sich für missverstanden und verachtet und prangern den Charakter der Gleichschaltung mit den von ihnen als Luso-Brasilianern bezeichneten in den offiziellen Berichten an. Ihre Sprache vereinheitlichend fühlen sie mehr denn je die Notwendigkeit, ihre innere Einstellung und ihre Ausdrucksweise nach aussen hin zu bestätigen. Und je mehr sie sich ihrer Vergangenheit bewusst werden, desto mehr distanzieren sie sich von Brasilien und sehnen sich nach einer Rückkehr ins Vaterland; bis - nach Auslegung der Pangermanisten - sie der deutschen Nation näher kommen würden, was für sie einen endgültigen Sieg bedeute.

Diese Ereignisse stellen das Objekt dieser Forschungsarbeit dar; der Pangermanismus in Süden Brasiliens von seinen ersten Schritten der Entstehung bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges, entnommen aus der Literatur, die von Journalisten, Politikern und Schriftstellern geschrieben wurde, die sich auf diese Lehre festgelegt hatten. Diese Unterlagen werden von uns jedoch nicht angesehen als reine historiografische Quelle, sondern ein auf sich beruhendes Ereignis, ausschlaggebend für den hier zu behandelnden historischen Prozess. Ich verstehe darunter, so wie Jürgen Habermas, dass die Wandlungen, die die Öffentlichkeit in den letzten zwei Jahrhunderten durchmachten, in festem Zusammenhang stehen mit der Kommerzialisierung und der Ausbreitung der "Massenmedien", welche sich an eine Verbrauchergesellschaft wenden, die immer gieriger das

geschriebene Wort aufnimmt und dadurch zur Bildung ihrer Meinung über Politik, Gesellschaft und Kultur gesteuert wird. Aus diesem Grund halte ich Abstand zu den Auslegungen, die das für die Masse Gedruckte als reines Phänomen der politischen und ideologischen Entwicklung verstehen. Man muss den besonderen Gehalt dieser schriftlichen Unterlagen erforschen, oder die Kultur als soziale Erfahrung sehen und in Anbetracht dessen den verschiedenen Solidaritäten innerhalb der Kultur, der Politik, und der Persönlichkeit eines jeden Aufmerksamkeit schenken, Solidaritäten, die aus dem kommunikativen Handel hervorgehen und durch die Sprache vermittelt werden.

Und zu diesen oben erwähnten Dingen füge ich meine Überlegungen denen von Hannah Arendt und Theodor Adorno bei, Schriftsteller, die sich sehr gründlich damit beschäftigten, die Massenkultur 2u enthüllen und eine ihrer wichtigsten Entfaltungen: das Phänomen des totalitären Staates, in dem die aufgeklärten Utopien mundtot gemacht werden durch die Verführungskunst der Worte.

Im 1. Teil meiner Arbeit, die in drei Kapitel unterteilt ist, versuche ich, das Erscheinen der pangermanischen Kultur im Süden Brasiliens und seine Interferenzen im journalistischen Diskurs der Deutschbrasilianer zu erklären.

Die Zeitungen und literarischen Texte, die für diese Analyse ausgewählt wurden, unterliegen den Publikumskriterien, das heisst, sie waren die vom Konsumenten "Leser" meist gelesenen. Es erscheint mir auch als wichtig, die von diesem Gedruckten ausgeübten Funktionen zu erwähnen, die diese zu den verschiedenen Zeitabschnitten, in denen sie verbreitet wurden, hatten.

Ich möchte ausserdem das von den intellektuellen Brasilianern angefertigte Image über die deutschen Einwanderer hervorheben, wenn ich mich hierbei auch auf Autoren sehr hochgestellter Gedanken in Brasilien beschränken muss. Dieses Kapitel bezweckt, die Darlegungen des Mythos der deutschen Gefahr zu analysieren, angesichts der begrifflichen Verarbeitungen, die nach dem Aufbau der nationalen Identität verlangten - einem wichtigen Teil zur Bestätigung einer allumfassenden Politik, die im Auge hatte, den Staat als Zentrum für Auseinandersetzungen von Privatinteressen anzusehen.

In diesem Vorgang muss man erkennen, dass die verschiedenartigen Kulturen und politischen Überzeugungen, die aus diversen Einwanderergruppen stammen, ausgelegt wurden als "die anderen" dieser Gesellschaft, von ihnen selbst als Luso-brasilianisch benannt, einer homogenen Bezeichnung mit der man beabsichtigte, das ganze Kulturgebiet zu umfassen, einem wichtigen Dokument der offiziellen Politik, die vorhatte, sich zu legitimieren.

Im 2. Teil meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Einmischung der nationalsozialistischen Bewegung in den Pangermanismus Südbrasiliens. In diesem Zusammenhang versuche ich, nicht nur die Rolle der Presse als Instrument der politischen Propaganda einzuschätzen, sondern auch die daraus entstandene religiöse oder weltliche Literatur. Ich analysiere ausserdem die Strategien, die die Nazisten zur Ausbreitung ihrer Lehre einsetzen und in welchem Umfang diese von der Leserschaft aufgenommen wurden. Um meine Erkenntnisse zu gewinnen, habe ich nicht nur die Zeitungen und andere Veröffentlichungen in Brasilien untersucht, sondern auch die direkt von der nationalsozialistischen Partei kommenden, welche sozusagen als Sprachrohr der Anführer des Regimes agierten. Diese Dokumentation integriert die gesamte

Korrespondenz und die offiziellen Veröffentlichungen der NSDAP für das Ausland, Abteilung Lateinamerika, einem Kontinent, der das Interesse des nationalsozialistischen Militärs verdiente, einerseits wegen der hier ansässigen deutschstämmigen Bevölkerung, andererseits wegen der vermeintlichen Treue derselben zu ihrem Herkunftsland.

Zum Schluss analysiere ich die feststehenden Bindungen zwischen der religiösen Ausdrucksform (der Protestantismus), dem Pangermanismus und dem Nazismus, von einem methodologischen Verhalten an, was sich von den vorhergehenden Kapiteln unterscheidet. Ich lasse mich dabei leiten von den Schriftstücken eines einzigen Autors, einem protestantischen Pastor, der auf einzigartige Weise diverse Ereignisse der deutschen Geschichte miterlebte und der 1925 nach Brasilien auswanderte, wo er als Journalist, Prediger, Schriftsteller und freiwilliger Vertreter nationaler Interessen für seine immigrierten Landsleute tätig war.

Zusammen mit ihm versuche ich, die Wechselseitigkeit zwischen der weltlichen und der religiösen Ausdrucksweise festzustellen, die Konflikte zwischen den Nazisten und den Pangermanisten, den Prozess der Verweltlichung des Pietismus und der Sakralisation der weltlichen Werte. Aber vor allem - im Gegensatz zu den vorangegangenen Analysen, in denen man die Beziehung zwischen der Presse, der Vorbilder und der öffentlichen Meinung zu beweisen suchte - ist mir hierbei wichtig, die vielfältigen Ausgangspunkte zu erforschen, die den Einzelnen an die Gesellschaft fesseln, in die er sich einfügt, die Gründe seiner Handlungen, die Beziehungen seiner inneren Gedanken zu seinem ausgesprochenen Wort, seiner kulturellen Mentalität, die sich im Moment eines Konfliktausbruchs in eine politische Gesinnung verwandelt - ein überaus wichtiger Faktor, um diejenigen zu verstehen, die sich zu totalitären Bewegungen und Ausdrucksformen hinreissen liessen.


DIE EINWANDERER DEUTSCHER HERKUNFT IM SÜDEN

BRASILIENS

Wir riefen Arbeitskräfte und Menschen kamen.

Max Frisch

Während des ganzen 19. Jahrhunderts verliessen ca. 57 Millionen Europäer ihre Länder und Hessen sich in Amerika nieder, um dort zu bleiben und einen neuen Überlebensraum zu schaffen. Bauern und Handwerker, Arbeiter und Intellektuelle, die durch politische oder religiöse Gründe diskriminiert wurden, kamen in die "Neue Welt", um ein neues Leben zu beginnen und somit ein neues Kapitel in der sozialen Geschichte einzuleiten.

Diese Initiativen wurden durch eine intensive Propaganda begünstigt, die durch das Interesse der Elite der aufnahmebereiten Regionen veranlasst wurde, um neue Bevölkerungsgruppen für einen Aufschwung in der Agrarproduktion, für eine planmässige Besetzung des Landes und als Nachschub von qualifizierten Arbeitskräften in den aufkommenden Industrien zu gewinnen.

Die ersten Masseneinwanderungen nach Brasilien hatten in der grossen Mehrheit die Lohnarbeit in den grossen Hauptstädten als Ziel, wo die Industrialisierung langsam aufkam, oder in den Kaffeepflanzungen, als Ersatz für die Sklavenarbeit.

Im Süden haben die Einwanderer unabhängig von der zentralen Ökonomie Bewirtschaftungen betrieben, indem sie sich fast ausschliesslich der Landwirtschaft auf kleinem Raum gewidmet haben. Diese neuen Siedlungen sollten die leeren Grenzgebiete bevölkern, um sie dem Land zu erhalten und um den Markt im Inland' mit Nahrungsmitteln zu versehen.

Dadurch wurde die Einwanderungspolitik in Zusammenhang mit der Niederlassung von Kolonisten auf kleinen Besitzen oftmals mit der Kolonisierung verwechselt, da es sich nicht um eine selbständige Bewegung handelte, sondern von offiziellen Mächten bestimmt, sei es von der zentralen oder von der regionalen Regierung (ROCHE, 1969). Die Einwanderer erhielten normalerweise durchschnittlich 25 Hektar Land, in praktisch unbewohnten Gegenden, um sich der Landwirtschaft zu widmen, ohne dass sie von Sklaven Gebrauch machen konnten.

Was deutschsprachige Einwanderer anbelangt, steht Brasilien an 2. Stelle in Amerika, als Land, das diese Einwanderer aufgenommen hat. An 1. Stelle stehen die Vereinigten Staaten, wie es aus der nachstehenden Tabelle zu entnehmen ist:


TABELLE 1 - Empfangsländer der deutschsprachigen Einwanderer

Zeit-

Aus-

abschnitl

Wanderung

 

Deutschland

1820-29

28.0

1830-39

172.3

1840-49

469.3

1850-59

1.075.0

1860-69

832.9

1870-79

622.8

1880-89

1.342.5

1890-99

529.8

1900-09

279.7

Total

5.352.3

 

Canada Argentinien

26.7

--

25.7

1.3

1.3

3.8

3.9

14.2

12.9

8.7

18.6

19.3

89.1

47.3

 

USA

Ein­

wanderung

Brasilien

7.0

7.0

152.5

12.0

343.6

--

951.7

18.0

787.5

13.7

718.2

17.0

1.453.0

21.6

505.2

12.5

341.5

17.5

5.260.2

119.3

 


>1820-1910 (auf 1.000 Einwohner)[1]


 













QUELLE: MARSCHALCK, 1973, S. 50

Obwohl Brasilien mit dem Ziel der deutschsprachigen Einwanderer in Amerika an 2. Stelle steht, haben diese sich in der Zeit der grossen transkontinentalen Immigrationen nicht inmitten anderer Einwanderungsgruppen hervorgehoben. Obwohl dieses die 1. Gruppe der in Massen nach Brasilien eingewanderten ist, macht sie nur 9% der ganzen Einwanderer aus zum Beispiel waren in Curitiba nur 13,3% deutscher Herkunft, während zwischen 1886 und 1939 die Polen 49% der Einwanderer ausmachten. (BIDEAU u. NADALIN,
1988). In Porto
Alegre waren es im Jahre 1920 nur 12% der ganzen Bevölkerung. Und in Rio Grande do Sul, dem Staat, der die meisten Einwanderer deutscher Herkunft bekam, machen sie in den 30er Jahren nur 19,3 % der Bevölkerung aus (GERTZ, S.20).

Indessen, wenn der numerische Anteil, verglichen mit anderen Einwanderungsgruppen, klein ist, heben sie sich andererseits hervor durch die demographische Konzentration in bestimmten Gebieten, summiert zu der hohen Fruchtbarkeitsrate (im Durchschnitt 8 bis 9 Kinder bei Frauen, die zwischen 15 und 19 Jahren heiraten, und 7 Kinder bei denen, die zwischen 20 und 24 Jahren heiraten (BIDEAU u. NADALIN, 1988, S.1049). Dieses Wachstum bestimmte die Vergrösserung der Kolonien, sowie auch Übersiedlungen in nahe oder weiter entfernte Regionen von Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Paranä.1

Während der kaiserlichen Regierung die Einwanderung deutscher und italienischer Herkunft anregte, um unter anderem den kleinen Landbesitz zu stimulieren, und da diese Länder keine imperialistischen Kolonien in Amerika besassen, bedeutete das dann auch kein Risiko für die portugiesische Oberherrschaft, aber die herrschenden Klassen des Landes waren dagegen. Sie sahen in der Einwanderungspolitik die Ankündigung der Abschaffung des [2]


Sklaventum und in der Landaufteilung eine Bedrohung ihrer eigenen Gebietsausbeute in grosser Skala. Seitens der preussischen Regierung konnte man auch keine günstige Haltung gegenüber der Auswanderungen nach Brasilien beobachten. Ihr Interesse beschränkte sich ausschliesslich auf den Handel von Rohstoffen, da auch die brasilianischen Grenzen noch nicht festgelegt waren, was ein schwerwiegendes Risiko für eine stabile Kolonisierungspolitik bedeutete. Die Nachrichten über die Behandlung der freien Arbeiter, die in der europäischen Presse durch Schriftsteller wie Davatz [3] verbreitet wurden und die Aufrechterhaltung des Sklaventums waren massgebende Gründe, um die Einwanderungen zu verhindern. Auch der katholische Glaube, als offizielle Religion, beschränkte die Rechte der Einwanderer anderer Konfessionen, indem sie rechtmässiges Heiraten und so auch die Regelung von Erbschaften verhinderte. Das waren, unter anderem, die Gründe, die 1859 zur Herausgabe des "Dekrets von Heydt" geführt haben, das den Immigrationsagenten verbat, preussische Bürger nach Brasilien anzuwerben (BRUNN, 1971).

Zu Bismarcks Zeiten hat sich die offizielle Haltung kaum geändert. Für den Kanzler gehörte Brasilien unter Nordamerikas Einfluss, zu dem er weiterhin, für eine bessere Durchführung der geschäftlichen Verbindungen, gute diplomatische Beziehungen pflegen wollte. Ausserdem fand er, dass Deutsche, die ihr Land verliessen, richtige Verräter wären. Seiner Ansicht nach:

Ein Deutscher, der sein Vaterland abstreift wie einen alten Rock, 1st für mich kein Deutscher mehr, Ich habe kein landsmannschaftliches Interesse mehr für ihn. (apud BRUNN, 1971, S.127)

Trotz der offiziellen Einschränkungen sind etliche Gruppen deutscher Abstammung nach Brasilien eingewandert, sei es durch Initiative der brasilianischen Regierung, die bis 1830 ca. 6.000 Deutsche nach São Leopoldo in Rio Grande do Sul brachte und auch kleinere Ansiedlungen in anderen Staaten gründete, sowie auch durch Privatinitiativen (BRUNN, S.4).

Um die Opposition, die die brasilianische Elite auf die kaiserliche Regierung ausübte, zu umgehen, wurde 1824 eine Zusatzverordnung eingeführt, die den Provinzen die Initiativen gab, die Einwanderungen selbständig zu fördern. In den darauffolgenden Jahrzehnten verfügen Santa Catarina und Rio Grande do Sul über eine Gesetzgebung, die das Kommen ausländischer Arbeiter offiziell begünstigt. Ab 1882 wurde ausser den Provinzregierungen auch den Bürgermeisterschaften das Rechte zur autonomen Kolonisierung ihrer Ländereien gegeben (DREHER, 1984, S.34).

Der Staat Rio Grande do Sul hat die offizielle deutsche Einwanderung am meisten gefördert, an 1. Stelle wegen des Erfolges der ersten Erfahrungen und an 2. Stelle, weil es den Interessen der Viehzüchter entsprach, die in der Mehrheit im Süden der Provinz waren. Da die Abnehmer ihrer Produkte sich im Norden des Landes befanden, gewährte ihnen die Besetzung dieses dazwischenliegenden Gebietes eine bessere Infrastruktur für den Transport ihrer Produkte; der Wald wurde abgeholzt und Wege wurden durch die Einwanderer geschaffen, die dann auch selbst zu Abnehmern ihrer Produkte wurden. Ausserdem sicherte diese totale Besetzung des Landes die einigen Grenzen. Dadurch gründete die Regierung von Rio Grande do

Sul zwischen 1849 und 1918-22 Kolonien mit deutschsprachiger Bevölkerung.

In Santa Catarina war die offizielle Initiative viel weniger ausgeprägt. Es hat sich nur die Kolonie São Pedro de Alcantara hervorgehoben, die 1829 noch durch die zentrale Regierung gegründet wurde, und Brusque, die 1961 9.000 Kolonisten in dieses Gebiet brachte. Die wichtigsten Kolonien dieses Staates sind der privaten Initiative zu verdanken, wie die des Hermann Blumenau's, der 1848 eine Agrarkolonie gründete, die seinen Namen erhielt, und später auf seine Bitte offizialisiert wurde und die Unterstützung von deutschen Privatunternehmen erhielt.

Zu dieser Zeit, politisch wie auch ökonomisch gesehen, kam die wichtigste Unterstützung für Santa Catarina aus Hamburg. Dort beginnt, im Gegensatz zur offiziellen preussischen Politik, die Privatinitiative ihre Aktivität, um Kolonisten in Brasilien anzusiedeln, die nicht einmal durch die deutsche Vereinigung unterbrochen wird. Es handelt sich um d i e "Kolonisationsgesellschaft von Hamburg", der sich dafür eingesetzt hat, von 1850 bis 1888 17.408 Kolonisten nach Joinville und Umgebung zu bringen. Ab 1887 schloss sich dieser Verein an Bankiers und Industrielle aus dem Rheinland und Berlin an, unter der Führung von Carl Fabri, einem enthusiastischen Nationalisten, der die utopische Vorstellung hatte, in Santa Catarina eine teuto-brasilianische Republik zu gründen und somit die deutsche Anwesenheit in Latein-Amerika zu garantieren. Seiner Meinung nach hätten die Einwanderer dieser Herkunft dafür schon eine autonome Gruppe in der sie aufnehmenden Gesellschaft gebildet und besassen, laut Fabri, eine höhere Kultur als die bereits Ansässigen. Er hoffte, dass sie sich natürlicherweise den Interessen des Deutschen Reiches

anschlossen und dadurch einen Abnehmermarkt grossen Ausmasses schufen.

Der Norddeutsche Lloyd aus Bremen, als grösste transatlantische Schifffahrtsgesellschaft in Deutschland, war seinerseits verantwortlich für die Einwanderung von 47.000 Menschen' im Jahre 1890. Es handelte sich um ein grosses Geschäft, das durch Propaganda und durch verschiedene Einwirkungen öffentlicher Stellen angespornt wurde. Daraus entstand der Zusammenschluss von der Kolonisationsgesellschaft von Hamburg mit dem Norddeutschen Lloyd und der Südamerikanischen Dampfschifffahrtgesellschaft, was die "Hanseatische Kolonisationsgesellschaft'’ hervorbrachte, und die dann nicht nur für den Transport der Immigranten verantwortlich waren, sondern auch für den Kauf der Ländereien und für die Organisation der Kolonien in Santa Catarina (RICHTER, 1986).

Dieses sind die ausdrucksvollsten Beispiele der Initiativen, die die deutsche Einwanderung nach Brasilien angespornt haben. Sie gehören zu den Massnahmen, die durch öffentliche und private Initiativen in Amerika und in Europa begonnen wurden, die die Bevölkerung in eine "teure Ware verwandelte; eines Geschäftes, das Banken, Transportgesellschaften und Makler mit verwickelte und zu gleicher Zeit das Problem der überflüssigen Arbeitskraft in Europa und der fehlenden Arbeitskraft in Amerika löste.

Dennoch geschah die Auswanderung nicht immer aus zwingenden Gründen. Viele Europäer verliessen ihr Herkunftsland auf der Suche nach neuen und besseren Lebensbedingungen und in der Hoffnung, ihr Kapital zu vergrössern, oder aber - im Falle vieler deutscher Immigranten- war die Abwanderung eine Strategie der Auflehnung gegen die Proletarisierung. Dirk Hörder, (1988, S.391- 425), weist daraufhin, dass etliche Facharbeiter Deutschland verliessen, in Amerika autonome Fortbestehungsformen in Handwerksbetrieben neu zu schaffen. Nach Ansicht des Autors handelt es sich hierbei nicht um Völkerwanderungen zwischen verschiedenen Ländern, sondern zwischen Arbeitsmärkten, welche seit jener Zeit als internationaler Austausch einfach notwendig sind.

Die Schlussfolgerungen von Hörder werden durch die empirischen Forschungen über die ersten Einwanderer von São Leopoldo bestätigt. Obwohl sie nach dorthin auswanderten, um sich ausschliesslich landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu widmen, ist zu beobachten, dass ca. 60% von ihnen nebenher auch noch anderen Beschäftigungen nachgingen. Diese wurden ganz offen angeben in der Absicht, ihren eigentlichen Beruf zu erwähnen. Die von ihnen entwickelten Arbeitstechniken wurden vom Vater an den Sohn weitergegeben - ein Überbleibsel aus der deutschen Kultur des Mittelalters, und die ihnen ein zusätzliches Einkommen brachten und gleichzeitig einen besseren Status verlieh als den Ungelernten. Diese Spezialisierungen, wie zum Beispiel Tischler, Metzger, Weber, Müller usw. erleichterte ihnen garantiert den Anschluss an das Stadtleben, während viele andere wegen der Landzersplitterung durch Erbschafts- Aufteilungen wieder ausgewandert sind (WEIMER, 1979).

In den Dokumenten über die ersten Einwanderer in Brasilien steht, dass diese Gruppen in ihrer grossen Mehrheit aus heimatlichen Landgebieten kamen, die schon zu stark besiedelt waren. Sie sahen in Amerika die Möglichkeit der Verwirklichung ihrer Träume von der "Neuen Welt", in der es keine Könige, Feudalherren und Knechtschaft gab. sondern jede Menge Land und Arbeitsmöglichkeiten:

Aqut näo podemosflcar Aqui não podemos volver Pois os Hassten e os notaries

Nos tiram a malar parte [4]

Vamos parttr agora Para o belo pais America Coda qual amt me sua trouxa So as diDldas deLxamos aqui [5] [6]

Adeus pdtrta mal agrndecida Vamos para uma outra terra Vamos para o Bras/I

Partimos com a mulher e aßlharada Emtgramos para a terra promettda All se encontra ouro coma areia Logo, logo, estaremos no Brasil 3

Diese Lieder verdeutlichen die Haltung der Immigranten ihrem Herkunftsland gegenüber und ihre Erwartungen, die sie dem neuen Ziel entgegenbringen. Diese Erwartungen entstanden durch die Propaganda der Kolonisationsbetriebe oder durch Nachrichten von Verwandten und Freunden, die schon ausgewandert waren. Im Gegensatz zu der Literatur, die sich dem Leben der ersten Auswanderer widmet, zeigen diese Lieder, dass die Vaterlandsliebe und die Gewissenhaftigkeit, die deutsche Rasse fortzusetzen, kein Bestandteil mehr dieser sozialen Gruppen waren, was sie jedoch nicht

hinderte, dass sie Traditionelles aus der Vergangenheit holten, was dem Nationalismus ihrer Nachkommen eine Ehrung erweisen würde.[7]

In der grossen Mehrheit waren es Bauern, die selten dem staatlichen Leben verbunden waren. Obwohl sie den König und seine Sinnbilder vergötterten, war ihr patriotisches Gefühl nur an die Erde und den Ort, wo sie mit ihren Familien und Nachbarn wohnten, gebunden und nicht an ein weites Land, das man eine Nation nennen konnte.

Wenn sie sich in andere Regionen begeben, holen sie ihre ursprünglichen Traditionen wieder hervor, die sich mit denen der Empfangsgesellschaft vermischen, wie Goethe es in dem nachfolgenden Vers symbolisiert:

Ficar. Ir, ir.ßcar

Seja tgual para o homem capaz

Onde produzlmos algo ütil

Este 6 o lugar que methor nos siwa. [8]

Ab 1848 kommen zu den Auswanderern, die ihre Länder aus ökonomischen Gründen verlassen, die Verbannten und die, die freiwillig wegen politischen Gründen auswandern. Es sind die sogenannten ”1848er. Kinder", die "Märztage-Männer", oder volkstümlicher noch, die "Brummer". Ausser ihren Frustrationen über den Misserfolg im Zusammenhang mit der Entwicklung jener politischen Bewegung, unterscheiden sich diese liberalen, romantischen Nationalisten oder Sozialisten von den Pionieren durch ihre beruflichen Tätigkeiten: sie sind in der grossen Mehrheit

Handwerker, Intellektuelle oder in einer kleineren Skala auch Angestellte. Die Tatsache, dass sie in offiziellen Statistiken als Bauern erscheinen, wird den Bedingungen zugeschrieben, die den Auswanderern gestellt wurden - es sollten vorwiegend Landwirtschaftsarbeiter sein. Um die Auswanderungsrechte zu' erhalten, schrieben sie sich als Bauern ein, und sobald sie angekommen waren, siedelten sie in die nächstliegenden Städte um. Wenn das nicht möglich war, betrieben sie neben der Landwirtschaft auch noch irgendein kleines Handwerk, was dann langsam für das Erschein von den ersten kleinen und mittleren städtischen Siedlungen in diesen Regionen verantwortlich war.

Aus den Dokumenten, die ich über die ersten Einwanderer der Kolonie "Dona Francisca" fanden, welche von der Hanseatischen Kolonisationsgesellschaft organisiert wurde, lässt sich die Existenz von mindestens 40 Berufen, die dem städtischen Milieu entsprechen, feststellen. Tischler, Schneider, Schuster, Mechaniker, Schlachter, Bierbrauer, Müller, Bäcker, Klempner, Buchdrücker, unter anderen, sind die Berufe, die mehr als die Hälfte der Einwanderer dieser Kolonie zwischen 1852 und 1864 ausüben.[9] In diesen Dokumenten stellt man auch fest, dass diese Facharbeiter nicht länger als ein bis zwei Jahre in dieser Gegend blieben und dann nach Curitiba, Porto Alegre oder São Paulo umsiedelten.

Weimer hat das Verhältnis zwischen dem Beruf der Immigranten und der Gesellschaft des Landes in São Leopoldo ausführlicher studiert. Er stellte fest, dass zwischen 1845 und 1899 sich 46% dem landwirtschaftlichen Milieu widmeten, während 53,9% im städtischen

Bereich waren, wo die beruflichen Qualifikationen zu dieser Zeit spezialisierter waren und durch das relative Wachstum des Abnehmermarktes begünstigt. Obwohl der Autor seinen Artikel mit As profissões dos imigrantes alemães no Rio Grande do Sul (Berufe der deutschen Einwanderer in Rio Grande do Sul) bezeichnet, bezieht er selbst in diesen auch Menschen aus Holland, der Schweiz, Schweden, Dänemark, Österreich, Serbien, Mähren und Russland mit ein; eine wichtige Bemerkung. um die homogenisierenden Analysen, die über diese Bevölkerung gemacht wurden, zu bestreiten (WEIMER, 1979, S. 307-19).

Die Beziehung von den "Brummern" zu den ersten Einwanderern war auch nicht einfach. Sie wurden als Intellektuelle Stadtmenschen gesehen, deren Sprache beinahe so unverständlich wie die portugiesische Sprache war. Langsam unterschieden sie sich auch durch ihre Kaufkraft und bald auch dadurch, dass sie sich leichter in das öffentliche Leben einfügten. Durch diese Unterschiede wurden sie bald zu Vertretern dieser Gruppe, wie zum Beispiel Männer wie Karl von Koseritz in Porto Alegre und Ottokar Dörffel in Joinville. Ersterer war Journalist, Verleger, staatlicher Abgeordneter und Verwalter der Interessen der deutschen Bauern, was ihr Grundvermögen anbetraf. Der andere war Gründer der Zeitung "Kolonie", der erste Zeitung in deutscher Sprache, und er war auch der erste Bürgermeister der Stadt.

Diese beiden Abschnitte der Einwanderung stellen die erste Phase der Besetzung mit europäischer Bevölkerung, die deutsch sprachen, im Süden dar, die trotzdem untereinander bedeutende interne Unterschiede aufweisen, die erst im Laufe der Zeit durch den sozialen Umgang gemildert wurden. Die generische Bezeichnung "Deutsche" oder "Landwirte" muss durch eine sorgfältigere empirische Nachforschung klargestellt werden, die nicht versuchen sollte, in der

Vergangenheit ein Bild zu entwerfen, dass nur in Äusserungen der Verteidiger oder Kritiker ihrer kulturellen Organisation ab Beginn des 20. Jahrhunderts einen Sinn hätte. [10]

Im Gegensatz zu den geläufigen Behauptungen der traditionellen Historiographie hielten sich dieses Eiwanderungsgruppen der erste' Phase nicht abseits der Politik. Im Gegenteil: sie nahmen an der Politik teil, sowie es zu ihrer Zeit und in ihrem Milieu möglich war. Sie gründeten Vereine zur gegenseitigen Hilfe und zur Beschützung ihrer Dörfer wie zum Beispiel die Schützenvereine. Mit eigenen Mitteln gründeten sie Schulen und Kirchen, sowie auch Freizeiteinrichtungen wie Verkaufsstände, Kneipen und Bierstuben (AMADO, 1978). Ausserdem organisierten sie einen Gemeindeart, der über interne Konflikte entscheiden und sie den Autoritäten der Provinz übermitteln sollte. Sie blieben relativ isoliert von der Gesellschaft ihres Einwandererlandes, wegen der Unkenntnis der neuen Sprache und auch wegen der geographischen Lage ihrer Ansiedlungen. Wenn sie in grössere Zentren abwanderten, integrierten sie in die soziale Schicht, die ihrer eigenen entsprach und traten unter grösseren oder kleineren Schwierigkeiten den kulturellen Diskriminierungen entgegen. Wie auch die Immigranten anderer ethnischer Gruppen hielten sie eine gewisse Verbindung zum Herkunftsland aufrecht durch Briefwechsel mit Freunden und Verwandten, aber sie träumten nicht von einer Rückkehr, weil sie im speziellen Fall der preussischen Regierung und der Junker, die die Oberhand hatten, als Verräter, Deserteure und Verächter der

Lohnabhängigen angesehen worden waren. Sie mussten sich an Amerika oder an ihre Kolonie, an den Kaiser oder den Bürgermeister, ans Klima und an die Arbeit anpassen; letzten Endes an ihre neue Heimat, soweit man diese nicht mit dem Begriff von Nation und Regierung in Verbindung bringen würde; und ihrer Meinung nach' passten sie sich gut an.


Neue Immigranten aus einem neuen Land

Ab 1870 kommen andere Arbeiter nach Brasilien und mit ihnen ihre Erfahrungen aus ihrem Heimatland. Bezüglich der deutschen Einwanderer sind es nicht nur ehemalige Bauern aus kleinen Dörfern oder städtische Angestellte, die aus der Proletarisierung flüchten; sie waren inzwischen vielmehr "Bürger des Reiches", das ein vereintes Deutschland war; und obwohl dieses zu der Zeit weiter Arbeitskräfte hinauswirft, haben die Auswanderer doch immer noch ein starkes Zugehörigkeitsgefühl, gefördert in Grundschulen oder die Literatur, die einen immer grösseren und anhänglicheren Leserkreis erobert.

Statistiken beweisen uns, dass im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Zahl der Immigranten viel ausgeprägter ist als in den vorhergegangenen Jahrzehnten. Dieser neue Impuls ist zurückzuführen auf die ökonomische und politische Entwicklung beider Länder. Die starke Industrialisierung in Deutschland, der relative Erfolg der Einwanderer-Propaganda, teils durch die Presse, teils durch die eigenen Ansiedler, oder deren Schriftwechsel mit der alten Heimat, ziehen weitere Einwanderergruppen in diese Gegend an. Hinzu kommen die hohe, ungesteuerte Wachstumsrate und die Vielseitigkeit der Betätigungsmöglichkeiten, die sich aus dem regional beobachteten wirtschaftlichen Wachstum ergaben. Zu derselben Zeit kamen nach Curitiba und in seine angrenzenden Gemeinden eine Vielzahl von Rückwanderern, die sich diesen Pionieren zugestellten.

Die Landkarte Nr. 1 und das Schaubild Nr. 1 veranschaulichen uns das Anwachsen der Siedlungsgebiete besser.


Landkarte 1 - Die Haupt-Siedlungszentren Deutschsprachiger im 19. Jahrhundert in Brasilien

-


Schaubild 1- Die Haupt-Siedlungszentren Deutschsprachiger im
19. Jahrhundert in Südbrasilien
[11]

São Leopoldo (RS)

1824

Rio Negro (PR) und

Mafra (SC)

1829

Montenegro (RS)

1840

Feliz

1845

Mundo Novo (RS)

1847

São Sebastiäo do

1848

Cai (RS!

Santa Cruz (RS)

1849

Blumenau (SC)

1850

Dona Francisca (SC)

1851

Santo Angelo (RS)

1857

São Lourenço (RS)

1857

Nova Petröpolis (RS)

1859

Monte Alverne (RS)

1860

Pomerode (SC)

1860

Teutonia (RS)

1860

Brusque (SC)

1861

Indaial (RS)

1863

Candelárla (RS)

1863

Santa Emilia (RS)

1865

Nova Berllm (RS)

1868

Nova Teutönia (RS)

1868

Timbö (SC)

1868

Russia (RS)

1870

São Bento do Sul (SC)

1871

 


                            Siedlungen                  Gegründet                    Unternehmer Herkunft

Kaiserliche und

provinzielle

Hunsrück. Sachsen.

Regierungen

Württemberg

Provinz. Regierung

Verschiedene

Gebiete aus São Paulo

Prov. Regierung

São Leopoldo

Prov. Regierung

São Leopoldo

Prov. Regierung

São Leopoldo

Prov. Regierung

Rheinland, Pommern. Schlesien

Prov. Regierung

Rheinland,

Pommern,

Sachsen, Schlesien, Holstein,

Privat (Brasilien)

Hannover,

Braunschweig,

Schweiz. Preussen,

Oldenbourg

Privat (Hamburg)

Hannover. Schlesw.- Holstein. Preusse. Oldenbourg,

Schweiz

Prov. Regierung

Rheinland, Sachsen. Pommern

Prov. Regierung

Pommern und Rheinland

Prov. Regierung

Pommern, Boheme. Sachsen

Prov. Regierung

Santa Cruz

Wiedereinwanderung

Blumenau

Prov. Regierung

São Leopoldo und Santa Cruz

Wieder­

Oldenbourg, Baden,

einwanderung

Braunschweig

Wieder­

einwanderung

Blumenau

Wieder­

Santo Angelo und

einwanderung

Santa Cruz

Wieder­

Teutonia und Santa

einwanderung

Cruz

Wieder­

Teutonia, Santa

einwanderung

Cruz. usw.

Wieder­

Westphalen.

einwanderung

Blumenau, u. a.

Wieder­

einwanderung

Blumenau

Wieder­

Verschiedene

einwanderung

Gebiete

Privat (Hamburg)

Schweiz, Schlesw.- Holstein, Preusse, Hannover, Oldenbourg


 



 

Estrela (RS)

1872

Wieder­

einwanderung

Teutonia usw.

Po$o das Antas (RS)

1875

Wieder­

einwanderung

Teutonia usw.

Sena Branca (RS)

1875

Wieder­

einwanderung

Santo Angelo und Santa Cruz

Nova Patria (PR) * [12]

1877

Privat

Wolga (Russland)

Campestre (RS)

1885

Wieder­

einwanderung

Teutonia u. a.

Botucarai (RS)

1890

Bundes-Regierung

Santo Angelo und Santa Cruz

Serra Ijui (RS)

1890

Staats-Regierung

Santo Angelo,

Santa Cruz u.a.

Canoas (SC)

1890

Wieder­

einwanderung

São Leopoldo und Teutonia

Barra do Colorado (RS)

1897

Staats-Regierung

Verschiedene Gebiete

Boi Preto (RS)

1897

Staats-Regierung

Verschiedene

Gebiete

Hansa-Humboldt

(SC)

1899

Staats-Regierung

Verschiedene

Gebiete

Hansa (SC)

1899

Wieder­

einwanderung

Blumenau

 


 

Quelle: DREHER. 1984. WILLEMS, 1980. FUGMANN. 1929. GERTZ. 1987. FOUQUET.

1974. SEYFFERTH, 1988

Mit diesen neuen Zuwanderern kamen auch Anhänger der verschiedenen protestantischen Glaubensbekenntnisse, die zu der Zeit Sorgen um ihre Gläubigen in der Diaspora hatten. Wenn bis dahin die protestantischen Missionen sich besonders ihrem ausgewanderten Deutschen innerhalb des Kontinents und in Nordamerika zugewendet hatten, so wurde um 1870 auch Brasilien ihrer Aufmerksamkeit, motiviert zum grössten Teil durch den Pietismus-Lehre ihre Ernsthaftigkeit in der Evangelisationsaufgabe. Ihrer Ansicht nach waren die Deutsch-Amerikaner schon in die Gesellschaft der neuen Aufnahmegebiete integriert, und entsprechend der Industrialisierung dieses Landes wurde ihre traditionelle religiöse Ausübung schon schwächer. Die religiösen Absichten waren übereinstimmend mit denen der protestantischen Nationalisten - oder nationalistischen Protestanten - wie, zum Beispiel, Carl Fabri, nach dessen Ansicht die germanischen Einwanderer in Latein-Amerika als "Kulturdünger" anzusehen waren, oder aber als potentielle Vermittler eines Imperialismus, der die Eroberung von Gebieten erübrigte, wenn er statt dessen treue Anhänger und Untertanen seiner Interessen fand (PRIEN, 1989).

Die Ersteinwanderer und die ’’Brummer", die diese Neuzuwanderer empfingen, harmonisierten anfangs nicht miteinander, die sich selbst als "Reichsdeutsche" bezeichneten. Sie hielten sie für zu gebildet, übertrieben an ihrer heimatlichen Gegend hängend und als Verteidiger eines Landes, dessen Geschichte sie direkt nichts mehr anging. Ausserdem sprachen sie hochdeutsch, was ihren Landsleuten hierzulande nur schwer verständlich war, denn bis 1870 sprachen die Bewohner der diversen kleinen Länder, die zusammen Deutschland bildeten, nur ihre regionalen Dialekte.

Für diese Reichsdeutschen waren die Deutschbrasilianer Ignoranten, Trinker, total assimiliert und - nach Aussagen der Pastoren mit akademischer Ausbildung, die in Brasilien ihr Amt ausübten - sich sehr wenig um ihre religiösen Pflichten kümmernd. Im Gegensatz zu den ersten Pastoren, die direkt in ihren Gemeinden gewählt worden waren, sahen ihre Nachfolger sich als Autoritäten an, die nur der deutschen Kirche gegenüber verpflichtet waren, was zahlreiche Ablehnungen der Siedler zur Folge hatte. Die Pastoren andererseits sahen die Siedler als undiszipliniert an, wenig fromm und lediglich die religiösen Formalitäten erfüllend. Die Siedler aber verstanden die Pastoren als Tadler ihrer Festlichkeiten und sogar ihrer täglichen Gewohnheiten.

Ausser diesem Widerstand der Volksschicht bekamen die neuen Pastoren die Opposition der Atheisten und Liberalen zu spüren, die im Dasein der Pastoren einen deutsch-imperialistischen Einfluss sahen und die Bestärkung in einer Religiosität, die sie in Abrede stellten. (SEYFERTH, 1981, S. 51).

Aber die Nachricht über ein vereintes Deutschland hat doch viele Begeisterte zur Folge, besonders bei den Liberalen, die 1848 wegen des zerstückelten Vaterlandes weggingen (KUDER, 1937). Diese versöhnen sich nun sentimental mit ihrem Vaterland, oder lassen sich, zum Teil, davon überzeugen, dass man möglicherweise politische oder ökonomische Vorteile von dort erwarten könne. Und in der Tat hatte das seine Berechtigung, denn zur Jahrhundertwende wurden bereits 45% Waren von Deutschland nach Rio Grande do Sul ausgeführt, während an 2. Stelle England mit nur 17% stand. Rio Grande do Sul hingegen exportierte 19% seiner Produkte nach Deutschland, während der interne Markt noch der grössere Abnehmer war (BRUNN. 1971, S. 151).

Wir können diese Tendenz nicht als unumschränkt verallgemeinern, so wie wir nicht alle Reichsdeutschen als leidenschaftliche Nationalisten bezeichnen können. Man muss hervorheben, dass der preussische Staat Bismarcks das Ergebnis einer Revolution "von oben" war, was einen Abbruch der Beziehung zu' dieser Gesellschaft hervorrief und sie * in ihrem Militärbereich - in zwei deutlich getrennte Gruppen teilte: Reichsfeinde und Reichsfreunde (WEHLER, 1970, S. 122). Von diesen ist natürlich die erste Gruppe am Auswandern interessiert und im Gegenteil nicht daran, die gleichen Gefühle wie die zweite Gruppe zu bewahren.

Die Dokumentation, in der die Existenz der sozial­demokratischen Bewegung und anderer linksgerichteter Tendenzen erwähnt wird, war in den Archiven Brasiliens sehr gering und wurde nicht erhalten, weil möglicherweise die ersten Gelehrten, die sich mit der Einwanderung befasst haben, in ihrer Mehrheit schon festgelegt waren auf eine feierliche und stolze Geschichte jener Kontingente. Rene Gertz, (1985, S. 75-84), identifiziert indessen eine der ersten Organisationen mit diesen Tendenzen des Jahres 1892, die sich aus Arbeitern deutscher Abstammung in Porto Alegre bildeten: aber man muss in Erwägung ziehen, dass das Fehlen politischer Bewegungen dieser Art damit Zusammenhängen kann, dass diese sich aus ethnischen und sprachlichen Prinzipien heraus eben nicht bildeten. Wenn diese Bewegungen sich in grössere Zentren verlegen und sich typisch städtischen Aktivitäten zuwenden, verbinden sie sich eher über-ethnischen Gruppen, denn sie müssen sich den gegebenen Bedingungen anpassen zugunsten ihrer wirtschaftlichen oder politischen Interessen, oder eben denen ihrer Klasse (HOERDER, 1988). Aber in kleinen oder mittleren Städten, in denen die deutschstämmigen Gruppen den weitaus grösseren Teil der

Bevölkerung ausmachten, erhielt sich die ethnische und kulturelle Identität, grösstenteils begünstigt durch das Bestehen ihres Vereinswesens, durch die Bedingungen ihrer religiösen Minderheit und durch die Schwierigkeit, die Landessprache zu beherrschen.

Die Ausübung der Vereine bekommt in den 80er/90er Jahren ' einen beachtenswerten Impuls und sie breiten sich in den folgenden Jahren immer weiter aus. Als Mikronationen empfinden sie die Gleiche Notwendigkeit der Bestätigung des Zugehörigkeitsgefühls und der zahlreichen Formen der Solidarität - Charakteristiken, die zum Teil den wirtschaftlichen Aufstieg vieler Immigranten erklären.

In Curitiba, zum Beispiel, werden zwischen 1856 und 1926 ungefähr 50 Vereine gegründet, einige sind nur von kurzer, andere von langer Dauer. Man schliesst sich zusammen, um zum Beispiel eine Gruppe zu bilden, die die Funktion der freiwilligen Feuerwehr ausübt, oder um Institutionen zu bilden, die mit dem Gesundheitswesen zu tun haben, wie unter anderen, die Gründung des "Deutschen Krankenhauses"; um Interessenten an Garten- oder Parkgestaltungen zusammenzuführen; zur Anlage und Pflege des deutschen Friedhofs; ausserdem leistet man zahlreiche Zuschüsse in Schulen und Kirchen, was einen intensiven sozialen Austausch bedeutet. Musikanhänger schliessen sich zusammen, Sport* oder Theater-Interessenten, oder man findet sich einfach zur gemeinsamen Freizeitgestaltung.

Das am meisten hervorzuhebende Beispiel dieser Vereine in Curitiba ist der "Handwerker-Unterstützungsverein", 1884 gegründet, der 1934 schon 3.000 Mitglieder zählte und zu dieser Zeit schon einer der grössten dieser Art im Lande war. Inspiriert durch die Thesen der Sozialdemokratie, richtete er seine Aufgaben zugunsten des Gemeinwesens aus, das sich mit dem Gesundheitswesen, der Erziehung und Freizeitgestaltung befasste, auf der Suche danach, auf eine bestimmte Art die diesbezüglichen Richtlinien des brasilianischen Staates zu ergänzen mit denen, die sich im Herkunftsland entwickelten. Wären diese erst einmal festgelegt, würde sich das Ansehen seiner Existenz nicht nur durch seine Arbeiter und Handwerker erhöhen, sondern auch auf anderen Gebieten, soweit sie die Weltanschauung derer integrieren würden, die "am Beherrschen der deutschen Sprache festhielten". Diese und andere Institutionen verstanden sich also als affektive Vertretungen eines intervenierenden Staates und taten alles für ihre "Untergebenen", kümmert sich unter anderen um ihre Sicherheit, ihre Erziehung und Ausbildung, ihre Gesundheit und Arbeitsplätze. So verhält sich auch der "Deutsche Klub" in Curitiba, 1869 gegründet, nicht nur zum Zweck der erholsamen Freizeitgestaltung, sondern übernimmt ab 1880 auch Wohltätigkeitsaufgaben. In seinen Statuten ist eine Finanzhilfe bis zu 12 Monaten vorgesehen für diejenigen Mitglieder, die krank oder arbeitslos würden. Diese Unterstützungen waren jedoch vom disziplinierten Benehmen der Bedürftigen abhängig, was folgendermassen in den Satzungen festgelegt war:

(...) diese Unterstützung wird nicht an Mitglieder ausgezahlt, die ihre Beiträge seit 4 oder mehr Monaten nicht entrichtet haben, oder an Kranke, deren Zustand durch Streitigkeiten oder Trunksucht entstanden ist (...) (apud NADALIN, 1972, s. 9).

Aber auch wenn es nur die Freizeitgestaltung betrifft, sind die Voraussetzungen in diesen Vereinen dieselben wie oben erwähnt. So heisst es zum Beispiel in den Statuten desselben Klubs weiter:

(...) Der Klub "Germania" erfüllt den Zweck, seinen Mitgliedern erholsame Freizeltstunden in erfreulicher und sittlicher Gesellschaft zu bieten, wie zum Beispiel durch gemeinsamen Gesang, durch Lesestunden u.a. Vergnügungen, die diejenigen bereichern, die wahrhaft danach suchen (idem, 1972, s.9)

Der Germania-Verein, wie auch andere Gesangs-, Theater- oder Sportvereine in Curitiba und auch in anderen Städten, setzten also ''Moral" voraus, angeregt durch das in den Vereinen sich entwickelte Gefühl der harmonischen Einigkeit zwischen seinen Mitgliedern, die sich als ein Teil desselben Organismus empfanden:

Man singt und macht überall Musik. In den Kirchen singen die Gläubigen, in Ihren Körperschaften die Studenten, beim Marschieren die Soldaten, auf ihren Wanderschaften die Handwerker. 10

Ausser dieser Art Vereinen gab es aber auch korporative, die - wie die deutschen Zünfte - die verschiedenen Berufssparten zusammenfassten, um deren Interessen vor der Gesellschaft zu vertreten, während sie gleichzeitig die Legalität des allgemeinen Verbrauchers eben dieser Sparte in der Öffentlichkeit garantierten.

Kleine Zirkel, Körperschaften, Freizeitzentren, in denen die Teilnehmer sich treffen und gesehen werden wollen, Erhaltung der Sprache und Tradition der Vorfahren - das alles entsteht in dieser Zeit, charakterisiert durch die aus der Heimat mitgebrachten Erfahrungen, die - auf örtlicher Ebene - ganz einfach übersetzt und neu herausgegeben werden können, ungefähr im Sinne von "Einigkeit macht stark".11 Trotz der Einmischung der Pastoren der deutsch­lutherischen Kirche sind doch in dieser Zeit alle Initiativen auf die Urheberschaft der eigenen Einwanderer-Gemeinden zurückzuführen. Erst etwas später werden sie von ausländischen Institutionen unterstützt, deren Ausübungen nach dem Ausruf der Republik grössere Relevanz erhalten. Und zusammen mit ihnen entdecken und erkämpfen die brasilianische Regierung, wie auch Deutschland, den [13] [14]

Süden Brasiliens - und zwar beide unter derselben sozial-politischen Vorstellung des Nationalismus.

Die Einwanderung zur Zeit der Republik

Mit dem Ausrufen der Republik und dem Ende der Sklaverei stellt die Emigration aus Europa eins der Hauptthemen der Debatten um die Arbeitskraft-Nachfrage in der Landwirtschaft dar, die erst die Voraussetzung der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse Brasiliens garantiert. Daraus entstehen eine Menge Initiativen, alle mit dem Versuch, Immigranten verschiedenster Herkunft in die wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes anzulocken. Auf Grund der daraus entstehenden Bevölkerungsdichte, im Zusammenhang mit der schon beginnenden städtebaulichen Gestaltung, ergeben sich Probleme der Versorgung - eine neue politische Aufgabe, die durch die Immigration überwunden werden muss. Zur Arbeit in der Landwirtschaft kommt die Verteilung von Länderleien landwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln im Innern des Landes, oder besonders auch in der Nähe grosser Farmen, die sich auf Monokulturen spezialisiert haben. Damit konnte man die Kosten der Reproduktion verringern, andererseits - falls nötig - das Kontingent der Arbeitskraft jener produktiven Zentren erhöhen (STOLCKE & HALL, 1983. S. 80-120).

Es ergibt sich aus diesem Kontext, dass das Kolonisations- System in den Südstaaten Brasiliens von den Intellektuellen und Politikern der jungen Republik neu bewertet wird; obwohl es sich weiterhin am vorhergegangenen System ausrichtet in Bezug auf die Gründung von Siedlungen mit kleinem Landbesitz, der sich - sozusagen als Zusatz - in die Nationalökonomie integrieren muss, sei

es zur Zusatzversorgung von Verbrauchsgütern in dynamischen Zentren, oder sei es als potentieller Lieferant von Arbeitskräften durch interregionale Zuwanderung.

Es fiel, wie im Kaiserreich, den Gouverneuren die Aufgabe zu, diese Siedlungszentren in ihren Territorien zu gründen, wobei diese eine einzige einschneidende staatliche Einmischung erdulden mussten, darin, dass ein rigoroses Verbot bestand, das die Zusammenballung ethnischer Gruppen in derselben Gegend untersagte, hingegen gemischte Siedlungen vorschlug, vorzugsweise aus Ausländern und Einheimischen bestehend. Diese Massnahme erklärt sich unter anderen durch die Vorstellung der Ausbreitung der "deutschen Gefahr", deren Anhänger in der ethnischen Konzentration ein Risiko sehen wollten durch die Einmischung in kulturelle, politische und territoriale Aspekte.

Die warnenden Hinweise auf dieses Risiko hatten jedoch keinen Rückfluss der Einwanderung aus Deutschland zur Folge. Wenn der Immigrationsrhythmus sich verlangsamte, so kam das eher durch ökonomischen Zufall, von denen die jeweiligen Regierungen abhängig waren, als vielmehr durch die Wirksamkeit anti-germanistischer Reden; in Rio Grande do Sul sind zu der Zeit die Abholzungen der Waldgebiete der Hauptgrund der finanziellen Reduzierung des Staatshaushalts für die Einfuhr von Arbeitskräften. In Santa Catarina werden zwar einige neue Siedlungen gegründet, aber - aus ähnlichen Gründen wie den oben erwähnten - vergeben die offiziellen Stellen Klein-Landbesitz lieber an Nachkommen der Ersteinwanderer, infolge ihres beträchtlichen Wachstums. Im Gegensatz dazu macht Paraná grosse Anstrengungen zur Besiedlung seines Gebietes, anfangs die transkontinentale Immigrationspolitik anwendend.

Im 20. Jahrhundert lassen sich in diesem Staat die meisten europäischen und asiatischen Einwanderer nieder, mit Ausnahme von Italienern, Spaniern und Portugiesen. Es kommen ukrainische, russische, japanische, polnische und deutsche Arbeiter, besonders eben Osteuropäer, die aus wirtschaftlichen, politischen oder religiösen' Gründen aus ihren Ländern auswandern. Zu ihnen gesellen sich diejenigen anderer älterer Siedlungsgebiete, die wegen der Landaufteilung aus Erbschaftsgründen ihre Gebiete verlassen und sich im Norden der Südstaaten neu ansiedeln wollen.

Die Einwanderer aus Deutschland haben allein in Paraná von der Jahrhundertwende bis zum Jahr 1953 dreizehn Landwirtschaftssiedlungen in verschiedenen Gegenden dieses Staates geschaffen, wie aus der Landkarte 2 ersichtlich wird.

-

30

Landkarte 2 - Die Haupt-Siedlungszentren Deutschsprachiger im Paraná

 

 

Wenn man diese Entwicklung von Siedlungszentren genau betrachtet, kann man feststellen, dass diese Land-Besetzung fast eine Herausforderung für die jeweilige Landesregierung darstellt, die sich nur in eine weitere Wirtschaftsplanung abändert, wenn der Verwaltungsapparat andere Verpflichtungen eingehen muss, die in seinen Kostenanschlägen aber mit der demographischen Besiedlungen einhergehen; sobald der Eintritt, versucht man, durch eine Reihe von Reden sein Verhalten zu rechtfertigen, unter anderen, das der Bevorzugung nationaler Arbeitskräfte. Auf Grund dieser Feststellung beurteilen wir die Interpretation von Wilson Martins als unkorrekt, dessen Worten nach dieser Neuorientierung sich auf patriotische Absichten der Gouverneure zugunsten ihrer Landsleute bezog. Wir zitieren hier das gleiche Beispiel von Martins, das nach den Worten von Caetano Munhoz da Rocha, aus Paraná, in seiner Rede aus dem Jahr 1922 eine nationalistische und fremdenfeindliche Haltung erkennen lässt. Der Staatspräsident erklärt sich gegen die Einwanderung, wenn sie aus öffentlichen Kassen bestritten worden muss.

(...) da es ihm weder gerecht noch vertretbar erscheine, dafür Geldmittel zur Verfügung zu stellen, die in den Schul- und Strassenbau gesteckt werden könnten, zum Wohl der Nation und der wahren Bevölkerung dieses Landes, nämlich den Wegbereitern des Landesinnern (apud MARTINS, 1989, S. 91).

Bald jedoch werden - zur Zeit derselben Konjunktur und der ihr folgenden - andere Politiker und Intellektuelle aus Paraná eine enorme Propaganda starten, um europäische Immigranten anzuwerben, die entweder direkt aus dem Ausland kommen, oder aus anderen brasilianischen Gebieten, wie Söhne von Ausländern, die nur wenig der nationalistischen Gesinnung unterliegen. Dieser zweite Gedankengang lässt sich damit begründen, dass dies weniger kostspielig ist als die Ansiedlung direkt aus Europa kommender Arbeitskräfte. So besorgt - durch eine patriotische, in dem Augenblick günstige Rhetorik - die jeweilige Landesregierung ihre notwendige Arbeitskraft, ohne die gleiche Menge an Geldmitteln einsetzen zu müssen wie die Nachbarstaaten, was zur Erhöhung seiner Einnahmen beiträgt, die sich aus der neuen wirtschaftlichen Entwicklung ergeben.

Nicht einmal der erste Weltkrieg konnte die Politiker der Südstaaten beeinflussen, die für die europäische, und ganz spezifisch für die deutsche Einwanderung waren. Anhand der Tabelle Nr. 2 lässt sich ein starkes Anwachsen der Immigration aus diesem Herkunftsland - im Vergleich zu vorhergegangenen Jahren – feststellen.


Tabelle Nr. 2 -Einwanderer deutscher Herkunft in Brasilien -

Einwanderungsjahr

1900-09

1910-19

1920-29

1930-39

TOTAL

Zahl der Immigranten

13.848

25.902

75.839

27.629

143.218


1900-39


 

 


Quelle: GERTZ, 1987, a 15

Diese Angaben zeigen, dass auch im 20. Jahrhundert die Gruppe von Immigranten deutscher Herkunft den 4. Platz belegt, nach den Italienern, Portugiesen und Spaniern.

In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, als der Mythos von der deutschen Gefahr mit grosser Intensität durch die Presse, die Intellektuellen und den Nationalismus der Politiker geschürt wird, begnügen sich die drei südlichen Landesregierungen damit, Kampagnen zu starten, um für die portugiesische Sprache zu plädieren und die Einschränkung bekanntzugeben, dass Einwanderer nicht in öffentliche Dienste treten dürfen; Massnahmen, die sich nach Kriegsende wieder lockern. Die grösste Diskriminierung bis 1930 kommt von der bürgerlichen Gesellschaft, die in den Immigranten nur den Ausländer sieht. Diese Einstellung würde zu einem Klima der Ablehnung dieser Schicht gegenüber beitragen, was zu drastischeren Massnahmen seitens der offiziellen Stellen erst während der neuen Staatsform führen würde. Aber bis dahin nimmt die Zahl der Deutschstämmigen und Neueinwanderer noch zu, und diese gemessen eine relative Autonomie in ihren politischen Ausübungen. Ihre Zuwachsrate schwankt, wie die der anderen Länder auch, was jedoch auf die wechselhafte Regionalökonomie zurückzuführen ist.

Eine präzise Zahlenangabe der deutschen in Südbrasilien und den anderen Staaten zu nennen, ist eine sehr schwierige Aufgabe, denn die zur Verfügung stehenden Angaben wurden meist von intellektuellen gemacht, die von dem romantischen Begriff des Nationalismus und von der Idee "Grossdeutschland’' eingenommen waren, was sie dazu führte, nicht zu unterscheiden zwischen denjenigen, die schon Enkel und Urenkel deutscher Einwanderer waren und völlig assimiliert, und denen, die sich selbst hierzulande als "Deutsche" ansahen, oder, die effektiv noch aus Deutschland stammten.

Als eine Veranschaulichung erwähnen wir die Forschungsergebnisse des Geographen Reinhard Maak, der sich sehr eingehend mit der deutsch-stämmigen Bevölkerung in Paraná, dem jüngsten Kolonisationsstaat, beschäftigt hat; er stellte unter anderen fest, dass von den 126.000 deutscher Abstammung allein 40.000 ihre Muttersprache schon nicht mehr beherrschten (MAACK, 1939, S. 8 -28). Im Gegensatz dazu erwähnt der Pangermanist Ghese (1931), dass sich in demselben Gebiet zu der Zeit allein im Süden 1.200.000 Deutsche befunden hätten, die alle in den Interessen und Weltanschauung ihres Herkunftslandes übereinstimmten.

Trotz dieser Ungenauigkeiten können wir in Übereinstimmung der Nachweisquellen die von Gertz angegebenen Zahlen akzeptieren, deren Berechnung für das Jahr 1935 aus der Tabelle Nr. 2 hervorgehen.

Tabelle Nr. 2 - Regionale Aufteilung der deutschen Einwanderer
und ihrer Nachkommen in Brasilien - 1935

Staat

Zahl der Immigranten und Nachkommen

Rio Grande do Sul

600.000

Santa Catarina

220.000

São Paulo

90.000

Paraná

70.000

Rio de Janeiro

25.000

Espírito Santo

15.000

TOTAL

1.020.000

Quelle: GERTZ. 1987. S. 14

 


 

Bezüglich der Südstaaten stellen diese Zahlen 19,62% der gesamten Bevölkerung von Rio Grande do Sul dar, 22% von Santa Catarina und 6,9% von Paraná.

Die Ursprungsgebiete der Immigranten des 20. Jahrhunderts sind ebenfalls schwer feststellbar, denn sie kamen aus sehr viel verschiedenen Gebieten als ihre Vorgänger, so wie auch die Gründe der Auswanderung andere waren, was erst nach genaueren monografischen Studien kommentiert werden kann. Es waren jedenfalls nicht wenige Deutsche, die aus den ehemaligen afrikanischen Kolonien kamen, weil sie durch die Vorherrschaft der Alliierten nach dem ersten Weltkrieg vertrieben wurden (WILLEMS, S. 65). Wieder andere kamen aus Russland, aus dem Wolgagebiet, verbannt oder vor der Revolution geflüchtet, ein ähnlicher Prozess wie für diejenigen, die wegen religiöser Verfolgung diese Länder infolge des Pan-Slawismus des 19. Jahrhunderts verlassen mussten (FUGAMNN & BREPOHL, 1927 und BREPOHL, 1929). Die "Hanseatische Kolonisationsgesellschaft", früher "Kolonisationsgesellschaft von Hamburg", setzt ihre Aktivitäten im ersten Drittel dieses Jahrhunderts fort und erreicht im Jahr 1924 eine Zusage durch die brasilianische Regierung, 600.000 Hektar Land des Staates Santa Catarina zur Kolonisierung zu bekommen, woraus die Kolonie "Ibirama" entstand (RICHTER, 1986). Jedoch, und unabhängig von den staatlichen Interventionen, waren die beiden Weltkriege' ausschlaggebend für viele Ausweisungen dieser Deutschstämmigen aus allen Teilen Deutschlands.

Die Neu-Einwanderer, von den schon lange hier lebenden "Neudeutsche" oder "Deutschländer" genannt, und eben die Nachkommen deutscher Einwanderer, der Pioniere, welche sich als "Reichsdeutsche" oder "Brummer" bezeichnen, befinden sich in einer grossen Umbruchperiode, die sich durch die schnelle sozio- ökonomische Struktur der Südstaaten erklären lässt; wegen der Landzerstückelung und weiterer Abwanderungen in die Städte, oder andererseits dem sozialen Aufstieg einiger Deutscher entstehen eine Reihe von Stadtzentren kleinerer oder mittlerer Bedeutung. Ausser Curitiba und Porto Alegre entwickeln sich Blumenau, Joinville, Ponta Grossa, São Leopoldo und Novo Hamburgo zu Produktionsstätten von Manufakturen; sie bleiben also nicht nur Zwischenhändler landwirtschaftlicher Erzeugnisse.[15]

In dieser Zeit gewinnen auch die Vereins-Ausübung und die Erweiterung der deutschen Presse im Lande an Bedeutung. Gesangs-,

Sport- und Freizeitvereine, Religionszentren und Unterstützungs- Vereine, auch technische Beratungsstellen organisieren sich sehr systematischen in fast allen Gemeinden der Südstaaten, wo sich Einwanderer und Menschen deutscher Abstammung befinden. Schulen und Kirchen werden gegründet um die religiöse Identität und die Muttersprache, wie alles Germanische überhaupt, zu erhalten. Die Tages- oder Wochenzeitungen breiten sich zahlenmässig aus und ihr Inhalt wird abwechslungsreicher. Nachrichten im Zusammenhang über Ereignisse in Brasilien und Deutschland, religiöse Orientierung oder solche für das Leben in der Familie, Richtlinien für Jugendliche oder Anregungen für die Freizeit, technische Hinweise, sowie Titel oder Besprechungen didaktischer Bücher ziehen immer mehr interessierte Leser an. Ausser diesen Zeitungen und didaktischen Werken, die die Privatschulen in ihren Grundstufenprogrammen orientieren sollen, sind informative Mitteilungen der Vereine und deren Hinweise auf diverse festliche Gedenkakte zu erwähnen, wie auch Geschichtsbücher und Literatur, die sich durch das Leben der Immigranten inspirierte; dies alles brachten die Druckereien in Umlauf (BREPOHL DE MAGALHÃES, 1989, s.77-112).

Man kann einen neuen Charakter in fast allen Gesellschaftsformen und im öffentlichen Auftreten feststellen; anders als zur vorangegangenen republikanischen Epoche verfügt man über einen anderen allgemeinen Nenner, ausser dem Gebrauch der deutschen Sprache: es handelt sich um die Verteidigung und Verständlichmachung der notwendigen Erhaltung der ethnischen Identität. Gleich ob religiöse oder säkulare Schriften, alle waren sich darin einig- ihre verschiedenen Proportionen und Objektive vorbehaltend-, dass der Zusammenhalt dieser Gruppen als ethnisches Prinzip nicht nur als kultureller, sondern auch als politischer Faktor anzusehen sei.[16]

Diese Durchführungen dürften sich- als eine Art Verteidigungsstrategie jener Schichten- durch die Erfahrung mit dem ersten Weltkrieg verstärkt haben, nämlich aufgrund der Repressalien ' durch die Tatsachen, dass ihr Herkunftsland sich im Krieg mit Brasilien befanden. Es spielt auch eine wichtige Rolle in der Verstärkung ihrer Kontakte zur Gesellschaft des Einwanderungslandes - Resultate des aufblühenden Städtebaus, was sogar latente Differenzen zwischen den Immigranten und den Brasilianern hervorrief. Aber grundlegend ist in dieser Analyse das Verständnis für den grossen Einfluss der Mitglieder der verschiedenen deutschen Vereine hierzulande, die an der Auswanderung und den im Ausland lebenden Deutschen interessiert waren, wie zum Beispiel dem "Alldeutscher Verband", dem wichtigsten der Vereine, der "Deutschen Kolonialgesellschaft", dem "Evangelischen Hauptverein für Ansiedler und Auswanderer" und der "Hanseatischen Kolonisationsgesellschaft". Diese sind die Hauptantriebskräfte der deutschen Kolonisierungsbewegung, Ergebnis der Entwicklung eines Spät-Imperialismus, dessen Anschauung über das Erhalten der Identität als eine wichtige Strategie der Expansion seiner wirtschaftlichen Vorherrschaft betrachtet wurde.

Laut Mercedes Kothe, interessierten sich jene Organisationen dafür,

(...) den Einwandererstrom in die Südstaaten zu lenken, in ein Gebiet, in dem der Immigrant auch Konsument deutscher Erzeugnisse würde, und nicht ein Konkurrent - wie es bei den Einwanderern in die USA der Fall war (...) die Einwanderer in Gebieten anzusiedeln, wo sie Gebräuche und Gewohnheiten erhalten und auch noch deutsche Produkte verbrauchen würden: das wird die Regierungsaufgabe sein im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts: oder in der sogenannten Caprivi-Ära, eine Periode, in der Deutschland sich den Absatzmarkt seiner Produkte sichern musste. (1990. S. 7)

Angeregt durch diese Ideologie üben diese Gesellschaften starken Einfluss auf andere aus, sei es in Form von Unterrichtsstätten, oder durch die Kirche, durch Sport- und Erholungszentren, in Deutschland wie auch in Brasilien. Um eine Idee der Bedeutung derselben zu bekommen, erwähnen wir folgendes: 1910 sind auf einem Kongress über Kolonialpolitik allein 106 deutsche Vereine vertreten, gefördert durch den "Verein für das Deutschtum im Ausland - VDA".

Der Alldeutsche Verband und der Schulverein finanzieren den Bau von Schulen und Kirchen, sowie den Druck von Zeitungen, in denen sie ihre Theorien von "Grossdeutschland” weitergeben können, wobei die Hauptthemen Endogamie, Rassen-Vorrang und die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes sind. Einige dieser Idealisten des deutschen Nationalismus, die meist aus der Mittelschicht stammen, übersiedeln nach Brasilien, um dort neue Betriebe aufzuziehen, denn sie rechneten - ihrer Interpretation nach - mit der Treue ihrer Landsleute im Ausland. Oft verbündeten sie sich mit wohlhabenderen Schichten der Deutschbrasilianer und schlossen mit ihnen Handelsverträge ab, die unter anderen die Mithilfe zu Veröffentlichungen in deutscher Sprache und die Zusammenarbeit mit [17] den deutschen Vereinen, die schon seit dem 19. Jahrhundert bestanden, vorsahen.

Diese ganzen Tätigkeiten erweckten die Aufmerksamkeit der brasilianischen Intellektuellen, die darin die Bestätigung ihres Verdachts der deutschen Gefahr sahen und deren Strategie zu erkennen glaubten, sich in absehbarer Zeit in Südbrasilien Land anzueignen. Als das nationalistische Gefühl in Brasilien eins der wichtigsten Leitmotive der Elite wird - besonders vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges - ergreift diese Kampagne der Nationalisierung diese oben erwähnten Schichten ganz stark in Bezug auf ihre kulturellen und politischen Tätigkeiten.

Aber, wie wir schon bestätigten, wird der Zuwandererstrom der deutschen Immigranten auch durch diese Landeskonjunktur nicht unterbrochen, 1930 wird das Einwanderungs-Verbot infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise erlassen, und nicht aus irgendeinem politischen Grund; als 1934 das Quotensystem eingeführt wird, erlaubt die legale Massnahme die Aufnahme von nur 2% jeder ethnischen Gruppe, die in den letzten 50 Jahren einwanderte; das benachteiligte jedoch nur asiatische und afrikanische Immigranten - was gar kein unerwünschtes Resultat war -, denn die jährlich aus Europa kommenden Immigranten überschritten nur sehr selten diesen vorgeschriebenen Prozentsatz.

Nicht einmal die Vorschriften der Tätigkeiten für Ausländer, die ihnen 1937 zum Beispiel Stellen in öffentlichen Dienstleistungsbetrieben untersagten, und die den Arbeitern des landwirtschaftlichen Sektors Vorrang gaben (80% jeder Gruppe), beeinflusste den Eintritt dieser Menschen ins Land negativ. Man nahm an, dass sich letzten Endes Ausländer, die arm ins Land kamen, sowieso nur selten für Dienstleistungsbetriebe interessieren würden; und die Tatsache, dass sie sich bei der Einwanderung als Landwirte eingetragen hatten, verbat es ihnen ja nicht, später auch andere Aktivitäten auszuüben.

Obwohl der herrschende Nationalismus schwerwiegend war und die anti-germanistischen Reden akzeptiert wurden, konnte man doch nicht ableugnen, dass die Immigranten weiss, diszipliniert und arbeitsam waren, Charakteristiken, die absolut mit der eugenischen Politik dieser Epoche harmonisierten (LENHARO, 1986). Der Regierung blieb also nur übrig, die Immigranten zu "verbrasilianern", was durch die Grundschulausbildung geschehen würde, deren Lehrplan nicht nur den ständigen Gebrauch der portugiesischen Sprache vorsah, sondern auch zum Kult der staatsbürgerlichen Werte der Nation anhielt, der sie von nun an dienen sollten.

Die bedeutsame Sympathieerklärung der Deutsch-Brasilianer zur pan-germanistischen Kultur dieser Epoche, wie auch ihr Enthusiasmus für den National-Sozialismus, lassen sich zum Teil als eine Form der Resistenz gegen die Politik, brasilianische Staatsbürger zu werden, erklären; sie lässt sich zwar gleichschalten mit diesem historischen Moment, erschöpft sich hier aber nicht. Es ist erforderlich, einen diachronischen Ausschnitt zu machen, durch den verständlich wird, wie der Mythos der irrationalen Einheit, das Bildnis des Befreiers und das Bewusstsein der auserwählten Rasse sich zur gleichen Zeit auch bei den Deutschbrasilianern einstellt, was die Form der Resistenz gegen die Assimilation ans Brasilianische noch vergrössert und - innerhalb der Möglichkeiten - eine Art von Bürgerrecht anstrebt, das doch sehr viel anders ist als in der Vorstellung der hiesigen Verfechter des Estado Novo (Neuen Staates). Obwohl die Deutschbrasilianer radikal gegen die anarchistischen und sozialistischen Bewegungen dieser Epoche in Brasilien waren,

strebten sie doch - genau wie die Brasilianer - die Teilnahme in öffentlichen Wirkungskreisen an. Sie unterschieden sich jedoch von ihnen darin, dass sie kein Projekt für die gesamte Nation besassen; sie sahen sich selbst als eine Körperschaft innerhalb der anderen, welche, zwar unterschiedlich, so doch dasselbe Recht zu existieren, zu denken und zu handeln haben müsse, und zwar im Einklang mit ihren herkömmlichen Werten. Sie fanden zur Zeit dieser Forderungen den Moment passend für einen geschlossenen Einsatz und versuchten, sich aus der politischen Isolierung zu befreien, die für sie seit dem ersten Weltkrieg bestand. Sie beanstandeten die Tatsache, auf politischer Ebene ignoriert zu. werden, während sie andererseits als disziplinierte und ordentliche Arbeiter anerkannt waren. In den Grenzen ihrer Landesvertretungen glaubten sie an die Möglichkeit einer Rückwanderung, oder einer Annektion der hier von ihnen bewohnten und bearbeiteten Gebiete an Deutschland, an eine definitive Heimkehr in ihr Vaterland. Wegen diesem Traum entstand die Auflösung ihrer zahlreichen Vereinstätigkeiten, sowie ihrer Kultur denn aufgrund der durchgeführten Gegenpropaganda durch die Nationalisten Brasiliens wurden ihre Ausübungen und Reden drastisch unterbunden. Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges kamen etliche Kriegsteilnehmer und Flüchtlinge aus dem Ausland, um sich jenen Deutschbrasilianer anzuschliessen, die sich bis zum Ende der 50er Jahre in anderen, bis dahin unbesiedelten Landstrichen, niederliessen und das Kontingent der Industriearbeiter vergrössern halfen. Aber von da ab verhielten sie sich schweigsam betreffs der Teilnahmen an besonders wichtigen politischen Ereignissen, die die Handlungen verschiedener Länder in der Mitte dieses Jahrhunderts beeinflussten.

Allgemeine Betrachtungen

In diesem Kapitel durchstreifen wir die Einwanderungspolitik, die als Resultat den Zustrom von tausenden deutschsprachiger Menschen nach Brasilien zur Folge hatte, bedingt durch die zum Teil utopische Vorstellung der Arbeitergesellschaft, welche die Formulierung von Begriffen wie "Neue Welt", "Landüberfluss" und "Reichtum durch Mut, Disziplin und Unterwürfigkeit" anregte.

Wir haben gesehen, dass diese neuen Bewohner Amerikas eben dorthin gingen mit der Entschlossenheit, der Proletarisierung und dem Verlust ihrer einigenden Kultur zu widerstehen; es waren grösstenteils Bauern, Handwerker und Intellektuelle, die vor einem ökonomisch und politisch autoritären System flüchteten, und die in ihren Siedlungsgebieten Überlebens und kulturelle Ausdrucks-Formen neu schufen, die in ihrem Gedächtnis fest verankert waren, und die zu den Erfahrungen in ihrer neuen Welt hinzukamen. Verstreut auf verschiedene Orte eines Gebietes, das viel grösser als ihr Herkunftsland war, das aber für die Hiesigen nur ein bedeutungsloses Grenzgebiet darstellte, war es für die Eiwanderer doch nicht unmöglich, dieses Landstück als das ihre zu betrachten, und es nach ihren eigenen Wertvorstellungen, Gewohnheiten und Anforderungen des materiellen Daseins zu strukturieren. Sie organisierten sich politisch, soweit es zu dieser Zeit möglich war, das heisst unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten war ja jede Siedlergruppe - je nach ihren Erfahrungen - von der anderen verschieden.

Diese Feststellungen brachten uns dazu, mit einigen Autoren, die sich mit der traditionellen akademischen Biographie befassten, nicht übereinzustimmen. Diese Autoren sind hier durch das klassische Werk von Emilio Willems, (1980) vertreten, der bestätigte, dass die deutschen Immigranten eine homogene Gruppe waren, die sich von den anderen unterschied, weil sie sich von der restlichen Gesellschaft absonderte und isoliert lebte. Aber eben diese Isolierung, die Erhaltung ihrer Traditionen und das angebliche Desinteresse am nationalen Leben des Einwandererlandes galten auch für irgendwelche andere untergeordnete Schichten, wie vor allen Dingen für die naturalisierten Ausländer, die kein legales Recht hatten, am politischen Leben teilzunehmen. Ihre Resistenz gegen die Assimilation ist, während dieser ganzen Einwanderungszeit, absolut nicht total und nicht in jedem Fall wahr; es ist wahrscheinlicher, dass sie sich vielmehr ihren neuen Arbeitsformen anpassen mussten, die nicht immer denen ihres Herkunftslandes ähnlich waren, die sie aber den von den Fabriken angebotenen vorzogen. Die transkontinentale Abwanderung erlaubte ihnen die Erhaltung einer viel weniger "ausländischen" Soziabilität, als zum Beispiel die Migration aus einem kleinen deutschen Dorf in Grossstädte wie Hamburg oder Berlin, wo die sozialen Einrichtungen sie zu viel rigoroseren Änderungen in ihrem täglichen Leben veranlassen würde.

Die Endogamie, die unter anderen von Nadalin (1977) stark hervorgehoben wurde, war im 19. Jahrhundert nur von Bedeutung, wo in ihren Kolonien Menschen derselben Herkunft lebten und ihr Wirkungskreis nicht den Radius von 5-10 km überschritt, wie es ja in der traditionellen Gesellschaft üblich war. Im 20. Jahrhundert aber beginnt diese Isolierung sich zu lösen, unterstützt durch erwähnenswerte Reden des Alldeutscher Verbandes, obwohl tatsächlich weiterhin viele Siedlungen noch dieselbe Struktur aufrecht erhalten wie in der vorgegangenen Epoche.

Wir stellen ausserdem fest, dass der homogene Charakter, der diese Segmente prägt (ROCHE, 1969; OBERACKER, 1968), nur akzeptierbar ist, wenn man ihn anachronistisch betrachtet, durch die Brille des Nationalismus, der die Jahrhundertwende und die darauffolgenden Jahrzehnte charakterisierte, noch in der Annahme, dass dieses Nationalgefühl alle gleichermassen und mit derselben Absicht ansprechen würde, was eventuell zum besseren Verständnis beiträgt, dass die Immigranten seit ehe und je Pangermanisten waren - und blieben. Diese Auslegung trübt das Verständnis ihrer internen Konflikte, in denen die Äusserungen von Sozialisten, Anarchisten, Liberalen und Nationalisten alle reduziert sind auf ein neurotisches Symptom des Widerstands gegen die Anpassung an das Einwanderungsland. Obwohl die Immigranten ihrer eigenen Meinung nach, unter sich absolut verschiede waren, wurden sie von den brasilianischen Politikern und Intellektuellen, sowie auch in einen guten Teil der deutschen Literatur als "Gleiche" behandelt. Als diese Literatur sich festigte, wurden sie treue Leser derselben; und ob sie nun an deren Inhalte glaubten oder nicht, oder durch ein Medium verführt worden waren, dass für heutige Verhältnisse recht schwach, aber zu jener Zeit sehr wirksam war, das können wir heute nicht mit Gewissheit sagen. Sicher ist, dass sie viele Veröffentlichungen gelesen haben von den wenigen Autoren, die zu der Zeit schrieben, aber doch jenes Mal mehr schrieben. Und trotz ihres Verhältnisses und der Anerkennung dieser nationalen Ideen verwandelten sich dieselben in einen unbestreitbaren Beweis, dass ein ausländischer Nationalismus, der sich in der Literatur der Pioniere, im Deutschtum und im Nazismus herauskristallisierte, die politische Vereinigung des

Auffanglandes bedrohte. Und gegen diesen Nationalismus stellte sich ein anderer, der ihnen mit einem einzigen Befehl entgegentrat: nämlich dem der Integration in die Kultur, die Politik und die Wirtschaft Brasiliens.


 

II Bilder aus den Deutscheinwanderern in der brasilianischen Literatur

Am Anfang dieses Jahrhunderts, 1902, erscheint Graga Aranhas berühmtester Roman, der Canaä er nennt sich, einer der ersten modernen literarischen Werke in Brasilien.

Der Roman handelt von der Erfahrung zweier Deutscheinwanderer, die nach Brasilien kamen, um die "Versprochene Erde" zu finden; sie sind zu einer Kolonie in Porto Cachoeiro in dem Staate Espirito Santo gefahren.

Das Bühnenbild der Erzählung bietet uns eine Schätzung der brasilianischen Geschichte des 19. Jahrhunderts an; die europäische Einwanderung, das Ende der Sklaverei, die Konstruktion der brasilianischen Nation, die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung.

Allerdings, ist Aranha nicht mit dem Alltag der Bauern beschäftigt, weder mit ihren Kämpfen um zu überleben oder ihre ersten Fortschritte. Es handelt sich um einen Vorstellungsroman (romance de ideias), mit typischen Fragestellungen für seine Epoche; es ist der Mensch, der sehr bewusst ist ein Individuum zu sein, der sich fragt, ob der Weg des menschlichen Fortschrittes von der Vernunft oder von der Leidenschaft, bei der Freiheit oder von der Unterdrückung geführt wird. (ARANHA, S. 50-1)

Diese Überlegungen wurden von einem Schriftsteller hervorgebracht, der, der deutschen gelehrten Kultur zugetan war, weil er seine haupt-philosophischen Referenzen im ihr gefunden hat, wie die Orientierung seines Meisters Tobias Barreto, aus der "Recifense Schule" i

Die Repräsentation der deutschen Kultur wurde ihm nicht schwer noch wegen eines anderen Grundes: als Richter, lebte er acht Jahre in Porto Cachoeiro, eine kleine Stadt, wohin viele Deutscheinwanderer gekommen sind; deswegen konnte er sich in ihren Alltagsleben, Sitten und Volkskunde hineinfinden.

Die beiden Deutschen, die in dem Roman die Protagonisten sind, kommen nicht aus den niedrigen Schichten, wie die anderen Emigranten, und sie gehören auch nicht zu ihrer Kultur. Aranha stellt sie als Intellektuelle dar, und als Intellektuelle, halten sie die Realität fest, um auch an ihre Vergangenheit nachzudenken.

Milkau kommt aus Heidelberg, Sohn eines Schriftstellers und er selbst hat Literatur studiert. Idealist und beschaulich, wanderte er aus seiner Heimat aus, weil er sich sehr von der europäischen dekadentischen Zivilisation enttäuscht fühlte. Er kam nach Brasilien um eine neue Welt zu suchen, sein Canäa, wie er es nannte. Er glaubte, dass in Brasilien, unter den einfachen Leuten, er innerlichen Frieden und Harmonie finden würde. Nach seiner Meinung, kann eine mestitzische Gesellschaft viel zu der Kultur beitragen. Es ist zu bemerken, zum Beispiel, die Rede zwischen Milkau und den luso-brasilianischem Richter Paulo Maciel, der sich sehr skeptisch über die Zukunft Brasiliens äussert; Seines Erachtens, ist dieses Volk unfähig eine einzige Kultur auszubauen; Es sind Erben vieler Völker - [18]Rassen, deswegen haben sie keine Wir-Identität, und das soll bedeuten, keinen gemeinsamen Willen; wegen ihrer intellektuellen Schwäche, wurden sie eine unförmliche Menge; ..."Das ist eine Nation, die vorbereitet ist, von autoritären Regierungen beherrscht zu werden", behauptet der Richter.

Milkau, der Deutsche, antwortet:

No Brasil, ßque certo, a cultura se Jam regularmente sobre este mesmo fundo de populagão mestiga, porquejã houve o toque dluino da fuSão criadora. Nada mais pode embaragar o seu üöo (...) E no futuro remoto, a epoca dos mulatos passarä (...) (idem, S. 203)^

Milkau stellt auch den Deutschen dar, der wegen seines Idealismus eine saubere und organisierte Siedlung aufbaut, im Gegensatz des brasilianischen Volkes, der von seinen Instinkten beherrscht wird. Ein Beispiel dafür ist die Beschreibung einer Mulattin:

No batente da porta sentnva-se uma mulata moga. Toda ela era a própria indol&ncta. Os cabelos näo penteadosjaziam pontas como chtfres, a camisa suja cata 'a toda no colo desencamado e os peitos de muxiba pendiam moies sobre o ventre. (ARANHA, J902, S.32)3.

Aber die deutschen Bauern, gehorsame und hartnäckige, trotzdem wurden sie verarmt bei der Arbeit geistlich; [19] [20]

Via-se estampado o pensamento üntco de cumprir o deuer prdttco, de camtnhar para a Jrente no conjunto harmontoso de um sd corpo. (S.39) [21]

Bilder und Vorstellungen wie diese Beispiele haben vielen Lesern von Aranha geführt, ihm als einen Verehrer des deutschen Einwanderungsprozesses zu identifizieren. Es gibt aber in dem Roman eine andere Figur, die uns besser seine politische Stellung beweist:[22] es handelt sich um den zweiten Protagonisten, der sogenannte Lentz, der sich in eine andere Art von Deutschen verkörpert: er ist stolz auf seine Rasse und will das mestitzische Volk beherrschen, durch den Aufbau eines weissen Reiches in Brasilien. Nach seiner Meinung,

Hri que se aceltar a lei da Vida, onde o mais forte atrai o malsjraco; o senhor arrasta o escravo, o homem, a mulher. Tudo 4 subordinagäo e gouemo. (S.63)&

Sohn eines preussischen Generals, ein Mann von Status und Reichtum, Lentz wanderte aus seinem Heimatland aus, denn er verzichtete auf die Ehe; er wurde von seiner Geliebten enttäuscht, weil sie seinen Namen verlangte, um die christliche Sittenlehre zu

berücksichtigen, und aus ihm einen Sklaven zu machen, laut seiner eigenen Worte (S. 58). In Porto Cachoeiro, hatte er vor, ein Handelsmann zu werden, aber Milkau hat ihn überzeugt, eine aus der Regierung zugestandene Scholle mit ihm zu teilen.

Lentz, wie Milkau, liebte seine Heimat und sah sie als ein Vorbild der zivilisierten Gesellschaft; wie Milkau, unterschied er die anderen Einwanderer durch seine gelehrte Mentalität; er war nicht ein typischer Arbeiter, "der seine Freiheit im Namen des Materialismus" opfert (S. 39). Die Beiden glaubten an der Entwicklungstheorie, sowie an der Überlegenheit der weissen Rasse. Allerdings, unterschieden sie sich voneinander über den Weg und Weise um diesen Zweck zu schaffen: Laut Milkau, konnte die zivilisierte Stufe nur durch Solidarität und Liebe unter der Menschheit geschaffen werden, und der Fortschritt ist eine Voraussetzung der Freiheit:

Quando a humanidade partiu do silencio das ßorestas para o tumulto das ctdades, veto descrevendo uma longa pardbola da maior escravldäo ä maior liberdade. Todo o alvo humano e o aumento da solidariedade. d a ligagäo do homem ao homem, diminuldas as causas da separagdo. (S. 54) 7

Laut Lentz, nur wenn die Stärkeren den Schwachen beherrschen, schaffen die Männer die Zivilisation, und da ist das Schicksal der Deutschen in Brasilien. Nach seiner Meinung, wird die Kultur des Mulatten immer niedrig sein, weil die Neger in ihrem Blute die Bestialität tragen; so äussert sich Lentz; [23]

m de toda a sua vida two 4 a ligagäo vulgar e mesqutnha entre os homens, o que ele busca no mundo 4 realizar as expressöes, as Inspiragöes da arte, as nobres, Indomdueis energies, os sonhos e as visöes do poeta, para conduzlr como cheje, como pastor, o rebanho. Que importam a solidaddade e o amor? Vlver a vlda na igualdade 4 apodrecer num charco (...) (S. 54) &

Dieser Gegensatz zwischen Milkau und Lentz * Liebe und Macht - äussert sich durch die ganze Erzählung; Canaä stellt einen mikro- Kosmos dar, wo die Einwanderer leben und über ihre alte und neue Welt sich unterhalten. Milkau und Lentz symbolisieren den zivilisierten Mensch, der den Wilden besucht, eine kindliche und naive Gemeinschaft, die keinen modernen Mechanismus kennlernte. Gegen dieses romantische Vorbild, sagte Milkau aus:

Realmente e um belo quadro esse que vemos, e o espetäculo de um trabalho Uvre e individual nos embriaga de prazer, mas nojundo asststlmos a um co me go de civiltzagäo; 4 o homem que alnda näo venceu grande parte dasjorgas da natureza e estd ao lado dela numa postum humilde e servil. (S.66) 9

Eine andere Darstellung könnte in diese Erzählung formuliert werden; als einen Vorstellungsroman, wäre es nicht unvernünftig zu [24] [25] vermuten, dass Milkau und Lentz eine einzige Persönlichkeit repräsentieren, wie ein Geist in zwei Körper geteilt. Wenn man diese Folgerung akzeptiert, dann kann man ein Vorbild des Deutschen Geistes in der brasilianische Kultur Anden. Einerseits, ist es der romantische und idealistische Deutsche; andererseits benimmt er sich wie ein Krieger, und seine Rationalität, welche nötig ist, kann seine Empfindlichkeit unterdrücken. Sein Geist und seine Kultur wurden deshalb sehr stark von seiner Urgeschichte imprägniert; Philosophie und Kunst - die Liebe, gegenüber Krieg und Beherrschung - der Macht, sind unter den Deutschen unbeugsam verbunden.

Allerdings, gehöhrten Milkau und Lentz in Brasilien zu der Arbeiterklasse. Sie waren Bauern, und trotz ihrer Ausbildung, mussten sie lästig arbeiten. Unter dieser Bedingung, knüpften sie Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung, indem die Hauptkennzeichen des "Deutschen" im Widerspruch zu den Charakter des Mulatten gezeigt werden - die Faulheit des Mulatten im Gegensatz zu der Arbeitsamkeit des Deutschen; der kleine und schwächliche Statur des "Cearenses" zeigt sich noch deutlicher gegen die Kraft und Grösse der Germanen (S. 73); die Naivität solcher einfache Leute erlaubte es nicht, die Mitteilsamkeit der hoch europäischen Kultur, die jene beiden Einwanderer besassen. Dazu noch empören sich die protestantischen, asketischen und ungeschlechtlichen Deutschen über die Sinnlichkeit und die Gaunerei der Brasilianer.

So haben wir ambivalente Gefühle und Einstellungen gegenüber die "Deutschen" zu beobachten, sei es ein einfacher Arbeiter oder ein Intellektueller; stark, diszipliniert, Glied einer überlegenen Rasse, würde in der brasilianischen Elite, die sich auf begieriger Weise den Fortschritt wünschten, bewundert, ebenso aber auch verursachte er auch ein Art Abneigung, weil er seine eigene Empfindsamkeit, im Namen einer wissenschaftlichen Vernunft erstickte.

Ausserdem war dieser Deutsche isoliert, der Anblick einer Kultur, die sich Mestize dachte, in ihren Werten und Gewohnheiten; war er, letzthin, der ewige Fremde, denn man in den imaginären Grenzen eine Reihe Verweigerungen, anlegte; und als man ihm ansah, "Brasilianer zu sein" wurde für viele, geworden, eine weniger unbestimmter Begriff, als einfach dasselbe Gebiet zu teilen und einer Zahl Gesetzten und Regeln untertan zu sein.

In diesem Kapitel habe ich vor, die Vorstellungen und Bilder welche über den Deutscheinwanderer gemacht worden sind, anzuerkennen, die sowohl in der brasilianischen Literatur wie in den Sozialwissenschaften hervorgebracht worden sind, um verschiedene Ansichten der Integration der Deutscheinwanderer in der brasilianischen gebildeten Kultur zu untersuchen. Es interessiert mich auch nachzufragen, in welchem Massstab diese unbeugsamen Vorstellungen und Auseinandersetzungen zur Verarbeitung (bewusst oder unbewusst) einer Reihe von Strategien, beitrug, die sich der politischen Mentalität des autoritären Charakters Brasiliens näherten.

 

Der Deutsche als Verkörperung des Deutschtums

O nosso contingente tem que ser brastleiro. O dia em que nds Jormos tntetramente brasüetros e sd brasüetros, a humanidade estarä rtca de mais uma raga, rlca duma nova combinagäo de qualidades humanas (...) avango mesrno que enquanto o brasileiro näo se abrasileirar, e um seLvagem. 10

Mario de Andrade, 1922

Das Bild des Deutscheinwanderers wurde praktisch bearbeitet zur Zeit des Kaiserreiches. Was sich auf die politischen Debatten bezieht, war sie in der Zahl der Betrachtungen zu Gunsten und gegen den Ersatz der Sklaven-Arbeitskraft durch die der freien und europäischen Arbeitskraft.

Es ist auch gewiss, dass es eine bestimmte Befremdung in Hinsicht auf den nicht katholischen Europäer, sich bemerkbar machte, zur Verteidigung der kulturellen Werte, welche die ersten Kolonisten mit sich brachten. Diese Sorgen waren mit einem nativistischen Gefühl einer patriotischen Eingebung, verbunden, der in den höheren Schichten der Gesellschaft, entstand. Aus dieser entstammen eine Reihe Schriftsteller die, als sie nach Coimbra und Paris zurückkehren, arbeiten sie Themen, aus welche ganz die romantischen Modelle ihrer Meister, nachahmten: eine sentimentale und idealistische Beschreibung der Vergangenheit, die Erhebung der in freier Übersetzung: Unsere Bevölkerung muss brasilianisch sein. An dem Tag da wir vollständig Brasilianer sein werden, und nur brasilianisch, wird die Menschheit mit noch einer Rasse bereichert, reicher mit einer neuen Verbindung menschlicher Eigenschaften (...) ich behaupte, dass derweil der Brasilianer sich nicht verbrasilianert, ist er ein Wilder Natur, die Suche nach einem mystischen und heldensinnigen Ursprung der Heimat. Die Heimat wurde übrigens vom Bild des Indianers dargestellt, was eine einfache Neuauflage der Bon Sauvage laut Jean Jacques Rousseau repräsentierte.

Die Literatur hatte ihren Mäzen, es war der eigene Kaiser, der die Bildung einer nationalen Kultur durch Kunst und die Geschichte anspornte, 11 eine Initiative, das nicht aus politischen Gründen, sondern aus persönlichem Wunsch geschah, in dem er den "Körper" seiner Heimat kennenlernen wollte, dessen Oberhaupt er war.

Diese brasilianische Literatur, typisch dieser Epoche, hatte ein beschränktes Publikum, das heisst, die zu den hohen Schichten gehörende Jungend und die ausgebildeten Beamten des Hofes, welche an den literarischen Dilettantismus gewohnt wurden; derweil sie die aus Europa, von den Dichtem mitgebrachten romantischen Ideen, kennenlernte, wurden sie von einer Art "Selbständigkeitsgefühl" beeinflusst. Dieser von der offiziellen Politik geförderte Nativismus trug für den europäischen Einwanderungs-prozess bei. denn laut der Meinungen vieler Politiker, würden "diese arbeitsamen und ehrbaren Männer den Reichtum und den Fortschritt Brasiliens, durchführen”.

Es ist hervorzuheben, dass die literarischen und geschichtlichen Schriften damals von mundartlichem Charakter imprägniert waren, sowie auch die Politik und die Kultur es waren. Deshalb als später die Veröffentlichungen vom ganzen Land handelten, beschränkten sie sich darauf, die Nation, ihre Symbole und ihre Sprache zu feiern.

Aber nur um die Jahrhundertwende, wird der Deutsche [26] Einwanderer im kulturellen Bühnenbild Brasiliens vorgestellt, wo der schon vorhergenannte Roman Aranhas ein sehr wichtiges Beispiel dafür ist. Seitdem Canaä erschien, fing die brasilianische Literatur an, in vielfältigen Formen den deutschen Einwanderer in seiner Bedeutung, sei es den aus Europa oder den aus Vereinigten Staaten als leitendes Vorbild zu beschreiben, zu denen sich die Sinnbilder der Gesellschaft fügten; Gewissenhaftigkeit, Disziplin, Rationalität, der Deutsche im Gegenteil zum Lateiner, sind Beispiele für die ersten Eindrücke, die in der Literatur sich äussern.

So charakterisiert sich der Roman Mario de Andrades, welche in 1927 herausgegeben wurde,[27] und sich Amar, Verbo Intransitivo nennt (Zu Lieben, ein intransitives Verb). In seiner Erzählung sind die Unterschiede zwischen den Deutschen und den Brasilianern, deutlicher betonnt.

Die Auswanderin "Fräulein Elza" ist die Protagonistin des Romanes, und als "Fräulein" wird sie immer genannt. Sie ist eine 35-jährige Frau, die als Haushälterin in einem portugiesisch- brasilianischen Hause eingestellt wurde, deren Familie die aufsteigende Bourgeoisie aus São Paulo vertritt.

Bei der Beschreibung der ersten Kontakte zwischen diese deutsche Immigrantin und den anderen Roman-Figuren, stellt Andrade sie als eine ausgebildete und formelle Frau vor, dessen Genügsamkeit ihr jede Empfindung zu äussern, verbietet.

Sie wurde in zwei "Ichs" geteilt; in den "Traum- Mensch" (o homem do sonho), der sich romantisch und idealistisch charakterisiert, aber in sich selbst verborgen, und den "Lebens-

Mensch" (o homem da vida), der sich sehr praktisch und sachlich benimmt, welcher sich in jeglicher Situation äussern darf. Diese Persönlichkeit scheint uns, denselben deutschen Geist zu verkörpern, welchen Aranha, als er Milkau und Lentz beschreibt, zuspricht.

Als "Fräulein" zu Souza Campos kommt, bringt sie Bilder von Richard Wagner und Bismarck mit, und noch eine "grosse Anzahl Bücher".

Bei ihrem Antritt, beginnt sie sofort ihre Arbeit, ohne Fragen zu stellen oder zu zweifeln, stellte auch keine Frage über Bewegungen oder Regungen, womit sie nicht zu tun hatte.

Elza war unfähig zu jeder Spitzfindigkeit, sie lachte nicht noch weinte sie; ihr Rhythmus war ruhig und taktmässig; sie übte langweilig ihre Tätigkeit aus und hatte einen einzigen Zweck: Geld zu sparen um nach Deutschland zurückzufahren.

"Fräulein", eine arianische Frau, ist die Hauptfigur des Romanes. Trotzdem, im Gegenteil zu den romantischen weiblichen Protagonisten, ist sie nicht hübsch und zerbrechlich. Als Expressionist, beschreibt sie der Schriftsteller als ein sauber, gesund und wahrscheinlich fruchtbarer Typ; ausserdem benimmt sie sich wie eine Soldatin; aber wenn sie allein ist, träumt sie von Liebe, von Heimweh, von der Natur und davon sich, ein Heim aufzubauen.

Das Fräulein hatte eine heimliche Pflicht bei Souza Costas Familie zu erfüllen, was nur der Familienchef kannte. Sie war verantwortlich für die ersten sexuellen Erfahrungen des ältesten Sohnes Carlos Costa.

Am Anfang treibt sie diese Tätigkeit als ob sie eine irgendwelche Aufgabe wäre, wie zum Beispiel, Klavier spielen oder die deutsche Sprache zu lehren. Aber nach und nach beginnt sie sich in Carlos zu verlieben.

In diesem Moment, beschreibt sie der Erzähler als ein

zerrissenes Wesen, laut den Worten Andrades:

Estava muito pouco Fräulein neste momento. Porque Fräulein, a Elza que princlplou este Idillo era uma mulher felta, que näo estava dlsposta a softer. E a Fräulein deste mlnuto £ uma mulher desfetta, uma Fräulein que sqfre. E- porque sojre estä al£m de Fräulein, alem de alemä: 6 um pequenino ser humano.(I927, s. 119) ^

Und was die Freude am Sex anbetrifft, bis dahin unbekannt, verwandelt sie in einem grotesken Wesen, sozusagen, eine Karikatur der Elza. Laut Andrade:

Os olhos dela pouco a pouco se fecharam, cega duma vez l...)Das partes profu.nd.as do serüie vtnham apelos vagos e decretos Jracionados. Se misturavam animalidades e invengöes geniais. E o orgasmo. Adquiria enßm uma alma vegetal. E asstm perdida, assim vibrando, as narinas se alastraram, os läbios se partiram, contraqöes, rugas, esgar, numa expresSão dolorosa de gozo, ficou Jeia. (S. 120)[28] [29]

Aber als das Idyll aufhörte, unterdrückte das Fräulein ihre heimlichen Gefühle, und ihr "öffentliches "ich” triumphiert". Sie verzichtete auf die Mischung. Es ist nicht Wagner (der Traum- Mensch), sondern Bismarck (der Lebens-Mensch), der sie aus dieser Wohnung heraus führt. Sie ging weg, um irgendwo anderen Liebeslehren zu geben.

Das Vorbild des Deutscheinwanderers als Verkörperung des Deutschtums, als ein Individuum, der identisch wie irgendeiner aus ihrem Volke, stark, kriegerisch, gefühllos, ein echter Sohn Odhins wird in vielen anderen Romanen und Erzählungen imprägniert werden, sei es in der Literatur, sei es in den Zeitungen oder selbst in den populären Chroniken.

Im Rahme der Sozialwissenschaften ist es aber, dass die Deutscheinwanderung systematischer behandelt wird. Ich beziehe mich besonders auf die Erscheinung des kritischen Geistes, der zum Ende des Kaiserreiches und zu Anfang der Republik entwickelt wurde.

In dieser Konjunktur ist es wichtig den Schriftsteller Sylvio Romero zu erwähnen. Er war der Erste, welcher die Deutsche Einwanderung, als ein wissenschaftlicher Themenkreis behandelte.

Sylvio Romero war ein Intellektueller, der sich am stärksten den nationalistischen Ideen verpflichtete. Deshalb strebte er danach, den Versuch einer selbständigen Identität für die brasilianische Gesellschaft zu erreichen, die weder im Allgemeinen einer europäischen noch portugiesischen Kultur begründet sein sollte.

Er beginnt seine literarische Betätigung als Kritiker in der 70. Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, und sorgt sich seitdem mit der analytischen Funktion der Literatur. Er verwirft die romantischen Vorbilder und schlug es vor, die Bearbeitung des Studiums der brasilianischen Kultur nach modernen Methoden zu machen, infolgedessen orientierte er sich nach der Entwicklungstheorie von Haeckel und Büchner.

Romero gehörte, wie auch Graga Aranha, zu der "Recifense- Schule" [30]; allerdings, laut Antonio Candido, (1988, S. 31u.w.), waren seine Kenntnisse über die deutschen Denker nicht so gründlich tief wie die seines Meisters Tobias Barreto. Es handelte sich um Lektüre und Auslegungen, welche durch die Franzosen vermittelt wurden, mit welchen er wirklich enge Kontakte anknüpfte. Diese Bemerkung ist wichtig um das Verständnis seiner Annäherung zu Gobineau zu fördern, sowie auch die leeren Stellen in seinen Gedanken und derjenigen von ihm bewunderte deutsche' Wissenschaftler; vor allem, es ermöglicht uns seine Identifikation mit dem Mythos der "Deutschen Gefahr" zu verstehen, wie dieser Mythos von den Franzosen bearbeitet wurde. Deswegen, war Romero einer der wichtigsten Verbreiter dieser Ideen in Brasilien.

Als ein in der Völkerkunde interessierter Schriftsteller und ein Literaturwissenschaftler verstand und analysierte er die brasilianische Kultur als einen Wiederschein des rassischen Mischungsprozesses; diese Kultur entstand aus der Verschmelzung dreier Rassen, das heisst, die Weisse, die Schwarze und die Rote. Diese durch Verschmelzung entstandene Rasse, deren Geist noch aufzudecken wäre, würde für die soziale Kohäsion verantwortlich sein, die das Land bedurfte, um seine historische Besonderheit zu bilden. Deshalb konnte sich Brasilien in Zukunft als ein Land mit seiner Eigenart gegen der Welt gegenüber äussern.

Diese Überlegungen, die von Gilberto Freyre in den 30. Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts tiefer ausgearbeitet wurden, [31] lehnte sie nicht ab, aber verminderte die rassistischen Tendenzen des europäischen Geistes, welche ein Vorbild für die brasilianischen Intellektuellen war.

Gleichdenkend mit denen seines Zeitgeistes, gab Romero wohl die Niedrigkeit des Negers und Indianer zu, aber er glaubte auch dass; durch häufigere Mischungen und mit der weiterlaufenden europäischen Einwanderung eine Zunahme der Bevölkerung entstehen würde und die Eigenart der Weissen sich gegen die Anderen durchsetzen würde.[32]

Wenn jedoch, die Utopie des Vergleichens der brasilianische Rasse (O branqueamento da raça brasileira) ein Erfordernis zu einem bestimmten Fortschritt des Ethos zu bilden ist, und das Verbleichen durch die europäische Einwanderung erreicht würde, warum stellte sich Romero gegen die Deutschen, solch ein unbestreitbar arianisches Volk? Es handelt sich um nach dem unordentlichen Charakter der deutschen Ansiedlung in Brasilien zu fragen, sowie die Unentschiedenheit ihrer Rolle in der brasilianischen Gesellschaft. Von den Deutschen sollte man nur ihren biologischen Charakter wie auch ihre Leistungsfähigkeit in der Arbeit gebrauchen; aber nicht in der Politik weder noch in der kulturellen Bildung Brasiliens durften sie teilnehmen. Denn sie gehörten nicht der brasilianischen Vergangenheit an (noch ihrer Geschichte), deshalb würden sie auch nicht zu der Zukunft gehören, weil sie Träger einer fremden Kultur waren.

Sie sollten also als ein biologischer dazwischenliegender Grundstoff dienen, um das brasilianische Volk zu formen.

Lassen wir uns durch Romero aufklären; in einer seiner Veröffentlichungen, welche von der Deutscheinwanderung handelten,[33] analysiert er, eine von ihm selbst aufgezeichnete völkerkundige Landkarte, auf der wurde das brasilianische Gebiet in vier völkischen Gegenden geteilt. Die nordische und westliche Mittelzone ist eine Wildnis und laut dem Verfasser, kaum bewohnt; deswegen sind sie auf dem Risiko des nord-amerikanischen Ausdehnungsdranges.

Die südliche Zone, die von Rio de Janeiro bis zu dem Rio Grande do Sul sich hinzieht, steht unter den Einfluss der Italiener und der Deutschen, die für ein bedeutendes demographisches Wachstum, verantwortlich wird. Zuletzt die vierte Zone, die Ost-Nord und Ost-Süd Brasiliens umfasst geht (von Maranhão bis zum Staates Espirito Santo), hier wurden die Portugiesen die Mehrheit der Bevölkerung, und deren Hauptproblem ihrer Tendenz zur Mischung ist.

Was die deutsche Bevölkerungskonzentration in Santa Catarina, Paraná und Rio Grande do Sul anbetrifft, repräsentiert sie, laut des Verfassers, ein doppeltes Risiko; erstens, die rasche wirtschaftliche Entwicklung, die intensiver als in den anderen Gebieten ist, dank der Arbeitsamkeit dieser Bewohner. Diese Entwicklung bedroht die Hegemonie derer die von portugiesischer Abstammung sind, und gleicht bald ihrer herkömmlichen Kultur. Zweitens, bezieht sich auf die Möglichkeit eines Verlustes der sprachlichen Einheit, da die deutsche Sprache doch häufig unter die Einwanderer benutzt wird.

Tatsächlich erreichte in der Jahrhundertwende dieses Gebiet, im Vergleich zu den anderen, einen bedeutenden Fortschritt, denn die Verteidigung des kleineren Besitzes ermöglichte die Erschaffung eines Inneren-Marktes und folglicherweise die Entstehung einer ausdruckvollen Mittelklasse.

Ausserdem bewahrten viele Einwanderer die deutsche Sprache, als ihre Umgangssprache, sei es wegen der Unkenntnisse der portugiesischen Sprache, oder aus psychologischen Gründen. Solche Faktoren trugen dazu, nach Romeros Meinung, um die politische Rivalität anzukurbeln.

Um diese Probleme aufzuheben, müsste die deutsche Bevölkerung sich im ganzen brasilianischen Gebiet verteilen.

Nach seiner Meinung ist die Politik streng mit der Biologie verwandt. Wenn ihre Methode in den Sozialwissenschaften gebraucht werden, scheint es mir, dass tüchtige Programme und Werbungen den Willen der Menge in Richtung der leitenden Mischung durchführen könnten. (1904. S. 313)

Anderes gesagt, schlug der Verfasser die Verbreitung der Arianischen Vertreter in anderen Gebieten vor, damit sie selbst durch das Heiraten Mischehen eine neue Bevölkerung produzieren könnten. Gleichzeitig sollte die Regierung Werbungen planen, um das Bedürfnis andere portugiesische Einwanderer zu fördern wegen der Hegemonie der nationalen Sprache.

Die Ideen Romeros über die Deutscheinwanderer werden deutlicher in der Veröffentlichung O Germanismo no Sul do Brasil (Das Deutschtum in Süd-Brasilien), der in einer Zeitung von Rio de Janeiro, erscheint. In dieser formulierte er eine Analyse über die deutsche Geschichte, die bis ins Altertum zurückgeht, um die fast genetische Tendenz dieses Volkes zu dem Ausdehnungsdrang zu prüfen; solche Kennzeichen werden als eine Tugend angesehen, wie man aus seinen Betrachtungen über das Zeitalter Bismarcks bemerken kann;

Was für ein Volk ist dieses Volk. Schau die Herrlichkeit, die Kühnheit seiner Ziele, die Unerschrockenheit wen es spricht; da hört die Regierung auf die Intellektuellen und nimmt ihre Ratschläge an. {1906. S. 17).

Trotz dieser Lobreden, fürchtet Romero davor, dass die völkischen und sprachlichen Prinzipien, auf welche die Deutschen sich gründen, um ihre Nationalität zu bestimmen, gilt auch für die deutschen Ansiedlungen in Brasilien; denn wenn das Boden-Prinzip (jus soils) nicht berücksichtigt wird, wird Süden Brasiliens sicher ein von den Deutschen als ein Eroberungs-Zweck gesehen, was vorläufig noch nicht geschehen ist, dank der politischen Kraft des Panamerikanismus, von den Vereinigten Staaten ausgeführt.

Gemäss den Nachrichten aus den französischen Zeitungen, den Gliedern des Alldeutschenverbandes und selbst der deutschbrasilianischen Presse, beweist man das Risiko, einen neuen unabhängigen Staat in Süden Brasiliens zu gründen, unmittelbar mit Deutschland verbunden, deren Regierung ihm den militärischen Schutz gäbe.

Andererseits, kritisierte Romero die Einwanderer, weil sie kein Interesse für die Öffentlichkeit in Brasilien hatten (das heisst, seiner Meinung nach, für die politischen parteiliche Streite), weil sie nicht die nationale Sprache kannten und auch weil sie die Regierung nicht berücksichtigten.[34] Er widersetzte sich auch den süd-brasilianischen Politikern, denn wegen der Wahlen und ihrer populistischen Haltung unterdrückten sie nicht diesen Unternehmungsgeist.

Und laut einer seiner Anhänger Romario Martins, selbst das Wahlrecht sollte den Deutscheinwanderer verboten werden, bis dass sie ihre Liebe zu der neuen Heimat bewiesen hätten. Laut Martins, während dem das sich nicht ereignete, würden sie nur zu arbeiten berechtigt sein (MARTINS, 1900, s. 67).

In dieser Richtung, wurde unfraglich, das Verbot des Gebrauchens anderer Sprachen, ausser der "nationalen" Sprache, das Verkaufen grösser Besitze an Ausländer und die obligatorische Lehre der portugiesischen Sprache in den privaten-Schulen. Es würde sich noch nötig zeigen, einer demographischen Politik anzuregen, die eine Zwangsmischung durchführte.

Intellektuelle wie Sylvio Romero und Romario Martins beeinflussten nicht, trotz ihrer Anstrengungen, die offizielle Politik in Brasilien. Das geschah nicht, weil ihre Gegner stärker waren, aber wegen des öffentlich-betriebswirtschaftlichen Charakters dieser Konjunktur. Ausser ihrer Verachtung gegenüber der Intellektuellen, wie Romero damals schon beklagte, die relative Unabhängigkeit der provinziellen Regierungen ermöglichte es nicht, dass ein umfassender und geplanter nationale Massstab ergriffen werden konnte. Deshalb wurden ihre Verlegungen über die Nationalität und die Kultur nur unter anderen Intellektuellen in Betracht gezogen. Solche Ideen sollten mindestens zwanzig Jahre warten bis sie berücksichtigt werden konnten; es wurde nötig, dass gebildete Männer sich einer Regierung näherten; eine Regierung, die besorgt war, Brasilien zu lieben, es zu schätzen, sich um seine Zukunft zu bemühen und einen Neuen Staat (Estado Novo) [35] zu gründen; dazu aber mussten solche Ideen alles Fremde verabscheuen.

Der Deutsche als eine Rasse

In einer kurzen Episode des Romans Um lugar ao sol (Ein Platz unter der Sonne) [36], von Erico Verissimo, einer der populärsten Schriftsteller Brasiliens seit der 30. Jahrzehnte, ein junger Mann hat ein zufälliges Liebesverhältnis mit einer deutschen Frau, die sich Annelise nennt, deren Beruf oder soziale Stellung unbekannt ist.

Von den zwei anderen Roman-Figuren, die auch Deutsche sind, wurde ihre Vergangenheit wie auch Einzelheiten ihres gegenwärtigen Alltags nicht geäussert.

Der junger Vasco ist arbeitslos; er wandert unterwegs umher, durch die beweglichen und lärmenden Strassen von Porto Alegre, als er aus Versehen Annelise trifft, eine deutsche Frau, die

(...) uma mulher que "parecia de mnrmore, de gelo, de g£sso, de qualquer coisa, menos da matärta de que ile fora/eito". (1966. (1936j, S. 667) [37]

Ohne ein Wort Portugiesisch zu können, zieht sich Annelise Vasco mit Gesten, Seitenblick und Umarmung an. Sie gehen in Kaffees, zum Strand, ins Kino, irgendwo, ohne ein Wort zu tauschen.

Nach einigen Tage, lädt sie ihn zu ihr ein, ein typisches deutsches Haus, das trotz seiner Grösse, fast unbewohnt scheint; vielleicht blieb Annelise immer allein.

Im Zimmer der Geliebten, während Vasco auf sie wartet,

Vasco apanhou distraidamente uma revista (...) eram prospetos das oltmpiadas de Berllm. Folheou a revtsta. Vistas de Colönia, de Francofort de cldades das margens do Reno (...) Tudo aqullo pertencia a um mundo sonhado mas nunca visto. Annelise pertencia a esse mundo: a sua figura esbelta, os seus cabelos louros eram produto daquela patsagemfria, daquela terra onde ca(a neve no inuemo. Vasco sentiu-se estrangeiro. (S. 714) 23

Diese Erfahrung eines zweiundzwanzig jährigen Jungen, der gerade in die Hauptstadt gekommen ist, provozierte eine komische Erinnerung, in der sich erotische Sensationen, Schuld, Liebe und Hass vermischten, ausserdem noch die Schande, weil er im Vergleich zu der Geliebten einer unterlegenen Schicht gehörte.

Nach dieser Begegnung, fühlte sich Vasco ein Verräter seines Volkes, seines Clans, des Geistes seiner Gruppe (S. 714). Trotzdem war er verliebt, und konnte es nicht verhindern, sie wieder zu treffen. Wahrscheinlich wäre er immer bei ihr geblieben, wenn diese deutsche Frau, trotzdem sie ihn während des angenehmen Abendeuers "Mein Wilder" nannte, zurück nach Deutschland gefahren wäre dank ihrer Enttäuschung gegen dieses Land.

Leben ohne Vergangenheit, Unmittelbarkeit mit den Menschen, weil sie nicht die gleiche Sprache kannten, Annelises freiwillig Exil, die Schuld und Leidenschaft Vascos, das sind die Szenen eines [38]

Romans, der wie für einen Kinematographischen Leitfaden geschrieben wurde, in einer von Verissimos zugetaner Ausdrucksweise, seit er ein Kind war. Und als ein Kind, das einen verbotenen Film anschaut, so spricht der Verfasser von Leuten, die nachts über düstere und verdächtige Plätze laufen, wo Frauen, wenn überhaupt welche da sind, nötigerweise vergängliche Wünsche erwecken.

Gleichdarauf, nimmt die Erzählung eine andere Richtung ein, welche das langweilige Leben der ernsten und konventionellen Leute betrifft.

Um lugar ao Sol umfasst eine Reihe von literarischen Werken, die in Brasilien als regionalistische-Romane bekannt wurden. Wie Gracilianos Ramos, Jorge Amado und Lins do Rego, interessiert sich auch Verissimo für die Beschreibung der universellen Themen, die mit den innigsten Ansichten seiner Roman-Figuren, sowie mit deren subjektiven Erfahrungen ihrer Umwelt, in welcher sie eingefügt sind, zu behandeln.

Verissimo entfernt sich auch anderen Verfassern wie Mario de Andrade und Graga Aranha, nicht nur wegen seiner regionalistischen Einstellung, sondern auch seiner Ansicht dem Deutscheinwanderer gegenüber; als "Gaucho", [39] hat er es früh gelernt, sie als Mitbürger neben andere Einwanderer, zu verstehen. Er war es gewohnt, sie in ihrer kulturellen, politischen und sozialen Verschiedenheit anzuerkennen, wie er in anderen Romanen, zum Beispiel, die Figuren seines berühmtesten Werkes O tempo e o vento schildert. Ausserdem konnte er als "Gaucho" leichter den Unterschied zwischen die Deutschbrasilianer und die in Rio Grande do Sul wohnenden Deutschen erkennen.

Allerdings, schreibt er dieses Buch im Jahre 1935.

Infolgedessen scheint es uns unmöglich, dass Annelise nur zufällig eine deutsche Frau war, und Vasco, ein Mestize aus der unterlegenen Schicht, Freund von Rebellen, Anarchisten und Revolutionäre. Es wäre auch nicht unwägbar zu vermuten, dass dieser kleine Auszug des Romans Um Lugar ao Sol die Bestrebung hätte, das freiwillige' Exil mancher Deutschbrasilianer, welche von dem National­sozialismus verführt würden, oder der Schock der beiden Kulturen, die trotz ihres vertrauten Umganges weit über ein Jahrhundert, begonnen sie sich starrsinnig abzusondern als ob sie vollkommen fremd wären. Oder könnte es ein Auszug dieser Utopie das Verbleichens spiegeln, dessen Vertreter keine Bewunderung in Verissimo hervorrief; der Wunsch weiss zu sein, das Minderwertigkeitsgefühl, die Leidenschaft und der Hass zu der werdenden vorbildlichen Zivilisation des deutschen Volkes, sind wahrscheinlich Darstellungen die, die Bestürzung des Verfassers gegen das kulturelle Bühnenbild seiner Epoche offenbart. Und wenn diese Darstellung in den Überlegungen des Verfassers vorhanden waren, kommen wir auf den eugenischen Gedanke von Oliveira Vianna, der Sozialwissenschaftler, der die Ideen Romeros in der zwischen-Periode der beiden Kriege, das heisst, die dreissiger Jahre, vertritt.

Die Einwanderer nach Viannas Weltanschauung

Wenn man die Autoren, die von der Entwicklungstheorie in Brasilien inspiriert wurde, analysiert, welche sich über den wirtschaftlich, kulturellen Rückstand Brasiliens sorgten, wird man

keine wesentliche Erneuerung in den Werken Oliveira Viannas finden.[40] Wie Sylvio Romero, Nina Rodrigues, João Batista de Lacerda, Romario Martins, unter anderen, verteidigte er das Bedürfnis des Verbleichens der brasilianische Rasse und die Unmöglichkeit des demokratischen Systems in der brasilianischen Politik, solange das Nichtvorhandensein einer durchaus bewussten nationalen Identität dieses Volkes aufzuweisen wäre. Gleichwie die anderen Schriftsteller, lehnt Vianna die romantischen Vorbilder ab, seiner Meinung nach, bedeutet das nur eine eigeschränkte Erhebung der Heimat und der Natur.

Vianna selbst bekennt es, dass er sich der soziologischen und volkskundlichen Methoden sowie der Geschichtswissenschaft bedient, um die Last der Vergangenheit über die gegenwärtige Gesellschaft zu identifizieren, gemäss der Übereinstimmung der "Recifenser-Schule".

Aber trotz seiner Identifikation mit den Intellektuellen, die für um wissenschaftlichen Gedanken kämpfte, deren Publikum sich unter ihren Mitspielern als Teilhaber einschränkte, sprach jedoch Vianna von einem anderen und einzigartigen politischen Standpunkt, denn er wurde, unter anderen, von den offiziellen Mächten aufgefordert, die kulturelle Politik und die politische Kultur anzudeuten. Es ist nämlich die Konjunktur, welche seine Ideen bekannt macht, welche für die Veränderung solcher Debatten verantwortlich war. Sie besteht nicht mehr aus der reinen Rücksicht des gelehrten Wissens, wie in der gebildeten literarischen Aussprache, aber aus der Politisierung der kulturellen und geschichtlichen Thematik; denn die Hersteller der kollektiven Gedächtnisse wurden streng mit den institutionalisierten Mächten verbunden, um die echte Ausübung der Herrschaft zu gewährleisten. (DE DECCA, S. 72, u. w.).

Welche Ereignisse spielten eine wichtige Rolle für diese Umwandlung? Zuerst ist die nationalistische Ideologie zu erwähnen, die seit des 19. Jahrhunderts in Brasilien als eine der Hauptleitmotive' der hohen Kultur erklärt wird, und die während des ersten Weltkrieges einen entscheidenden Antrieb erlebt.

Mit der diplomatischen und militärischen Anordnung dieses Landes zu Gunsten der Alliierten ergab es sich, dass der Panamerikanismus und die darauffolgende Bestrebung um die selbstständigen nationalen Werte zu zentrale Themen der politischen Debatten auszubilden. Die Bewegung zu Gunsten der Alliierten, die Gründung der Liga da Defesa Nacional - LDN (Verband zum Schutz der Nationalität) und die Bestätigung der vereinheitlichen Sinnbilder der Heimat sind bedeutende Beispiele dafür.

Es ist aber auch wesentlich wichtig zu berücksichtigen, was unzählbare Geschichtswissenschaftler der 70. und 80. Jahrzehnte in ihren Monographien und Thesen veröffentlichten. Dies ist ein Abschnitt indem die Arbeiterklasse in den Hauptstädten des Landes eine zahlreiche Ausdruckskraft gewinnt. Diese Arbeiter kommen aus den brasilianischen wie auch aus europäischen ländlichen Gebieten um in der Industrie und in den Handel-Sektoren sich anzustellen. Es handelt sich hier zufälligerweise um ein Teil der Bevölkerung, dass arme Emigranten umfasst, welche nicht stillschweigend den zunehmenden Gebrauch der Maschinen, in der Umstellung des Arbeitsprozesses, die Steigerung der Arbeitszeit, die niedrigen Löhne und die zunehmende Disziplin und Oberaufsicht ihres Alltags akzeptieren würden.

Die Streikbewegungen von 1907, 1913 und 1917, die Konflikte zwischen Arbeitern und Werkführern, gegen die neue Arbeitseinteilung, die schlechte Behandlung und die Arbeit der Minderjährigen sind die Tagesordnung der öffentlichen Meinung (DE DECCA, 1983, S. 47). Unter diesen Arbeitern, die über ihrer "neuen Welt" bestürzt sind, wurde es der Elite deutlich wahrnehmbar, dass unter ihnen die Anwesenheit der europäischen Eiwanderer sich bemerkbar machte, von nun an als "Ausländer”, "eingewanderte Bevölkerung", "Deutsche", "Italiener", "Fremde”, usw. genannt.

Maria Stella Bresciani, (1975, S. 284-300) schilderte genau die Bestrebungen der Elite, um diese gegen die wirtschaftliche Ausbeutung gerichtete populäre Demonstrationen entgegenzutreten.

Als Auswirkung dieser Konflikte erwies sich eine Reihe vielfältiger Strategien und Massstäbe der sozial-Kontrolle, dessen Leitung der öffentlichen-Betriebswirtschaft angeordnet wurde, schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. Solche Massstäbe und Regeln wurden nicht nur der repressiven polizeilichen Überwachung eingeschränkt, sondern auch in der Empfehlung einer Erziehungspolitik, welche den zivilisierten Charakter des Staates widerspiegeln sollte. Laut Bresciani, die vorgefasste Meinung, die Bürger juristisch gleichzumachen, einer der wichtigsten Prämisse des Liberalismus, hatte die Erziehung der Bevölkerung, als Imperativ. Diese sollte nicht nur die Arbeiter beruflich ausbilden, sondern auch in ihnen ihre bürgerlichen Pflichten einprägen.

Was hauptsächlich die deutschen Einwanderer betrifft, ist zu bemerken, dass zufällig der grösste Teil dieses Kontingents nicht in den Hauptstädten angesiedelt war [41]; ausserdem laut der offiziellen Reden waren sie nicht in widersprüchlichen Bewegungen gegen der Bourgeoisie Ordnung engagiert - eine Verantwortung, die den Italienern zugesagt wurde.

Trotzdem wurde die Resistenz gegen die Assimilation der deutschen Einwanderer intensiver, was als ein Risiko gegen die' erwünschte Gleichartigkeit des Volkes angesehen wurde. Ausser diesen Begründungen, muss man es berücksichtigen, dass die meisten Deutschbrasilianer den evangelischen Glauben bekannten, ein Zustand, der sie als Ausländer weit über den Gesichtspunkt der Nationalität setzte.

Trotzdem die Katholische Kirche, ihren offiziellen Charakter seit der Republik verlor, verblieb sie noch eine einflussreiche politisch- kulturelle Institution. Zwar ist es Gewiss, dass die zugeschriebenen friedlichen Beziehungen noch als Kompromiss zwischen Protestanten und Katholiken vom Klerus bewährt wurde, im Namen der gegenseitigen Toleranz. Aber gegen Ende des 20. Jahrhunderts erweckte die Ankunft der Leiter und Anhänger der Philo-pietisten, Fundamentalisten und auch Charismatische Bewegungsleader, welche aus Europa und aus den Vereinigten Staaten kamen, die Aufmerksamkeit der Kirche, die der Kirche als eine so ernsthafte Gefahr bedeutet wie der Sozialismus und die heimliche Gesellschaft.[42]

Im Namen dieser Gefahr, organisierte sich der katholische Klerus, gegen solche Sekten zu kämpfen, nicht nur im Nennen des "wahren Glaubens", sowie auch zur Ehre der Heimat, deren Geist durch Erbschaft als katholisch verstanden wurde.

Wir zitieren beispielsweise eine Stellungnahme des Bruders

Celestino de Padalovi während des katholischen Kongresses, im Jahre 1902:

Von Storchon und Muncer kamen die Wiedertäufer, welche von Beruf Kommunisten und zornige' Anarchisten sind. Durch Zwingli kamen die Sakramentarien, welche die Erbsünde, die Taufe, das katholische Zölibat, usw. verneinten (...) Die Calvinisten, die den gefährlich freien Willen der Mensch bekämpften, und die Gott für einen Despot, einen Tyrannen, einen Mörder seiner Kreaturen hielten. Die Anglikaner des Heinrich der VIII. ein lächerliches Gemisch des lutherischen Protestantismus und der bischöflichen Hierarchie. Dazu kamen die Presbyterianer. (...). die energisch nicht nur gegen die katholische Kirche protestierten, sondern auch und viel mehr gegen die 39 Artikel des Anglikanismus. welche sie wütend abschlugen und verabscheuten. Dazu die Quäker, die haarsträubend die Presbyterianer und den Anglikaner verwerfen und zurückstossen. Dann kommen noch die schmähsüchtigen Methodisten, die aus Wesley ursprünglichen Methodisten, die Reformierten, die Calvinistischen-Methodisten. die wiedergetauften Christen. Mormonen, die Herrenhüter, die französischen Protestanten, die deutschen Reformatoren. 28

Die Bestrebungen der Katholische Kirche sich der evangelischen verbreitenden Bewegung zu widersetzen, um die religiöse Gleichartigkeit und Einigkeit unter dem brasilianischen Volke zu erhalten, trug während des Säkularisation Prozesses bei, um das patriotische und nationalistische Assoziationswesens anzuregen. Die Agão Nacionalista (Nationalistische Aktion), der Partido Nacionalista Regenerador (Erneuernde Nationalistische Partei) und die Legião Cruzeiro do Sul (Kreuz des Südens Legion), welche in den 20. Jahrzehnten entstanden, sind Beispiele solche Vereine, die in dieser Zeit sich an der Agão Integralista Brasileira (Die Brasilianische Integtralistische Aktion) eingliederten. [43] [44] (SEITENFUSS, 1985, S. 70; OLIVEIRA, 1990, S. 167).

Versucht man die 20. Jahrzehnte im Allgemeinen zu erfassen, so lässt sich die kulturelle Identität und die nationale Frage der politischen Debatte finden; zu dieser Zeit entstand auch die moderne intellektuelle Bewegung, welche Semana de Arte Moderna genannt wurde, deren Hauptziele eine kritische Stellung gegen die Pflege der romantischen Literatur und Kunst der Vergangenheit und die mimetische Haltung in Verhältnis zu den literarischen und künstlerischen europäischen Vorbildern anzunehmen, war, unter der Behauptung einer ästhetischen und thematischen Erneuerung, welche fähig wäre, die technische. Zivilisation und industrielle Welt widerscheinen zu lassen. Ausserdem sollte diese neue Weltanschauung mit dem Versuch echter nationale Werte und Bildung verbunden sein.

Im Gegensatz dieser ideologischen Prämisse, nach Meinung der Intellektuellen, die Einwandererbewegungen, das Risiko der Entnationalisierung, die Streike, die lange Ausdauer zu der Assimilation, wirkte.

Laut Adalberto Marson, (1979), zur Gegenwirkung zu diesen Tendenzen, entstand einer Art von Nationalismus, der streng von einem verteidigenden Charakter imprägniert war, und dessen Ziel die anhaftende Widrigkeit einer von aussen abhängigen Volkswirtschaft entgegentreten zu müssen; dazu wurde vorgeschlagen, eine stärkere Interferenz des Staates zu führen, um die technologische Entwicklung und die des Volks-Erziehungs-Prozess durchzuführen.[45]

Allerdings, neben solch eine pragmatische, politische Empfehlung, entstand eine andere Art nationalistischen Begriffes, welcher von der Mittelklasse, von anderen Intellektuellen und Journalisten formuliert wurde. Es handelte sich um einen in irrationalen vereinigten Mythen inspirierenden Nationalismus, dessen Voraussetzung die soziale und kulturelle Kohäsion war. Laut ihrer Ankündiger, sollte man sich der gegen-revolutionären Erfahrungsbewegung Europas nähern, welche es die Konflikte zwischen Kapital und Arbeit zu vermindern erreichte. Dazu bediente man sich vor allem der Staatsapparate, die einen vormundschaftlichen Charakter über die Gesellschaft übernahm.

Es ergibt sich daher eine symbolische Ebene, dessen Grundlage der Mythos der Nation war, und diese als universelle Interessenträgerin angesehen wurde; von da an, sollte alle anderen Interessen sich ihr unterstellen. In diesem Sinne, wurde die Nation nicht mehr als der Guardian des Bürgerrechtes angesehen, sondern als Schiedsrichter des kollektiven Willens.

In diesem politischen und kulturellen Zusammenhang findet man die Ansatzstelle Oliveira Vianna Gedankens; wie man schon behauptete, unterscheiden sich seine Ideen über die brasilianische Gesellschaft nicht viel als die der anderen Intellektuellen, die ihm voranging. Etwas Neues was an seinem Gedanken zu erwähnen ist, besteht aus Überlegungen über zwei von ihm bewunderten Wissenschaftler: Gustave Le Bon und Francis Gaiton.

Trotzdem die Werke dieser beiden Wissenschaftler seit dem 19. Jahrhundert in Brasilien bekannt waren, ist es Vianna wer sich ihnen in tiefer und aufmerksamerer Betrachtung zuneigt.

Seine Begeisterung war selbstverständlich nicht zufällig; Gustave Le Bon, zum Beispiel, befreite ihn von manchen unbequemen Ansichten des Liberalismus, wie zum Beispiel das Prinzip der Gleichheit der Bürger gegen den Staat. Gustave Le Bon, stets auf das Risiko der revolutionären Bewegung bedacht, erschuf die mannigfaltigsten und bildsamsten Kriterien um die Unterlegenheits­ordnung der Menschheit einzustufen: die rassistischen, zwischen Männer und Frauen, zwischen Gesunde und Kranker, zwischen Sozialisten oder Naturvölker und Gehorsame und moralisierte; vor allem, zwischen der Elite und die Menschen, die zur Menge gehörten, indem, seines Erachtens, sie ihre Rationalität verlieren (HOBSBAWM, 1988a). Nach Le Bons Meinung, die Tätigkeiten der Menge wurde immer zerstörender und gewaltsamer; allerdings, wurde die Heftigkeit solcher Irrationalität durch den kollektiven Charakter (das heisst, durch die rassistische Eigenart) unterworfen (LE BON, 1920, s. 37).

Die Interpretation der sozial-Psychologie Le Bons erlaubte Vianna, die Verknüpfung zwischen "soziale Unruhe" und "rassischen Ursprung" festzusetzen, wodurch eine seiner Schlussfolgerungen über die Streike im 10. Jahrzehnte, welche von den Anarchisten durchgeführt wurden, war;

Diese höchste Aufgabe zu regieren ist eine Pflicht, und ein Recht der Arianer (...) diese besitzen die Apparate der Disziplin und der Erziehung, um diese unförmlichen unterlegenen Mestizen zu kontrollieren. Diese Elite hält ihr. dank ihres juristischen und sozialen Verständnisses. unter den moralisierten arianischen Regeln fest, um sie nach und nach an die Mentalität der weissen Rasse heranzuziehen (...) (VIANNA. (1954) [1918], 1° Vol, S. 65).

Von Francis Galton leiht Vianna sich die eugenische Lehre, eine von Galton erschaffene und entwickelte Ausdruckweise. Sowohl der Meister wie der Nachfolger gehörten zu dem amerikanischen

Kontinent, und konnten besser die Vorteile der Scheidung der Rassen durch die Farbe einschätzen, ein Begriff, der zuerst von europäischen Theoretikern des Imperialismus angewendet wurde. In Amerika, auf ähnlicher Weise, wurde das Kriterium der Farbe für die Bestimmung der Klassen-Schichtung nützlich, sowohl um das Sklaventum sowie auch die Ausrottung des Indianers zu legitimieren.

Das Urteil des Supreme Court erlaubte, in den Vereinigten Staaten, im Jahre 1896, das Angebot der Güter und der öffentlichen Dienstleistungen der Behörden mit einem diskriminierenden Kriterium, trotz der verhüllenden Rhetorik separated but equal. Ausserdem hatte die Institutionalisierung der Poll Taxes als Folgerung, die praktische Ausschliessung des Negers in dem Wahlprozess. Und die exogamische Heirat wurde streng verurteilt, nicht nur aus psychologischen Gründen, sondern auch wegen von den Weissen ausgeübte gewaltige Unterdrückung gegen solche Beziehungen. (STYRON, 1985).

Durch die Inspiration von Galton, gründet man in den USA, 1896, die "Eugenische Gesellschaft’’, die das Ziel hatte, die asiatische Einwanderung zu verbieten. Fast gleichzeitig wurde in São Paulo ein identischer Verein gegründet, in dem Vianna sich einschreiben liess. Durch diese Vereine übte die Elite unzahlreiche Massstäbe und Unterdrückungen gegen die asiatische, afrikanische und jüdische Einwanderung im Lande, aus (LUIZIETTO,1975).

Es waren die ersten Schritte Oliveira Viannas: brasilianische, europäische und amerikanische Wissenschaftler anzuwählen, Einfluss auf die öffentliche Meinung durch die Presse auszuüben, und durch Teilnahme die Interessen der korporativen und politischen Vereine verteidigen zu können.

Um besser die vielfältigen Kreuzläufe zwischen diesem Verfasser und den rassistischen Theoretikern, den politischen Gedanken in Brasilien und das Bild des Deutscheinwanderers, müssen wir manche Aspekte in Hinsicht seiner Werke als Sozialwissenschaftler, hervorheben.

In dem Buch Populates Meridionais (Südliche Ansiedler), welches im Jahre 1918 veröffentlicht wurde, unternahm Vianna das Studium der Nationalitätsbildung vor, um mit wissenschaftlicher Begründung die Verschiedenartigkeiten der brasilianischen Bevölkerung zu demonstrieren.

Laut seiner eigenen Worte, sorgte er sich nicht um die politischen, sondern um den Völkerkundlichen und anthropologischen Faktoren. Ihm interessiert besonders der Ursprung der brasilianischen ländlichen Aristokratie, um auf ihre zivilisierende Mission in Brasilien hinzuweisen.

In dieser Richtung, erregt er die Aufmerksamkeit auf die biologischen Charaktere des gaúchos, (sowie auch auf die Bandeirantes aus São Paulo [46]), ein Beispiel für den abenteuerlichen und tapferen Geist; solch erbliche Eigenarten ermöglichte ihnen, laut Vianna, die Führung des Landes. Vergleicht man diese Behauptung mit der These von Gobineau, so lassen sich die tapferen, grossen und blonden Franken finden, die das französische Territorium eroberten. Wie diese, müssen auch die Weissen das Schicksal Brasiliens beherrschen.

Bei der Beschreibung der gaúchos, ist es interessant zu bemerken, dass Vianna keine Erwähnung über die Deutscheinwanderer macht; im Gegensatz, des Arianischen Mythos, der immer betont wurde, als ein vorbildliches Muster, der für die Bildung des nationalen Ethos beigetragen haben musste.

Was die gaúchos betrifft, behauptet er, dass

(...) Die weissen Eigenarten eine führende Rolle spielten; und die arianischen Elemente (...) waren reiner in Rio Grande do Sul als in alle Gebiete des Landes (...) alles weisst auf den gaucho hin (...) ein Mensch, der mit einer besonderen Kraft begabt ist. ein gerechter, ein starker, ein eugenischer Typus ist. (29 Vol. S. 333-5).

Und als er noch von der nördlichen "Aristokratie" spricht, behauptet er, dass der Portugiese aus Nord-Portugal, und nicht der Mestize aus dem Süden der echte Kolonisator Brasiliens wurde, sowie auch die Arianer aus anderen Länder Europas dazu beitrugen.

In Pernambuco (...) ist der lokale Adel zahlreich, aus Höfen Portugals. Castellas, Frankreichs, Italiens und Deutschlands gekommen (lö Vol, S. 33)

In diesem Werke ist seine einzige Erwähnung den Deutschbrasilianern gegenüber anspruchslos, aber eindrucksvoll; er beschränkt sich auf Vereinigungswesen der Deutschen in Santa Catarina und Paraná ab des 19. Jahrhunderts zu äussern; nach Viannas Meinung, ist solche Charakteristik ein Teil ihrer ursprünglich der politischen Kultur, die sich von Solidarismus orientiert. [47] Er Vergleicht diese Weltanschauung mit dem, typisch für die Portugiesisch-Brasilianischen Individualismus, infolgedessen ist die Demokratie in Brasilien unausführbar.

Dessen ungeachtet, könnten die biologischen Eigenarten des Germanen eine in der arianischen Verwandlung Prozesses in Brasilien eine wichtige Rolle spielen, sowie auch in dem Entwicklungsprozess der brasilianischen Volkswirtschaft, dank seiner Arbeitsamkeit.

Der Deutscheinwanderer wurde besser und aufmerksamer von Vianna in den 30. Jahrzehnte bearbeitet, eine Konjunktur, die für den Verfasser geeignet war, um das Verbleichen der brasilianischen Bevölkerung zu verteidigen.

Bei der Einschätzung des Übergewichtes der weissen Bevölkerung in Ost-Süd und Süd-Brasilien, wiederholt er das Bedürfnis einer demographischen Politik, welche die regionale Konzentration der Weissen verhindert.

Er benützt sich die ethnische Landkarte Romeros, um die Vermischung des Volkes vorzuschlagen.

In einem Essay, O tipo brasileiro e seus elementos formadores (Das brasilianische Volkstum und die Elemente seiner Zusammenstellung) genannt, (1991, [1931, s. 15, u. w.J) zeigt der Verfasser die Vorteile der europäischen Einwanderung, trotz ihres unordentlichen und spontanen Charakters. Er meint, dass der Einzug der letzten Jahre eine wesentliche Anzahl von Deutschen und Italiener (deren ethnische Adel unfraglich ist) sich über alle anderen ethnische Einwanderungsgruppen überwiegt.

Über seine zuversichtliche Haltung, lassen sich seinen Schriften selbst erklären: laut des Verfassers, besonders aus den Deutschen ist die Verbesserung der Rasse und der politischen Kultur zu erwarten, weil ihr Volkstum sich der Abneigung zur niedrigen Arbeit charakterisiert. Ausserdem zeigt dieses Volk starke Neigung zur Herrschaft und zum Ausdehnungsdrang; bliebe er noch als Bauer im Land, so würden ihre Kinder und Enkelkinder, schon in Brasilien sich eingelebt, würden ganz spontan in die Städte gewandert sein; da würden sie sich zu der Beschäftigung des höher gehörenden Status verantwortlich, wie zum Beispiel, Wissenschaftler, Geschäftsmänner, Politiker, Militärs und Unternehmer, deren Aufgaben sich ihres Charakters besser einpassen würden.

Dank der Einwanderung und der grossen Fruchtbarkeit der Weisen, laut seiner Folgerung, hätte das Land in wenigen Jahren eine völlig weisse Bevölkerung. Um solche Ideen zu prüfen, vergleicht er den Prozentsatz des natürlichen Bevölkerungswachstum unter Weissen, Neger, Indianer, und Mestize, in dem zentesimale Unterschiede ihm genügen, seine Hypothesen zu sichern, wie man in folgenden, von ihm selbst gezeichneten Schaubild, beobachten kann:

Schaubild 3 - Geburtenüberschuss nach ethnischen Gruppen •

Ethnische Gruppen

Weisse

Mulatten

Indianer

Neger

Sterbefälle %

 

2.83

2.75

3.70

5.38

Geburtenfälle %

 

4.04

3.67

4.08

4.74


Brasilien - 1821Quelle: V1ANNA, 1991. apud Eschwege. 1821, S. 33

Es ist wohl erlässlich die Schwäche seiner Folgerung gegen solche Daten hervorzuheben; ausser den unbedeutenden Unterschiede zwischen Geburtenfallen unter den genannten Gruppen und auch der Ungenauigkeit der demographischen Statistik in Brasilien während der 20. Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, muss man noch aufmerksam beobachten dass die Sterbefallen der Sklaven grösser als die freie Bevölkerung waren, infolge der sozial und ökonomischen Bedingungen dieser Gruppe, und nicht aus biologische oder klimatische Gründe, wie der Verfasser voraussetzte.

In einer anderen Statistik, gebraucht er die Demographie wieder.

um das Verbleichen durch Vermischung aufzuweisen:

Schaubild 4 - Zahlen der Heiraten gemäss der
Staatsangehörigkeit des Brautpaares - Rio Grande
do Sul - 1918-

1920

Staatsangehörigkeit

1918

1920

Deutscher/ Deutsche

22

29

Deutscher/

Brasilianerin

63

91

Italiener/

Italienerin

38

60

Italiener/

138

167

Brasilianerin

 

 

Spanier/Spanierin

4

7

Spanier/

Brasilianerin

38

59

Portugiese/

Portugiesin

9

12

Portugiese/

Brasilianerin

108

107

Quelle: VIANNA, 1991, apud Relatorlo da Repartição Estatistica do Rio Grande do Sul, 1919-1921

 

Diese Daten sind auch zweifelhaft: zuerst, das Staatsangehörigkeits-Kriterium, in dem statistischen Amt in Rio Grande do Sul erlaubt man keine Genehmigung um eine nötigerweise exogamische Heirat zu prüfen, denn edle Kinder der Immigranten, die in Brasilien geboren sind, sind als brasilianische Bürger berücksichtigt; deshalb, kann man nicht durch solches Daten den echten Prozentanteil der inter-ethnischen Ehen erkennen. Zweitens, die endogamen Ehen repräsentieren eine noch sehr ausdrucksvolle Zahl, im Vergleich zu den sogenannten Mischehen. Allerdings, trotz dieser "Missverständnisse", hat diese Statistik einen gewissen Geltungseffekt; in dem Massstab, als dass das einzige Element zum Austauschen der Brasilianer ist, scheint der inter-ethnischen Prozess, für den Leser guten Willens, dass der Erfolg der Vermischung schon

eine Realität ist. Laut Vianna würde dieser Fortschritt noch bedeutender, wenn die Regierung das Verbot der ethnischen Konzentration ernster nehmen würde.[48]

Nun noch eine andere Frage: Welch Brasilianer dürfte sich nach Viannas Meinung versmischen? In diesem selben Text, kritisiert der Verfasser die Ehen zwischen Weisse und Neger, wegen der psychologischen Charakteristik dieser zweiten ethnische Gruppe:

Der Mulatte (...) 1st explosiv, rebellisch, streitsüchtig und aggressiv: Ihm 1st die Hauptschlägerei und Anarchie unserer Geschichte zu verdanken (...) das passiert, weil die Unterwürfigkeit, welche eine genetische Charakteristik des Negers ist. sich nicht fortpflanzt in dem Mulatten. Im Gegenteil, er ist stolz, lässig, überheblich und unverschämt. (1991, (1931), S. 49)

Aus diesen Gründen, das heisst, die Unterwürfigkeitstendenz des Negers, die Lässigkeit des Mulatten, und die Unfähigkeit des Indianers in der zivilisierten Welt zu leben, (S. 46), dürften diese Schichten nicht die Bürgerrechte bekommen. Aber auch nicht der Einwanderer, weil ihm das patriotische Gefühl fehlt; nur seinen Nachkommen, wenn sie dank der häufigen Kontakte mit der Luso-Bevölkerung sich vermischen und verbrasilianerten (S. 61-2). Abgesehen von diesen Veränderungen, die sich in der nordamerikanischen Gesellschaft spiegeln sollte, konnte Brasilien nicht unter die zivilisierten Nationen vertreten sein.

Ich beschreibe die Überlegungen von Oliveira Vianna nicht nur um über die Ähnlichkeit seines Gedankens und des Romeros und Aranhas, unter anderen, zu erklären, oder um die Ambivalenz der Intellektuellen gegen die Deutscheinwanderung zu wiederholen. Aber auch um die historiographischen Darstellungen zu kritisieren, die behaupteten, dass die Versmischung-Utopie eine alternative Ideologie gegen den USA Rassismus wurde, eine Haltung welche sogar Eric Hobsbawm einmal verteilte (HOBAWM, 1988a). Nach meiner Meinung, obgleich die Vermischungstheorie die Einverbildung der afrikanischen und indianischen Kultur voraussetzte, wurde ihre Prämisse nichts anderes als eine Abänderung, anderes gesagt, eine Verdünnung des eugenischen Prinzips, in anderen Worten, eine Anpassung zu den gegenwärtigen Umständen; letzten Endes vollendeten die Mulatten schon eine ausdrucksvolle Zahi der brasilianischen Gesellschaft; von denen viele, wie der berühmte Schriftsteller Machado de Assis, der Präsident Nilo Peganha und selbst Oliveira Vianna einen sozial und intellektuell höheren Status errang, und in übrigen, die weisse Bevölkerung, in Gegensatz zu der USA, keinen Stolz auf die Heimat äusserte und sich nicht im geistigen Sinn des Wortes Brasilianer fühlte.

Gegen solche unbequemen Umstände drängt es sich auf, eine Unzahl von Ausschüssen, welche zu der Perversion von modernem Bürgerrechtsbegriffs ergab; die Nation hatte keine Pflicht den Individuum gegenüber, aber verlangte von ihm sein Blut, seine Arbeit, sein Gehorsam. Er musste dem Land dienen, damit in der Zukunft die Gleichheit unter den Männern, welche durch die Verbesserung der Rasse garantiert wäre, ermöglicht würde.

Als Feinde solcher Träume stellten sich, unter anderen, besonders die Pangermanisten, die die Endogamie und den Widerstand gegen die Assimilation verteidigten. Daraus ergab es vielfältige kulturelle und politische Konflikte, nicht wegen den ideologischen Prinzipien, in dem die beiden Gruppen sich orientierten, sondern weil wenn man von Eugenik spricht, die Anwesenheit einer zu niedrigen Klasse untrüglich gegen anderen Arianischen wird,

trotzdem verbleicht, aber der zu der höheren Klasse gehört.

 


Der Deutscheinwanderer und der zweite Weltkrieg: aus dem

Traum zum Alpdruck

(...) Mos eu näo posso we sentir negro nem vermelho!

De certo que essas cores tamböm tecem mlnha roupa arlequinai,

Mas eu näo me sinto negro, mas eu näo me sinto uermeüio.

Me sinto branco, relumeando a carldade e acolhimento,

Purlflcando na revotta contra os brancos, as pätrias, as guerras, as preguigas, as ignoräncias!

Me sinto branco agora, sem ar neste ar livre da Americal

Me sinto branco, branco em minha alma crivada de ragas. 34

Mario de Andrade, 1930

Ich muss zugeben, dass nach einer tiefen Untersuchung über die Rassenfrage (...) ich gründlicherweise meine Ideen erneuerte!...) der blonde Dolichozephale und seine Überlegenheit interessierten mich nicht mehr.

Oliveira Vianna, 1938

In einer akademischen Auseinandersetzung über die Unterschiede zwischen die Fiktion und die Geschichtswissenschaft, erwähnte Jose A. M. Pessanha Heraclito, für wen die Aporie Phantasie/Wissenschaft oder Wahrheit/Lüge als die Aporie zwischen Traum und Nachtwache verkündigt werden kann; der Traum entspricht des Täuschungs­zustandes, während die Nachtwache die Vernunftzustandes. [49]

Als ob er Heraklit gefragt hätte, stellte Pessanha fest: "Wie kann er sicher sein, dass sein Anspruch auf aufgeklärte und gesorgte Einheit nicht der tiefste und meist perverse Traum ist?" (PESSANHA, in: RIEDEL, S. 283).

In diesem Kapitel, erwählte ich ein paar literarische und wissenschaftliche Texte, die von einem gewissen Bild, aus den Deutscheinwanderer in Zusammenhang mit der brasilianischen Kultur handelten: in solchen Schriften wurden die Deutscheinwanderer als ein einziger und harmonischer Körper gesehen, der immer seine ursprüngliche Identität fortpflanzte.

Bei der Analyse, ist es zu folgern, dass diese Autoren streng mit dem Zeitgeist (oder wie die französischen Geschichtswissenschaftler darstellten, L’imaginaire collectif) ihrer Epoche verbunden waren, besonders was die deutsche Kultur betrifft. Da erfindet man ein paar Leitmotive, welche, sei es in einer wissenschaftlichen Sprache, sei es in einer literarischen Sprache bekleidet, als Wahrheit übernommen wurden, nicht weil sie echt waren, sondern weil sie fortlaufend wiederholt wurden.

Im Allgemeinen, kann man behaupten, dass in verschiedenen Umständen, das Bild der Deutscheinwanderer als "das Fremde", aus dem engen Sinne des Wortes, repräsentiert wurde. Als sie als "Deutsche", "Germanen", "Alamannen" genannt wurden, hatten diese Autoren vor, nicht nur ihre historische Herkunft zu erwähnen, sondern auch ihnen als "was ganz anderes" der brasilianischen Gesellschaft darzulegen. Deshalb, unabhängig von ihrer Feindseligkeit oder ihrer Liebe zu Brasilien, wurden Milkau, Lentz, Elza und Annelise als Wurzellose Individuen beschrieben, die unfähig zur Integrierung in ihrer neuen Sozial-Umwelt waren, weil sie von Brasilien erregend entfernt wurden. Sie waren übermässig ihrer Heimat zugetan, infolgedessen durch das Lesen, dem Gebrauch der deutschen Sprache, die Erhaltung der Sitten ihrer Vorfahren und die Endogamie ihre Vergangenheit immer vergegenwärtigt wurde.

Die Last der Geschichte in dem Alltag der Deutscheinwanderer wurde auch von einem diachronischen Ausschnitt beschrieben, mit welchem die Autoren ihre Geschichte rekonstruierten. Sie verstanden den Deutscheinwanderer als ein Synonym des Germanen und verknüpften sie mit der Geschichte ihrer Ahnen, als ob sie "eine prä-etablierte Übereinstimmung mit ihrer ur- historischen Vergangenheit geschaffen hätten" - wie schon Georges Dumezil einmal behauptete (1959).

Diese zu weitläufig kulturelle Fortdauer ist an den Immigranten hauptsächlich von Oliveira Vianna und Sylvio Romero verwendet; in dieser Richtung, sowie der Deutsche mit seinen erschaffenden Mythen verbunden ist, würde der Deutschbrasilianer immer mit seinem Heimatland verbunden sein, indem die Genauigkeit ihm als aus einem militärischen Geistträger zu begreifen, in einer gewissen Weise, als eine Vortäuschung Bismarcks hinstellt - wie, zum Beispiel, in den Roman-Figuren Elza und Lentz.

Wir dürfen es nicht geringschätzen, dass das Vorbild des Deutschbrasilianer fast immer als das Gegenteil des Brasilianers bearbeitet wurde, dessen kollektive Identität, nach ihrer Meinung, noch zu konstruieren sein würde. Es interessierten also deswegen die Eigenarten beider Gruppen zu durchstöbern, um in ihrer Verschiedenheit die Wesenheit ihres Charakters zu untersuchen, zu finden. Und, unabhängig von den vorausgesetzten Vermischungen, wünschten sie, dass die luso-brasilianische Kultur überwiegen sollte.

Allerdings, die von ihnen vorgestellte Zukunft wurde nicht in harmonischer Weise verwirklicht. Im Zweiten Weltkrieg, wurde der Mythos der Deutschen Gefahr und das Vorbild des Deutscheinwanderers als ein Vertreter des Reiches, von den Ereignissen "bestätigt”.

Graga Aranha und Sylvio Romero starben vor dieser Konjunktur, aber ihre "Hinweise” wurden im Namen der anti-germanistischen Politik umformuliert.

Mario de Andrade, in der neuen Auflage des Buches Amar verbo Intransitivo in 1944, fügte eine Satz hinzu, der seine Entrüstung gegen den Krieg symbolisieren sollte: "Bárbaro, tedesco, infra-terno alemão infraterno)[50] (cf. LOPEZ, s. 37, in: ANDRADE, S. 60).

Erico Verissimo, von dem Nationalsozialismus im Schreck erstarrt schreibt den Roman Saga, wo er Vasco in 1940 zu dem spanischen Zivil-Krieg, auf Seiten der Antifrankisten die Internationale-Brigade durchführt, was auch seinen Widerwillen gegen die Rechts-Tendenz der brasilianischen Regierung symbolisieren wollte. (VERISSIMO, 1966a, S. 15).

Und Vianna, einer der Theoretiker des Neuen Staates (Estado Novo), musste seine Analyse über den Deutscheinwanderer umorientieren; so wiederholt er, dass die Immigranten, zu der Arbeiterklasse gehörten, und unter der Bedingung, mussten sie sich zwanghaft in die brasilianischen Sitten und Regeln integrieren (VIANNA. 1991, S. 383).

Aber während die Brasilianer schrieben, lasen die Deutscheinwanderer und ihre Nachkommen, die nicht von den Wirkungen des Mythos der Deutschen Gefahr geschädigt wurden, noch weiter die Nachrichten und literarischen Texte aus einer Welt, die als ihre Welt verstanden wurde, nicht weil sie zu ihnen gehörte, aber weil solche "Wahrheiten" unaufhörlich wiederholt wurden. Ich spreche hier von den Zeitungen, Kalendern und Zeitschriften Deutscher Sprache die in Süden Brasiliens erschienen, ein Thema welches, das Ziel der nächsten Kapitel dieser Dissertation werden.


III

ALTE UND NEUE NATIONALISTEN: HEIMAT UND VATERLAND

Seit dem Ursprung der deutschen Einwanderung, bemerkt man die Gründung verschiedener Druckschriften in deutscher Sprache, die sich durch alle Gegenden der Kolonisation, während einem längeren Zeitabschnitt erstreckt, der nur durch den Eintritt des zweiten Weltkrieges unterbrochen wurde.

Diese Literatur wurde mindestens zu den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts hergestellt, von Autoren die über einen ganz regionalen, begrenzten Umkreis berichteten, dessen Thema nicht die Grenzen ihrer eigenen lokalen Gemeinde überschritten. Es waren nur wenige Herausgaben, die je nach Bezirk sich unterschieden, dass diese im Umlauf kamen, dank man mehr den allgemeinen Lesern als dem Willen der Autoren, durch den Beziehungen zwischen Freunden und Verwandten anderer Gemeinden.

Es handelte sich um eine Textsammlung dessen Charakter die Freude zur Sache zeigte, deren Berichte die Begünstigung der Vergnügungs- oder religiöser Gesellschaften hatte, oder Nachrichten mit Informationen an die Kolonisten brachte. Kuder, (1937), meinte, es handelte sich um eine Söldnerliteratur von unbedeutender Qualität, die von einem kleinen Handwerkergeschäft hergestellt wurde.

Man entnimmt ihr einen gewissen städtischen Patriotismus, der sich von der feierlichen lokalen Geschichte näherte. Die Einwanderung wurde, in den Erzählungen die über das Leben in der alten Heimat, die Schwierigkeiten der Reisen, der Ankunft und dem Anfang der Niederlassung auf hiesigen Boden, hochgeschätzt und idealisiert; die Schriftsteller waren die Kinder und Enkel der Einwanderer, welche die Berichte und Erinnerungen ihrer Vorfahren niederschrieben, welche als Eroberer dieser neuen Welt angesehen wurden, Anfänger die über die Vergangenheit eine ungefragte Autorität ausüben. Wenn an die Benennung der Gegend wohin sie immigrierten, von ihnen Urwald genannt, beachtet, kann man sie als relativen Erfolg bezeichnen, denn da gab es wenigstens keine Lehnsherrschaften, keine hohen Steuern, keinen starken Winter. Einerseits hatten diese Erzählungen einen psychologischen Entfernungseffekt in Hinsicht auf die Vergangenheit, weil sie als Geschichten an die man sich erinnern soll, organisiert waren.

Ausser diesen Lebensbeschreibungen und Erzählungen über den Heldenmut der Gründer, bemerkt man noch Liebes, Verbrechens, Abenteuergeschichten und Anekdoten. Zerstreuungen, Ausflüchte, Erfindungsreisen, Vergleiche zwischen der alten und der neuen Welt, bildeten wahrlich wichtige kulturelle Kunsterzeugnisse in der täglichen Ausarbeitung ihrer Leser, hauptsächlich wenn die gründliche Umstellung beachtet, welche die Einwanderung erfordert. Zu diesen rechne man noch solche die über religiöse Streitigkeiten, wie zum Beispiel die der Protestanten wider Katholiken, der Frommen gegen die weniger Religiösen oder selbst der Ungläubigen.

Die Schriftsteller dieser Berichte stammten aus der eigenen Gemeinde: sie führten zur gleichen Zeit die Arbeit der Buchhändler, Herausgeber, Redakteure aus, und so wurden sie, dank dieser Beschäftigungen durch selbst-Didaktik Lehrer und Pfarrer, die manchmal ausgewählt wurden, weil sie, zur körperlichen Arbeit sich nicht eigneten, oder weil sie sich von den anderen als “Gelehrte” ausnahmen. Die meisten arbeiteten ausser dem Bereich der Landwirtschaft; sie waren Telegraphisten, Landkartenzeichner/ Bäcker, Kaufmänner oder Tischler, so zum Beispiel war der Johann Georg Maurer (Quacksalber) und der Johan Georg Klein amtierte als Pfarrer; beide Namen wurden bekannt, besonders weil sie die Bewegung der Gläubigen an das Kommen Christi führten, die Mucker (AMADO, 1978). Der reisende Handelsmann, weithin bekannt, wurde von dem Einwanderer "Musterreiter’[51] genannt, und wurde im Laufe der Zeit, nicht nur ein Warenverkäufer, sondern auch der Überbringer der Nachrichten, Ratschläge und Informationen.

Die Informationsniederschriften und Berichterstattungen über das Werden und der Entwicklung der Kolonien, übertreffen die Anderen, weil sie objektiv ausser der praktischen Anleitung, noch die Propaganda der Kolonisation übernehmen. Was sich klar in der Zeitung "Kolonie", aus Joinville, heraushebt, durch Koordinierung des Ottokar Dörffel, eines Einwanderers von der Vormärz, Buchhalter des Kolonievorstandes und der erste Bürgermeister der Stadt.1 Er beschäftigte sich auch mit der Orientierung der neuen Einwanderer, seine Schriften wurden nach Hamburg gesandt, um zukünftige Auswanderer zu beeinflussen, sie wurden als Wegweiser für den zukünftigen Kolonisten angesehen. (SEYFERTH, 1988, S. 11)

Nach der Meinung Mercedes Kothe (1991, S. 20) spielten viele Personen, die zum Sozialismus neigten und sich wegen der Unterdrückung des Jahres 1848 antäuschten, eine besondere Rolle in der Herstellung der Druckschriften dieser ersten Phase. Sie sahen die Kolonien als Utopien die sich verwirklichten in Freiheit und Fortschritt.

Diesen Optimismus teilten aber nicht einige Männer, wie zum Beispiel, Sellin, einer der wenigen Schriftsteller der südlichen Gegend, welcher zur gleichen Zeit, die Behandlung von Seiten der brasilianischen Regierung an seine Landsleute, durch die Presse kritisierte.[52]

Solche Veröffentlichungen waren aber sehr geteilt und begrenzt in ihrer weiteren politisch-überzeugenden Organisation, was sich wegen der geographischen Isolierung der Kolonien erklären lässt, die Unkenntnis der portugiesischen Sprache und der damaligen prekäre Kommunikationsmöglichkeiten.

Der Name der Druckschriften dieser Phase offenbaren ihren regionalistischen Charakter und ihre noch innere Verbindung mit der Kultur ihres Ursprunges, wie man an den Schaubild Nr. 5 sehen kann:

Schaubild Nr. 5; Druckschriften in deutscher Sprache die im
Süden Brasiliens vorhanden waren, in den 4 ersten Jahrzehnten

der Imitation

a. Zeitungen

 

 

 

Zeitungstitel

Erscheinungsort

Erscheinungsweise

Erscheinungs-

 

 

wöchentlich

Zeitabschnitt

Kolonie

Joinville

1 xbisl887

1887-39-2 x

1862-1939

Der Kolonist

Porto Alegre

2 x

1852-53

Der Einwanderer

Porto Alegre

2 x

1854-61

Deutsche Zeitung

Porto Alegre

6 x

1905-42

Der Bote von São Leopoldo

São Leopoldo

3 x

1867-75

b. Kalender

Titel

Erscheinungsort

Herausgeber

Erscheinungsjahr

 

Deutscher Kalender

Porto Alegre

Fischer

1855 e 56

Der neue hinkende Teufel

Porto Alegre

T. Jäger

1856

Deutscher Volkskalender für Provinz S. Pedro

Porto Alegre

O. Stieher

1861

Deutschen-Kolonie

Kalender

São Leopoldo

T. Brügern

1868

Quelle; KUDER. 1937.

S. 9.4-37 usw.

 

 

 


 

Diese zerstreute und verschiedenartige Literatur hindert uns eine verbindende Analyse zu verwirklichen, da sie sich der Bestrebungen jedes Schriftstellers unterwarf, ihr gemeinsamer Nenner war der Gebrauch der deutschen Sprache, der regionale Vorzug und die Gleichgültigkeit zu Brasilien - bemerkbar, wenn man sich auf es bezog, als Regierung - gut oder schlecht, je nach Entscheidungen die sich auf die Immigranten erstreckten.

Die ersten Zeitschriften die ein grösseres Publikum erreichten und die über Vollkommenheit der deutschsprachigen Bevölkerung überzogen, stammen aus dem Jahre 1870. Ihnen entnehmen wir, diejenigen, die durch Karl von Koseritz und Wilhelm Rotermunds Unternehmen veröffentlicht wurden, weil sie die meist verkauften waren und die, besonders zu Anfang, eine Reihe von Stellungen vereinigten die gegenseitig wetteiferten.

Das Publikum von oben gesehen

Das Entstehen der Zeitungen "Deutsche Zeitung" und "Deutsche Post" und die Kalender "Koseritz Volkskalender" und "Kalender für die Deutschen in Brasilien" beziehungsweise unter der Leitung des ersteren und des zweiten Verfassers, Druckschriften die dem deutschbrasilianischen Publikum zugedacht waren, ergab sich nicht ungezwungener Weise. In diesem Zeitabschnitt kamen wieder neue Immigrantenscharen nach Brasilien, die nun von einer kürzlich- vereinigten Nation, welche über Frankreich siegte, herstammen. Die Zunahme der Bevölkerung in Süden Brasiliens, auf Grund der Immigration und des hohen Prozentsatzes der Fruchtbarkeit, die sich unter diesen Schichten bemerkbar machte, gleichwie die Diskussionen in Hinsicht auf das Sklaventum, das Ersetzen derer Arbeit durch die Arbeitskraft der Europäer, dazu kam noch, die als Vorbild geltende Kolonisation des Südens, welches nachgeahmt werden konnte oder nicht; diese Faktoren trugen zu dem Beginn der regionalen Absonderung, zu mindestens in den wichtigsten Zentren derer Staaten; bei Erwähnungswert ist auch der Einfluss der Evangelischen Protestantischen Gemeinde der Deutschen aus Nord und Süd- Amerika, welche, ab 1864 eine Missionarische-Aktivität unter den Deutschen beginnt, in dem sie ausgebildete Pfarrer nach Brasilien sendet, wodurch sich eine Verminderung der Selbständigkeit und Zerstreuung der lokalen Pfarrkirchen, wie auch den Verlust der Sozialen Wichtigkeit der Laienprediger.

Trotzdem, sind diese mit allgemeinem Charakter gezeichneten Bestrebungen nicht die Einzigen die diese Ausbreitung des literarischen Universums der deutschen Sprache erklären, denn dieser besitzt seine eigene interne Dynamik, welche seine Selbstständigkeit bis zu einem gewissen Punkt mit diesen Begebenheiten erhält.

Erstens, der sozial-ökonomische Aufstieg der Deutschbrasilianer wurde von neuen städtischen Ortschaften' begleitet, die sich emporhoben, wodurch die Aufforderung einer immer grösseren Zahl der Informationen über ihre Geschäfte erfordert wurde; zweitens, womöglich der Wichtigste, die Niederschriften von Koseritz und Rotermund, werden von nun an, die ersten Druckschriften aller Personen deutscher Herkunft bilden, wegen der vielfältigen Thematik die sie bringen, andernfalls, wegen der Agenten die sie unterstützen: die Liberale Partei und die Evangelische Kirche, beziehungsweise.

Wie schon bestätigt, das Erscheinen der Druckschriften, die für ein vergrössertes Abnehmerpublikum bestimmt war, stammt von der 70er. Jahre des 19. Jahrhunderts, zufällig oder nicht, zur selben Zeit der Vereinigung Deutschlands. Wie dort, mussten auch hier, die Deutschbrasilianer ihre internen Auseinandersetzungen besiegen, um in Gleichheit übereinzustimmen, welche ihnen die Verteidigung ihrer kollektiven Interessen erlauben würde. Diese Änderung erklärt sich auch, wegen der "Aufklärung", ebenso wie diese kulturelle Bewegung in Deutschland anerkannt wurde. Im Gegensatz zu Frankreich, ihre Vertreter stammten aus den Mittel und Volksschichten, und erwarteten, dass durch Erziehung und Aufklärung, die interne Angst zur Religion und zu Lehnsherrschaft besiegt würde.

Laut Kocka, unter Aufklärung kann man verstehen:

Eine Bewegung, die auf die umfassende Befreiung der Menschen aus herkömmlichen Zwängen tradierten Vorurteil und nicht legitimierter Herrschaft zielte, durch Bildung, öffentliche Kritik und freie Diskussion Unwissenheit. Aberglauben und Intoleranz ausräumen wollte und den mündigen Gebrauch der Vernunft als regulativ aller privaten und öffentlichen Verhältnisse zur Wirkung bringen wollte. (1989. S. 140)

Der erste ausdrucksvollste deutschbrasilianischer Kalender, wie, auch die dauerhafteste Zeitung in deutscher Sprache, sind von einem Immigranten, der von der intellektuellen Geschichte seines Vaterlandes tief beindruckt wurde,- Karl von Koseritz, Sohn eines Gliedes des kleineren deutschen Adels, wurde in Dessau, im Jahre 1830 geboren. Er kam nach Brasilien im Jahre 1851, um im Söldner-Heer des Kaiserlichen Krieges gegen den Diktator Rosas, von Argentinien teilzunehmen. Verlies aber sehr bald die Legion, um sich als Zivil in Pelotas, im Staate Rio Grande do Sul niederzulassen, wo er sofort seine Laufbahn als Privatlehrer, Buchhalter und Journalist begann. Er heiratete eine Brasilianerin, Tochter eines Farmbesitzers (fazendeiro) des Südens, verzog dann in die Hauptstadt der Provinz, wo er weiterhin als Journalist, Geschäftsmann und Politiker tätig war; im Jahre 1883 wurde er als Abgeordneter der Liberalen Partei gewählt, wo er bis 1889 tätig war.

Seine immer treue Gewohnheit des Lesens, ertrug ihm eine enge Verbindung mit der hohen Kultur seines Vaterlandes, aber auch mit den intellektuellen Bewegungen Brasiliens. Im gemeinsamen Sinn mit Tobias Barreto, Sylvio Romero und andere, stellte er sich kritisch gegen die überragende Einwirkung der französischen Kultur unter den brasilianischen Intellektuellen um, und wie es die Konjunktur verlangte, neigte er auch dazu über die Nation, das Bürgerrecht und den Fortschritt zu denken.

Als ein Bewunderer Feuerbachs und Haeckels, Atheist und ein Verteidiger der Entwickelungs-Theorie, schrieb er verschiedene Bücher,

unter den Ersten schon einige, die sich der Lehre des einfachen Leute widmeten, wie eine Zusammenfassung der Universalgeschichte und der Geozentrismus und über die brasilianischen Indianer.

Er gründete in Porto Alegre die “Gesellschaft Feuerbach“, unterhielt Korrespondenz mit verschiedenen Gelehrten und schrieb auch für mehrere brasilianische Zeitungen. Später wurden noch einige seiner von romantischer Eingebung angefertigten Romane, herausgegeben, durch welche er überaus populär unter den Immigranten wurde. {CARNEIRO, 1959).

Koseritz Eintritt in das öffentliche Leben ergab sich durch die Unterstützung der Liberalen von Rio Grande do Sul und der deutschbrasilianischen Wähler, dessen Interessen er vertrat; tat es, nicht aber, unter einem ethnischen Prinzip, sondern aus gesetzlichen und politischen Gründen. Endlich, laut seines Urteils, bildete diese Gruppe so ungefähr den sechsten Teil der Bevölkerung von Rio Grande, welche fast die Hälfte des Steuers der Provinz einbrachte. Trotz ihrer ökonomischen Wichtigkeit, genossen sie nicht die Vollkommenheit ihrer Bürgerrechte. Gemäss der Verfassung des Kaiserreiches, den eingebürgerten Ausländern nicht-katholisch verhinderte man ihnen das Recht gewählt zu werden als Abgeordnete oder Senatoren, wie auch wichtige Stellungen der offiziellen Ämter zu bekleiden. [53] Um diese Anordnungen zu hemmen, versucht er auf den Politiker Silveira Martins einzuwirken, welcher sich für die Wählbarkeit der Protestanten einsetzt, was sich im Jahre 1881 verwirklicht durch das Saraiva-Gesetz, welches die Zulassung Koseritz und anderen Deutschbrasilianern zur institutionalisierten Politik erlaubte.

Als Abgeordneter, bewirbt er sich noch um die Institutionalisierung der bürgerlichen Trauung, die Aufhebung der Staatlichen Religion, den Strassenbau welcher den Handel der landwirtschaftlichen Produkte zu allen Gegenden des Staates erleichtern würde und die Verminderung des Steuers, der auf die Kolonisten haftet. Ausser den unmittelbaren Interessen seiner Wähler, verteidigt Koseritz die Abschaffung des Sklaventums und die öffentlichen' Erziehung. Was sich auf die Besiedlungs-Politik des Gebietes bezieht, verteidigt er die Immigration zur Kolonisierung und nicht nur als Mittel der Arbeitskraft für die Kaffeepflanzungen, so widersetzt er sich den Interessen der Lehnsherrschaften. Im Namen dieser Haltung verurteilt er die asiatische Immigration, ausser dass sie eine zurückgebliebene Bevölkerung bildet, würde sie noch die Fortsetzung des Systems darstellen.

Die Kaffee-Barone wollen mit ihrem Nichtstun erleben fortfahren und strengen sich deshalb an neue Sklaven zu suchen, jetzt von gelber Farbe, um die alten Neger zu ersetzen, (apud CARNEIRO, 1959, S. 33)

Oder auf einer milderen Form, bezieht er sich auf die Immigration als ein gutes Geschäft, selbst an die Elite, an die er sich wendet,

Lasset es zu, dass eure Sklaven freigelassen werden, erlaubt und teilt eure riesengrossen Farmen, rufet Immigranten und kolonisiert. Diese Probleme die Euch wie ein böser Traum scheint, so ist der für die Sklavenarbeit, die Änderung der grossen Besitzungen und die Emigration schon erledigt, (idem, S. 41-2)

Die Teilnahme in der Politik des Staates widerspiegelt sich auch in seinen Betrachtungen über die nationale Wirtschaft, wo er die “Dogma” der Politischen Ökonomie, “diese Wissenschaft die fast eine Religion ist”, schlussfolgernd, wie Smith, Say, Mill und Wirth, dass der freie Handel und die Industrie die einzigen Möglichkeiten sind, die den Fortschritt gewähren (KOSERITZ, 1870).

In seinen Betrachtungen über Brasilien, gebraucht er den politischen Fortschritt Deutschlands als ein Vorbild einer zivilisierten Nation, so zog er die Achtung der gelehrten Immigranten oder die sich den Fortschritt des Landes der Vorfahren interessierten. Diese gedachten jene Zeit als das “Zeitalter Koseritz”, ein Abschnitt in dem' die Ergänzung dieser Schichten zur brasilianischen Nation beziehungsweise der liberalen Grundlehre bedacht wurde, oder, aller, durch die Institutionalisierung der politischen Debatte über private Interessen, wo die Oberherrschaft geengt werden sollte, im Namen des “vernunftgemäss richtig” im Gerecht verwandelt.

Die Bestrebungen Koseritz enden mit dem Ausrufen der Republik. Als Verteidiger der parlamentarischen Monarchie, wurde er verfolgt und von seinen Gegnern festgenommen im Jahre 1889, welches auch das Jahr seines Todes ist. Aber bis dahin, brachte Koseritz seinem Leser und Wähler eine Reihe Kenntnisse und Meinungen über Erneuerungen und Anordnungen des materiellen Lebens und des Sieges der Wissenschaft über die Religion. Ideen gegen welche sich ein anderer Denker streng widersetzte.

Rotermund kommt nicht aus politischen Gründen, noch ökonomischen, beabsichtigte auch nicht, ursprünglich, sich in diesem Lande Bestimmtheit festzusetzen. Seiner Meinung nach, ist eine Vereinigung der Deutschbrasilianer dringend, aber nicht aus denselben Gründen die Koseritz angibt. Rotermund war auch Herausgeber und Journalist, aber im Gegensatz zu seinem Gegner, regte er, den Einfluss des Deutschen Wesens unter den Immigranten in Brasilien.

Er wurde in Hannover im Jahre 1843, als Sohn einer Bauernfamilie geboren; da er sich keiner guten Gesundheit erfreuen durfte, bildete er sich als Lehrer aus, um später sich der Theologie-Studien, auf der Universität zu Göttingen, zu widmen.

Im Jahre 1874 wird er nach Brasilien ausgesandt, einer Einladung des Friedrich Fabris, Präsident des “Komitees der Deutschen Protestanten in Süden Brasiliens”, Direktor der' Kolonisationsgesellschaft Hamburgs und Inspektor der Evangelischen Missionen.

Die missionarische Arbeit an die deutschsprechenden Evangelischen im Ausland entwickelte sich in Europa schon seit anfangs der jenseitigen Migrationen verschiedener Kontinente, zuerst neigte sich ihre Achtung, hauptsächlich den Vereinigten Staaten. In Brasilien wird die Ausbreitung der Mission erst deutlich ab 1860, dank der "Rheinische Missionsgesellschaft" und die "Basler-Mission. Während der ersten 40 Jahre der Immigration kamen nur 18 Pastoren für ganz Brasilien, dann im Süden Brasiliens eingesetzt, von den beiden schon genannten Missionsgesellschaften angeregt.

Friedrich Fabri war ein Theologe der zum missionarischen Charakter der Kirche neigte, Gründer und Lehrer spezialisierter Schulen zur Ausbildung der Pfarrer fürs Ausland, und ein Verteidiger der Bewahrung des Deutschtums als die Vervollständigung seiner Lehre. Sohn des Carl Fabri, Direktor der Kolonisationsgesellschaft Hamburgs, lernte Friedrich schon sehr früh, die Wichtigkeit der Bewahrung des Deutschtums, als eine indirekte Strategie des Imperialismus, oder, andererseits, nicht ausschliesslich, als eine wirkungsvolle Art um mitzuwirken an der Erhaltung der protestantischen Religion trotz der Hegemonie der Katholischen Kirche in den Latein-Amerikanischen Länder.

Rotermund folgte der Einladung Fabris und kam nach Brasilien um Borchard zu ersetzen, Pfarrer der, ohne grossen Erfolg, versucht hatte, die Unabhängigkeit der Evangelischen Gemeinden zu verringern und die erste Lutherische Synode zu gründen.

Als Rotermund in Rio Grande do Sui ankam, empfängt ihn ein ungünstiges Klima für seinen Unternehmen; laut Prien:

Das Panorama wurde bestimmt vom Mistrauen der ihre bisherige Freiheit nicht aufgeben wollend, und von den Pseudo-Pfarren verhetzten Gemeinden, sowie denjenigen Pfarren, die ihre Bedenken und Vorurteile gegen Preusse und den preussische EOK den höheren Zwecken des kirchlichen Zusammenschlusses nicht opfern wollten (...) Hinzu kam katholischerseits die aggressive Abgrenzung durch die Jesuiten, die durch die Ausweisung aus dem Deutschen Reich nach Ausbruch des Kulturkampfes 1872 Zuzug erhalten hatten, der den Ultramontanen Geist in Rio Grande do Sul verstärkte. Das Bild wurde vervollständigt durch den publizistischen Kulturkampf, den Koseritz gegen die Synode, die evangelischen Geistlichen und die Jesuiten führte. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang die schon erwähnte 1874 niederschlagende Mucker Bewegung. Da der brasilianische Süden mit charismatisch enthusiastischen Bewegungen wenig vertraut war. konnte die Mucker Kräfte "böswillig gegen die Evangelischen ausgeschlachtet werden als eine typisch protestantische Erscheinung (PRIEN, 1989, S. 133)

Um dieser Situation gerecht zu werden, versuchte Rotermund, sich seiner Gläubigen, mit einer eifrigen Seelsorge beizustehen, und sie, zu einer Religiosität durch Übung des Lesens, anzuspornen.

Durch Rotermund wurde der "Kalender für die Deutschen in Brasilien", im Jahre 1881 herausgegeben, und später die Zeitung "Deutsche Post". Als Herausgeber und Buchhändler setzte er sich gegen den Atheismus der Texte Koseritz vor; von welchem er folgenden Kommentar machte:

Das grösste Hindernis unserer evangelischen, kirchlichen Arbeit war Herr Karl von Koseritz, durch seiner "Deutsche Zeitung" aus Porto Alegre, in welcher er auf oberflächlichen Materialismus alles was sich zum Glauben an Gott und das Zukünftige Leben bezog, kritisierte und geringschätzig behandelte. Selbst mich liess er nicht aus in dem er mich als den Pastor der zum Journalisten wurde"... taxierte. In dem konnte er sich der Unterstützung vieler Brummers erfreuen. welche in den Kolonien als Lehrer und Handwerker weilten, wo sie, wie es irgendwie möglich war. Widerstand zur Arbeit der lokalen Pfarrer, boten. Ausserdem, nützte Koseritz seinen Kalender um den Atheismus zu verbreiten (...) So war es offenbar, dass unsere Seelsorgearbeit sich nicht ausbreiten und in aller Stärke wachsen konnte, derweil wir Ja auch nicht die gleichen Mittel und Rückhalt hatten, (apud Rotermund, G., 1986, S. 198-9).

Rotermund wirkte noch als Lehrer und Ratgeber, hatte, um die Verbreitung seiner Ideen, die Unterstützung anderer Pfarrer die kürzlich aus Deutschland gekommen waren. Er gründete die Riograndenser Synode, schon um 1886, von welcher er bis 1919 Vorgesetzter war. In dieser Bedingung war er einer der wichtigsten Verteidiger der Evangelischen, was auch, seiner Meinung nach, die Stärkung des Deutschtums bedeutete. Es handelte sich nicht um die Organisation dieses Segmentes zur Verteidigung ihrer politischen Interessen, aber um sie treu an ihrer originalen Kultur zu erhalten, von ihm aus, als ein heiliger Ursprung angesehen. Die säkulare Welt würde nur die Achtung verdienen, wenn sie diesen Werten drohen würde. Deshalb, empfahl Rotermund die Einigkeit dieser Gemeinde, welche sich nicht nur von Menschen anderer ethnischen Herkunft, wie auch von deutschen Katholiken und Ungläubigen fernhalten sollte; verurteilte Mischehen, den der Internationalismus welcher von dem Katholizismus in kurzer Zeit herausgefordert würde, zur Assimilation der brasilianischen Gesellschaft führen würde. Verkündigte die Erhaltung der deutschen Sprache und die Endogamie denn seiner Meinung nach,

Die Erhaltung des Deutschtums liegt im Blut und in der Seele der Evangelischen Kirche, welche mit Recht, als Frucht der Vereinigung des Evangeliums und des Deutschtums angesehen wurde (...) Wer das Denken und Fühlen auf evangelischer Axt verlässt, ist kein Deutscher mehr, und auch umgekehrt, wer die deutsche Sprache und Gemütsart verweigert, wird auch für unsere Kirche verloren sein, (apud DREHER 1984. S.93-4).

Unter dieser Urteilsrichtung, regte er, die Gründung und Erhaltung der Schulen in deutscher Sprache an, mit dem Vorbehalt der deutschen Geschichte, denn,

(...) es ist sicher, dass unsere Kinder in den Schulen, die Sprache und Geschichte des Landes kennenlernen müssen, aber zuvor müssen sie die Sprache und Geschichte der eigenen Sippe kennen (idem, S. 91)

Rotermund sandte noch Mitglieder der Gemeinden denen er diente, um in Deutschland Theologie zu studieren und hielt enge Beziehungen mit säkularen und religiösen Organisationen seines Vaterlandes. Zur Zeit des ersten Weltkrieges versucht und erreicht er die einschränkenden Massnahmen zum Gebrauch der deutschen Sprache zu mildern, mit interessantem Argument. Wenn die freie religiöse Bekanntmachung durch die Verfassung gewährt wurde und wenn Luthers Sprache, wie das Latein, eine heilige Zuflucht der Liturgie war, so dürften die Gottesdienste nicht in portugiesischer Sprache gehalten werden. (LUEBKE, 1987, S. 81 u. w.)

Rotermund starb mit 70 Jahren, wurde berühmt durch die Lobreden der Evangelischen und der Deutschbrasilianer, die ihn als Mentor ihrer Seelen und Verteidiger ihrer kulturellen Interessen sahen, den sie nicht nur die Druckschriften seines Verlages, die Gründung der Synode, aber noch als den Förderer der Bewahrung ihrer Herkunft, verdankten.

Die Erläuterungen über das Leben Koseritzs und Rotermunds erlaubt uns festzustellen, dass beide in enge Beziehungen mit den Gemeinden in denen sie lebten verbunden waren, was auch für andere Schriftsteller und Herausgeber desselben Zeitabschnittes wichtig sein konnte. Ihre Schriften waren deshalb in den vielfältigen Erfahrungen die sie mit ihren Lesern teilten, begründet. Als Politiker und Pfarrer nahmen, diese beiden Stellvertreter der Schriftstellergenossenschaft, unter vielen, einen würdevollen Platz ein; da sie gelehrte Staatsmänner waren, wurde ihr Aussehen durch ihren bevorzugten' Status, als die "Erzeuger der Wahrheit", begünstigt.

Koseritzs Texte zeichneten sich, wegen der Sprache, die starke Schlussfolgerungen und Orientierung der hohen europäischen Gedanken zeigte, aus. Durch sie, versuchte er seine Leser zu überzeugen, die religiöse Tradition zu verlassen und ihre Handlungen in Richtung der freisinnigen Grundlehre auszuüben.

Seit seiner Gründung hatte der "Koseritz Deutscher Volkskalender" (KVK), nach der Meinung seines eigenen Erzeugers, "sollte er eine Waffe des Kampfes zu Gunsten der Aufklärung sein". Somit sollte er die Eroberungen und das Licht des Deutschtums von über-See den Kolonisten bringen, welche er als die Gemeinde der Deutsch-Riograndenser nannte.

Schon in den ersten Bänden dieses Kalenders, veröffentlicht Koseritz einen Text in drei Artikeln, unter den Namen Der Sieg der Wissenschaft über die Religion [54]. In diesem Artikel behauptet er, dass in den Urzeiten, da die Menschen nicht fähig waren, die Naturerscheinung zu verstehen, erfanden sie Götter und Sagen, welche ihre Angst in Hinsicht auf das Unbekannte rechtfertigen und trösteten; diese Mentalität bestand praktisch unversehrt, in ihren Grundlinien, mindestens bis zum Advent der protestantischen Reformation. Als die Vorgänger gegen das Dogma und die Unfehlbarkeit des Papstes kämpften, öffneten sie die Türe zu dem was des Christentums zerbersten würde, zum Beispiel, das freie Examen und die Kritik. Diese Bewegung führte, wenn auch unfreiwillig, zu vernunftgemässen Gedanken.

Als Koseritz seine Untersuchungen über das Zeitalter der Aufklärung, machte, nennt er, zu mindestens, zwanzig Schriftsteller der hohen Kultur Europas, wie, zum Beispiel, Giordano Bruno, Descartes, Spinoza, John Locke, Herder, Hegel und Feuerbach. Er organisiert sie, sodass alle mit den Entwicklungsthesen und dem Leugnen des religiösen Glaubens übereinstimmen.

Er hebt das Werk Darwins hervor, und schätzt den Verfasser, als denjenigen der den Übergang der Philosophen und Denker des modernen Zeitalters, vervollständigt.

Seine Gelehrsamkeit zeigt sich in diesen unzählbaren Anführungen, welche von komplizierten Betrachtungen über die Menschheit begleitet sind, ganz nach dem Sinne der gelehrten Männer seiner Zeit, für welche die Welt der Ideen, sich in der Gesellschaft vollständig widerspiegelte.

Koseritzs Kalender handelte aber nicht nur über solche Anlässe. Über die politisch-wirtschaftliche Lage Brasiliens zu berichten, praktische Informationen zu bringen, wie zum Beispiel die Post- Preistarifen, die zu bezahlenden Steuern, die nötigen Apparate zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen mit Verkündigungsgründe, und anderes, vervollständigten die Seiten seines Büchleins.

Dieser Inhalt passte sich mit einer zugänglichen und volksmässigen Literatur; nehmen wir zum Beispiel zwei Erzählungen, der Musterreiter (KVK, 1875, S. 132-35) und der Coronel (KVK, 1874, S. 100-10), beide von Koseritz. Die erste Erzählung beschreibt in humoristischer Art die Charakteristik des Kalenders. Diese Art personifiziert in der Titelfigur des Musterreiters (der reisende Handelsdiener) ein Gutaussehender, eleganter Mann, der gern Zigarren raucht, gern tanzt und den Frauen zugeneigt ist; lehnt nicht einen guten Wein noch, hin und weder einen "Chimarrão" ab.[55] Zu Pferde besucht er alle in der Gegend liegende Städtchen, überbringt, mit seinem scharfen Humor, Nachrichten, Meinungen, und Kritik all seinen Gesprächspartnern. Er ist auch überall als der Kalendermann bekannt, der immer seinen Kopf gebraucht, das heisst, ein Aufgeklärter.

Er zeigt sich als jemand der überall und nirgends ist, eine Tugend die zu seinem wirklichen Ausweis passt, wie die eines Buches; seine Lebensart sollte nachgeahmt werden als ein Muster der Geselligkeit.

Der Coronel ist teils eine erdichtete, teils eine wirkliche Persönlichkeit; einige Grundstoffe dieser Erzählung können Autobiografisch angesehen werden, wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Leben des Verfassers. Der "Coronel”, eine Anführung des Urbildes des brasilianischen Leaders, nach Koseritz Meinung, er ist auch ein Leader der Deutschen, dessen Vollmacht nicht aber durch Kraft erobert worden ist, aber auch durch Vernunft. Es handelt sich hier um das Pseudonym des Arztes Daniel Heillebrand, der zu dem preussischen Heer gehörte und in den Kriegen im Jahre 1815 gegen die Mannschaften Napoleons kämpfte, der dann nach Brasilien auswanderte, um hier gleichzeitig als Arzt und Kundschafter tätig zu sein. Durch seine Erkundigungen und Studien, wählte er die günstigen Landstreifen zur Ansiedlung aus und arbeitete, später, bei den Bauern.

Als der Revolução Farroupilha (Farroupilha-Krieg) ausbrach, organisierte er die Immigranten um gegen diesen Aufruhr zu kämpfen. Sein Zähigkeitsvorbild und seine befreiende Art widerspiegeln seine Kultur, gestaltet sich als eine Beziehung zu seinem Volke.

In der "Deutsche Zeitung" übt Koseritz Kritik gegen die brasilianische Politik und gegen die Kirche in einer direkteren Form. Wenigstens zwei Anlässe spürt man diese Tendenz; der erste beschreibt seine Eindrücke über dem brasilianischen Hof, den er als unnütz beschreibt, sei es in der Darstellung der aristokratischen Macht, sei es in der Ausführung der politischen Verwaltung.[56] In anderen Anlass nützt er die Nebenhandlung der Mucker um gegen den religiösen Geist seine Kommentare zu machen; der Auslauf diejenigen Begebenheiten offenbart; nicht den wirklichen deutschen Geist, sondern eine Erfahrung die an den Fanatismus grenzt, spürbar bei allen Gläubigen.[57] Im Bezug der Katholischen Kirche ist er nicht weniger streng; er sieht im der Arbeit der Jesuiten eine politische Macht die sich hinter der Religion verbirgt, Betrug der in Preusse besiegt dank des Kulturkampfes, welche die Kirche von den Geschäften des Staates getrennt hat, was auch im Brasilien geschehen muss.

Mit der Ankunft Rotermunds, haben seine Angriffe ein ganz bestimmtes Ziel. Laut der "Deutsche Zeitung", war Rotermund ein Pfarrer der sich "in einen Journalisten verwandelte" um die Angst und die deutsche Ware, unter den Deutschbrasilianer, zu verbreiten. Der Einfluss der Deutschen Lutherischen Kirche würde nur die selbständige Organisation schädigen.

Unterdessen beschäftigen sich seine Artikel mit offenem Widerstand gegen den Evangelischen und Katholischen Klerus, Rotermund, derweil er seine Herausgeberarbeiten beginnt, erwähnt er praktisch nicht seinen Gegner, versucht auch nicht, sich mit solch polemischen Ideen zu beschaffen. Im Gegenteil, er schreibt kleine Erzählungen oder auch Beschreibungen die sich in wirklichen Begebungen begründeten, von moralischen Ratschlägen und Aphorismen durchdrungen. Sich stark in Gedichten, Bibelversen, Volkssprüche flüchtend und auf eine orientierende Sprache eingehend, die leicht verständlich und leicht zu lesen war, erreichte der "Kalender für die Deutschen in Brasilien" - KDB, bald dieselbe Popularität des Vorhergehenden. Die Erzählungen Rotermunds begründen sich in einfache Menschen und täglichen Zuständen oder Begebenheiten; sein Blättchenausssehen gab die Möglichkeit zu einem gesunden Zeitvertreib, ganz nach dem Sinn der deutschen Pietisten.

Er verlor nicht viel Zeit mit verwickelten Beweisen wie es Koseritz tat, noch zentralisierte er seine Rede in gedrängten Objektiven, welche die dieselben beeinflussten. Weil er nämlich nicht dort seine Beziehung mit den Segmenten der unrechtmässigen Besitzer eines gelehrten Kommens hatte, sondern in der Synode, welche er Vorstand.

In der Erzählung Die beiden Nachbarn (KDB, 1884, s. 40-44) wiedergibt er den Widerstand zwischen einen religiösen und einen nicht gläubigen Menschen. Derweil der Erste auf dem Land arbeitet, ist der Zweite Kaufmann in der Stadt (Vendtst). Die Kinder des Landwirtes heiraten ihres Gleichen, sind glücklich, machen Fortschritte und bleiben ihrem Glauben treu; die des Kaufmanns, heiraten reichen Menschen, sind aber tiefunglückliche Menschen. Die Erzählung ist interessant, weil darin noch die Figur des Abgeordneten des Südens Gaspar Silveira Martins vorkommt. In dieser Erzählung, spricht derselbe Martins zu den Deutschen und empfehlt ihnen ihre Herkunft zu bewahren und den Gebrauch der deutschen Sprache zu pflegen. Auf dieser Art, versucht Rotermund, deutlich die Unterstützung des Abgeordneten, welcher von den Deutschbrasilianern geehrt ist, an seine Ideen anzugliedern; er versucht noch einem harmonischen Zusammenleben der brasilianischen Bevölkerung und der Deutschen geben kann.

Ein anderes Thema welche seine Schriften durchzieht, die im Rotermunds Kalender, herausgegeben wurden, sind die Abenteuer in welchen er die deutsche Einwanderung zu schildern versucht. In diesen Erzählungen zeigt er die Indianer und Eingeborene als sorglose Menschen, und als feindlich die Natur und das Klima im Kontrast zu der Zähigkeit und der Intelligenz der Immigranten. Andererseits werden die Neger von ihm als Opfer eines Ausbeutungssystem dargebracht, welches nicht weit von dem europäischen Immigrationsverfahren entfernt ist, und der Grund des Kampfes zur Erhaltung des Landwirtenstandes, der Grundbesitzer, als Garantie gegen die Gefahr der Oberherrschaft.

Was aber diesen Kalender am besten kennzeichnet, ist die beständige Gegenwart der Geschichte, Sprichwörter und biblische Verse, die auf den nicht beschriebenen Seiten, vermerkt sind, welche dem Leser zu täglichen Notizen zur Verfügung stehen. Auf diesen Seiten waren die Wochentage gedruckt, ein Bild der Jahreszeiten, und auf den Fussnoten befanden sich die Sinnsprüche, dort gedruckt als der Losungsspruch des Tages, diese Merkmale verbleiben in seinen Kalendern bis zum Endschluss der Herausgabe.

Rotermund sorgte sich auch um die Entwicklung einer selbständigen Literatur welche die Kultur der Deutschbrasilianer widerspiegeln sollte, wo die Werte der Herkunft sich der neuen Realität der Immigranten kennzeichnete, im Gegensatz zum Einfluss der säkularen deutschen Kultur in seiner Gemeinde; die religiöse

Kultur, sollte im Gegenteil von der deutsch-Lutherischen Kirche beschützt werden, von welcher er ein treuer Vertreter war.

Aus diesem Grunde, schliesst er in seinem Kalender und in der Deutschen Post, verschiedene Artikel, wie zum Beispiel, Texte von Georg Knoll, den Dichtern Ernst Niemeier und Wolfgang Ammon,' Autoren die sich der Kultur und der Geschichte der Immigranten widmeten ein, und wie viele andere, die aus verschiedenen Gegenden des Südens Brasiliens, kamen. Mit der Zeit, war die Zahl der Erzählungen über die Deutschbrasilianer anderer Gegenden, praktisch der aus Rio Grande do Sul kommenden, gleich.

Der Wettstreit zwischen Koseritz und Rotermund überschritt nie den Bereich der Ideen, gemäss der nachgeforschten Urkunden. Als guter Politiker, versuchte Koseritz seine Kritiken zu vermindern und sich dem Pfarrer zu nähern, wenn die Interessen seiner Wähler es verlangten. Man kann vorläufig auch nicht feststellen bis wo diese Meinungen das Leserpublikum teilte, weil selbst die Emphase in den Schriften Koseritz sich nicht lange hielten. Bald nach Koseritzs Tod, wurden seine Zeitung und Kalender von pangermanistischem Herausgeber übernommen und ähnelten dann sich in den Artikeln, denen deren sie sich früher widersetzten.

Die Zwietracht zwischen den liberalen Agnostiker und den Protestanten, die sich dem Nationalismus Bismarcks zuneigten, war sehr oft in anderen lokalen Zeitungen und Kalendern bemerkbar. Nach Meinung Giralda Seyferth, (1982), diese Bestrebungen bewahrheiten sich in Santa Catarina und Paraná, wie auch in Innern des Rio Grande do Sul. Man hebe noch hervor, dass es auch katholische Kalender und Zeitschriften gab, viel Mildere als die mit liberalem oder protestantischem Einfluss, wie "Der Kompass" zum Beispiel, der in Curitiba im Jahre 1890 gegründet wurde und das Deutsche Volksblatt im Innern des Rio Grande dos Sul.

Die internen Verschiedenheiten mindern sich, mehr oder weniger, so langsam ab, bis zu der Jahrhundertwende, wo man praktisch keine bedeutenden Verschiedenheiten zwischen den beiden' Tendenzen bemerken kann. Wenn es welche gibt charakterisieren sie sich nicht als Widerstand unter ihnen, sondern durch ihre historische Beschaffenheit, wie zum Beispiel, die üblichen Unterschiede der Hauptregeln der katholischen und der evangelischen Religion, oder noch der religiösen und säkularen Literatur. Hier beginnt eine Verteidigung des Deutschtums als eine bevorzugte Form um sich eines gemeinsamen Gegners zu widersetzen, zum Beispiel, die sogenannte Luso-brasilianische Kultur. Seitens der Liberalen, die in dieser Identität, ein individuelles Recht eines Teils der Bürger sehen, wie auch Seitens der Protestanten, die darin ein rechtliches Element ihres Glaubens sehen, die Frage des Deutschtums nimmt von da ab, einen wichtigen Stand ein, einen würdigen Vorrang über irgendwelche andere Stellungen.

Diese gewöhnliche Feststellung brachte die Presse dazu sich als die organisierende und stellvertretende Rolle dieser Gruppe, in einen Verteidigungszustand, zu sein. Bei den Katholiken, bemerkt man eine zweideutige Haltung: von Seiten des hohen Klerus wird die Integrierung dieser Sub-Gemeinde in die brasilianische Kultur gewünscht, hauptsächlich in dem Gebrauch der portugiesischen Sprache. Im Namen des christlichen Universalismus aber, die Laienvorsteher der Parochien, der niedrige Klerus genannt, gründeten ethnisch-religiöse Stiftungen, wie zum Beispiel, Waisenheime, Altenheime und auch Wohltätigkeitsstiftende Frauenvereine. Die halten als besondere Arbeit die Hilfe an Notleidende, bevorzugten aber diejenigen deutscher Abstammung. Die Erhaltung der katholischen Presse in deutscher Sprache wurde als ein Mittel zur Eroberung der Wähler angesehen (LUEBKE, 1987, S. 38 usw.)

Irgendwie bemerkt man aber, dass seit 1890 die Pluralität der Herausgaben praktisch besiegt ist, mit Ausnahme einiger Bestrebungen der Sozialdemokraten und der Anarchisten. Was man beim Lesen der verschiedenen Schriften dieser Zeit feststellt, ist ein Prozess der Homogenisierung des Inhaltes.

Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges, verstärkt sich die Bestrebung auf dem Gebiet der Kultur, der Wirtschaft und der Politik. Unternehmen die nicht mit einer gründlichen finanziellen Hilfe rechnen konnten, gingen zu Grunde, wegen der Angriffe und Boykotts und Unterdrückungen in Hinsicht auf das Land ihrer Herkunft. Ausserdem wurden sie auch von den Lesern und den Mitgliedern der Vereinigungen die derart Herausgaben finanzierten, verlassen, aus Angst, dass sie als mit den Interessen Deutschlands verwickelt würden. Es gab auch noch solche die absichtlich sich des patriotischen Fortganges des neuen Vaterlandes fügten und indessen Namen sich verwandelten.

Was, zum Beispiel, noch vermerkt werden muss ist, dass der anti-Germanismus und der Krieg eine Destillations-Effekt der Segmente germanischer Herkunft verursachte; wenn ein Teil sich freiwillig oder auch unfreiwillig auf Seiten der Interessen Brasiliens einreihte, und ein Anderes einfach ihr Interesse und ihre Vorzüge für Deutschland in der Öffentlichkeit unterdrückte, so gab es auch diejenigen welche ihre Kompromisse mit dem Deutschtum aufrecht erhielten, behaupteten sehr gründlich ihre Stellung, kritisierten die offiziellen Autoritäten und die Unterschiede der Gesellschaft, immer noch als die Empfängerin betrachtet, führte sich wie eine ethnische verminderte Gruppe auf, die sich als selbst-Bewerber einer "Nation" welche von einem autoritären Staat unterdrückt wird,[58] genauso wie auch eine verminderte Zahl des Österreich-Ungarischen und des Deutschen Kaiserreiches sich gegen ihre Regierenden widersetzten. Eines Teils, kann man dieses Betragen, von bestimmten sub-Gruppen als einen Wiederaufbau der Erfahrung welche einige in Europa hatten, ansehen, wie zum Beispiel, die Immigranten die aus Russland, von der Wolga Gegend kamen (FUGMANN & BREPOHL, 1927), oder von noch Anderen die auch ethnische Unterschiede erfahren haben, weil sie von Grenzgegenden kamen. Aber die Betrachtung der Verteidigung des Deutschtums begrenzte sich nicht denjenigen, sondern im Gegenteil, sie bekräftigte sich als eine politische Kraft, welche alle einbeziehen sollte, selbst die Familien die schon seit beinahe ein Jahrhundert im Lande lebten. Die Tatsache, dass diese Erfahrung bekannt wurde, brachte es dazu das einige sich aufrichtig und solidarisch zur Idee der Notwendigkeit einer Verteidigung, stellten der Begriff einer "Herde", Ausdruck, welcher oft in den Betrachtungen der Pfarrer, vorkam, half auch um in ihnen das Gefühl der Minderheit zu stärken. Wenn aber dieses Betragen nicht noch andere Antriebe als nur die ihrer eigenen Leiter gehabt hätte, wären sie schwerlich über ihre eigenen Grenzen hinausgekommen. Zu ihrer Befestigung war es nötig, dass zu ihnen sich die Betrachtungen und Erfahrungen der Gruppen vereinigten, dessen Erfahrungen ihnen fremd waren, sich aber mit ihren Gesinnungen verbanden, um ihren Betrachtungen einen neuen Sinn zu geben.

Diese Gleichartigkeit berechtigt sich deshalb, wie schon in den vorigen Kapiteln berichtet wurde, aus externen Gründen die sich durch die Entwicklung und durch den imperialistischen deutschen Charakter erklären lassen; die Aufrufung der Republik erfüllt ebenso eine wichtige Rolle in der Orientierung der Ausdrucksweise der kulturellen und politischen Darstellung der Immigranten und ihren Nachkommen. Dieses Zusammenfliessen der Begebenheiten haben nicht nur als eine zusammenfassende Rolle der ursprünglichen Überlieferungen der Deutschen gewirkt, sondern auch die Lektüre welche, über ihr Wirken in Brasilien berichteten, eingeleitet, Änderungen die wir zu analysieren versuchen werden.


Das Deutschtum und das Auslandsdeutschtum

Laut einer Sage, ist Pan eine griechische Gottheit, Sohn des Hermes und ein Herdenhüter. Er besass Hörner, eine hochstehende Nase und Bockbeine; weilte in den Bergen der Arakadius, begleitete den Nymphentanz mit seiner Flötenmusik. Manchmal zeigte er sich wie die personifizierte Natur, alles in einer vorhandenen Ordnung der Dinge einschiessend.

In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zu dem ersten Weltkrieg, wurden der asiatische und der afrikanische Kontinent unter verschiedenen europäischen Ländern verteilt, eine Unternehmung die keine Grenzen kannte, von einer Sucht des Nutzens und dem Ausdehnungsdrang. Die amerikanischen Kontinente, obwohl sie von der politischen Kraft der Lehre Monroe's beschützt waren, wurden sie nicht von den streitsüchtigen starken Mächten bewahrt. Für diese, eben erst selbständigen Länder, unterlies man, in meisten Fällen, die Eroberung anderer Gebiete, und gebrauchte die Strategie der Oberherrschaft des Marktes, oder den politischen Einfluss der gut belohnten Vertreter ihrer Interessen. Solche Interferenz wurde strategisch geteilt mit der Spitzen-Wirtschaft dieses Kontinents, die Vereinigten Staaten, eine Nation die sich sehr bald in gleichstellten Bedingungen zu der Wirtschaft der industrialisierten Länder Europas zeigte. Laut Hosbaum (1988, S. 87 u.w.) wurde eine neue Art des Imperialismus gegründet, welche die gewesenen nicht- industrialisierten Herrschaften durch Gewalt verschlungen, und somit wurde die restliche Welt in informellen Kolonien in ökonomisch, politisch und kulturellen Zonen geteilt.

Zur gleichen Zeit, der Nationalismus, welcher die Bewegungen für die Emanzipation in den alten Kolonien des 18. Jahrhunderts beeinflusste, wurde vom Staat angenommen, mit der Einwilligung der Mittelklassen und ein Teil der hohen Klasse, und verlor eine seiner wertvollsten Grundlehre, die individuelle Freiheit und das folgliche Recht der Selbstbestimmung der Völker. Dieser Nationalismus, von offiziellem Charakter, ist auch Frucht einer politischen Reaktion gegen die sozialen Bewegungen im Innern jedes Landes, sollten sie von Klasseninteressen geleitet werden, oder, an diese verbunden sein, durch Ausdehnung der Bürgerrechte der ethnischen Minderheit. Als Antwort, hauptsächlich an die Arbeiterorganisationen, die Interessen des Landes würden sich, zumindestens zur Meinung der offiziellen Mächte, als Füllwort zwischen dem individuellen und gesamten Interesse, einsetzen.

Wenn auch der Begriff des Nationalismus Änderungen verspürte welche ihn von den liberalen Grundregeln entfernte, so fuhr er weiterhin fort, unverträglich mit den Utopien des Imperialismus zu sein. Wenn die Nationalität der Bürger durch die Gleichheit in der Hinsicht des Staates festgesetzt wird, welcher verpflichtet ist, die Bürger zu schützen und ihnen die grundlegenden Rechte zu sichern, und in Hinsicht auf die nationale Oberherrschaft, wie kann man die gewaltige Unterdrückung die über andere Völker verübt worden ist, annehmen? Nach Hannah Arendt Meinung, (1978), war dieses gleichzeitige Vorhandensein möglich, weil ein Unternehmen ebenfalls irrational, wie die rassistische Ideologie, entwickelt wurde. Ihre Schwäche im theoretischen Plan ist verhältnismässig das Gegenteil der Zahl ihrer Nachfolger, besonders, unter den Geistwissenschaftler, von welchen es, in Brasilien, eine beträchtliche Zahl von Vertreter gab. Die Vereinbarung der nationalistischen Auffassung mit dem Rassismus ermöglichte die hierarchische Gliederung der Menschheit in biologisch geringeren und überlegenen Schichten, sodass man vom einfachen Genozid bis zum Schutz und der Erziehung der Völker, welche niemals solche Leistungen beanspruchten, rechtmässig erklärte.

Wenn auch der Ausweg, um überflüssige Männer und überflüssiges Kapital nach Gegenden wo es später die Möglichkeit gab, den Markt nach der ausdehnenden deutschen Strategie zu exportieren, entwickelt er sich aber, anfangs, auf einer langsameren Art, als in anderen industrialisierten Ländern, wegen der politischen und wirtschaftlichen Wahlfähigkeiten die sich dort entwickelten.

Zur Zeit Bismarcks (1862-90) war die Strategie der Gebiete- Eroberung nicht in den offiziellen Plänen voraussichtlich. Selbst die Wahl der Einflusszonen wurde, gleichfalls, gemeinden, im Namen einer pragmatischen Haltung. Bismarck betrachtete einen kriegerischen Einsatz zur Eroberung neuer überseeischen Besitzungen, kostspielig, auch selbst, die Aufstellung einer Bürokratie die ihm die Oberherrschaft der eroberten Gegenden gewährte, aus diesem Grunde, sollten diese Verfahren zu Gunsten einer freien Wirtschaft unterdrückt werden, im Hinblick auf die Vergleichung Vorteile der deutschen Ware.

Laut Wehler,

He pursued his overseas policy for motives which allow it to be designed as pragmatic expansionism; and he himself belongs in the category of pragmatic expansionists. In contrast to the type of imperialism that was self-assertation and of prestige, or by the desire for recognition as a world power, pragmatic expansionism resulted primarily from an assessment of economic and social interests. (1970, S. 130)

Diese offizielle Haltung verhinderte nicht, dass Unternehmer die sich für den direkten oder indirekten Imperialismus interessierten, ihr Träumen und Schaffen in Hinsicht, auf ihre utopische Gebietsausdehnung, unterliessen, was dann später dem Nazismus eingereiht würde, unter der Rechtfertigung einer Notwendigkeit der Erweiterung des Lebensraumes. Solche Gruppen, welche sich einige Jahre später, an den Alldeutschen Verband angliederten, setzten sich, wie schon im vorhergehenden Kapitel vermerkt wurde, in Ländern Süd-Amerikas, wo sie versuchten, in ausgedehnte Zeit, eine Latein­deutsch brasilianische Republik zu gründen.

In Betracht auf die. Gegner, begann die deutsche Kolonisationspolitik sehr spät, wenn man sie mit derjenigen anderer imperialistische Länder vergleicht: sie wurde erst anfangs der Mitte der 80. Jahre unternommen. Laut Wehler, (S. 132 u. w.), handelte es sich um eine anti-zyklische Massnahme, die unter anderen, den Zweck hatte, die Wirkungen der wirtschaftlichen Krisen, die Deutschland erlitten hatte, zu mindern. Erst in dieser Konjunktur hat dieses Land sich um Gebietsteile Asiens und Afrikas mit den anderen Ländern gestritten, und übte dort, dieselbe oder noch grössere Gewalt als die der Gegner, aus.

Was sich zu Latein-Amerika bezieht, wurde dort die Taktik das informellen Imperialismus angewendet, und trotzdem, erst anfangs 1890, zum Zeitalter Caprivi, wenn auch ihr wichtigster Mechanismus schon von Zeiten begonnen hatte. Mit institutioneller Unterstützung, beginnen die Agenten des deutschen Imperialismus den Markt in Ländern wie Chile, Peru, Argentinien und Brasilien zu erobern. Ausser der wirtschaftlichen Ausdehnung, erhebt sich ihr Einfluss in den wirtschaftlichen chilenischen und argentinischen Armeen in welchen, die Aussendung der Waffen und eine Reihe von Lehrmeistern zwischen 1891 bis 1914, nur in Chile, kam die Zahl auf 300 deutsche, die in ihrer Begleitung eingeborene Offiziere nach Deutschland brachten um dort zu studieren. Die Eigentümer der Hafenunternehmen des Exports und Imports waren auch Deutsche, die von den Eingewanderten in ihren Unternehmungen unterstützt wurden (BLANCPA1N, 1990, S.' 433-82). In Brasilien, wegen der Erheblichkeit der Politik der Monroe Lehre, die Agenten des deutschen Imperialismus begrenzten sich an dem Export der Waren und der pangermanistischen Lehre in den Kolonien wo die Zahl der eingewanderten Deutschen und derer Nachkommen stark war.

Karl Peters (1856 - 1918) zeichnete sich in diesem Zusammenhang aus, als ein nationalistischer Kämpfer, welche den direkten wie auch den indirekten Imperialismus verteidigte; verwaltete verschiedenen Kolonien in Afrika und beeinflusste politisch das Parlament damit ein Programm zur Verteidigung der Deutschen in Ausland eingeführt würde. Die Peinigung und die Gewalt, welche er als einzigen Inhalt seiner Politik in Afrika ausübte, galt für ein fremdes und niedriges Volk, aber nicht für seine ethnischen Volksgenossen, wie er selbst, in verschiedenen Gelegenheiten, behauptete. Peters war im Gegner der Monroe Lehre, denn er schätzte unter dem kulturellen Licht, Latein-Amerikas, weithin verschiedener von den Vereinigten Staaten als von Europa; der Panamerikanismus sollte, nach seiner Meinung, aus diesem Grunde eine künstliche Ideologie geschätzt werden um in dem Handel anderer Länder beeinflussen, eine Drohung der Oberherrschaft.[59] Oberherrschaft welche ihre Grenzen hatte und nicht in Konflikte welche die Deutsche einschlossen, angewendet werden sollten; er zeigte sich öffentlich geneigt, zum Beispiel, zu einer Vermittlung seines Landes in Brasilien, als einige Deutsche verfolgt wurden, weil sie an Bewegung in Rio Grande dos Sul, im Jahre 1891, teilnahmen; zu der Zeit, bestand er darauf das Cprivi militärische Kräfte dorthin senden sollte, um auf Seiten der Volksgenossen zu kämpfen (SNYDER, 1984,' S. 51)

Peters und seine Nachfolger konnten nach der Entlassung Bismarcks, welcher die Ideen des Grossdeutschlands nicht ernst nahm, freier handeln.[60] Zur Zeit Caprivis wurde sein Begriff über Volk und Nation in der offiziellen Politik betrachtet; eine Idee wie diese, welche den Begriff der Transterritorial betreffend bis zur letzten Folgerung entwickelte, brauchte selbstverständlich, eine annehmbare Definition. Die nationale Identität wurde als die Form mehr oder weniger vom Zufall abhängig angesehen; von der Beschaffenheit und der politischen Übereinstimmung ihrer Nachfolger, die Unterscheidungszeichen konnten die Religion oder politische Staatsverwaltung, oder der geographische Raum, die Geschichte oder die Kultur sein. Deshalb die Idee der Einigkeit bevorzugte die Rasse und die Sprache, zudem noch der Begriff der ethnischen Überlegenheit kam, nur für reine arianische geltend, nicht für irgendein weisser Typ. Das letzte Ziel bestand darin den Feind zu besiegen, wären es andere Länder, wie Frankreich, England und Russland, andere Völker, wie die Juden, Zigeuner und Slaven oder andere Ideen, wie der Liberalismus und der Sozialismus (SNYDER, 1984).

Die Bewegung, vor und nach der Organisation, hatte mehr Sympathisanten als Anhänger. Verblendete die Mittelklasse wegen der Xenophobie und weil sie die Empfindung der Drohung in ihnen stärkte, verursachte aber auch die Angst wegen der Gierigkeit nach politischer Gewalt. Diese Bewegung entwickelte sich zuerst in Österreich, ab 1860, und charakterisierte sich durch die offene Widersetzung zur Regierung, in Hinsicht der liberalen Haltung. Ihre Gründer ernannten seine Leiter Bismarck ihren Führer (Stellung die nicht von seiner eigenen Beharrlichkeit abhing) und brachte die Unzufriedenheit der kleinen Bourgeoisie, welche sich ängstigte wegen der Möglichkeit der Sezession, dass der Zionismus und Slawismus auch auftretend, sich ihren aufführte.

Seine Leiter schätzte man verantwortlich, laut Schorske, (1988, S. 127), weil sie sich als Vorgänger einen "neuen politischen Kultur wo die Gewalt und die Verantwortlichkeit sich vervollständigten in einer verschiedenen Art der Kultur des rationalen Liberalismus".

Unter diesen Personen, hob sich Schönerer heraus, weil er die Ideen des Antisemitismus organisierte und wegen seiner Fähigkeit den politischen Kampf ausser parlamentarische einzufügen, Stellung welche seinen bekanntesten Nachfolger Adolf Hitler, ausserordentlich begeisterte.

Das österreichische Deutschtum, eine im Makro abgewandelte Form des Nationalismus, welche sich von den anderen unterscheidet keine Voraussetzung von verschiedener völkischer Vereinigung sah, wie zum Beispiel der Pan-Slawismus in Russland, erweckte grössere Wirkung in Deutschland, wo die Bewegung sich mit entscheidendem politischem Ehrgeiz organisiert ab der 90. Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, um den Alldeutscher Verband. Dieser Verband, zog Nationalisten aller Klassen an, wie zum Beispiel, Intellektuelle wie Max Weber, Haeckel und Theodor Fischer, oder Militanten wie Hugenberger, Haase und Class, welche sich, auf die Ideen der Romantiker des Anfangs des Jahrhunderts stützen, und sich dem staatlichen Nationalismus angliederten. Sie rechneten noch mit der Unterstützung anderer Verbände, von welche uns die schon genannte "Deutsche Kolonial Gesellschaft" interessiert und der "Verein für das Deutschtum im Ausland", welche eine Abteilung, den "Allgemeinen Deutschen Schulverein" unterhielt.

Einige nationalistische Parteien, wie die Deutsche Nationale Volkspartei - verliehen ihnen ihre Unterstützung, und kämpften um verschiedenen Massnahmen ihrer Interessen im Parlament zu bestätigen.

Ihre hauptsächlichen Ziele ihrer Statuten, waren:

Ausarbeitung und Propagierung der Expansionspläne; Kampf für die Flottenverstärkung;

Arbeit mit dem Deutschtum im Ausland;

Kampf gegen die nationalen Minderheiten in Deutschland, besonders gegen die Polen. (LEXIKON. 1983. S. 19)

Im 20. Jahrhundert kamen zu diesen Absichten noch die Forderung, dass die Bürgerrechte sich auf die Deutschen im Ausland erstrecken sollten, unter den Beweisgründen des jus sangüinis und verweigerten sie die Zulassung des Bürgerrechtes an Individuen anderer ethnischen Herkunft, die im Lande wohnten. Verstärkten noch ihre anti-semitischen Stellung und förderten die Propaganda zu Gunsten der bewaffneten Kämpfe.

Ihre Ideen verbreiteten sich rasch in einigen periodischen Schriften in deutsche Sprache in Brasilien, wie zum Beispiel, der "Urwaldsbote", aus Blumenau, welcher von da ab, eine finanzielle Unterstützung von dem Verband erhielt. Ausser diesem, bekamen verschiedenen andere, Artikel von einigen Verfassern, die direkt oder indirekt sich dem Verband verpflichtet hatten. Aber der systematischere Einfluss kam von dem Verein für das Deutschtum im Ausland - VDA, welche durch die Hilfe an die Privatschulen der Deutschen Sprache, welche die Kinder und Jugendliche für das zukünftige Deutschtum vorbereitete.

Der Verband finanzierte den Bau der Schulen, schenkte die nötigen Möbel und Gegenstände, die Schulbücher und sandte in Deutschland ausgebildete Lehrer um sich hier in die Kreise der Lehrerschaft einzufügen, unter dem Slogan - Gedenke, dass du ein Deutscher bist - begünstigte der Verband noch die Ausbildung einiger Deutschbrasilianer in seinem Land.

Nach Paivas Meinung, war die finanzielle Hilfe nicht bemerkenswert und der Einfluss, in der Praxis, unwirksam (1984). Diese Schlussfolgerung ist, nach unserer Meinung, zweifelhaft, denn er geht von der Voraussetzung aus, dass dasjenige Material ausschliesslich in den Stadt-Zentren verteilt wurde, und nicht unter den Bauern, den meist vorstellenden Teil, derer Schicht. Wir hatten schon die Gelegenheit festzustellen, dass die These der Mehrzahl der Bauern über die anderen Gruppen der Einwanderer nicht der empirischen Gewinnheit übereinstimmt, und dass die Landleute enge Verbindungen mit den Städten hatten, mit wenigen Ausnahmen, dank der vielen lokalen Vereinigungen. Die Veröffentlichungen gegen den externen Einfluss, an welchen der Verfasser sich hält, kommen von den Kolonienlehrern, und der Laienprediger, wir sind uns aber nicht sicher dass sein Widerstand sich in den Ideen, die von dem VDA gefördert wurden, vereinigten; für diejenigen kamen nun in Frage die Konflikte zwischen Land und Staat - die schon seit Anfangs der Kolonisation gegenwärtig waren - die Konkurrenz zwischen den formellen Unterricht und den Ihrigen, die Auflage der brasilianischen Gesetzgebung über den Lehrstoff und ihren eigenen Bestrebungen.

Ausserdem kann die Wirkung dieser Literatur nicht nach dem Münzwert geschätzt werden, oder nach dem Publikum welches Anfangs durch sie erreicht wurde, ausserdem durch die grössere oder kleinere Wirkung des Umlaufs und der Mitteilung. In diesem Fall ist es wichtig zu beachten, dass die Literatur die Deutschen schon seit' der Kindheit erreichte und sie bis zum Erwachsensein begleitete, ganz besonders, diejenigen, welche die Möglichkeit hatten, dieses Material zu erhalten. Wei sie regelmässig erschien, konnte sie ständig in den Alltag eingreifen, und war in vielen Orten, das einzige schriftliche Material welches ihnen, den Lesern zur Verfügung stand, ebenso als Inspiration für neue Schriftseller. Ausserdem schätzten wir es nicht unwichtig die umfangreiche Beihilfe die den Schulen zugeschickt wurde; im Jahre 1927, betraf diese Hilfe, zum Beispiel, 18.000 Mark (oder 45.000 Mark zu dem heutigen Kurs), welche allein von einer Ortsgruppe aus Hamburg kam und zur Erhaltung der damaligen Schulen dienen sollte, ebenso zur Anschaffung von Schulbüchern.13

Ausser dem didaktischen Schulmaterial und der vielen Beiträge in den Deutschen Zeitungen, in Form verschiedener Artikel oder auch finanzielle Hilfe, kann man noch die Eröffnung der "Zentralstelle für die Forschung des Deutschtums im Ausland" - ZDA nennen, Stiftung das die Forschungsprogramme welche die Auswanderung und die Begünstigung der Pangermanischen Kultur im Ausland förderte, diese wurde in einer neuen Wissenschaft verwandelt. Die Mitglieder fertigen Studien über die brasilianische Politik und über die günstigsten Gegenden zur Einsetzung neuer Immigranten und förderte noch Hilfeleistung an die Pangermanisten in Brasilien. Gab auch die Lage [61] des Deutschtums in Brasilien für beide Länder bekannt und glaubten es sei ihre vorzügliche Aufgabe die Bildung einer elidierten Gruppe welche die Kultur aller Deutschstämmigen sicherte und bewahrte. Laut Kuder, (1937), ein Mitglied dieses Unternehmens, die Bewahrung des Deutschtums durch Literatur war eine Aufgabe der deutsch-' nationalen Gemeinde. Solche Forschungen und Bücher wurden gleichmässig unter der deutschen Bevölkerung befördert, und wurden sehr sorgfältig ausgewählt zu diesem Zweck.

Für die Mitglieder des VDA und anderer gleichgesinnten Vereinigungen, galten die Auswanderer nicht nur als Gruppe, denen geholfen werden, musste, sondern sollten auch vorbereitet werden, um die deutsche Nation und ihre Interessen vertreten zu können. Im Jahre 1990, wurden 20.000 deutschbrasilianische Pangermanisten von der Z.D.A. anerkannt und diese Zahl nahm immer mehr zu bis zu dem ersten Weltkrieg. Von diesem entstammen diejenigen welche den Vorzug halten einen sozialen Aufstieg zu erreichen, und diese Übernahme die Aufgabe die Verbindungen mit dem Deutschtum zu erhalten, verkürzten, auf dieser Weise, durch Presse und Vereinigungen, die Entfernungen welche sie von ihren Führen, trennten.

Das Deutschtum während der ersten Republik bis zum ersten Weltkrieg

What the eye is to the lover - that particular, ordinarily eye he or she is born with - language - whatever language history has made his or her mother-tongue - is to the patriot. Through that language, encountered at mother's knee and parted with only at the grave, pasts are restored, fellowships are imagined, and futures dreamed.

Benedict Andersen

Zu derselben Zeit da der Alldeutsche Verband mit grösserem Eifer in den deutschen Siedlungen wirkte, beobachtet man das Aufsteigen eines starken nationalistischen Begriffes in Brasilien, welchen eine grössere regionale Vollständigkeit verteidigt und die Gestaltung eines Volkes welches mit den Interessen des Landes übereinstimmt. Dafür, verlangte man das die Sinnbilder der neuen Anordnung von der gesamten Bevölkerung einverleibt werden sollten, Ideen die aber nicht von den Immigranten und dessen Nachkommen stillschweigend angenommen würden.

Dieser Widerstand kam teilweise durch die Art wie die Republik, im Jahre 1889, erklärt wurde. Diese beschränkte sich auf eine Bewegung der Elite, ohne mit einer bewussten Teilnahme der anderen sozialen Segmente zu rechnen. Es gab Gegenden die erst nach zwei Monaten erfuhren, dass die alte Ordnung gestürzt worden war. Ganz besonders, unter den ärmeren, deutschen Immigranten, bedeutete der Sturz des Kaisers Dom Pedro II, den Verlust ihres hauptsächlichen Beschützers, "jetzt aus seiner eigenen Heimat verbannt", nach den Worten eines Kolonisten aus Lapa im Staate Paraná.[62]

Für die Immigranten und ihren Nachkommen der städtischen Mittelklasse, stellte die Republik auch keine Hilfe im Fortgang ihrer Bewerbung um eine grössere politische Ergänzung. In diesem Zustand, ging eine grössere Anzahl der Mitglieder der Partei der Erhaltung zur Republikanischen Partei über und, da die Deutschen als Monarchisten angesehen wurden (weil sie der Liberalen Partei, welche die letzten Ministerien des Kaisertums angehörten) erklärte man sie als Feinde der neuen Übereinstimmung.

Ganz besonders in Rio Grande do Sul verschlimmerte sich dieser Zustand mit der föderalistischen Revolution von 1893, von Gaspar Silveiura Martins geführt, welche als einen der wichtigsten Alliierten den Vertreter der Interessen der Deutschbrasilianer, den verstorbenen Karl von Koseritz, hatte. Das föderalistische System zog einen grossen Teil der Immigranten an, weil es sich der ihrigen traditionellen Organisationen anpasste, welche eine grössere Vollmacht der Stadtgemeinde voraussah, und weil sie auch zur Verstärkung der riogrander Mittelklasse mitwirkte, gegen der Interessen der Oligarchie. Der Sieg der Republikaner und die Massnahmen welche gegen die Besiegten entfacht wurden, brachten den Deutschbrasilianern ernsthafte Enttäuschungen (DREHER, 1984, S. 30 usw.).

Die Rebublikerklärung brachte nicht nur Enttäuschung, sondern auch einigen Nutzen für die Immigranten; die Religionsfreiheit und das Recht zur Einbürgerung, welches Massenhaft angefordert wurde sind bedeutende Beispiele.[63] Ausserdem, war des Positivismus Philosophie welche hauptsächlich unter der Elite von Rio Grande do Sul wichtig war, und nicht das Eingreifen des Staates in das intellektuelle Leben der Gemeinden erlaubte, somit die Ausbreitung der Literatur und des Unterrichts in deutscher Sprache von Seiten der Immigranten förderte.

So wenn auch deutlich von der institutionellen Politik entfernt, konnten sie ihre Ideen und Haltungen in Umlauf bringen, welche sich wenigstens im Stimmrecht äusserten.

Der Positivismus machte sich aber als Dolch zweier Scheiden, bemerkbar und brachte den Kolonien neue Probleme. Einerseits förderte er den Laien-Lehre und die freie Vereinigung, andererseits, bestärkte er durch seinen Antrieb zum Fortschritt, seine nationalistischen Entwürfe, wodurch er sich mit dem Ehrgeiz der Integrationisten welche die Republik ermutigen, vermischte, von welchen, die Gedanken des Intellektuellen, Pereira Barreto ein gutes Beispiel ist. Nach seiner Meinung, war es nicht der individuelle Wunsch welcher eine politisch organisierte Gesellschaft gewährleistete, sondern die Erziehung der Menge, mit der Anforderung eines wissenschaftlichen Kriteriums, die wirklichen Förderer des Fortschrittes:

Ohne eine intellektuelle Vorbereitung kann man nichts anfangen. Dass sind die Ideen welche die Welt regieren (...) es genügt nicht, dass ein halbes Dutzend gleichgestellte Bürger ein grosses Vaterland wünschen, es ist notwendig, dass die ganze nationale Menge, einig, geschlossen, zu dem Vorhaben beitrage (...) wir müssen unsere Menge erziehen, wir müssen sie umbilden. [64] [65]

Diesen Ideen, die langsam eine grössere Anhängerzahl unter den ausgebildeten Schichten erreichte, spürte natürlich den Widerstand der Haltungen des Alldeutscher Verbandes, welcher die Grundlehre des Grossdeutschlands bis zum Süden Lateinamerikas ausdehnen wollte. Erfuhr auch den Widerstand der politischen Kultur der Immigranten, welche nicht von dieser Nation erzogen werden wollte. Derartige Widerwärtigkeiten, verstärkten sich bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges, sie machten sich bemerkbar mit ihren Druckschriften, die von verschiedenen Verfassern übersetzt wurden, je nach des Vorzugsthema: die Erhaltung der deutschen Sprache und die Pflege des patriotischen Gefühls, beides als das Zentrum des germanischen Begriffslehre. Dieser Ausdruck, bis dahin nur zur Bezeichnung der Bürgervereinigung deutscher Abstammung diente, wurde langsam zum Sinnbild der Völkische Ideologie übergeben, und verwandelte sich, praktisch in ein Synonym des Volkstums.

Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit zeigt einen organischen Begriff der Gemeinde, wo das Bild der Familie, des Körpers, des Blutes nicht nur als ein Vorbild gebraucht werden, aber als das wesentliche der Wichtigkeit: die Muttersprache, die zum Beispiel, für dem Einzelnen, dasselbe darstellt wie die Mutter dem Kinde;

Was gibt du her mit deiner Sprache Die der die Mutter dargebracht? Hast du die inhaltsschwere Frage In stiller Stunde schon bedacht? Versuch es doch in fremdem Laute. Du sagen, was dein Herz bewegt Die Muttersprache, die kannte. Kann heben, was dein Busen hegt. (KDB, 1907. S. 42)

Der Schriftsteller Hans Tolten versetzt sich im dieser familiären Einheit um seine Sehnsucht nach der Heimat, weiche er nicht kennlernte:

Die Sehnsucht die meine Mutter nach der Heimat hatte war so gross und wurde mir so lebhaft erzählt: sodass ich mich in meiner Phantasie viel näher der entfernen Heimat, als in der heutigen Welt in der ich bin, fühlte. (TOLTEN, 1934, S. 12)

Oder, in der mehr pädagogischen Form, empfehlt Rotermund,

Sowie jede Familie seine Tugend und Fehler hat, so ist es auch mit dem Volk; jedes hat sein Volkstum und es ist besser für alle, wenn sie sich getrennt verhalten. (KDB, 1923, s. 17)

Gleichzeitig mit dieser fast passionellen und religiösen Sprache, kann man noch eine ganze Anzahl Schriften beobachten, die dieselbe Tendenz haben, aber eine andere Schreibart haben. Das bevorzugte geistige Wesen ist nicht mehr der Immigrant, aber die aufnehmende Gesellschaft; wenn auch die Sprache im Umlauf sei es die Deutsche, semiotisiert eine Erörterung mit dem anderen, um die Leser auf verständiger Weise einzuleiten um ihre Überzeugungen zu verteidigen. Zu diesem Zwecke, richtet sie sich in einer verteidigenden Sprache grundlegend im Recht gesichert. Widersetzt sich dem jus solis, in Brasilien üblich, dem jus sanguinis, ihrer eigenen Tradition, im Namen ihrer Vorläufer welche eine Polemik beginnen, die sich nur mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges beendet.

Dieses Prinzip erlaubt ihnen einen Begriff der Gesellschaft, in welcher sie leben, die in verschiedenen Ethnien geteilt, folglich in verschiedene Nationalitäten, geteilt ist. In dieser Auseinandersetzung, wird die überlegene Bevölkerung der empfangenden Gesellschaft, von Ihnen die anderen ausschliesst, sondern auch ihren historischen Charakter als die Beherrschende, beweist. Charakterisiert man sie als ihre hauptsächlichsten Gegner, erklärt sie ungeeignet als Müssiggänger, zur Vermischung Tendenz geneigt, Verdorbene und Sklavenführer, wenn auch gastfreundlich und sentimental, in Hinsicht auf die anderen Gruppen, gewähren sie ihnen das Recht auf die Erhaltung ihrer Kultur, wenn sie sich nicht untereinander vermischen.

Für sie, die Schöpfer der brasilianischen Kultur, gab es nur die Möglichkeit, den ethnischen Pluralismus anzunehmen, denn alle Völker, organisch vereint, hatten das Recht einer freien Ausdrucksweise. Sie teilten den Beweisgrund, dass Brasilien keine Nation bildete, gemäss dem romantischen Sinn dieses Wortes, weil es aus verschiedenen Kulturen zusammengestellt war. Wenn diese Vermischung sich verwirklichte, würden sie ihre allerbesten ursprünglichen Charakteristiken einbüssen.

Dieser Rassismus noch in der zusammengestellten Form und diese Notwendigkeit den anderen auszuschliessen, um die eigene, innere Ordnung zu bewahren, schuldet sehr viel den Betrachtungen des Alldeutscher Verbandes. Aber, wenn wir diese Schriften zum zweiten Mal durchlesen, erlaubt es uns zu entschliessen, dass sie einen anderen Konflikt erkennen lassen, welche sich auf die politische Erfahrung des Leserpublikums bezieht. Nach fast hundert Jahren ihrer Einwanderung, offenbarten ihre Erinnerungen eine Regierung, welche ihre Ländereien enteignete, [66] schränkte ihre religiöse Bekanntmachungen ein, welche eine verdächtige Verwaltung hatte, wenn es sich um die Erfüllung ihrer politischen Kompromisse, handelte, ihrer Meinung nach,

Ist Brasilien nicht fähig eine Verwaltung die das wirtschaftliche Recht und Sicheren gewährt, ebenso nicht den Strassenbau zu dem Handel unserer Produkte vollzieht. (Deutsche Zeitung. 1906)

Über diese Regierung erklärte sie scherzhaft,

Wie wimmeln, die Taugenichtse und Räuber, diese welche wir in Deutsch als Soldaten nennen, die das Vaterland verteidigen sollten (...) die Jünglinge werden verhaftet, die grossen Räuber laufen frei herum, und haben sogar prächtige Titel (...) wir haben drei Parteien, welch ein Elend! Diese verbittern uns das Leben, und Schulden und Schulden. (Brasilien) sie saugen deine Staatkasse, aus gänzlich aus, du wirst zu dem Abgrund geführt. (Deutsche Post. 1886)

Im Gegenteil, zu diesem Zustand, der andere, von der Nation aus erneuert, bot er ihnen ein Disziplin-Modell an, Ordnung und Fortschritt, ausser der Gleichartigkeit vom Gesichtspunkt aus, weil laut der Wirkungskraft des jus sangüinis der Staat das Bürgerrecht an Ausländer verweigerte, andererseits aber sie, ab 1893 annahm, als Bürger des Reiches. [67] Dieser sich steigernde Patriotismus verführt sie und treibt sie an, um sich an einem Krieg zu beteiligen, zu welchem sie auch, durch die Propaganda, aufgerufen wurden.

Das Deutschtum in der Öffentlichkeit: der Krieg 1917

Als der erste Weltkrieg in Europa erklärt wurde, kam eine Zusammenberufung, durch eine Zeitungsanzeige, der "Deutsche Zeitung", 1914 an alle im Rückhalt lebende Deutschen in Brasilien um, eine sofortige Rückreise in ihre Heimat anzutreten, und sich in ihrem militärischen Bezirk angehörten, wurden angefordert mit ihren Gütern, dem Rotem Kreuz beizusteuern oder durch den Auskauf der Kriegesbonusse zu helfen (LUEBKE, 1987, S. 86-87). In den protestantischen Gottesdiensten, wurden Gebete zugunsten des Kaisers und des Sieges für Deutschland, erhoben, es wurde auch die Fürbitte für die Soldaten, die Familienglieder und Freunde im Heimatland, ausgesprochen (DREHER, 1984). Durch das Auswärtige Amt, welches ab 1901 eine telegraphische Nachrichtenvermittlung direkt aus Deutschland nach Brasilien, die Zahl der Niederschläge, der Eroberungen und der Betrachtungen der offiziellen Obrigkeiten wurden durch die deutschbrasilianische Presse bekannt gegeben (BRUNN, 1971, S. 177).

Wenn auch bis 1917 Brasilien eine neutrale, offizielle Politik bewahrte, wurden doch in der Presse portugiesischer Sprache, den Alliierten Sympathien entgegengebracht, es wurden oftmals Abscheulichkeiten, die gegen Kriegsgefangene, Kindern und Frauen von Seiten der Gegner verübt wurden, preisgegeben. Um sich diesen Angriffen zu widersetzen, radikalisiert die Presse in deutscher Sprache, sowohl die liberale wie auch die konservative ihren Diskurs, im Namen der Einheit des Deutschtums, und klagte die Franzosen als verantwortlich für die Verbreitung dieser Verleumdungen ihres Vaterlandes an. Diese leidenschaftlichen Behauptungen verursachten, unter anderem, dass die Mitglieder der Turnvereine und der Freischützvereine den Gebrauch der ersten Person des Verbplurals machten, wenn sie sich auf Deutschland oder auf den Krieg bezogen.

Die Evangelische Kirche beriete die Deutschen, dass sie keine Geschäftshandlungen mit denjenigen die sich den Alliierten zugeneigt zeigten, erledigen sollten, und in einem Moment der äusserten Erregung, der Pfarrer Rotermund Erforschungen unternimmt über die Bewegung welche zu dem Gebrauch der portugiesischen Sprache verpflichtet, warum beginnen die Brasilianer nicht mit dem erlenen der deutschen Sprache, wenn sie doch gewillt sind, sich mit den Ihrigen zu verständigen (...) (LUEBKE, 1987, S. 93)

Die Katholische Kirche, wenn sie auch ihre traditionelle Mässigung bewahrt, fordern die Unschuld ihrer Getreuen, obgleich sie ihnen empfiehl, nicht die deutsche Sprache öffentlich zu benützen (Der Kompass, 14/02/1915).

Zur Zeit 1915, wurde der Alliiertenverband in Brasilien gegründet, und später, der Liga da Defesa Nacional - LDN (Verband der Nationalen Verteidigung), ultra-nationalistische Vereine, von Intellektuellen wie Ruy Barbosa, Olavo Bilac, Jose Verissimo und Graga Aranha geleitet.

Zum Gegensatz, wird 1916 der "Germanische Bund" gegründet. Verband der 6.000 Mitglieder besass und vorgab mit dem "Deutschen Rotem Kreuz" verbunden zu sein, welcher aber, in der Wirklichkeit, zum Schutze der Handels-geschäfte seiner Mitglieder, diente, zur Hilfsarbeit der deutschsprachigen Schulen und zur Förderung der Kriegspropaganda. Dieser Verband bestand ausschliesslich aus Journalisten, Pfarrern und Geschäftsmännern, die sich um die Zukunft ihrer Unternehmen sorgten, sollte Deutschland besiegt werden.

Mit der Entwicklung dieser Konflikte, konnte man eine Verrückung des Kriegsfeldes, von Europa nach Brasilien beobachten, zum Teil, wegen der Streikausbrüche begünstigt, welche von den Bewegungen der sozialistischen und anarchistischen Tendenz den hauptsächlichen Städten gefördert wurden.

Im Februar des Jahres 1917 brachten die Zeitungen, dass die Überfälle und Diebstähle an den Läden und Anstalten der Deutschen, mit aller Gewissheit, verübt werden, als Vorbeugungsmassnahme, im Hinblick eines möglichen Angriffs Deutschlands. Die immer zunehmende Verbreitung der Existenz des Deutschtums und ihren wichtigsten Absichten, wie auch die Entdeckung von Spionen, in den grössten Hauptstädten der Staaten.

Als am 5. April dieses selben Jahres, das Handelsschiff "Paraná", an der französischen Küste, von den Kriegsschiffen des Reiches bombardiert wurde, bricht die brasilianische Regierung die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab, und dann in Oktober, infolge des zunehmenden Gedränges Seitens der Alliierten und der LDN, sich entscheiden um Deutschland den Krieg zu erklären. Von da ab, vervielfachten sich die Angriffe und offenbarten sich die Marienfeste und verbreiteten sich die Geringschätzungen, beiderseits und der Immigrant wurde das Ziel der Konflikte, man sah in ihm (was ja schon immer in verbogene Art war) den ausländischen Feind.

Die "Deutsche Zeitung" kritisiert die Regierung, in dem sie behauptet, dass diese, die Verfassung nicht berücksichtigt wurde, denn laut der Gesetze, kann die Kriegserklärung nur im Falle eines Angriffes vollzogen werden. Gleich darauf, wurde die Zeitung von der Menge zerstört, und etwas später, wurde ihr Umlauf verboten.

Die Schützenvereine wurden als Kriegsorganisationen verklagt, welche im Verborgenen planten, sich den Gegner zu alliieren, um die Trennung des Süden Brasiliens und sein Einschluss an den feindlichen Staat, zu erreichen. Zu dieser vorausgesetzten Verschwörung, im Namen der Verteidigung des vaterländischen Gebietes, wurden das Hotel Schmidt und die Firma Bömberg, zwei der wichtigsten Niederlassungen, aus der wohlhabenden riogrander Gesellschaft, in Brand gesteckt, unter dem Vorwand, dass die Immigranten dort Waffen und Kriegsbedürfnisse, für ihre Landsmänner, aufbewahrten.

In dieser gleichen Konjunktur, organisiert die LDN- Ortsgruppe Paraná, von dem Verfahren der Gegner begeistert, den Schützenverein, und, zusammenhängende zu diesem Antragsrecht, verbreitet er Bücher, wie zum Beispiel: "Verehrung des militärischen und bürgerlichen Heroismus", "Die Wichtigkeit des Sportes im nationalen Leben", "Vaterlands-Idee" und andere. (Curitiba, Diário da Tarde, 17- 7-17). Die Deutschen wurden auch als diejenigen, welche das Bild des brasilianischen Volkes beschmutzten angeklagt, in dem sie, in Deutschlands Zeitungen dieselben als barfüssige und zerlumpte Mulatten bezeichnen, unfähig um als Sieger zu bestehen. (São Paulo, A Plateia, 13-8-17).

In São Paulo, organisieren die Studenten der Rechts-Fakultät São Francisco, eine Veröffentlichung, in der sie die Ungültigmachung des exequatur welche allen deutschen Botschaften bewilligt war. (São Paulo, O Combate, 11-4-17). In dieser selben Zeitung, veröffentlicht man, Wasserbehälter der Stadt Porto Alegres, vergiftet hatten, als eine kriminale Taktik eines Volksmordes (2-5-17).Die deutschsprachigen Schulen wurden verdächtigt, und unzählige Artikel flössen Urteile, wie diese, ein:

Wenn auch von weither, die Einwendungen gegen den Missbrauch des Unterrichts der deutschen Sprache im unserem Land kommen, Unternehmen welches auf eine geschickte Art gemacht wird, um die Germanisierung Brasiliens zu erreichen, versucht man, erst jetzt, dieses Übel zu bekämpfen, was bis hier, nur als Eingebung zur Vorsicht gegen das was in Santa Catarina vorging, verlangt wurde; jetzt aber, weiss man schon das die satanische Arbeit der Deutschen eifrig, in allen Orten, ist (...) sie singen täglich drei Lieder in deutscher Sprache, es gibt nichts besseres, keine eingehende Propaganda, mit doppelten Erfolg: einerseits germanisieren sich die Kinder, denn sie haben durch die Lieder das Bild der elterlichen Heimat vor sich, andererseits verlieren sie die Zuneigung zum wirklichen Vaterland. (São Paulo. A Platáia. 2-11-17)

Umwendungen wie diese stiften den Unwillen der verschiedensten sozialen Schichten, welche vom Unwillen zum Hass auf das Bild des Deutschen wird, und sieht in ihm, eine erbliche Neigung zur Angriffslust.

Zur Repressalie jedes Falles Seitens der Alliierten, ob er gut oder schlecht ausging, erhebt sich eine Welle von Zerstörungen, Volksversammlungen und Propaganda in den wichtigsten Städten des Südens und des Südwestens des Landes. In der Hauptstadt Paranás, zum Beispiel, organisiert das Volk einen Aufmarsch unter den Tönen der National-Hymne und die Marseillaise, bewegt sich vom Zentrum der Stadt aus bis zum Deutschen Verein Thalia, zieht die Nationalfahne auf und entfernt Bilder wie das, des Wilhelm II und des Bismarcks.

Nachdem, begibt es sich zum Deutschbrasilianischen Turnverein, wo:

wenn auch mit Widerstand von Seiten einiger Mitglieder (...) ohne Wanken zieht die Menge weiter und in wenigen Augenblicken, sind alle Abteilung des deutschen Vereins eingekommen, sie entfernt das Bild des Kaisers (...) verlässt den Verein die deutsche Fahne hinter sich herziehend (...) im Hauer Theater (...) werden Gegenstände zerstört und dann verlangte die Menge die deutsche Fahne (...) in den Strassen zerstört Bilder und Gegenstände (...) Nachdem wird noch die katholische Zeitung "Der Kompass in Brand gesetzt und während der Flammen emporsteigen, zerstörte die Menge, unter gerechten Wutausbrüchen, die Druckerei. (Curitiba, O Commercio do Paraná, 30-10-17).

Während solcher Volksversammlungen, wurden die Deutschen verklagt, die Anarchistenbewegungen der Italiener in São Paulo einschliesslich zu fördern, weil sie auf dieser Art die Regierung ins Wanken brachten und somit mit Leichtigkeit ihre Herrschaft einsetzen könnten, eine "Anklage" welche eine ironische Wiederfindung einiger der Anklagen die als Ziel die Juden, in "Die Protokolle der Wesen aus Zion".

Eine banale Verletzung in Curitiba, eines Deutschstämmigen welcher ein Kinder auf der Strasse aus nicht bekannten Gründen schlug, wird von der Presse auf eindrucksvoller Art so ausgelegt:

Es ist nötig dass dieser böse Deutsche die Folgen seiner mit raffinierten Bosheit ausgeübten Handlung spüre (...) denn, der grausame Deutsche, dem es nicht gegönnt ist sich an unserem Volke zu rächen, seine Rache an einem unbeholfenen Kinde, über welchem er seine ganze Wut ausschüttet (...) Er, in dem er dieser unglückliche Kind brutal misshandelt, griff er unsere Volkswürde an (...) dieser Schmerz der uns durch diesen Einzelfall zugefügt wurde, kann man die Marter der gegen VuoIker durch den deutschen Vandalismus schätzen. Derweil wir hier den Tag des Kindes ehren, gibt der Deutsche seinen Gefühlen, einer eingesperrten Hyäne und eines wilden Tieres, lauf. (Curitiba, Diário da Tarde, 27-11-17)

Wenn die Teilnahme der Gesellschaft zahlenmässig auch ausdrucksvoll ist und ihrer Reaktion, unverhältnismässig in Beziehung auf die wirklichen Begebenheiten, von Seiten der offiziellen Obrigkeiten, sind die Massnahmen mittelmässig, in einige Fällen, vermittelnd. Ab den 5. Oktober verbiet man den Gebrauch der deutschen Sprache in den Schulen Santa Catarinas, Massnahme die sehr schwer kontrolliert werden konnte, denn es gab schon zu der Zeit' mehr als hundert Schulen; andererseits wurden die Aufstände vermieden, weil ja einige Volksobrigkeiten (der Statthalter Felipe Schmidt, Vetter des Lauro Müller, eingeschlossen) sind deutscher Abstammung. Weil die Zahl der Deutschstämmigen in verschiedenen Städten des Staates sehr gross ist, beschränkten sich die Bewegungen in der Ausführung von Versammlungen in Florianópolis, Stadt welche die geringe Zahl der Deutschstämmigen hatte, oder noch mit ausdruckslosen Aufmärschen. In Rio Grande do Sul, empfiehlt der Gouverneur Borges de Medeiros, nur die Einschaltung der portugiesischen Sprache, der brasilianischen Geschichte und Geographie in den über 700 deutsch-brasilianischen Schulen. Die Polizei Porto Alegres und Curitibas ihrerseits verlangten die Einschreibung der Deutschen des Reiches, wenn auch diese Massnahmen keine wesentliche Folgerung hatten. Als die Presse, den Streik im Santa Maria, als angeblich von Deutschen angeführt, berichtet, verteidigt der Gouverneur die Streikenden und behauptet, dass ihre Anforderungen um bessere Löhne berechtigt waren. Die Erschaffung oder Strenge der Untersuchungen die in Verbindung mit der Anklage gegen die Deutschen oder auch die Aufträge zur Entschädigung der Verluste welche sie mit der Verwüstung ihrer Niederlassungen erlitten, veränderten sich, denn sie waren vielmehr von der isolierten Initiative der Polizeibeamte abhängig, welche nach ihren eigenen Meinungen handelten, als von einer vorher geplanten offiziellen Politik.

Von der Bundes-Regierung aus, der symbolische Entlassung des Ministers des Auswärtigen Amts Lauro Müller, weil er ein Deutschstämmiger war, vollzieht sich nur in Hinsicht auf den Druck welcher von der Presse und dem Parlament ausging. Der Präsident Wenceslau Braz erhielt zufriedenstellend seine Beziehungen zur deutschen Regierung, und nur im Jahre 1917 als der offizielle Bruch mit Deutschland sich verwirklichte, wurde die "Schwarze Liste" die von den Alliierten aufgestellt wurde, in Brasilien ausgeführt. Diese Liste verbot die wirtschaftlichen Verhandlungen mit gewissen deutschen Firmen. Die Feierlichkeiten die zur Tagung der protestantischen Reformation veranstaltet wurden, wie auch Volksbewegungen zu Gunsten des Reiches, erhielten Verbot. Ebenso der Umlauf der deutschen Zeitungen, Massnahme die sich aber erst vollzog, als die Gesellschaft verschiedener Zentrums Brand-stiftung, Boykotts und Zerstörungen verursachte.

Schon im Jahre 1918, Beendigung des Krieges, wurden derartige Verbotsmassnahmen eingestellt, und, diejenigen Vereinigungen und periodische Schriften, welche diesen Aufruhr überlebten, nehmen wieder ihre Tätigkeit auf.

Wenn die offiziellen Obrigkeiten, selbst bei der Kriegserklärung, nicht radikale Strafen an diese Deutschstämmigen ausübten, will es nicht heissen, dass eine erstaunende hemmende Macht ausser Sicht wäre. Im Gegenteil, das eingebildete Verständnis derer Ereignisse, ihr sozialer Gebrauch an die verschiedensten Organisationen, die sich mit Unterbrechungen Nachrichtenverbreitung, ob falsche oder nicht, welche die Deutschen und ihre Unternehmungen betrafen, liefen von einem Ende zu anderen die brasilianische Gesellschaft, und verwandelten die Immigranten in Ausländer, im wahren Sinne des Wortes. Sie wurden als Ausgeschlossene angesehen, die nur den Gesetzen und der Interessen der Obrigkeiten unterworfen waren, denen man eine furchteinjagende und heimliche Macht zuschrieb.

Urheber einer verderblichen Verschwörung, Erzeuger neuer Möglichkeiten die von einer einfachen Ordnungsstörung bis zu der Vergiftung der Bevölkerung ging, falsche Menschen, die sich wie grausame Tiere, von biologisch-bedingten Männern abstammend, die zum Angriff neigen, sind die Bestimmungen und Abbildungen, die einen Prozess der Dämonisierung des Gegners entlarven, dessen Macht nur zerstört werden kann durch die Macht Gottes.

Als wir dieses irremachende kollektive Klima bemerkten und die darauffolgenden Ereignisse forschen, sind wir geneigt, wie auch Girardet, zu analysieren, über diese Wünsche welche der Grund, mehr oder weniger unbewusst, einer Erzeugung des Mythos der Verschwörung, und in diesem besonderen Falle, des Immigranten wie eines Menschen unter Verdacht oder, in seinen Grenzen, und für beiden Seiten gültig, des Anderen als unerträglich, zu erforschen:

Die Macht welche man dem Feind zusagt, ist sie nicht dieselbe die man sich in Träume erwünscht? Diese sich immer mehr ausbreitende Fähigkeit der sozialen Kontrolle, diese Herrschaft der Ereignisse und der Geister, welche er vorausgesetzt ausübt. stimmen die nicht überein mit dieser Herrschaftsart welche zu Diensten ihrer eigenen Angelegenheiten erfordert wird? Diese Eigenschaft die man dem Feind als bestimmenden Urheber der Geschichte und der die man erzeugt, ist es nicht dieselbe, dessen man tragisch die Enttäuschung spürt? (GIRARDET. 1987. S. 62)

Ruy Barbosa, einer der Leitenden der Liga da Defesa Nacional - LDN, erklärt dass dieser Krieg wahrlich ein Konflikt des Guten gegen das Böse war. Als die Deutschen besiegt wurden, unter den Siegern, wäre das verstärkte patriotische Gefühl unter den Brasilianern,

spürbar, was wenn auch indirekter Weise mitwirken würde, um die abgesonderten Interessen zu schwächen, stets als Feind der nationalen Einheit, angesehen. Andererseits, die gedemütigten und besiegten Deutschen, würden sich wenn auch symbolisch, als aus diesem Lande vertrieben fühlen und somit sich eine Heimkehr wünschten.

 

Allgemein Betrachtungen

Dem Brasilianischen Staat, Treue; dem deutschen Volk, Liebe!

Karl Heinrich Oberacker

Verdammt das Volk welches ein anderes Volk unterjocht

Ernst Moritz Arndt

In den Anekdoten des Kalenders "Der neue hinkende Teufel", reizt man die Leser zum Lachen an und damit, erweckt man den Zweifel über jegliche Machtform.

Sellin, gemässigter in seinen Beziehungen zu der Öffentlichkeit, beschäftigt sich, in dem er die brasilianische Regierung und ihr wirklichen Vorhaben, mit der Propaganda, welche die "Neue Welt" betrifft, anklagt.

Dörffel, ein pragmatischer Verwalter, teilte Berichte aus an denen die aus ihrem Heimatland auswandern wollten, und versprach gleichzeitig, dass er ihnen stets zur Seite stehen würde, sobald sich die ersten Schwierigkeiten zeigen sollten.

Koseritz reist viel, und bringt in seinen Erfahrungen, verschiedene Kenntnisse, unter denen, Gedanken der Aufklärung und seine Eindrücke über die brasilianische Politik sind die meist gebrauchten, mit der Absicht den Lesern kleine und grosse Überzeugungen einzuprägen, welche den Lesern, zur Bildung ihrer politischen Kultur, verhelfen sollte, notwendige Waffe um ihre Vollberechtigung zu sichern, derweil sie verminderte Bürger waren.

Rotermund bereist nur die nahliegenden Orte seiner Stadt, São Leopoldo, wo er sich mit seinen Pfarren trifft; versucht sie anzuhören und zu schützen, wie es jeder gute Pfarrer mit seiner Heerde macht. Verteidigt sie in den Stunden der Gefahr, ebenso in den Augenblicken in denen man ihnen mit dem Tode droht oder noch in der Uneinigkeit.

Die Pangermanisten, Romantiker oder Pragmatiker, rufen ihnen immer ins Gedächtnis, dass ihre Gesprächsführer Deutsche sind, nicht nur das, sondern dass sie einem anderen Volk angehören, als ob sie ewige Gäste eines fremden Gebiets wären.

Diese Männer verliehen ihren Reden einen bestimmten fortdauernden Charakter, denn sie wurden in Bücher und periodischen Schriften veräussert, welche sich zu hauptsächlichen Zeugen ihrer Geschichte verwandelten. Sie wirkten auch dazu, dass der Gebrauch der deutschen Sprache, sich als die bevorzugte Sprache erhalten blieb, steuerten noch zur Säkularisation der Gewohnheit des Lesens, sei sie als Zeitvertreib oder als Richtlinie ihrer Taten und Wirkungen.

Trotz ihrer internen Unterschiede, das verlängerte Vorhandensein solcher Schriften, zeigte sich als Verstärkung einer bestimmten kollektive Identität welche sich, nach Hannah Arendt Meinung (1978), als ein Stammnationalismus zeigt. Es handelt sich um eine romantische Ausarbeitung der Vergangenheit, die von Schriftsteller wie Herder, Jahn und Arndt geschrieben, welche in Nationsbegriff eine Sinnesverbindung mit der Kenntnis des Clans sahen, dessen Ursprung sich in der entferntesten Vergangenheit erhebt und deren ursprünglichen Familie die Heimat und die Muttersprache waren.

Die Freidenker, wie schon hervorgehoben wurden, entstammen nicht aus den wohlhabenden Schichten des Volkes, und wollten die Volksklassen vertreten und sie belehren zu Gunsten einer Resistenz der französischen Oberherrschaft und der Aristokratie ihres eigenen Vaterlandes. Solche Gefühle und Handlungen kamen durch jene Veröffentlichungen zu den Immigranten, Menschen die zwischen zwei Welten lebten, jene die sie verliessen und diese welche sie als die ihrige anerkennen würden. Diesen Menschen, war die Anhänglichkeit, nicht nur das idyllische Bild der Vergangenheit, sondern auch die Quelle der Kraft gegen ihre materiellen oder psychologischen Enttäuschungen.[68]

Ausserdem, bezogen sie vielleicht die einzig möglichen Solidarverhältnisse dieses Universums zu einer neuen und Isolierten Gegend, in derer es leichter wäre mit dem Beistand ihrer Landsmänner zu können, als mit den anderen Gliedern der Gesellschaft, wo die Kontakte sich oftmals mit der Regierung und der Gesetze vollzogen.

Als die ernstlichen Konflikte mit der au/nehmenden Gesellschaft und den Immigranten sich in einer beleidigenden Form zeigt, welche durch "die deutsche Gefahr" und des ersten Weltkrieges hervorgerufen wird, diese Haltungen und Sprachen verwandeln sich in einem wortbrüchigen Effekt, wo jetzt, die Betrachtungen des Alldeutscher Verbandes eine erhobene Rolle erfüllen.

In diesem Zusammenhang, wirkt sich die rassistische Lehre als eine Waffe gegen Mischehen aus, gleichfalls auch als eine Reaktion gegen die Bedingung der Untergebenheit. Die Unterstützung des Kaisertums an die Deutschen während des Krieges, von dem Verband beansprucht, erweckt in den Eifrigsten, den Traum einer Sezession und in den Brasilianern, das Misstrauen, dass ihre Verdächtigungen sich bewahrheiten. Die Sprache wird nicht mehr als eine Verbindungsmöglichkeit erhalten, verwandelt sich aber als ein Sinnbild des Widerstandes zur herrschenden Kultur. Die Existenz zweier Geschichten zu einer selben Gegend, offenbart schliesslich den Konflikt zwischen zwei Begriffen des Nationalismus: der Erste, der republikanischen Elite, welcher sich in die Zukunft schleuderte, und eine Nation angab welche der Gesellschaft, die historischen Möglichkeiten ihres eigenen Aufbaus, eröffnete; der Zweite, der Immigranten, welche sich in die Vergangenheit schleuderte, und veranlasste, dass die Geschichte die Ausdehnung einer Fabel annahm. In diesen Konflikten, wenn sie vergründlicht werden, kann man einige Anzeichen bemerken, der Zerbrechlichkeit der Utopien welche das harmonische Zusammenleben der Verschiedenen ersuchten, und die Politik als ein bevorzugtes Bühnenbild des rationalen Diskurses ansahen.

IV DAS DEUTSCHTUM UND DER NATIONALSOZIALISMUS

Ich sehe im Nationalsozialismus ... die erste und bisher einzige echte demokratische Bewegung des deutschen Volkes. Wir kennen nur ein Interesse, und das ist das unseres eigenen Volkes.

Adolf Hitler

Das Jahr 1918 besitzt, für die europäische Geschichte, eine viel tiefere Bedeutung als das Ende des ersten Krieges. Das ist die Periode in welcher neue Staaten gebildet werden und die Grenzen der verschiedenen Länder abgesteckt werden.

Für einige Wissenschaftler, wie zum Beispiel, Joachim Fest (1976), das Ende des Krieges stellt einen entscheidenden Moment für das demokratische Ideal, dar; einerseits, weil zehn neue Republiken eingesetzt werden, und gliedern sich an die drei Einzigen die vor 1914 existierten, und, andererseits, selbst im Innern der monarchischen Staaten, zeigte sich die Tendenz zur Demokratisierung, allgemein.

Die anderweitigen Jahre zeigten, unterdessen, dass solch eine Entwicklung nicht gegen die Bürde ihrer eigenen Vergangenheit standhalten würde. Nach Meinung Karl Brachere (1973, S. 96 u. w), hat der erste Krieg eine Reihe von demokratischen Bewegungen, entfesselt, aber auch gleichzeitig, den Abgangspunkt zu ihrer Widerrede. Es sind Gegenbewegungen, die das System in Länder wie Russland, Ungarn, Polen, Italien, Österreich, Spanien und Portugal bedrohten und selbst das politische Gleichgewicht Englands und Frankreichs drohen.

In dieser Hinsicht, die Konjunktur welche der nationalsozialistische Macht-ergreifung vorangeht, kann als ein Beispiel der Gestaltung dieses Prozesses angesehen werden. Er verkleidet sich, aber, in äusserst wichtige Sonderheiten, welche sich durch die politische und kulturelle Entwicklung, von welcher Deutschland die Erbin ist, erklären lässt, wie auch durch seine wirtschaftliche und militärische Niederlage.

Der Versailler Vertrages verstümmelte jenes Land in verschiedene Gebiete, beraubte es seiner Kolonien und bürdete ihm eine grosse Ersetzungsschuld auf, Bürde welche die wirtschaftliche Wiedererlangung beschwerte. Andererseits brachte der Krieg die Entsittlichung des Kaisers und seinen Anhängern, und verursachte in den letzten Monaten, die interne Ordnung des Heeres.

Um der externen Politik welche von den Alliierten vorgezeichnet war zu antworten, und den sozialen und psychologischen Schaden der Bürger zu überwinden, verkündet die Verfassung ein neues Staatsgesetz, mit republikanischen demokratischen und parlamentarischen Charakter, wenn auch, der Unterschied, im Hinsicht auf andere Staatsverwaltungen, wie diese, sagte man dem Präsidenten eine viel grössere Macht zu, wie die der Ernennung und der Entlassung des Kanzlers, den Staat im Ausland zu vertreten, den Reichstag aufzulösen, und die Führung in ausnehmenden Situationen zu übernehmen (GAY, 1978, S. 169).

Die sozialdemokratische Partei, (SPD), die schon die grösste Zusammenschliessung vor des Kriegende war, übernahm schliesslich die Führung der institutionellen Politik, in der Koalition mit den Demokraten, eine Wahltendenz die, mit wenigen Ausnahmen, bis 1932 verblieb. Trotzdem, widerspiegelte diese Vertretung nicht das dauerhafte und hegemonische Bild, dar; ausser den Spannungen die im Innern der Linken existierten und in der eigenen Partei, eine Reihe von Bewegungen der ausser Parlamentarischen Opposition, wie auch das Entstehen verschiedener anti-republikanischen und nationalistischen Parteien, bereiten ein Klima mit internen Gewalttaten und Intoleranz mit Hinsicht auf die auswärtige Politik.

Weimar lässt sich, nach Gay's Meinung, über eine kosmopolitische, humanistische und friedenfertige Kultur, nieder, eine Sammlung ethischen und politischen Werte die, wenn auch, in den Augen der Verfasser waren den Erben des II. Reiches, fremd; der Nationalismus auf den völkischen Prinzip begründet, die Beschlagnahme des Status der grossen, imperialistischen Macht und Verteidigung eines starken Staates, modern und gut ausgestaltet, ableitend von der Modernisierung anderer Institutionen, bildeten sich noch Wünsche der bürgerlichen Gesellschaft.

Aus diesen Gründen, wurden die Lichter welche die Intellektuellen und Künstler Weimars, entfachten, langsam verfinstert durch eine pessimistische Welle und ein Gefühl der moralischen und psychologischen Niedergeschlagenheit, welche den Wunsch zur Rache, Nonkonformismus und Nostalgie entfachte.

Diese Bewegungen wurden von unzähligen Vereinigungen unterhalten, welche aus kleinen Bürgern bestanden und sich von einer Proletarisierung bedroht fühlten, Geschäftsmänner und gewesene Kämpfer die sich, in Hinsicht auf, mehr oder weniger politische, mehr oder weniger bestimmte, mehr oder weniger erklärte, mehr oder weniger (von ihnen selbst) bekannte verschiedene Ziele, organisierten. Die Mitglieder der Bewegungen stammten aus den Übrigen der Parteien die vor dem Kriege existierten, oder, in vielen Fällen, waren es Menschen die bis hierher sich nie der Politik zugewandt hatten. Nach der Meinung Joachim Fests (1976, s. 101), gab es nur in München, in Jahre 1919, fast 50 Vereinigungen mit diesem Charakter, unter den Namen Patria Nova (Neue Heimat), Conselho do Trabalho espiritual (Rat der Geistigen Arbeit), "Siegfriedring", Liga Universal (Universal-Verband), Associação Livre dos Estudantes Sociais (Die freie Vereinigung der sozialen Studenten), Liga Social Feminina (Sozialer Frauen-Verband), Liga Ostara (Ostara- Verband). Nach seiner Meinung, sein einziger Hauptnenner war ein tiefes Angstgefühl. Diese Menschen fühlten sich gedemütigt im internationalen Plan, durch der Versailler Vertrages und, in internen Plan verspürten sie eine riesengrosse Angst wegen der revolutionären Bewegungen, welche sich dort zeigten, sahen in ihnen ein Symptom der russischen Revolution - welche sie und auch die Juden bedrohte, diese von allen Völkern als eine feindliche Rasse angesehen wurden. Laut Annelise Thimme (1969), wollten diese nicht als Lakaien der Junkers angesehen werden, Gruppe die gemeinschaftlich mit den Intellektuellen der Linken sie von Oben herab bedrohten.1 Auf diese Art, schrieb man die Schuld der persönlichen und kollektiven Niederlage den Bolschewismus und den Juden zu, gegen diese mussten sie, in ihrer Gebrechlichkeit, wenigstens, protestieren. [69]

Diese Vereinigungen unterstützten Bewegungen, die sich rühmten hoch über die politischen Parteien zu stehen, diese waren, im Übermass, mit der Dürftigkeit der Klasseninteressen verpflichtet (ARENDT, 1978, S. 329 u. w.). Und diese Vereinigungen lieferten auch eine ansehnliche Zahl neuer Anhänger und neuer Ideen der pangermanistischen Angelegenheit.

Nach der Meinung Hannah Arendt, (1978, S. 338 u. w.), für die Leiter des Alldeutschenverbandes, die Vorteile der Bewegung über die Partei, lag darin, dass er der bestimmte Grund der Bewegung, war, musste, deswegen, sich nicht eines vorher festgelegten Programmes unterwerfen, in nie endenden Stunden der Zusammenkünfte mit ihren Mitgliedern. Damit, konnte er seine Haltungen in jedem Moment zum anderen verändern, und allgemeine Vorschläge vorzeigen welche, sehr oft einen erlösenden Charakter zeigten, versuchten sie die nach Lösung durstenden Massen zu verführen, wenn auch unabhängig von einer praktischen Durchführbarkeit.

Dieser Geist der Unruhe und des Pessimismus, der sich mit einer Feindlichkeit vereint, gegen die politisch demokratischen Institutionen, wird auch hier zum Thema der deutschsprachigen Literatur in Brasilien, weil ja die dafür verantwortlichen Unternehmen weiterhin enge Verbindungen mit gleichartigen deutschen Unternehmen aufrecht erhielten. Man muss noch beachten, dass in den zwanziger Jahren, neue Auswanderergruppen von Deutschland nach Brasilien kamen, die von Gruppen eines politisch gedemütigten Deutschlands entstammten, welches auch im wirtschaftlichen Leben tief angegriffen war. Viele dieser Deutschen kamen um ausschliesslich als Arbeiter tätig zu sein, ein nicht gewünschter und einmaliger Zustand, laut der Aussage der Vertreter derer Gruppen. Andere wieder, kamen aus den verlorenen Gebieten als Vertriebene oder auch weil sie diese abgetrennten Bezirke des Landes verlassen wollten, Grund der in diesen ein doppeltes Gefühl des Verlustes hervorrief. Unter ihnen, waren welche die den Bewegungen sozialistischer Orientierung angehörten, und hier in Brasilien sich weiterhin dieser Ideen widmeten, zum Verdruss des Alldeutscher Verbandes.

Andererseits, in dieser selben Konjunktur, die Presse als ein kommerzielles Unternehmen, vollzieht sich eines sehr schnell entwickelnden Fortganges, und fördert somit einen immer grösseren Austausch unter Journalisten aller Welt; zu diesem Massenmedium, zähle man noch die verallgemein machenden Radio und Kino, besonders wichtig zur Entwicklung der kulturellen Industrie.

Die Schriften dieses Zeitabschnittes zeigen deswegen eine ähnliche Beziehung mit derselben Gattung in Europa, und unterziehen sich derselben Veränderung wie die dortigen, nicht unbedingt und nicht immer, was sich auf den Inhalt bezieht, sondern hauptsächlich in der Berichtung des Leserpublikums. Seit dem 19. Jahrhundert, in Europa und in grösser Ausdrucksweise anfangs des 20. Jahrhunderts in Brasilien, kann die dilettantische, gelehrte oder populär Literatur, langsam mit den politischen journalistischen Betrachtungen mitwirken, mit der Begünstigung der Parteien, Vereinigungen und der Interessegruppen, welche zum Ziel die Zustimmung der verschiedenen sozialen Segmente zu ihren Gründen, hatten.[70]

Dies ist zum Beispiel der Fall der Drucksachen, die von Parteien und Vereine der Linken herausgegeben wurden, aber auch und hauptsächlich von dem Alldeutscher Verband im Süden Brasiliens.

Ausser diesen beiden Agenten, kann man noch die Existenz der Gruppen, welche sich dem ekklesiastischen Gedanken verbunden waren, hervorheben, welche im nächsten Kapitel das Gegenstand der Analyse sein werden.

Dieses Bestreben hatte keinen Erfolg in dem Ersatz, bis zu den dreissiger Jahren, die dilettantische Literatur oder derer die einen moralischen und religiösen Grund in ihren Themen fanden. Im Gegensatz, diese bleiben erhalten, als eine Möglichkeit der Gewohnheit des Lesens in deutscher Sprache zu fördern, und somit zu ihrer Erhaltung mitzuhelfen, ausserdem auch die originale Kultur zu erhalten. Sie fahren deshalb weiterhin fort, das Leserpublikum zu bewegen, aus den immergleichen Gründen welche, der Zeitvertreib und der Bedarf nützlicher Informationen zu ihrem täglichen Gebrauch zu erlangen, ist. Unterdessen, während der 30. Jahrzehnte, verändern sich auf drastischer Weise die Sprache, der Inhalt und das Ziel des grössten Teils dieser Druckschriften; die dilettantische Literatur überlässt immer mehr einen grösseren Raum der Schriften welche über politische Ereignisse berichten und gleichzeitig auch deren Sprache annimmt; die lokalen Geschichten, nationale oder internationalen, wie auch die Biographien richten sich, von da ab, nur einem Thema zu, und zeigen sich als ein Trugbild der politischen deutschen Kultur; die Anekdoten, Überschriften, und Karikaturen spiegeln sich überwiegend, in Persönlichkeiten die sich auf die europäische Politik beziehen; zur selben Zeit, werden im durch Wiederholung eine grosse gewisse "Wahrheit" zu bestimmen suchen, die man zu legitimieren versucht, (In: MARCONDES F®. 1986. s. 104-113) zunehmenden Lauf die Wörter durch Fotografien, Zeichnungen, Schaubilder und der Statistiken, ersetzt.

Die Informationen werden absichtlich zerstückelt und säkulare Anlässe, die sehr oft unwichtig sind, werden sakralisiert. Ausser diesen Veränderungen, die sich in den traditionellen Schriften zeigten und der Herausgabe neuer Zeitungen und Kalender, kann man noch von einem in zunehmender Weise Auftauchen neuer Druckschriften reden. Flugblätter, Broschüren, Anschlagzettel, Schulbücher werden unentgeltlich verteilt oder auch verhandelt in den verschiedensten Kaufhäusern, in welchen sich Deutschbrasilianer trafen; als wenn alles würdig wäre, schriftlich herausgegeben zu werden, die Druckschriften sind im Umlauf als gehörten sie zu der notwendigsten Ware, gleichzeitig verlieren sie ihre innere Dichtheit, denn als Handelsware mit bestimmten Absatz, müssen sie einförmig werden um wenigstens denselben Erfolg bei allen ihren Abnehmern zu erlangen. Als wir diese Schriften näher betrachteten, unterstreichen wir, zuallererst jene, die noch unter dem Effekt des ersten Weltkrieges waren, danach an zweiter Stelle diejenigen, welche den Einfluss der nationalsozialistischen Bewegung unterstanden.

Die Erfahrung der Niederlage

Gleich nach Ende des ersten Weltkrieges, nehmen die Schriften in deutscher Sprache, welche die materiellen Spesen die durch Plünderungen und Unterschlagungen der Gegner verursacht werden, wie auch die, Vereine, Kirchen und Schulen, ihre täglichen Arbeiten wieder auf. In dieser Literatur, bemerkt man anfangs, eine gewisse Abschwächung in Hinsicht auf Fragen des Deutschtums und ihrer kritischen Einstellung im Verhältnis der Brasilianer portugiesischer Herkunft. Unterdessen, kann man schon, in den ersten Herausgaben des KDB und des KVK ein sich ankündigendes Klima der Vergeltung spüren, welches die Druckschriften in diese Jahrzehnte leiten würden, sobald ihre Journalisten und Mitarbeiter sich sicherer fühlten, um ihre Schlussfolgerungen über die Konflikte, die während des Krieges sich verliefen, zu offenbaren. In diesen Texten, behauptet der Kalendermann, dass die politische Situation in Brasilien ruhiger ist, dass aber die rote Flagge und die anti-Deutschtums Propaganda der Alliierten noch bestehen, und, reizten die Bewohner verschiedener Länder gegen die Deutschen, an; dessen ungeachtet, des allgemeinen Hasses welchen Alle gegen sie äussern, muss ihnen ein Grund des Stolzes sein, denn solche Äusserungen zeugen dass das deutsche Volk eine völkische, solidarisch und einige Volksgemeinschaft, unabhängig den Staaten denen sie angehört, ist (KDB, 1918, 1921 u. 1922).

Ein anderes Zeichen dieser verteidigenden Äusserungen ist die Gründung, im Jahre 1919, des "Deutschen Schutzbundes für die Grenz und Auslandsdeutschen", ein Verband welcher verschiedene Organisationen vereinigte um den Deutschen, welche in Grenzgegenden oder im Ausland wohnten, Schutz zu bieten, ein Unternehmen des "Vereins für das Deutschtum im Ausland" - (VDA), welches mit Hilfe der Deutschen Regierung rechnete, um die von dem Ausbruch des Krieges beschädigten Landsmänner zu helfen.

Wie wir es ja schon bemerkten, hatte der Krieg einen gewissen Destillations-effekt in der deutschen Gemeinschaft, und ganz besonders in der Gemeinschaft der Schriftsteller hervorgerufen. Wenn auch ein Teil dieser Segmente sich zusammenschliesst gezwungener oder absichtlicher Weise, seines traditionellen Vereinswesen unterlässt, einschliesslich den Gebrauch der deutschen Sprache, andererseits, jene die sich weiterhin um das Deutschtum schliessen, tun es mit grösseren Nachdruck und Interesse, was sich an die Vergrösserung der Zahl der Vereine und der Abdruckzahl der Zeitungen bemerkbar macht.[71] Ausser der grossen Vermehrung der Schriftenabdrücke, Neue werden gegründet und schliessen sich den vor des ersten Weltkrieges Existierenden, an, wie es an dem Schaubild Nr. 6 zu sehen ist.

Schaubild Nr. 6: Haupt-Zeitungen in deutscher Sprache im Süden

Brasiliens - 1920-1942

Zeitungstitel

Erscheinungs

ort

Erscheinungs

weise

wöchentlich

Abschaffungs-

Jahre,

Koseritz Neue

Deutsche

Zeitung

Porto Alegre(RS)

6x

1942

Deutsches

Volksblatt

Porto Alegre(RS)

6x

1942

Kolonie

Santa Cruz(RS)

2x

 

Vaterland

Porto Alegre (RS)

2x

--

Serra post

Cruz Alta (RS)

2x

--

Der Freie Arbeiter

Porto Alegre(RS)

1x

1927

Deutscher

Anzeiger

N. Württemberg (RS)

lx

1927

Kolonie Zeitung

Joinville (SC)

2x

1942

Blumenauer

Zeitung

Blumenau (SC)

2x

1938

Joinvillenser

Zeitung

Joinville (SC)

1x

• "

Urwaldsbote

Blumenau (SC)

2x

1941

Rundschau

Brusque (SC)

lx

1939

Der Kompass

Curitiba (PR)

3x

1942

Die Zeit

Curitiba (PR)

3x

1925

Deutsche Tages Zeitung

Curitiba (PR)

6x

1928

 


 

Quelle: GHESE. 1927 e SEYFFERTH. 1981.

Im Verhältnis zur Politik, verbleiben die Kritiken dieselben; man führt hier nur eine Neuheit ein: die deutsche Regierung wird auch kritisiert und in einigen Momenten, in ihrer Unwirksamkeit der brasilianischen Regierung gleichgestellt, diese wird als eine Gruppe von Oligarchen angesehen, welche für sich immerwährend die Macht erhalten, und das Land verschulden. Weil der Kredit an den Ausländischen Banken gekürzt ist, bemühen sich dieser brasilianischen Politiker um die Erhöhung der Verbrauchsmittelsteuern zu erreichen, sodass der Kostenaufwand der Mittel und Armenklassen übermässig teurer wird. Man bedauert es, dass die Brasilianer so geduldig sind und fragt sich ob das demokratische System wirklich das Passendste fürs Land ist (KVK, 1924). Zu diesen Beobachtungen, füge man noch ähnliche Kritiken der Weimarer Republik zu, die als eine Gesellschaft von Parteien die ihre Versprechungen nicht hielten, regiert wurde (KDB, 1923). Wegen dieser Enttäuschungen, verstärken diese Schriftsteller ihre Ratschläge in Hinsicht auf die Organisation dieser sub-Gesellschaft, mit einer Selbstgesetzgebung dieses Landes in dem sie leben.

Wenn sie sich über das öffentliche Leben äussern, tun sie es nicht um eine gewisse Gesamtbewegung zu ermuntern, sondern als eine zusätzliche Schlussfolgerung welche ihre selbst-Einengung förderte.

Nach Giralda Seyferth Meinung, (1981), in den unmittelbar folgenden Nachkriegsjahren bemerkt man, dass sie sich, in der Suche einer Wiederentscheidung der Ideale des Deutsch-brasilianertum charakterisieren, in dessen Namen bewirbt sich die Verteidigung dieser Grundregeln:

Die Rechte des Deutschbrasilianischen Bürgers seien, in diesem Fall: der Gebrauch der deutschen Sprache im privaten Leben; die Erhaltung der Privatschulen welche in deutscher Sprache unterrichten, "wo in manchen Gegenden luso-brasilianische Kinder und sogar afro-brasilianische lernen, auf Kosten der Deutschen”, das Wahlrecht haben, welches ihnen das Staatsgrundgesetz des Landes, zuspricht, und nicht eine Stelle des zweiter Klasse Bürger annehmen, und den Brüdern, welche aus der alten Heimat stammten, Hilfe zu leisten (SEYFERTH, 1981, S. 83).

Es handelte sich um einen taktischen Beschluss der luso-brasilianischen Gesellschaft und ihre Gemeinschaft. Sie beteiligten sich, nur des Wahlrechtes, des politischen Lebens des Landes, unterordneten sich den Gesetzen, würden aber, sich von jeglichen Druck der ihre kulturelle Gleichmachung erforderte, freihalten. "Für die Brasilianer, sind die Immigranten und derer Nachkommen immer noch Deutsche", behauptete die "Blumenauer Zeitung" in 1929, (apud SEYFERTH, 1981, S. 87), in einer Ansicht welche es vorhatte, alle Versuche einer Integration in die Gesellschaft, als eine Gruppe mit kulturellen Eigenheiten, zu verschliessen.

Die Einwendungen dieser Zeitung, bekommen einen klareren Ausdruck, wenn man die Ortschaft wo diese Zeitung gedruckt wurde, in Betrachtung zieht: Blumenau wurde schon, von jeher, als das Sinnbild der Immigration und der deutschen Kultur betrachtet, eine Stadl in der Mehrzahl von Deutschen bewohnt, wo man sich nur der Deutschen Sprache bediente, alle waren protestantisch, usw.; solch ein Merkmal hatte seine positiven Effekte, hauptsächlich, wenn die Politiker und Intellektuellen welche sich der Kolonisation begünstigten, diese als eine Bevölkerungspolitik und der Ausgleichung der Arbeitskräfte, sahen; in Gegensatz, besonders die Anti-Germanisten, sahen in Blumenau das Urbild der "deutschen Gefahr" und das Sinnbild der Möglichkeit einer ethnischen Einschliessung. Ausserdem war das relative wirtschaftliche Gewicht der deutschen Bevölkerung in Santa Catarina grösser als in Rio Grande do Sul und in Paraná, was ihnen verhalf, zu einer bedeutenden politischen Darstellung in der staatlichen und städtischen Volksverwaltung gewährleisteten.

Dennoch ist es sonderbar, dass gerade in diesem Staate, die ersten Massnahmen gegen den exklusiven Gebrauch der deutschen Sprache in den privaten Schulen, getroffen wurden.[72]

Dieser angebliche Gegensatz kann sich dem Grund beigesellen, dass die Segmente der regierenden Klasse von deutscher Herkunft die vorgefasste Meinung hatten, ihren nationalen Ruf zu erhöhen, durch eine klare Äusserung ihrer patriotischen Gefühle in Beziehung zu Brasilien. Zu diesem Entschluss kommt man, wenn man sich, mit den Ereignissen über Lauro Müller, befasst; der Grund aus welchem dieser Politiker sein Platz in dem Auswärtigen Amt verlor, während des ersten Weltkrieges, muss das Risiko des Deutschtums für diejenigen die eine Integration auf ein institutionalisiertes öffentliches Leben erstrebten.

Andererseits, in Rio Grande do Sul, konnte man diese vorausgesetzte Entsagung schon seit dem Anfang der Republik, beobachten, was sich nach Kriegsschluss verstärkte, in Hinsicht auf das Sinnbild der "deutschen Gefahr", aber auch wegen der eigenartigen riogrander Politik. Dort, organisierten die Oligarchien, welche besser artikuliert waren, als in den beiden anderen Staaten, eine stark zentralisierte Volksverwaltung; auf diese Art, verhinderten sie den Zutritt der Vertreter der Mittelklasse zu den offiziellen Ämtern. Ausserdem achteten die Riograndenser Leiter immer mehr auf die Zahl der Vertreter, der Deutschbrasilianer in ihren politischen Handlungen, also in den Wahlen.

Wenn auch ihre Wirtschaft weniger wichtig war als die des Staates Santa Catarina, wurden ihre Interessen gut beachtet, und nach den Wahlergebnissen zu schätzen, das Spiel der Schutzbefohlenen gab, annehmlich, gute Wirkung, denn in diesen Gegenden siegte fast einstimmig, die Situations-Partei.

Nach Gertz Meinung,

(...) man kann es nicht leugnen, dass zwischen der Regierung und der deutschen Bevölkerung sich ein Tauschhandelt abspielte. Die Regierung versuchte es zu verhindern, dass die selbständigen Kräfte, welche sich als ein starker Widerstand bilden konnte, sich in den Koloniezonen entwickelten. Im Gegensatz, entwickelten sich dort Institutionen und Organisationen, die keinen ausdrücklich politischen Charakter hatten, welche aber trotzdem, nicht in konkreten Zuständen von der Regierung aus nicht als unbekannt betrachtet werden (GERTZ, 1987. S. 54)

In Paraná, war die Absonderung in Hinsicht auf die staatliche Politik ein logisches Verlaufen ihrer eigenen Geschichte, die ersten Immigranten in Rio Negro und Ponta Grossa unterhielten sich seit ihrer Herkunft, von den anderen Schichten, abgesondert. Diejenigen, welche aus Joinville nach Curitiba verzogen, ebenso auch jene die nach dem ersten Weltkrieg gekommen sind, zählten nur eine verminderte Zahl der Bevölkerung (ungefähr 5 bis 6%), in einem Raum welchen sie mit Immigranten anderer Herkunft, wie zum Beispiel: Italiener, Portugiesen, Polen, Russen, Japaner und Litauer teilten. Aus diesen Gründen, weckten sie die Aufmerksamkeit der Regierungen und der lokalen Intellektuellen zur Zeit beider Kriege. Ansonsten, waren die Immigranten als arbeitsame und gutgesittete, wie alle europäischen Arbeitskräfte; ihre folgsame und vorausgesetzte Absonderung der politischen Sache, erlaubte es ihnen, ohne grössere Probleme, ihren Eintritt in der feierlichen Geschichte des Staates, zu mindestens, bis zum zweiten Weltkrieg.

Eine gesammelte Lektüre der Druckschriften dieser Jahrzehnte, erlaubt es uns zu behaupten, dass die Betrachtung über das Deutschtum eine Haltung der Empfehlung zum Gehorsam den brasilianischen Vorgesetzten und Pflichten, eine mehr oder weniger bewusste Strategie um ihre teuersten Werte, wie Schule, Sprache und ihre kulturellen Vereinigungen zu bewahren. Man nimmt es an und empfiehl den Unterricht der portugiesischen Sprache ebenso die Geographie und Geschichte Brasiliens, aber sodass sie ein Instrument, die ihnen nur diente um ihnen in ihre Arbeit und in den Handelswesen mit anderen Schichten der Gesellschaft zu verhelfen (KDB, 1921 und 1923). Ebenso, um "dass sie nicht betrogen würden und als ein Stimmenvieh des Politikers, dienten". (KVK, 1926). In ihrem privaten Leben, dass nicht nur im Familienleben, aber auch in irgendeinen Vereinigungsraum, sollten die deutsche Kultur und Sprache erhalten bleiben.

Diese Haltung der Ergebenheit kann nicht verstanden werden als ein Resultat der Konflikte, die während des ersten Weltkrieges hervorgerufen wurden, oder von ihren eigenen Erfahrungen mit der inneren Politik. Sie ist auch die Wirkung des Erscheinens einer Sprache mit einem totalitären Charakter, welche schon in Europa gewärtig war.

Wir hatten schon die Gelegenheit zu behaupten, dass der Umlauf des Massenmediums mit dieser Tendenz widerspiegelt ein politisches und bewegendes Solidarverhältnis mit den Begebenheiten nach dem ersten Weltkrieg, welche die Deutschen in ihrem Lande wie auch ausserhalb angegriffen haben.

Wir behandeln auch die Wirkungen des Sinnbildes der "Deutschen Gefahr" über die Politiker und brasilianische Intellektuellen, deren Überlegungen und Haltungen eine Reihe von Entscheidungen gegen die Immigranten dieser Herkunft, hervorriefen.

Es war deshalb vorauszusehen, dass nach solchen Erfahrungen, die Deutschbrasilianer sich immer ihrer ursprünglichen Kultur näherten, und deswegen, sich von den Vorschlägen sich der Kultur des Zufluchtslandes zu integrieren, abwendeten. Aber ausser dieser überlegten Neigung zum Widerstand gegen die Assimilation werden diese Meinungen durch neue (oder erneute Agenten des Deutsch­kulturellen Imperialismus ermutigt, worüber, wenn auch nur kurzfassend, es sich lohnt, einige Betrachtungen zu erörtern.

Hitlers Deutschland und das Auslandsdeutschtum

Mit dem Aufstieg der national-sozialistischen Bewegung werden eine Reihe von Vereinigungen, die sich für die Erhaltung des Deutschtums im Ausland interessierten, wiederlebelebt, welche mit pragmatischen Absichten oder in Hinsicht auf wirtschaftliche Interessen auf kurzer oder langer Frist, ebenso auch die subjektiven, wie die Notwendigkeit zur Bekanntmachung der nazistischen Lehre, nur um den Wunsch sie erkannt und bewundert zu sehen, zu erreichen.

Der Einfluss der nazistischen Ideologie machte sich in den deutschen Kolonien des Süden Brasiliens spürbar seit Anfang der Jahrzehnte des Jahres 1920, durch den "Volksbund für das Deutschtum im Ausland", wie auch durch ein Teil neuer Immigranten (Neudeutscher), die in dieser Zeit nach Brasilien kommen. Aber, gleichwie die nationalsozialistische Bewegung sich verstärkt, übernimmt sie eine grössere Wichtigkeit, denn ihre Anhänger und Sympathisanten können von da an, mit der Hilfe neuer und auch stärkere Organisationen, rechnen, wie mit dem "Deutsche Auslands- Institut" - (DAI) und, ab des Jahres 1928, mit der Auslandsorganisation der NSDAP - (AO). Wesenheit welche das DAI einverleibte, und sich ihr in der Tat überwiegte. Die AO wurde von der Partei aus gegründet, mit der Absicht eine gegen-Propaganda über die Betrachtungen der Gegner des national-sozialistischen Bewegung zu organisieren. Von den ersten ausländischen Gruppen, zeichnen sich die von Paraguay aus, die in 1929, in der Schweiz, in 1930, in Argentinien und in Brasilien, in 1931 gegründet wurden.[73]

In den Statuten der lokalen Gruppe Paraguays, konnte man Informationen erreichen, die uns verhelfen ihre Richtlinien auf kurzer Frist, zu bestimmen; sie wollten Geld sammeln, die sie die Partei senden wollten, in der Zeit des Aufstiegs, wie auch eine informelle Unterstützung ihrer Aussenpolitik, wenn schon an der Macht, erobern. Ausserdem, war die AO ein Informationszentrum über die Möglichkeiten einer Veranstaltung günstiger Handelsunternehmungen mit ihrem Land; die Nazifizierung der Deutschen im Ausland hatte noch eine andere Absicht, die wäre, ein Reserve-Heer aus Bürger des Reiches zu bilden, um wenn es nötig wäre, sie zu einem eventuellen militärischen Konflikt zu rekrutieren. Zu ihrer Gründung wirkte mit dem Grund den sie selbst beobachteten in den Jahren die dem Aufstieg des III Reiches vorangingen; die Sympathisanten ihrer Lehre im Ausland, machten sich verantwortlich für eine ausdrucksreiche Zahl von Stimmen in den Wahlen 1930, Erfolg welcher von ihnen als ein Symptom der Unzufriedenheit dieser Landsmänner mit den politischen Verfahren der sozial-Demokraten und der Kommunisten eingeschätzt wurde.[74]

Diese beiden letzten Faktoren, wie die Möglichkeit der militärischen Rekrutierung und ihre Wahlunterstützung, brachten es dazu, dass diese Wesenheit in ihren Reihen nur Reichsdeutsche aufnahmen, denen es auch Vorbehalten war einige Rechte über die Sozial-Politik, die zur Zeit in Deutschland geschaffen wurden oder jene die schon vorhanden waren; selbst wenn sie auch in definitiven Charakter im Ausland lebten.[75]

Für die Sympathisanten der Bewegung, welche nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besassen und sich dieser Unterstützungsgruppen einreihen konnten, gründeten sie den "Bund der Freunde der Hitlerbewegung", eine besonders wichtige Wesenheit in Hinsicht auf den Umlauf jener Ideen unter deutschbrasilianischen Vereinigungen, Schulen und Kirchen.

Die AO empfahl ihren Gliedern und Sympathisanten nicht an der lokalen Politik ihrer Gastländer teilzunehmen. Ausserdem, sollten sie nicht ihre Ideen an den Ausländer verbreiten (Empfehlung die nicht immer beachtet wurde), denn wie selbst Hitler schon versicherte, "der Nationalsozialismus keine Exportware sei"; die Mitglieder sollten sich, wie eine Elite des Reiches benehmen. (JACOBSEN, 2968, S. 140)

Gemäss den Druckschriften der AO sollten ihre Mitglieder die "Zehn Gebote" beachten, von denen sich die Folgenden, hervorheben:

1.              Befolge die Gesetze des Landes, dessen Gast du bist.

2.              Die Politik deines Gastlandes, lasse dessen Bewohner machen. Dich geht die Innenpolitik eines fremden Landes nichts an. Mische dich nicht in diese, auch nicht gesprächsweise.

5.         Sieh in jedem Deutschen draussen deinen Volksgenossen, einen Menschen deines Blutes, deiner Art und deines Wesens. Gib ihm die Hand ohne Ansehen seines Standes. Wir sind alle "Schaffende" unseres Volkes.

10.        Schliesse dich den Parteigenossen in deinem Aufenthaltsort an. Besteht dort ein Stützpunkt oder eine Ortsgruppe, so sei ihr ein disziplinierter und rühriger Mitarbeiter. Stifte nicht nur keinen Streit, sondern sei mit allen Kräften bemüht, aufkommende Unstimmigkeiten zu schlichten. [76]

An diesen Ermahnungen, kann man beobachten, dass die Gebräuche dieser Organisation sich nur an Deutsche, oder an jene, die die deutsche Staatsangehörigkeit hatten; in anderen Texten, wurde, einschliesslich, angesucht, dass die Mitglieder ihre Handlungsweise geheim hielten; der Hauptpunkt über diesen geheimen Charakter jener Handlungen, scheint sich als eins der Teile welche die Regeln dieses Systems durchlaufen, zu gestalten. Laut der Aussagen Jacobsens,

Das Ziel (ihrer Aussenpolitik) im Grossen war abgesteckt und damit die allgemeine Richtung gewiesen. D.h. jedoch nicht, dass die NS-Führung dazu konkrete Pläne mit Daten. Phasen, und Alternativen ausgearbeitet hätte. Die Nationalsozialisten haben z. T bewusst abgelehnt, einzelne Methoden oder Wege zur Stabilisierung und Ausweitung der Macht festzulegen. Denn alles hing für sie davon ab, in welcher Situation und unter welchen Umständen sie handeln konnten. Das hatte für die in der Aussenpolitik agierenden NS- Führungskräfte bestimmte Konsequenzen. Jeder von ihnen (oder jede Gruppe) bemühte sich, den Intentionen des "Führers" nach seinen Vorstellungen konkrete Gestalt zu geben. Zwar wussten sie nicht, wie, wann und unter welchen Voraussetzungen das einmal abgesteckte Ziel erreicht werden konnte, aber in ihrem Arbeitsbereich leisteten sie zur Verwirklichung desselben einen partiellen Beitrag. (JACOBSEN. 1968, S. 599)

Aber die Bestimmung, dass nur Reichsdeutsche als Mitglieder in die NSDAP im Ausland aufgenommen werden dürfte, verglich sich mit der Ideen der Volksgemeinschaft, so wie sie von den Deutschbrasilianern in Brasilien verstanden wurde, ganz besonders jene welche sich dieser Lehre zugewandt hatten; diese Neu-Bekehrten spürten einen Missionsdrang, der sie dazu führte das Neue Deutschland zu verbreiten, und gleichfalls verschiedene bürgerliche Äusserungen des Beitrittes zu der Lebensordnung. Diese Äusserungen hatten nicht nur das Ziel, auch nicht den Vorzug, neue Mitglieder zu erobern (welche, laut ihrer Meinung, ihre Staatsangehörigkeit erreichen oder auch nicht erreichen konnten welche sie bei der AO angesucht hatten), aber die öffentliche Behauptung ihrer Anwerbung zu jener Weltanschauung.

Andererseits, einige derer, welche sich eines starken Darwinismus zuwandten, hatten die vorgefasste Meinung eine Art Vorauswahl der Einzelwesen auszuführen um festzustellen welche das Recht hätten, dieser neuen Gesellschaft anzugehören, um abzuschätzen in welchen Masse die ältesten Immigranten dieser Herkunft, wirklich reine Arier waren, wozu sie die rassischen Unterscheidungszeichen benutzen, wie die Verurteilung der Rassenmischungen, und, von kultureller Seite, wurde die Abschätzung durch die Beurteilung des rechten Gebrauches der deutschen Sprache, des Wissens der Geschichte, der Geographie und der Literatur des Herkunftsvaterlandes benutzt (KDB, Kalendermannstandrede, 1936, 1937, 1938). Ausserdem waren sie stolz auf ihren überlegenden Stand, wenn sie das deutsche Bürgerrecht hielten, und nicht immer waren sie zu einer Ausdehnung dieser Rechte an andere Immigranten geneigt (GERTZ, 1987, s. 92 usw.).

Solche Rechtfertigungen waren nicht in den Träume Bohles zugegen, den wichtigsten Leiter der AO; er behauptete, zum Vorsatz dieser Konflikte, dass alle in rechtschaffene Deutsche verwandeln müssten, dafür wäre es am wichtigsten gute rechtschaffene Nazis zu werden.

Er näherte sich dem romantischen Begriff der Volksgemeinschaft, was man aus einer Erwähnung seiner Schriften ersehen kann, wo er über die weltliche Anerkennung Deutschlands schreibt:

Auslanddeutsche und deutsche Seefahrer sind die Künder deutscher Arbeit und deutschen Geistes in aller Welt. In fünf vergangenen Jahren nationalsozialistischer Aufbautätigkeit sind die hineingewachten in die grosse deutsche Volksgemeinschaft, sind heute die Vorposten Grossdeutschlands in allen Teilen der Erde. Und überall, wo Auslanddeutsche leben, da kommt zu ihnen der deutsche Seemann als Mittler und Träger eines deutschen Willens, der nichts weiter kennt als friedliche Arbeit in Ehre und Gerechtigkeit.[77]

Die Bildung der Zellen der AO in Brasilien und mit ihnen, der Beginn des Rechtstreits der Zugehörigkeit der deutschen Gemeinde, beginnt mit der Gründung von Ortsgruppen und der Verbreitung des Propagandamaterials der Partei. Dieses Material verhilft auch zur Gründung neuer Vereinigungen, wie zum Beispiel, die "Hitlerjugend", die "Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Frauen", die "Deutsche Arbeitsfront" und selbst des Verbandes "25 de julho", welcher eine grössere politische Beteiligung der Deutschen in Brasilien erforderte, im Gegensatz was zu der Ortsgruppe der NSDAP gefordert wurde (KDB, 1924 und 1929, ).[78]

Da die Zahl der Beteiligten Mitglieder, Sympathisanten und Propagandisten sehr gross war, und dieselben freiwillig handelten und in all den Bezirken des Süden Brasiliens verstreut lebten, ist es uns unmöglich die Entwicklung ihrer Handlungen in der ganzen Zeit, in der sie wirkten, zu verfolgen n. Ausserdem sind die Dokumente die' noch Auffindbar sind, sehr dünn und dazu noch, durch das Lesen der Opposition, verdächtigt. [79] [80] Aus diesen Gründen, begrenzen wir uns, auf die Beschreibung der hauptsächlichsten Formen der Organisation der Propaganda, so wie auch über verschiedene Themen die durch sie verbreitet wurden.

Die Mission der Auslandsdeutschen

Das auserwählte Material zur Analyse des Einflusses des Nationalsozialismus in den Druckschriften in deutscher Sprache in Brasilien, erlaubt es uns zu beschliessen, dass ihre hauptsächlichsten Beauftragten das gewünschte Publikum in drei verschiedenen Gruppen teilten, was uns zu drei Abwägungen der Auslegungen auf dem Gebiet der schriftlichen Sprache, wie auch den Umlauf des Propagandamaterials, bedingt.

Die erste Gruppe bestand aus der Elite der Partei, was ihrer Beteiligung im Ausland, anging; es handelte sich um Beamte der Organisation und um einen kleinen Teil der Vertrauensmänner. Es waren die Mitglieder der AO in Deutschland und die Kundschafter der Lehre in verschiedenen Ländern (Schaubild Nr. 7). [81] Denen wurden Informationen zugeteilt, welche als offiziell galten, und vertraulichen Charakters waren, unternahmen eine Vorwahl ihrer Mitarbeiter von Seiten der internen Verwaltung der Wesenheit. [82]

Quelle: JACOBSEN, 1968, S. 151

Schaubild 7

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Auslandsorganisation der NSDAP 1937






































Wir können zwei wichtige Charakteristiken um die Gesamtheit der Texte, welche der bürokratischen Elite bestimmt waren, unterscheiden. Die Erste, welche in den Jahren 1932 bis 1936 vorkam, hat einen pragmatischen Charakter, der von der Notwendigkeit des Kennenlernens der strategischen Punkte in den Gebieten wo sich ihre Arbeit produktiver zeigen sollte, bedingt war. Die Texte zählten die Gegenden der Konzentration der deutschen Bevölkerung auf aller Welt, auf, gaben ihren wirtschaftlichen und sozialen, wie auch den politischen und kulturellen Umriss, an, die Zahl der Volksgruppen, ihre, wichtigsten festlichen Daten und Zeitschriften, an, wie auch die Schwierigkeiten welche sie in Hinblick auf die Gesetzgebung des Gastlandes, durchzustehen hatten. Zur gleichen Zeit, waren die Grundregeln der Organisation ständig im Umlauf, mit der Emphase zur Grundregel der nicht Einmischung in der lokalen Politik und zur Verbreitung des Nazismus nur unter Reichsdeutschen.

Laut Seifert, ein Mitglied der AO, würden die Zellen der NSDAP in Gegenden eingesetzt, wo man eine kulturelle, politische und ideologische Homogenität um die germanische Angelegenheit beobachten konnte. Es würden Personen, verschiedener besonderer Berufe in diesen Gegenden geschickt, welche sehr schnell das Feld ihrer zukünftigen Beschäftigung kennenlernen sollten. Je nach der Leistungsfähigkeit jeder Ortsgruppe, wäre es möglich neue untergeordnete Gruppen zu bilden und natürlich eine grössere oder kleinere finanzielle Hilfe zur Ausbreitung ihrer Aktivität zu erhalten.[83]

Ab 1936, verlieren dieselben Urkunden langsam ihren technischen oder auch den informierenden Charakter; zu diesen Betrachtungen, reiht sich noch die Druckschriften einer noch grösseren Zahl von anderen Informationen, welche die Abschätzung der Bewegung vorhatten, und gleichfalls noch die Eintragung in einer Liste der Briefe und Ausschnitte von Zeitungen und Zeitschriften anderer Länder, wo sich ihre Zellen gebildet hatten: es handelt sich um Erklärungen, ohne den Triumphton beiseite zu lassen, die Verfolgungen welche sie ertragen, von Seiten der Regierungen, oder von der empfangenden Gesellschaft, oder auch noch von Seiten der "Verräter" der Bewegung. Welche sich als die Leidtragenden der Verfolgung ausgeben, verraten die "wahren" Urheber die für diesen Zustand verantwortlich waren; die Juden, und in geringerer Zahl, die Kommunisten und die Alliierten. Man bemerkt, zum Beispiel, ein Bericht aus 1935, in welchem man die Existenz von Strassenverkäufer in São Paulo, in grösster Zahl Juden, welche von der Regierung nicht tributzinspflichtig sind, aus Grund ihrer Verkaufstaktik.[84] Die Gefahr bestand in dem Grund, dass ihr Reichtum zu ihren heimlichen Interessen angelegt wurde, was dem Deutschtum Sorgen verursachte. In einem Brief des Jahres 1939, offenbart ein Deutschamerikaner, dass wegen der lauten Propaganda der Juden, wurde es den deutschen Immigranten verboten, die deutsche Sprache öffentlich zu gebrauchen. Zur selben Zeit, verständigt der "Wochenspiegel" seine Leser, dass "ein gemeines jüdisch-englisches Weib" verleumdende Nachrichten über Hitler und den Nationalsozialismus in der Presse von Rio de Janeiro verbreitete.

In den Jahren 1941 und 1942, wurden alle öffentliche Massnahmen der brasilianischen Regierung gegen die Immigranten dieser Herkunft, in allen Einzelheiten beschrieben, um zu zeigen, dass wenn in der Vergangenheit die Filme {300 im Ganzen) Radio­programme und Flugschriften die leicht in Brasilien gefördert wurden, war das Deutschtum in diesem Moment, isoliert. "Wir sind führerlos", beschliesst eines der Berichterstatter, der letzten Monate des Jahres 1942.

Diese zweite Tendenz, welche wegen der Einschränkungen geprägt war, scheint uns, im ersten Moment, sogar naiv, denn die Zahl der Juden welche von ihnen aufgestellt wurde, wenigstens in Brasilien, war relativ ausdruckslos. Ausserdem die Einzelheiten, wie die nicht Beachtung der einfachsten Massregeln des Landes in welchem sie wohnten, wie zum Beispiel, die Flagge des Reiches, öffentlich, aufzuziehen, die Feier des Sieges des Nationalsozialismus an den Feiertagen des Gastlandes, oder die Voraussetzung, dass die armen Landwirte einen ausdrucksvollen Beitrag an die Partei abgeben könnten, scheint uns als Ausdrücke einer unwirksamen Ansicht die es nicht wert ist, ernst genommen zu werden. Man muss aber berücksichtigen, dass solche Informationen auch als Hilfsleistung zur Propaganda des Regimes in Deutschland dienten. [85]

Nachrichten von schätzenden und anerkennenden Druckschriften der Massnahmen der Regierung, welche vom Ausland kamen, oder auch der Grund, dass es in weit entfernten Gegenden Gruppen des Grossdeutschlands gab, trug dazu bei um einen Effekt des Wiederauflebens der nationalistischen Gefühle, die wichtig waren um die tägliche Wiederherstellung der Macht und der Verführung des Regimes. Es wirkt zu der Bestätigung unserer Hypothese die Zuflucht des "Mythos der jüdischen Verschwörung", auch in den Gegenden wo diese Gruppe nicht zahlreich und nicht politisch wichtig war; da ist die Wahrhaftigkeit der Begebungen weniger wichtig als das ideologische Solidarverhältnis mit den Betrachtungen der Nazis in Deutschland. Ausserdem würden solche Ausarbeitungen wahrscheinlich noch dazu beitragen, dass die AO ihre eigene Existenz an ihre Obrigkeiten legitimierte und eine Unterstützungsgruppe zahlreicher in ihrem eigenen Lande wäre.

Die zweite Textsammlung verstanden wir als die der Mitglieder der Parteizellen im Ausland zugedacht waren und den wirkungsfähigen, auftauchenden Leiter zu dienen. Es handelte sich um eine zweite Schicht der Propaganda Ausarbeitung; wenn die Erste sich einer selbst-überzeugenden Notwendigkeit solch einer Politik widmete, diese eine grössere Anzahl Texte verfasste, welche den glaubwürdigen Mitgliedern zugeführt wurde, sollten dazu beitragen die Leser zur Tat bei den verschiedenen deutschen Siedlungen, anzuregen. Zur Erklärung, geben wir einige Beispiele; Schmidt Decker, Gaupropagandaleiter, in einem Artikel, unter dem Titel Die Arbeit des Kulturamtes 18 lehrt die Leser damit die Auslanddeutschen weiterhin eine enge Gemeinschaft und stete Kontakte mit der Kultur des Reiches beibehalten. Für Schmidt, ist die Ausbreitung deutschen Literatur, der Musik, des Theaters und der Malerei auf dem ersten Plan der Aktivität jener Organisation. Deswegen, empfiehlt er die Gründung gut ausgestatteter Bibliotheken zur Ausübung dieser Aufgabe. Er behauptet noch, dass die Zahl der nicht beruflichen Künstler im Ausland, "erschreckenderweise” wächst - und dass durch seine Abteilung, Vorträge des Führers durch Radio an die Deutschen im Auslande übertragen worden sind. [86]

E. Stempel, im selben Jahrweiser, behauptet dass die vorzügliche Beschäftigung der AO und des Nationalsozialismus im Ausland, die Einprägung der gemeinschaftlichen, volksbestimmten Mentalität ist, denn, wo die Rasse sich rein erhalten würde, da würde man ein Stück deutschen Bodens vorfinden. [87]

Wolfgang Haessler, seinerseits bemerkt, dass die AO zwei grundlegende Aufgaben habe: eine gerichtliche Orientierung der Deutschen im Ausland und der deutschen Rückwanderer. Er bezieht sich auf die Regelung der Bürgerschaft, wie er behauptet, "eine deutliche Empfehlung des Führers". Ausser der Regelung und der Bewilligung des Bürgerrechtes an die Ausgewanderten, die Organisation einer Massenübersiedlung der Deutschen die wieder in die Heimat zurück wollen, gleichwie eine Handwerksübung und sofortige Anstellung im Arbeitsmarkt. Paralell zu diesen Beschäftigungen werden die Beratung und Betreuung der einzelnen Volksgenossen zur Durchsetzung ihrer privatrechtlichen Ansprüche (Rechtsbetreuung) [88]

Schliesslich, unter den ausgewählten Beispielen, fügen sich die Behauptungen Kirchners ein, für diesen ist die ausdrücklichste Aufgabe der AO die deutsche Wissenschaft zu entwickeln: nach seinem Urteil, sind die besten und vielleicht auch die wichtigsten Wissenschaftler aller Welt, deutscher Abstammung. Mit dem Aufstieg des Nazismus, bekam die deutsche Wissenschaft einen immer grösser werdenden Fortschritt. Nach seiner Meinung, war die Wissenschaft so wichtig, dass sogar die Juden versuchten unter sich, grosse Denker zu erziehen, um selbstverständlich die Welt beherrschen zu können. Er beschliesst in dem er behauptet es wäre notwendig wahlmässig die Deutschstämmigen in aller Welt, zu der national-sozialistischen Angelegenheit zu bringen. [89]

Was uns bemerkbar wurde ist, dass die Orientierung dieser unzähligen Beamten eine Mannigfaltigkeit der Haltungen und Meinungen aufweist, die uns erlauben zu folgern, dass sie vorhatten: in verschiedenen Ansuchen zu wirken oder (und nicht ausschliesslich), dass sie nicht, für sich selbst, Klarheit hatten, welche, letzthin, der Grund der Partei-abteilung war.

Wenn dieser Vernunftschluss richtig ist, ist es wahrscheinlich behaupten zu können, dass dasselbe politkratische Bild, welches Peter Hütenberger offenbart, als er die verschiedenen Beziehungen unter den verschiedenartigen Organisationen die im Innern des Systems wirkten, analysierte,[90] es ist in mikro-Niveau gültig, das heisst, die Handlung der deutschen im Ausland zu verstehen. Hier, zerstückelte Mächte und nicht immer vollkommen bewusst der Absichten des Kerns des Regimes, entwickelten ihre Aktivitäten auf eine anarchische und verwirrte Art, eine Situation die verglichen werden kann, mit dem was später die post-moderne Bürokratie vorstehen soll.

Diese Betrachtung schien nur wichtig, weil sie uns zu dem Verständnis der verschiedenen Betrachtungen und Ausführungen der Pangermanisten und Nazis in Brasilien, verhilft; wenn für einige, die Teilnahme an die lokale Politik verhindert werden sollte, für Männer wie Brühl, zum Beispiel, sollte die NSDAP den Landwirten verhelfen in die Politik der Staaten in welchen sie lebten, einzutreten, im Namen des gleichen Blutes und der gleichen Rasse, für die Bewahrung ihrer Interessen zu streiten (Volk und Heimat, 1935, S. 38-40).

Wenn einige die Hilfe der Deutschen welche das Bürgerrecht nicht besassen, verboten, andere, wie Bohle selbst, bemühte sich darum, dass alle in der Organisation eingeschlossen werden sollten. Für eine Gruppe sollte die Taktik sich auf die Förderung der Freizeit sein. Feste und Volksfeierlichkeiten, andere handelten auf aggressiver Art, und noch andere, meinten es wäre sehr wichtig, dass es eine Einschreibung in der Partei gäbe. Und, beinahe alle, wie es ja schon bemerkt wurde, erwarteten dass ihre Pflichterfüllung von ihren Obrigkeiten anerkannt würde.

Die dritte Gruppe, welche eine grössere Aufmerksamkeit wert ist, bezieht sich auf die Lesergemeinde, beschränkt sich natürlich, auf die, welche die deutsche Sprache beherrschten.

Diese Textsammlung, die wir als die Verbreitung der Lehre nennen können, wurde, hauptsächlich durch einen Kalender befördert, der in diesen Jahren herausgegeben wurde, der "Volk und Heimat”, von der Deutsche Morgen Verlags aus São Paulo, wo der Anti-Semitismus, der Anti-Bolschewismus und der Sieg Hitlers (als eine täglich erneuerte Tat) waren die dauernden Schlagzeilen. Es ist aber auch wichtig die Artikel, Fotos und Bilder, welche in den traditionellen Druckschriften erscheinen, wie auch einige Texte Bücherauszüge waren, sowie auch Flugblätter, in dieser Zeit herausgegeben wurden, da hauptsächlich die Ersten ein treues und stetes Leserpublikum hatten. Wir begehren nicht das ganze Material zu analysieren, aber nur einige Themen, welche wir sehr illustrativ schätzen, und welche eine eigene Gesprächsdichtung mit dem Inhalt welcher ihnen vorausging, haben.

Die Feier des Sieges

Die Nachricht über Hitlers Sieg wird fast in allen Schriften

Die dreissiger Jahre sind Grund unzähliger Feiern und auch Gedächtnisfeiern in den Kalendern und anderen Druckschriften der deutsch-brasilianischen Gesellschaft. Im Jahre 1924, feiert die deutsche Einwanderung in Brasilien ihre Hundertjahrfeier, aber erst in 1934, also zehn Jahre später, wird der 25.er Juli als staatlicher Feiertag in Rio Grande do Sul eingesetzt. Im Jahre 1929 stirbt Wilhelm Rottermund, eins des Symbols der deutschen Kultur in Brasilien und in den Nachruf-Ehrenfeiern, erinnert man sich an sein wichtiges Schaffen als Pfarrer und Schriftsteller (KDB, 1930). Im selben Jahr, sein Nachfolger, Hermann Dohms, erreicht die Angliederung der Evangelisch-Lutherischen-Kirche in Brasilien an den Deutschen Evangelischen Kirchbund.

In 1931 begeht der "Kalender für die Deutschen in Brasilien" sein 50-jähriges Bestehen und in 1934, der "Koseritz Volkskalender", seine 60 Jahre.

In diesem Jahrzehnt wird Getülio Vargas das Oberhaupt der brasilianischen Nation, ein "gaúcho" der von Seiten der Deutschen hochangesehen wurde, und welcher in seinen Betrachtungen, ihnen grosse Hoffnung in Hinsicht auf ihr wirtschaftliches Schaffen, machte.

Im Jahre 1933 wurde Adolf Hitler Deutschlands Kanzler und versprach die Wiederherstellung des Landes dank der Arbeitskraft und des Willens seines Volkes, und dass unter seiner Führung, das III Reich gegründet würde betrachtet und wie eine Revolution behandelt:

Die Umwälzung in Deutschland, die "nationale Revolution" oder der "Aufbruch des Volkes", ging von dem Gedanken nicht aus, dass der Staat das Volk ist, zu dessen Dienst sich jeder einzelne unterordnen muss. Während in den demokratischen Regierungsformen der Staat nichts weiter als das Werkzeug 1st, dass dem Menschen die volle Möglichkeit der Entfaltung bieten soll, stellt der Nationalsozialismus das Volk, dargestellt durch den Staat, an erste Stelle. {KDB. 1934, S. 134)

Hitlers Sieg wird auch als der Triumph des Willens eines Volkes unter der Leitung des Führers angekündigt, und von nun an, alles was in Deutschland von jetzt ab, sich ergibt, wird dieses Willens spiegeln. (KVK, 1934, S. 97-98)

Der Feier-Geistes, welcher von den Gedächtnisfeiern der Immigranten und ihrer Nachkommen, wie auch von dem Sieg des Nationalsozialismus begründet war, erweckt in zahlreichen Journalisten und Schriftsteller den Willen, um einem nie gekannten Masse, die Erinnerungen und Andenken der Immigration wiederherzustellen und erzeugen dadurch eine sogenannte "offizielle Geschichte" die das interne Zusammenhalten der Gruppe erreichen und den Heldenmut dieses Segmentes in Brasilien anfordern sollte. Ob es Einzelne Geschichten waren (von einer Kolonie oder eines Individuums) oder eine Geschichte die der gesamten germanischen Bevölkerung in diesem Lande, anging, sie charakterisierten sich nicht mehr, als einfache episodische Erzählungen die in dem lokalen Patriotismus begründet waren. Man verlangte von diesen Geschichten, dass sie die Gegenwart dieser Gesamtheit orientierte und es erlaubte, dass alle sich als Träger einer gemeinsamen Vergangenheit erkannten. Es waren Schäften die wissenschaftlich sein vorhatten, denn sie hatten eine genaue Richtlinie und Einleitung der Dokumente, wie auch ein ebenso genaues Verzeichnis der Namen und Daten; es handelte sich um das "germanische Element” (das deutsche Volkstum) augenscheinlich zu machen, ein Geist der' unter allen Gliedern dieses Volkstums herrschte und der Ihnen eine Zukunft mit grossen Schöpfungen, zusagte.

Wie jeder Geschichte durch den anthropogonischen Begriff orientiert war, so war die subjektive Ansicht noch vielmehr augenscheinlich: sie verfolgten ihre Herkunft und dadurch, fanden sie Gründer, welche die Pioniere, der König, die Kirche oder die eigene Immigration sein konnte. Ihr Stil charakterisierte sich durch Zeichen in der Art der Erzählungen, welche sich der religiösen Betrachtungen ähnelten - eine feierliche Sprache mit Begnadigungen der Vergangenheit, mit Einschaltung von Gedichten und Einberufungen grosser Helden.

Aus diesen Erzählungen, entnehmen wir drei wichtige Beispiele, weil sie auf interessanter Art, diese Beschreibungen erläutern.

Maria Kahle, Autorin des Buches Siedler in Itajahy, war keine Immigrantin und wohnte auch nicht immer in Brasilien. Sie kam in 1913 als Vertreterin der Firma Bayer & Co, in Rio de Janeiro; während des ersten Weltkrieges, wurde sie in Blumenau ansässig, wo sie fürs Rote Kreuz, 400.000 Mark sammelte um ihren Volksgenossen zu helfen. Sie fuhr nach Deutschland im Jahre 1920 zurück und kam erst wieder im Jahre 1934 nach Brasilien um der Herausgabelinien einiger deutschbrasilianischen Zeitungen zu helfen.

In diesem oben genannten Roman, erzählt sie die Geschichte dreier Generationen einer selben Familie, welche nach Blumenau im Jahre 1852 eiwanderte, deren Erfahrungen illustrierten die wichtigsten Ereignisse der Immigranten deutscher Herkunft. In diesem Roman, wird eine chronologische Struktur gezeigt, wo einfache, arme, arbeitsame und mutige Männer und Frauen, von einem traditionellen und gemeinschaftlichen Geist gefördert, die verschiedenartigen politischen Konjunkturen ihrer Zeit, entgegentreten.

Das Buch beginnt mit dem Leben ihrer Roman-Figuren noch in Deutschland, einer, ist Hans, welcher verfolgt wurde, weil er in der revolutionären Bewegung für die Einheit Deutschlands in 1848 gekämpft hatte. Enttäuscht mit seiner politischen Niederlage, entschied er sich nach Blumenau auszuwandern, trotz des Widerstandes seiner Frau Margareth, welche in dem Verlauf der Erzählung die Liebe und das Heimweh zur Heimat, symbolisiert. Der Zweite, Phillip, entscheidet sich das Vaterland zu verlassen, weil er sich seiner Stiefmutter verliebt hatte, eine verbotene Liebe, dessen Enttäuschung er durch sein ganzes Leben hindurchschleppte.

Die hauptsächlichste Charakteristik Margareth, wie wir schon vorher nannten, war die Liebe zur Heimat, und auch zu ihrem Gatten und den Kindern. Ihr Erbteil ermöglichte es der Familie die Kosten der Reise zu bezahlen; ihre häusliche Arbeitsamkeit half den Arbeiten des Mannes ausserordentlich. In dem sie den Kindermärchen erzählte, half sie in der Erhaltung der Muttersprache, und trotz ihres steten Heimwehs, ermutigte sie alle, um der Arbeit und den täglichen Schwierigkeiten zu bestehen.

Die Männer arbeiteten unermüdlich in der Landwirtschaft, Bemühung die erst nach zwanzig Jahren, belohnt wurde. Die Kolonie machte Fortschritte und bald gab es ein Städtchen mit Schulen und einer Kirche. In derselben Zeit in der die Familie die Früchte der Bemühungen erntet, erlebt Deutschland die Vereinigung durch Bismarck, und alle identifizieren sich mit den Ideen des Grossdeutschlands.

Die dritte Generation verfolgt die Ereignisse des ersten Weltkrieges; in diesen Kapiteln, ist Maria Kahle besorgt alle Begebenheiten und ihre Folgen, in den kleinsten Einzelheiten für beide Länder, zu beschreiben. Zwei männliche Glieder der Familie entscheiden sich, freiwillig, sich zum Dienst des deutschen Heeres, anzuwerben. Als sie dann, im Jahre 1919, vom Kriege zurückkehren, erzählen sie von den Konsequenzen der Niederlage in Europa. Dieser Erfahrung hilft ihnen festzustellen, dass der deutsche Traum vernichtet wurde, und, dass es sich nicht lohnt ihn in Brasilien, zu verteidigen. Trotzdem, einige Jahre später, als sie die dauernden Nachrichten der Schwierigkeiten im Heimatland verfolgen, begeistern sie sich auch wieder zu der Wiederherstellung der Ehre ihres Volkes beizuhelfen, da sie ja von den Entsetzlichkeiten welche die deutschen Brüder erlitten haben, verschont wurden. Diese Gewissenhaftigkeit entspringt in dem Moment, als das jüngste Glied der Familie, der Enkel Hans, entdeckt, als er seine Reliquien untersucht, dass sein Grossvater zu der Bewegung des Jahres 1848 gehörte; er fühlt dann, dass er der Erbe der Mission seiner Vorfahren ist, und entscheidet sich, nach Deutschland zu fahren, denn jetzt, hatten sie ja einen Führer, der sie zu der Einheit führen konnte.

Die Verfasserin beendet die Erzählung mit folgenden Worten:

Hatte Deutschland nicht ein Unrecht auf seine Kinder, auch auf die ferngewanderten? Blieb Deutschland nicht immer die Mutter, die ihnen Blut und Art und Seele gab - die Mutter, die Macht hatte auch über ihre Träume in der neuen Heimat, und in diesen Träumen sie rief?

Der zweite Verfasser den wir hervorheben ist Karl Oberacker. Er war Pfarrer und Hess sich, definitiv in Brasilien, nieder. Anders als Maria Kahle, versuchte er, eine wissenschaftliche Abhandlung seiner Geschichte über die deutsche Einwanderung, zu geben. Seine Arbeiten wurden von Personen die sich für das Thema interessierten, in Deutschland wie auch in Brasilien gelesen, so legte er die Immigration als ein kulturelles Phänomen, aus und widmete sich, in einer methodischen Weise den Eintragungen der Vergangenheit. [91]

Chronologisch beginnt seine Geschichte im Jahre 1824, als die erste kaiserliche Kolonie sich in São Leopoldo niederliess.

In seinen Betrachtungen in Hinsicht auf das soziale Profil und den politischen Tendenzen dieser Gruppe, behauptet Oberacker sie seien konservativen, endogam und isolieren sich der Empfangsgesellschaft, eigene Charakteristiken der Bauern-Mentalität, welche der Verfasser als positiv schätzt.

Er erinnert sich, dass die Immigranten immer der monarchischen Regierung zugeneigt waren; diese Haltung ist mit ihrem Konservatismus harmonisch; dessen ungeachtet, wurden sie, während des Kaiserreiches, unterschiedlich behandelt, weil sie Ausländer waren und der evangelischen Religion angehörten; er bezieht sich mit Lobsprüchen auf die Handlungen Koseritz und Rotermund, Leiter dieser Gemeinde in dieser Zeit.

In dem Text, in welchem er sich auf die Hundertjahrfeier der brasilianischen Republik bezieht, schätzt er dieses Ereignis als sehr ausdrucksvoll für die Gemeinde welche er begutachtet, denn, durch diese neuen Regime, erreichten die Glieder das Recht sich in die institutionalisierte Politik einzureihen.

Seine Geschichte zeichnet immer ein Abstand zwischen der deutschbrasilianischen Gemeinde und den anderen Segmenten des Landes, ab; jene sind Freunde oder Nachbarn der Anderen, immer gewillt zu helfen zu Gunsten der wirtschaftlichen Entwicklung, aber in keinem Moment, wurden sie, als Landsmänner anerkannt.

Oberacker zeigt seinen Widerstand zu irgendwelcher Art von Mischung und seine Verpflichtung mit dem Deutschtum in verschiedenen Momenten, wie zum Beispiel, mit einem scharfen Kommentar welches er gegen Koseritz hervorbrachte, dieser, mit dem Blick seiner politischen Wichtigkeit, hatte nicht den Sinn des Blutes und der Rasse verstanden. Übermässig liberal, verheiratete sich mit einer Brasilianerin, und von seinen Erben konnte man nichts, dass sich mit der Grösse seines Vorfahrens vergleichen lassen konnte, erwarten (...) (apud GERTZ, 1987, S. 92)

Der eigenartigste dieser drei Verfasser, die wir ausgewählt haben, ist Friedrich Sommer, ein Pangermanist weniger verschwiegen als Oberacker. Derweil Maria Kahle die Geschichte des Deutschtums in Brasilien einweiht in 1848 und Oberacker in 1824, Sommer behauptet, dass es in 1419 beginnt, als die ersten Deutschen ihre ersten Kontakte mit Portugal unternahmen.[92]

Die Auswanderung dieser Sippen nach Portugal, und später nach Brasilien, wird von diesem Verfasser, als ein nicht trennbarer Instinkt ihres Charakters, der starke Wunsch zur Erweiterung ihres Lebensraumes, angesehen. [93]

Anschliessend, organisiert der Verfasser eine lange Liste von Namen, die sich in den verschiedensten Handlungen und Aktivitäten in der brasilianischen Gesellschaft auszuzeichnen. Er beweist statistisch, dass für 40 Brasilianer, wenigstens Einer ein deutscher Erbe war und auch, dass 20% der brasilianischen Bevölkerung reine Deutsche waren.

Er versichert, dass selbst die Bandeirantes irgendwie Elemente dieser Herkunft hatten, wie auch die Wissenschaftler welche mit Mauricio de Nassau kamen, - er selbst war ein Deutscher der im Dienst der holländischen Regierung stand. Er bezieht sich auf die Autorität Oliveira Viannas um seinen Thesen Glaubenskraft zu verleihen, denn, laut der bestätigenden Meinung, dieses Verfassers besass die brasilianische Aristokratie einen dolichokephalen Schädel, also arianisch. Die Prämisse, dass das Blut die Rasse bestimmt und die Rasse das kollektive Schicksal, kann durch diesen Artikel bemerkt werden:

Denn was sind unsere Auslanddeutschen anderes als deutsche Blutsinseln Im Völkermeer, Vorposten und Stützpunkte, jeder Träger deutschen Erbguts aus uraltem Stoffe. Das lässt sich nicht durch ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte Aufenthalt im Auslande verwischen. Die deutschen Ahnen sind im Blute vorhanden, sie werden fortgeerbt bei jeder Heirat, weitergetragen durch die Zukunft, und sie lassen sich nicht ausrotten; den zäh sind wir Deutschen, das muss man uns lassen, und so sind auch die Erbkeime, die von uns ausgehen, untilgbar. (S. 42)

Diese drei Erzählungen, die wir als eine Sammlung heldenartiger Erinnerungen betrachteten, erlaubt es uns einige interessante Beobachtung zu machen, sowie auch die Abbildungen welche sie auf sein Leserpublikum hinzuleiten.

Maria Kahle bemerkt in den Lesern den Wunsch der Rückwanderung, eine idealisierte Sehnsucht nach der Heimat, jetzt wiederhergestellt. Aus diesem Grunde, wahrscheinlich, identifiziert sie die Revolutionäre von 1848 die bei der deutschen Siedlung in Brasilien zugegen waren - wie die Nationalisten welche den Aufstieg Hitlers in 1933 vorbereiteten, als ob die Zeitpanne, zwischen diesen beiden chronologischen Grenzsteinen, für die Bauern, eine leere Zeit darstellte, als ob in sie immer auf die gegenwärtigen Ereignisse gewartet hätten.

Oberacker ist ein Sozialwissenschaftler und deshalb, weiter von dem Publikum entfernt, derweil er berichtet, ist er auch ehrgeiziger in Hinsicht auf mögliche Effekte seiner Betrachtungen über die Gesellschaft. Ausserdem war er ein Deutschbrasilianer, und war sich auch bewusst, dass nicht jedes Mitglied des Deutschtums nach Deutschland auswandern konnte. Pragmatisch in seiner Art betrachtete er die Hypothese, dass es möglich wäre, sich vereinigt zu erhalten in einem Staate, welcher sie zu einem Weg in der Richtung der Entwicklung zu schreiten, benötigte. Wahrscheinlich glaubte er, wie auch schon Arthur de Gobineau davon überzeugt war, [94] die überlegenen Rassen würden natürlicherweise über alle anderen die Erhabenheit erreichen. Die Nähe der nationalistischen Ideenwelt der Deutschen im Ausland mit dem Land ihrer Herkunft, könnte zu einer grösseren Annäherung der beiden Staaten verhelfen, wie es schon von seinen pangermanistischen Vorgänger aus Hamburg eingegeben wurde.

Die Ideen Sommers über die Herkunft des germanischen Volkes scheinen uns näher den nationalsozialistischen Begriffen in Hinsicht des arianischen Mythos. Für Sommer, die Rasse, ergo, die Nation; bildet sich durch die Blutsverwandtschaft und nicht durch die Ähnlichkeit des Charakters oder die sprachliche Identität. [95] Es ist das Blut welches die wirkliche und unauflösliche Verbindung herstellt und die Kohäsion der individuellen Zellen versichert, von welchen sich der soziale Organismus bildet. Diese Kenntnis von Voigt ausgearbeitet,[96] der Eingeber der eugenischen Politik während der Nazi-Regimes erlaubt es, dass Sommer die germanische Geschichte erforscht von dem Moment an in dem der erste Deutsche sich des Landes näherte welches Brasilien kolonisierte.

Die Schriften der Verfasser, wie Kahle, Oberacker und Sommer die, die Geschichte dieser Volksgruppe niederschreiben, geben den Lesern ein, dass sie die Möglichkeit haben, effektive Mitglieder eines anderen Reiches zu sein, dazu müsste nur ein Erfordernis beobachtet werden: in definitiv, die Bedingung als Gäste des Landes in dem sie lebten, anzunehmen. Über diese besondere "Historiographie", äussert sich Sommer:

Es bleibt jetzt der deutsche Volks- und Blutsgenosse in Brasilien, wie an allen Punkt der Erde, ein Teil der Hundert Millionen, die sich, unabhängig von zeitlicher und räumlicher Trennung, als Angehörige eines Volkes, eines Stammes, einer Familie betrachten. sich gegenseitig mit gleicher Achtung und Treue umfassen und sich die Hand reichen und stützen, wenn es Not tut. Aus diesem Bewusstsein einer hoffnungsvolleren Zukunft und aus den Erkenntnissen einer ebenso stolzen, wie leidvollen Vergangenheit, schöpfen wir Brasildeutschen die Kraft, täglich von neuer deutscher Arbeit auf brasilianischen Boden zu Deutschlands Ehre und für Brasiliens Grösse zu leisten. (S. 44)

 

Ein Volk, ein Reich?...

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Als man behauptete, dass die dreissiger Jahre, eine Zeitspanne in der die Homogenisierung der Betrachtungen, in deutscher Sprache in Brasilien ihre Grenze in dem Erfahrungen erreicht hatte, ist es nötig zu bedenken dass dieselbe Presse, die, in grossen Massstab für diesen Prozess verantwortlich war, nicht die inerten Unterschiede und die Spannungen zwischen den Leitern des Deutschtums, Schriftstellern und dem Leserpublikum, entfernt hat.

Aus diesem Grunde, eine dieser Frage, welche von da ab, die Erwartungen der Zeitungen und Kalender ausfüllen, sich dem der Assimilationsprozess beziehen, welches hauptsächlich von Mitgliedern der jungen Schichten dieser Subgruppe erlebt wurde, in der Tat, hat dieser Prozess ein Verhältnis der Selbständigkeit der Vertreter des Deutschtums, beibehalten, mit Ausschluss des ersten Weltkrieges, als Viele zur Isolierung gezwungen waren, wegen der Diskriminierung, die sie leiden mussten. Aber, im Allgemeinen, war die natürliche Tendenz der Enkel und Urenkel der Immigranten sich in den brasilianischen Schulen einzuleben und dann, sich in dem Arbeitsmarkt der empfangenden Gesellschaft, einzuschalten, denn die Möglichkeit sich in den wirtschaftlichen Arbeiten die von ihrer eigenen Gemeinde angeboten wurden, immer weniger waren.

Die Assimilation der Deutschen wird auch von anderen Wissenschaftlern, die sich demselben Thema widmeten, 29 bestätigt.

Diese Feststellungen bewahrheitet sich in den Analysen von PAIVA (1984) und WILLEMS (1980), für welchem, dieser Zeitabschnitt, einer in dem die Gewohnheiten der Kultur der Vorfahren stark vernachlässigt werden, befindet sich, dass es notwendig ist, die Jugend zum Deutschtum, zu erobern. 3(3

Um die Gesinnungen zu analysieren, welche die Verteidiger des Nationalsozialismus in der Lesergemeinde beschützen, suchten wir eine Spalte aus dem "Kalender für die Deutschen in Brasilien" aus/ unter dem Titel "Kalendermannstandrede”, welcher mit Hilfe eines literarischen Kniffes, versucht mit den verschiedenen Tendenzen und Stellungen der Leserpublikum ein Gespräch zu führen. Der Kalendermann, der Herausgeber des Kalenders, ist ein erdachter Musterreiter, der ungefähr einmal im Jahr das Kaufhaus (a Venda) einer schon langbestehende Kolonie, besucht,31 wo er gute Ratschläge gibt, Nachrichten bringt und den dort anwesenden Informationen bringt, in einem einfachen Gespräch.[97] [98] [99] Während er mit den Anwesenden Erörterungen macht, welche oftmals anderer Meinung sind, gebraucht er Namen und verschiedene Berufe, alle erdacht, welche aber in der Gesamtheit, eine bestimmte Typologie des dort anwesenden, verschiedenartigsten Betragens.

Die Gefahr welche die Vollständigkeit der Gruppe sind, laut des Kalendermanns, ausser der Assimilation die schon bei der Jugend bemerkt wird, (KDB, 1933, S. 19-26) auch selbst den Arbeitsrhythmus dem sie untertan sind. Für ihn, die übermässige Sorge mit den täglichen Bedürfnissen, trennen die Menschen von den höheren Werten des Lebens.[100]

Eine andere Gesinnung wird auch von ihm betrachtet - die Klagen und Uneinigkeiten zwischen den Neudeutschen und den Deutschbrasilianern (die neuen Immigranten und die Deutschen die in Brasilien schon länger lebten); das wurde auch durch ein Gespräch in dem Kaufhaus wiedergegeben, eine Unterhaltung, wo der Lehrer sich bei dem Pfarrer über die Betrachtungen der neuen Bewohner ihm gegenüber beschwerte; sie erniedrigten ihn, weil er nicht Hochdeutsch sprach. Klagte noch über ihr arrogantes Benehmen in Hinsicht auf die Gewohnheiten der einfachen Leute. In dem Moment, springt der Kalendermann ein und fordert alle auf, auf die Notwendigkeit der Einigkeit zu achten, denn es gäbe einen gemeinsamen Feind - "den Materialismus". Laut des Kalendermanns,

Steht Schulter an Schulter in deren entschlossener Wahrung - haltet zusammen gegen den gemeinsamen Feind, des öden Materialismus, der euch schliesslich doch hur eine Trostlos-kalte Fratze zeigt statt der versprochenen Erleuchtung, und der euch nur in geistige und seelische Versumpfung treibt. (KDB. 1931. S. 45)

Die Nennung dieses internen Feindes ist wohl an die Leiter der sozialistischen Bewegung in Porto Alegre gerichtet, welche im Jahre 1920 der "Sozialistischen Arbeiterverein” gründeten, und schon in dieser selbst Jahrzehnte eine offene Opposition den Pangermanisten und Nazis ausübte. (KNIESTEDT, 1989, S. 144).

In der Kalendermannstandrede wurde auch über die Gleichgültigkeit der Deutschen in Hinsicht auf die Deutsche Geschichte, angedeutet (KDB, 1933, S. 19-26); für Pastor Rothmann, wäre es nötig sie an den ersten Weltkrieg und seine schädlichen Folgen in den Kolonien zu erinnern, wie auch seine unausdrucksvolle Hilfe an die Brüder der Übersee. Als Pastor Rottmann sich auf die Jugend bezieht und deren Abweichungen der Kultur ihrer Herkunft, lobt er den Bauern, der Wächter der Traditionen und das Symbol der romantischen Kultur, unschuldig und wenig aufnehmbar des externen Einflusses. Als er den Jüngling mit dem Bauern vergleicht, nennt er ein Sprichwort, der so gut die Vergänglichkeit der Leidenschaft der modernen Welt, wie auch die "rote Gefahr", darstellen konnte - "Heute Rot, morgen Tot", rät er, und beschliesst seine Rede.

Um die Worte des Pfarrers zu bestätigen, warnt der Kalendermann:

Wir sind noch ein Heer ohne Führer, eine Kirche ohne Turm, ein Baum ohne Krone. Und um dieses gilt unser stiller Kampf. Deshalb ermahne ich euch, ihr lieben Stammesbrüder, stellt euch nicht abseits, sondern sagt freudig ja. wenn auch an euch der Ruf ergehen wird, beizutragen zu dem grossen Bund der deutschstämmigen Brasilianer. Ihr aber, die ihr Berufen seid zum Führeramte an unserem Volk, lasst nicht ab, zur Einigkeit zu mahnen und den Zusammenschluss vorzubereiten, der kommen muss, wenn wir nicht untergehen wollen. (KDB. 1933, S. 26)

Im KDB der Im Januar 1934 herausgegeben wurde, brachte die Nachricht, dass in Hinsicht auf die Meinungsverschiedenheiten der deutschen Gemeinde, wenigstens in den Augen des Kalendermanns, fanden einen Weg zur Einigung. Schon auf der ersten Seite des Kalenders gibt man den Sieg Hitlers bekannt. In der Spalte "Kalendersmannstandrede" - kommt der Musterreiter ins Kaufhaus und erzählt lachend: "jetzt haben wir einen Führer von dort oben": Von allen, der Einzige der keinen Enthusiasmus zeigt ist der Vertreter der Katholischen Kirche, Pater Nicolaus, welcher sich des Kulturkampfes in der Zeit Bismarcks erinnert und die Verfolgung des Klerus. [101] Der Kalendermann antwortet:

Machtet euch keine Sorge. Wir sind alle Christen!...) Sorgt dafür, dass unsere Schulen immer besser werden. (...) denkt nicht immer nur an Geld und Besitz, sondern erinnert euch, dass es auch noch andere Güter im menschlichen Leben gibt. (...) Wir sagen immer: es fehlt der Führer zum wahren Volkstum, oder zur wahren Politik. Wir verbannen - sei die Zeitungen und Vereine unserer Führer! (...) Schaut auf das deutsche Volk! Als das Land soweit war. dass es den Führer brauchte, da wurde er ihm geschenkt und zwar aus dem Volk heraus. (KDB. 1934. S. 32)

Es ist interessant zu bemerken, dass der Kalendermann nicht die die Anwesenheit eines politischen Leiters hervorhebt, aber die Presse, der man die Aufgabe zuspricht das Amt eines Wegweisers der Handlungen seiner Leser zu sein. Wenn das die Art darstellt um auf sich die Funktion einer Führung zu beziehen, er, der Herausgeber, der für die Herstellung einer Zeitung verantwortlich war, dazu noch eines Kalenders und verschiedener Schulbücher, oder ob diese Empfehlung, den Wunsch nicht das Abbildung eines anderen Führers, aber das des Deutschlands Führer zu sein, ist es uns nicht möglich zu antworten. Der Grund, dass man die germanische Kultur in Brasilien leiten wollte, jetzt schon eine Bewegung, dank der kulturellen Industrie, verleitet uns an die Herausforderung welche durch die Propaganda gemacht wurde zu glauben, sei es, die Körper frei zu lassen, wenn nur die Seelen sicher eingekerkert waren (ADORNO & HORKHEIMER, 1985, S. 125 u. w.J.

So, neben dem Foto von Massenversammlung, der Fahnen, von Hitler als er das Volk auf den Strassen begrüsst, der neuen Sinnbilder der deutschen Nation, Karikaturen der europäischen Gegner, Werbungen des Arzneisyrups, landwirtschaftliche Maschinen, Seifen, usw., die Kalender und Zeitungen dringen auf die Organisation der deutschbrasilianischen Politik, wegen der Notwendigkeit des Widerstandes ihren Gegnern gegenüber, berechtigt.

Der erste Feind, von dem schon die Rede war, ist der Materialismus, wegen seines atheistischen Charakters, wie auch als politisches System, weil es der Nationalismus widersetzt. In der Tat, die Memoiren Kniestedts, ein Anarchist aus Porto Alegre, beschreiben die Konflikte von den geglückten Anträgen des Sozialistischen Arbeitervereins, kommend.

Es ging alles gut; überall gab es Mitwirkungen. Dass stellte einen Balken in den Augen der Nazis dar, welche zu dieser Zeit, sich ihre Geckenhaft zeigten. Stahlhelm, Ludendörfler, der Konsul, die Hitler-Jugend, alle hatten ihre Gruppe hier.

Wir kümmerten uns nie um sie, aber sie kümmerten sich umso mehr um uns. Nach einigen Versuchen der Vereinigung dieser revolutionären Brüder der Rechten, gelang es den Braunen sich zu behaupten. Gründer der Nazigruppe war ein Spezialist in Emailleartikeln - Ehricht - ein gewesener junger kommunistischer Militant (...) (1989, S. 146-47)

Die politische Organisation des Deutschtums berechtigte sich nicht nur als Existenz einer linken Opposition, denn, laut den Behauptungen desselben Kniestedt, stellten diese die Mehrheit des deutschbrasilianischen Segmentes, dar.

Die AIB (Agáo Integralista Brasileira) war auch eine Drohung zur gewünschten Vereinigung, und als der Kalendermann die portugiesischen Nativisten nennt, ist es gut möglich, dass er sich auf jener Partei, bezieht.

Die AIB zieht verschiedene Mitglieder der deutschen Gemeinde, zu sich an, hauptsächlich in Santa Catarina und in Paraná. Ausserdem verbreitete sie die Idee eines Nationalismus der den Gebrauch irgendwelcher Sprache oder Sinnbilder verurteilt ausser den Nationalen. Aus diesem Grunde, wirkte er in einer Art, welche die Massnahmen gegen die Handlungen der Ausländer im Land, vereinte. Aber eine andere Drohung, scheint uns noch gefährlicher, für die Tradition welche die Deutschen bewahrten: die Nationalisierungs- Bewegung, welche, die deutsche Schulen als einer ihrer Hauptziele hatte. Ausser dieser Bewegung, rechne man noch seit 1934, das Verbot der Aktivitäten aller ausländischen Vereinigungen im Lande, und letztlich, schon im Jahre 1940, die Untersagung der Druckschriften die fremde Sprachen benutzten. Mit diesen offiziellen Massnahmen, radikalisiert sich die Betrachtung der Pangermanisten; wie zur Zeit des ersten Weltkrieges, der Druck zur Endogamie, die Bewahrung der deutschen Sprache sind die Leitmotive die sich stark herausgeben. Wiederum, beschreiten sie das Recht des freien Ausdrucks, man vergleicht die Rassenmischung einer Praxis die selbst unter Tieren, unmöglich ist, und der Tausch einer Kultur um die andere ein unzulässiges Erfordernis; aber langsam, verlieren diese Betrachtungen nach und nach ihre Kraft, bewahren ihre echten Merkmale nur im Kalender "Volk und Heimat".

Vom Jahre 1936 ab, entstehen Fotos der brasilianischen Obrigkeiten, Lobreden zu ihrem Leben und der ihres Volkes immer mehr; man empfiehlt auch dass die deutsche Sprache nicht Öffentlich gebrauchen sollte, und die Nachrichten über die offizielle Politik der brasilianischen Regierung ersetzt die Seiten, wo früher die deutsche Politik verbreitet wurde.

Als die Nationalisierungspolitik sich verstärkt, im KDB von 1939, verabschiedet sich der Kalendermann im Kaufhaus, mit der Behauptung, dass er nicht mehr in diese Kolonie kommen würde. Im Jahre 1940, fallt diese Spalte aus. Im Gegensatz, bekommen die Leser einen anderen Besuch; den des Getülio Vargas der aus Blumenau kommt und ihnen eine Botschaft bringt;

Ich kann es nicht unterlassen, meine Überraschung und meine Bewunderung auszudrücken, die ich beim Betreten eines Munizips wie Blumenau empfunden habe, eines Munizips, das im Kernpunkt des kolonialen Gebietes liegt, von dem man sagte, dass dort die portugiesische Sprache unbekannt und das Gefühl der Brasilität erstorben sei.

Ich habe die gegenteilige Empfindung. Ich habe überall und von allen Selten den Ausbruch freiwilliger und feuriger Begeisterung, das Gefühl brasilianischer Brüderlichkeit und Liebe zu unserem Lande, den ausdrücklichen Wunsch, unser Leben als Brasilianer mitzuleben, bemerkt. Diese Verwandlung, die niemand verdunkeln darf, wurde mir von allen Seiten bezeugt (..) (...) Es sind 90 «Jahre verflossen, seitdem die ersten deutschen Kolonisten im Tale des Itajahy eintrafen. (...) (...) Man sagt, es kostete viel, dass sie sich in die nationale Gemeinschaft einfügten und die portugiesische Sprache erlernten. Aber die Schuld liegt nicht bei ihnen; es ist die Schuld der Regierungen, die sie isoliert in den Wäldern in grossen Gemeinschaften, ohne Verbindung Hessen. Alles was die Kolonisten damals verlangten, war zweifacher Art, Sie förderten nur zwei Sachen: Schulen und Strassen. Strassen und Schulen. (...)

(...) Die Regierung, die um Stimmen warb, verlor alles Ansehen, weil sie von den Abstimmungen abhängig war, und der Wechsel dieser Abstimmung diente nicht den wahren Interessen der Nation.

Heute sind die Sachen geändert. Die politischen Parteien, die früher regionale Verbindungen ohne nationale Ziele waren, wurden aufgelöst. die Regierung kommt nicht mehr zu den Kolonisten, um Stimmen zu werben; die Regierung hat väterliche Gefühle für sie und nähert sich ihnen, um ihnen zu helfen (...)

Jetzt ist diese Bevölkerung, die so viele Jahre ihre' Tätigkeit auf dem Boden unserer Erde entfaltet hat und die aus den Kindern und Enkeln der ersten Einwanderer besteht, brasilianisch. Alle sind Brasilianer (...) Aber Brasilianer sein heisst nicht nur die Gesetze Brasiliens achten und seine Behörden ehren. Brasilianer sein heisst, Brasilien lieben. Es ist das Gefühl, das da sagt: "Brasilien, du gibst uns das Brot; wir werden dir unser Blut geben! (KDB. 1941, S. 44-45).

In diesem selben Jahr, wurde der Umlauf jener Zeitungen, welche noch die deutsche Sprache gebrauchten, verboten; neue Aufstände, neue Boykotts gegen Elemente dieser Herkunft wurde organisiert. Im Gegensatz aber zu dem ersten Weltkrieg, nahmen an diesen Demonstrationen nicht nur Vertreter der bürgerlichen Gesellschaft teil, aber auch offiziellen Politiker, die jene Initiative im Namen der Stärkung der demokratischen, westlichen Werte anforderten. [102]

Allgemeine Betrachtungen

Wenn wir die wichtigsten Momente des Weges, welchen die Proselyten des Nationalsozialismus gegangen sind, und den Einfluss über die Druckschriften in deutscher Sprache beobachten, sind wir verführt, diesen Prozess als eine Bewegung ideologischen Charakters anzuerkennen, ebenso fahren wir mit unserer Analyse fort, über die Ausbreitung des Rassismus Seitens der Pangermanisten, welcher die Mentalität der Deutschbrasilianer imprägnierte, seit Ende des 19. Jahrhunderts. Tatsächlich, wenn wir die Ausdrucksweise der Nazipropaganda, sei es bei der Auslandsorganisation, sei es von den Pangermanisten die sich dem Nazismus zukehrten, oder der Neudeutschen, stellen wir fest, dass ihre Logik sich auf den Bedürfnissen der Verbreitung einer Zusammenfügung der Kraft-Ideen, begründete, die im Augenschein hatte, das ganze kulturelle Feld welches beherrscht werden sollte, zu beziehen.

Allerdings, wenn wir die Überlegungen Hannah Arendt analysieren, ziehen wir es vor, uns eines anderen Weges leiten zu lassen; nach Meinung dieser Verfasserin, kann die Organisation der totalitären Bewegungen und Regierungen nicht einer Pyramidenstruktur gleichgestellt werden, was gesagt werden muss, dass sie nicht einer Beziehung der Oberherrschaft von oben nach unten beruht; für Hannah (1972, S. 136 usw.), das Sinnbild des Totalitarismus kann wie eine Zwiebel vermutet werden, denn der Kern des Systems ist nicht über und auch nicht ausser ihm, aber in seinem Innern. Um ihn herum, wie konzentrische Kreise, legen sich die anderen Segmente, die von der Partei - Elite, ihrer Bürokratie, ihre Glieder, bis zu den einfachen Sympathisanten, an. Dieses Modell gibt uns das Verständnis, dass es keine wichtigen Verschiedenheiten unter ihren Gliedern gibt, aber in den Funktionen die sie ausüben; ist es als ob sie Zellen eines selben Organismus wären.

Wir achteten ganz besonders noch darauf, die Behauptungen von Dominique Pelassy zu zerlegen, (1983), laut ihrer Meinung, wenn auch die Ideologie sich der subjektiven Faktoren bedient - oftmals mit den unmittelbaren Bedürfnisse der Individuen sich vereinigt, wenn auch der Nazismus sich dieses Mechanismus angenommen hat, die Ideologie setzt immer die Überzeugung voraus, es ist wichtig festzustellen, ein Regelbund welche sich einem Fundament rationaler Ordnung unterordnet; deswegen, wird sie immer verletzbar und zur Widerrede empfänglich sein. Zum Unterschied dieses Prozesses, das mythologische Abbild dessen sich der Nazismus genährt hat, verhinderte diese Möglichkeit, in der Hinsicht, dass seine Mitglieder nicht nur passive Elemente des Diskurses waren, aber gleichzeitig derer Erzeuger.

Was aber das Verständnis dieser Begebenheiten erschwert, Seitens des akademischen Denkens, ist, dass irgendwelcher Versuch, sich zu organisieren oder eine intellektuelle Ordnung einer symbolischen Materie zu geben, bringt uns dazu die fundamentale Unordnung welche ihr zu eigen ist, zu verraten.

Diese Analyse scheint uns noch verwirrender, wenn man versucht ihre Effekte in einer Gesellschaft, die von weitem den Aufstieg und die Befestigung der Bewegung, beobachtete, und die von dieser Bewegung, in einigen Momenten gefangen wurde, zu studieren. Diese geographische Entfernung, welche eine grössere Idealisierung jener Begebenheiten erlaubte, mit der Mannigfaltigkeit der überlegenden Verschreibungen, vereint, welche nicht immer untereinander übereinstimmten, wie schon beobachtet wurde, ergab die Möglichkeit verschiedenartiger Weise aufgenommen zu werden, was, in der Zäsur, unzählige Risse in jener politischen Kultur, herausforderte.

In diesem Sinne, wenn auch die Bewegung, die im Süden Brasiliens sich offenbarte, in den Deutschbrasilianer einen galvanisierenden Effekt hervorruft, der die Behauptung ihrer kollektiven Identität nicht begünstigte, wie es das Deutschtums- Prinzip in den vorgehenden Jahrzehnten getan hatte. Denn verwarfen die Nazis verschiedene Teile dieses sozialen Segmentes, aus völkischen kulturellen oder politischen Gründen. Sie nahmen nicht jene die, nicht die deutsche Sprache perfekt beherrschten, an, auch nicht die "Mestize", oder die nicht die deutsche Bürgerschaft besassen, die sich an der internen Politik beteiligten; derartige Handlungen, erzeugten dass ihre Vertreter sich weniger als Verbreiter einer Lehre die sich verallgemeinern sollte, betrugen, eher aber als Mitglieder einer Sekte, die sich von allen anderen absonderte und alles verwarf, was "auf der Aussenseite" ihrer eigenen Gruppe war; entsagten dieser Welt, um würdig zu sein, wenn sie sich treu bewahren würden, zu dem was die andere Welt ihnen bieten würde.

So wie, das Deutschtum zur Stärkung der sozialen Zusammenschliessung führte, und sie inwendig einförmig machte (Blut, Sprache, Kultur) so erreichte der Nazismus die äussere Einförmigkeit, denn, in Anbetracht des sektiererischen Charakters ihrer Leiter, wurden alle, wie Bohle es erträumte, als vollständige Deutsche, ergo, wie vollständige Nazis, angesehen.

Aber, bis zur Zeit des Estado Novo (Neuen Staates), welches ihren "Einigkeit" unterbrach, das Deutschland Hitlers wirkte in Ihnen, ein naheliegendes Gefühl, wenn nicht das gleiche, welches sich spüren lässt, durch eine Erfahrung religiöser Art, aus; und die Religion, ihrerseits, verwandelt sich in einer Bewegung säkularen Charakters, die in der Öffentlichkeit eindringt und in ihr, ihre Nation, ihren Leiter und ihr Volk, ankündigt, Ausarbeitungen, die wir, in dem' nächsten Kapitel, versuchen werden zu analysieren.

PIETISMUS, PATRIOTISMUS UND NATIONALSOZIALISMUS

Visto terem sido os cristäos a mancharem-se com os horrendos crimes de Auschwitz e Buchenwald, quando a sua obra foi terminada, o seu Deus tornou-se Impossivel.

Dietrich Bonhoeffer

In dem 30. Jahrzehnte, schlossen sich die Evangelischen Gemeinden, die sich in Santa Catarina und Paraná Niederhessen, [103] [104] an dem "Deutschen Evangelischen Kirchenbund" an, wie es auch die Riograndenser Synode schon in 1928 gemacht hatte. Dank dieses Entschlusses ermöglichte sich eine politische Annäherung zwischen die deutschbrasilianische Pfarrerschaft und die Mutterkirche, sowie die Hoffnung einer ausdrucksvollen finanziellen Hilfe aus Deutschland, sei es für die auftauchenden Gemeinden, oder für diejenigen, die schon konsolidiert waren; solche Verbindung erforderte zur Erneuerung, einen ständigen Vertreter der Mutterkirche in Brasilien im Range eines Propstes, der auch das Deutsche Konsulat streng vertrat.

In 1933, organisierten sich die "Deutschen Christen" in einer para-ekklesiastischen Assoziation mit korporativem Charakter, die praktisch von der Kirchenleitung unabhängig war, aus Pfarrern und Laien bestand, deren Hauptziel die Pfarrerschaft und Gläubigen auf die nationalsozialistische Ideologie, durch ihre "neue Theologie" hinzuziehen.

In den folgenden Monaten war die Anzahl der "Deutschen Christen", unter der Führung des Pfarrers Erich Knäpper so gewachsen, dass die soziale Beziehung der Evangelischen Vereine eine organisierende und prägende Macht wurde. Diese Gruppe spielte eine so bedeutende Rolle, dass in kurzer Frist, in der Riograndenser Synode mindestens zwei Drittel ihrer Mitglieder sich mit der Nazilehre identifizierten, und sich in der NSDAP eingegliedert hatten; dieselbe Tendenz war auch, in grossem oder kleinem Masse, in anderen Synoden zu bemerken.

Man kann diesen Siegeszug auch auf die religiösen Veröffentlichungen hinweisen, wie der "Kalender für die Deutschen in Brasilien", "Der Junger Kämpfer", "Deutsche Evangelische Blätter für Brasilien", "Evangelische Volksblatt", "Synodalkalender", usw., welche in ihren Leitartikeln die Begeisterung zur nationalsozialistischen Machtergreifung, erklärten.

Die Leistungen der "Deutschen Christen" unter den Jugend- Vereinigungen wachsen nicht in arithmetischer, sondern in geometrischer Progression; diese stiegen von 12 Ortsgruppen zu 79, die zu mindestens 3.000 Mitglieder umfassten, welche einem auserlesenen Rassebewusstsein imprägniert wurden, sowie auch von dem missionarischen Geist um die Seele für Deutschland und für Christus einzulösen.

In 1936, wurde die "Evangelische Jugend" "Jungvolk” genannt, und ähnelte immer mehr der Laienbewegung "Deutschbrasilianer Jugendring”, eine Organisation die zu der "Hitlerjugend" in Deutschland angeschlossen war.

Es ist interessant die Hymne des "Jungvolkes" hervorzuheben, welche ihr Gelöbnis ab 1936 wird:

Wir geloben:

Dir. Gott der Vater dient die junge Schar,

Dein Wort bleibt heilig, wie es immer war.

Wir sind bereit.

Dein ist die Zeit!

Wir geloben:

Dir. Volk der Väter, sind wir ganz geweiht.

Dein Blut vergeht nicht, denn wir sind bereit.

Keiner zerbricht.

Steige zum Licht!

Wir geloben:

Dir. Land der Väter gilt der schwere Schwur

 Die Heimaterde sei uns heil’ge Flur.

Wir sind die Wehr!

Dein ist die Ehr!

(apud DREHER, 1984. S. 145)

Diese fast sofortige Annahme des Nationalsozialismus von Seiten der Deutsch-Evangelischen-Kirche in Brasilien soll im Lichte der politischen Konjunktur Deutschlands gedacht werden; in 1933, verteidigte eine Gruppe aus der Deutschen Pfarrerschaft, die sich auch "Deutsche Christen" nannten, den christlichen Charakter der Revolution und rief die Partei als ein Kampf-Instrument gegen den marxistischen Atheismus auf; ausserdem, wurde die rassische und politische Säuberung unter den Kirchenmitgliedern geprägt - eine Rede, die gegen die Liberalen Theologen und andere durch den Assimilationsprozesses zu dem protestantischen Glauben bekehrte Volksgruppen gerichtet wurde. Die "Deutsche Christen” hatten noch vor, die Vereinigung aller evangelischen Konfessionen unter einem einzigen Führer - den Reichsbischof - laut des Führer-Prinzips - sowie den des demokratischen Parlamentarismus endlich ablösenden Führergedankens, und die Einheit der Kirche mit dem Staat zu erreichen (BRACHER, 1973).

Unter dem doktrinären Gesichtspunkt, mussten die Theologen sich umorientieren, mit der Verweigerung des opferreichen Lebens Jesus Christus, und bei der Verminderung der Wichtigkeit des Apostels Paulus, der die Verbreitung des Evangeliums in alle Nationen und Völker, sowie die Gleichheit aller Menschen vor Gott predigte.

Die Mitglieder der "Glaubensbewegung Deutsche Christen" verstanden, wie die National-Sozialisten, die Vorteile der Bewegung über die parlamentarische Debatte zu leiten, weil diese Regeln und Prinzipien berücksichtigt werden mussten.

Laut Sauberzweig,

Was freilich die Menschen hätte stutzig machen müssen, war dies, dass die Deutschen Christen - von Anfang an mit denselben Methoden vorgingen, wie der Staat bzw. die Partei (...) Sie verlangten (...) die Annahme des Arierparagraphen in der Kirche, was darauf hinauslief, die staatlichen judenfeindlichen Gesetze In der Kirche einzuführen, Pastoren und Kirchenälteste mit jüdischem Blut aus ihren Ämtern zu entfernen. Ja schliesslich allen Christen jüdischen oder halb- und vierteljüdischen Blutes die Teilnahme an den christlichen Gottesdiensten zu untersagen, (SAUBERZWEIG, 1959. S. 303-304)

Laut Bracher, (1973), und Aygoberry, (1969), kämpften die "Deutsche Christen" auch gegen jede Idee, die sich ihnen widersetzte, seien es säkulare oder religiöse, im Namen der Abschaffung des Alten Testamentes in der Kirche, eines Arianischen, Christens, und noch eines vermeintlichen messianischen Charakters des deutschen Volkes.

So eine, in Vergleich zu den evangelischen Traditionen verzerrende Vision, könnte selbstverständlich nicht, von allen Gliedern der Pfarrerschaft und der Ganzheit der Gläubigen akzeptiert werden, denn ihre Prämissen waren auf, durch vier Jahrhunderte religiöser Kultur gegründet. Die aufgeklärten Mitglieder der "Deutschen Christen" bestanden nur in 10 oder 15% der Protestanten in Deutschland (NOVAK, 1981). Wenn diese von der Pfarrerschaft geduldet wurde, ist es nicht der Annahme ihren Thesen zu verdanken, sondern die relative Sympathie der Kirchobrigkeit in Hinsicht des Regimes. Laut Aygoberry (1979, S. 45-50), Anfangs feierten verschiedene Vereine, welche die kleine Bourgeoisie repräsentierten, die Siege des Nationalsozialismus als eine Erneuerung des Patriotismus und einen Triumph über die Plutokratie. Die Arbeit- Mystik, der anti-Individualismus und der moralische Konservatismus sind andere Übereinstimmungen von der sozialen und politischen Ethik der Kirche. (BRACHER, 1973, S. 126). Aus diesem Grunde verachtete die Evangelische Kirche die Divergenz zwischen diejenigen und ihrer Stellungen.

Allerdings, waren der Rassismus, die Gewalt und die Vergötterung des Führers sowie der diktatorische Charakter des Regimes für die allmähliche Distanzierung beider Institutionen verantwortlich. Aber trotz dieses Widerspruches, die Lehre der Trennung der beiden Reichen (die weltliche und geistliche Herrschaftsweise), deren Prinzip forderte, dass man beide "als die höchsten Gaben Gottes auf Erden in Ehren halten müsse", trug dazu bei einem grossen Teil der Gläubigen gegen der Regime-Tätigkeiten zum Schweigen zu bringen.

Andererseits waren laut Sauberzweig die "Deutschen Christen" nichts anderes, als der getarnte Arm der Partei, um dieser auch auf dem kirchlich-christlichen Gebiet die Macht zu sichern. Dass sie nicht lange den Klerus verwalteten, kann man auf das Wahlresultat von 1930 und 1932 hinweisen: von 22.000.000 Protestanten, stimmten 9.000.000 in der SPD und KPD, ein Prozentual, das geklärt werden kann, durch die intensive Politisierung der Theologie dieser Epoche (NOVAK, 1981, S. 296). In dieser Richtung, könnte die "Deutsche Christen" Bewegung auch als eine Reaktion zu solchen Tendenzen verstanden werden.

Ausdrucksvoller als die "Deutschen Christen" wurde die Betätigung der Bekennenden Kirche, eine Fraktion des protestantischen Glaubens, die in manchem Gebiet bis 40% der Pfarrerschaften umfasste, welche einen systematischen Widerspruch gegen die Nazis ausübte.

Unter der Leitung Karl Barths, der erste Theologe, der die haupt-theologische Prämisse der Resistenz zum Nationalsozialismus vorlegte,[105] versammelten sich verschiedene Theologen aus vielfältigen theologischen Tendenzen von denen Dietrich Bonhöffer hervorgeht. Er war der politisch-intellektuelle Beauftragte der Bewegung.

Er verteidigte die Säkularisation des Christentums, und erkannte den Nazismus als eine neue Religion, die in der Vergötterung des Führers und des Rassebegriffes begründet war. Laut Bonhöffer, wurden die Grenzen zwischen beide Ordnungen, in dem Masse von der, weltlichen Macht vergewaltigten, dass die Christen, nicht nur sich widersetzen sollten, sondern auch unbedingt, eine radikale Interferenz in der gegenwärtigen Geschichte unternehmen müssten.

In Brasilien, wurden die Deutsche Christen" sowie die Glieder der Bekennenden Kirche tatkräftige Teilnehmer der politischen und kulturellen Ereignisse, aber, während der "Deutschen Christen" einen wesentlichen Einfluss auf die Gläubigen ausübte, wurden die Mitglieder der Bekennenden Kirche Mitglieder rasch unterdrückt, sei es von den offiziellen Massnahmen des Klerus, sei es von ihrer täglichen Tätigkeit. Viele von denen wurden wieder nach Deutschland geschickt, andere hatten die Geldmittel ihrer Pfarre in der Synode untergebracht, und andere mussten ihre offiziellen Verpflichtungen verlassen (DREHER, 1984, S. 149 usw.)

Anlässlich solchen Benehmens ist es interessant, ein Geschehen dieser Epoche zu erwähnen.

Ein Deutschbrasilianischer Pfarrer fragte Karl Barth brieflich, über die Nichtbezüglichkeit des Glaubens zum Volkstum in der brasilianischen Evangelischen Kirche.

Barth antwortete:

(...) Sie können und sollen sich über das irdische Grunddatum Ihres Gemeindelebens: dass ihre Leute Deutsche sind und dass der berechtige Wunsch besteht, dass ihnen ihr Deutschtum erhalten bleibt - sie können und sollen sich darüber keinen Augenblick hinwegsetzen. Aber es müsse der Versuchung widerstanden werden, das irdische Datum mit himmlischem Datum zu verwechseln oder es ihm als Faktor von gleicher Würde zu koordinieren. Dann wären bei den zwei Göttern der Deutsche Christen (...) Der Deutsche könne dem Pfarrer zwar seine Hoffnungen und Nöte vortragen als der unversöhnte, blinde, sündige Mensch, der er nun einmal ist. und doch aufgenommen mit seiner ganzen Existenz in der Kirche des Herrn- (...) die wirkliche Durchdringung des Primates des Wortes Gottes ist selbstverständlich Sache dieses Wortes selber und ganz allein, und darum dürften Sie sich in der ganzen Sache keine Skrupel machen, sondern wenn Sie im Glauben und im Gehorsam stehen, mag jenes Unheil je und dann geschehen - wie doch in unserem Tun auch in dem besten Leben je und dann grösstes Unheil geschieht - und es wird ihnen und ihrer Gemeinde endlich und zuletzt doch alles zum Hell ausschlagen. Und also ... hinein denn ihre nun einmal nötige Deutschtums- Arbeit. pecca. pecca fortiter! [106]

Gegen diese Behauptungen, widersetzten sich scharf die Glieder auf der Synodalversammlung des Jahres 1934, denn laut den Pfarrern, Volkstum sei nach Gottes Ordnung, und zwar als Ordnung der Welt. Blut und Rasse, Volkstum und Volk, Geschichte und Staat seien von Gott gegebene und gewollte Ordnungen (PRIEN, 1989, S. 416).

Nach der Meinung solcher Pastoren, Barth und seinen Nachfolger könnte die Konsolidierung des Anschlusses der Synoden an die Mutterkirche schädigen, ein Ziel seit langem vom Klerus geplant. Ausserdem, die "rote Gefahr" und das Risiko der Vermischung, wie ich schon behauptet habe, wurden Feinde, die neuen Nachfolger gewinnen könnten, wenn die doktrinären Misshelligkeiten verbreitet würden. Oder noch schlimmer, die Politisierung der Kirche könnte, wie es schon in Deutschland geschah, die Einheit der deutschen Evangelischen Kirche in Brasilien bedrohen.

Diese waren die Gründe dafür, die Pfarrer der Bekennende Kirche von den Synoden zu entfernen, wenn sie nicht gezwungen würden ihre Rückkehr nach Deutschland zu legitimieren.

Ab dieser Konjunktur, wurden die politischen, Auseinandersetzungen im Rahmen des Machtstreites von Gliedern einer ideologisch-homogene Gruppe geschaffen, was aber nicht eine Verminderung der Streite hervorrief, sondern vielfältige und noch radikalere Misshelligkeiten.

Das ist, ganz generell gesehen, die Beschaffenheit in der die nationalsozialistische Utopie in Brasilien die von den Protestanten angenommen wurde.

Angesichts dieses Phänomens, müssen wir uns fragen, welche waren die fortlaufend und tiefsten Beziehungen, die es ermöglichten, dass die bis dahin scheinbar unpolitisch Evangelischen sich plötzlich, zu ihrer alten Heimat wiederanknüpften? Welche Bearbeitungen uns eine unentwirrbare Verbindung zwischen den Evangelischen und den Pangermanisten und Nationalsozialisten einflüstert? In anderen Worten, gab es wirklich eine Art von Symbiose zwischen Religion und Politik? Solche enge Verbindung ist nicht von einer Historiographie aus verständlich, die sich nur durch die beabsichtigte Ausübung der Männer in der Gesellschaft organisieren lässt, oder durch die Untersuchung der Praxis der sich kristallisierenden Institutionen. Die Behandlung dieser Frage soll untersucht werden, bei der Überlegung über Begriffe und Vorstellungen, welche in religiöser Welt (bewusst und unbewusst) gebildet wurden, besonders aus der pietistischen Tradition, wie es in Brasilien erlebt wurde. Ich spreche hier von Volksgemeinschaft, Volkskirche, Luthertum und völkische Identität, Patriotismus und Minderheits-Bewusstsein, sowie die weltliche Mystik, die die Nation sakralisiert, Formulierungen derer die seit des 18. Jahrhunderts deutsche religiöse Weltanschauung imprägnierte, und die im Süden Brasiliens als eine "Erweckung” zu der Vergangenheit erschienen, gleichzeitig sakramentlich und säkular. Als ob dieselben aus dem Romantiker zur Zeit der napoleonischen Herrschaft, Befreiungs­träume die nationalistische Utopie solcher Immigranten bewässern würde, die Hypothese einer apokalyptischen Jetztzeit, die sie von ihrer Geschichte ablösen würde, schien in der Hitlers Figur, und in der "Deutschen Christen" Bewegung zu verkünden.

Aber bevor man die von den Pietisten bearbeitete kulturelle Welt analysiert, ist es nötig, dass die institutionelle Bahn der deutsch-brasilianischen Evangelischen Kirche imÜberblick behandelt wird.

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Das Sinnbild der Evangelischen Lutherischen Kirche in Brasilien

 

Die Evangelische Kirche deutscher Herkunft in Brasilien

In seiner Eröffnungspredigt der Synodalversammlung des Jahres 1900 in Porto Alegre, hatte Pfarrer Schlegtendal gesagt, er wäre stolz, weil das deutsche Volk in Brasilien, in deutscher Sitte und deutscher Art, rein und stark sich erhalten hätte, was, seines Erachtens, ein Hinweis des deutschen Charakters wäre. Und er erklärte noch, sicher dass seine Zuhörer sich belohnt fühlen würden, dass von nun an, die Deutsche Evangelische Kirche besorgt sein würden, mit der Aufgabe es zu erziehen, zu koordinieren und durchzuführen, damit sie ein Vorbild des Deutschtums in Brasilien sein könnte.

Und tatsächlich, selbst wenn das Wort Deutschtum nicht notwendigerweise dieselbe Bedeutung für den Immigranten (besonders diejenigen, die seit lange in Brasilien waren) und für den Pfarrer hatte, die Möglichkeit um finanzielle Hilfe und geistliche Fürsorge zu bekommen, entsprach der Erwartung der Gläubigen, die sich in dem Beispiel der katholischen Kirche orientierte. Über diesen Bedarf, zitieren wir, beispielsweise, die Aussage eines Kolonisten, der sich seines Grolls gegen die Indifferenz seiner Kirche dem Einwanderer gegenüber erinnert:

Man spricht immer viel von Vaterland und der Mutterkirche. Ich werde aber nie vergessen, wie wir vor unserem Auszuge aus der Heimat zum letzten Male in der Kirche waren, und was uns dort gesagt ist. Leute, wurde uns von dem Pastor gesagt, ihr geht hinaus in die Unbekannte Fremde unter ein Volk fremder Sprache und anderen Glaubens. Niemand wird sich um euch kümmern, niemand nach euch fragen, Ihr werdet euch selbst überlassen sein, keine Glocke wird euch in die Kirche einladen, kein Pastor euch das Evangelium predigen und die Sakramente spenden. Ihr aber haltet fest an eurem Glauben! - ja, das hat man wahr gemacht. Niemand hat sich um uns gekümmert, niemand nach uns gefragt, wo doch die Kirche schon mehr als 40 Jahre besteht. Was soll nur daraus werden, worauf sollen wir uns noch verlassen? (apud PRIEN. 1989. S. 91)

Diese beiden Stellungen, von Schlegtendal und dem Kolonisten, symbolisieren in einem gewissen Masse, die politische und kulturelle Geschichte der Evangelischen Kirche deutscher Herkunft in Brasilien. Einerseits, die Erhaltung des evangelischen Glaubens, trotz der einfachen Bedingungen, wie die Abwesenheit der Pfarrerschaft, die Anwesenheit einer offiziellen Religion und die Mangel an Mittel für den Bau der Tempel. Andererseits, der nationalistische Protestantismus, welcher genauso wie der Alldeutscher Verband die religiöse Treue der Gläubigen als ein Kompromiss mit den Interessen der deutschen Nation verstand. "Luthertum ist Deutschtum" - behauptete man zu dieser Zeit.

Ich will es nicht unterschrieben haben, die Thesen behaupten, dass alle Bestrebungen der Deutschen Evangelischen Kirche in Brasilien wurden einer imperialistischen Taktik untergeworfen. Ich will auch nicht behaupten, andererseits, dass die protestantische Religiosität sich auf ganz verschiedener Weise entwickelt hätte, wenn die Mutterkirche keine Interferenz in den brasilianischen Gemeinden ausgeübt hätte.

Nach meiner Meinung orientieren sich alle ekklesiastischen Institutionen, unabhängig von ihren eventuellen Amalgamierungen mit den säkularen Mächten, immer von einem geistlichen Prinzip aus. In diesem Sinne, wurde die Verbreitung des evangelischen Glaubens zum Imperativ, eine Aufgabe, die als eine apostolische Mission angesehen wurde, womit man sogar vermeintliche Wünsche der Erhaltung der kulturellen Identität ihrer Gesprächspartner benutzen dürfte. [107]

Als Schlegtendal oder selbst Rotermund die Endogamie vorschlugen, wurden sie selbstverständlich von Volkstumsideologie, imprägniert, aber unter gemischte Ehe verstand man auch die Vermischung mit den Katholiken, eine hegemonische Religion, welche die Konsolidierung des evangelischen Glaubens in Brasilien bedrohen könnte.

Ausserdem die Entstehung verschiedener Sekten, wie die der Mormonen und Adventisten, die in Brasilien sich am Anfang des 20. Jahrhunderts niederliessen, repräsentierten ein ständiges Risiko für den Protestantismus, so in Europa wie in Amerika.

Was wirklich am Anfang passierte, war eine Gleichzeitigkeit zwischen Sprache und Interessen der Gläubigen und der institutionellen Führung der Kirche; wenn einerseits, die nationalistischen Pastoren die Unabhängigkeit der brasilianischen Gemeinden bedrohten, andererseits, muss man berücksichtigen dass die Anwesenheit einer formellen Pfarrerschaft, nach der Meinung vieler Einwanderer, viele Vorteile ermöglichten, wie die Verteidigung des Luthertum, als eine formelle Religion und die Repräsentation der Evangelischen in Hinsicht auf die katholischen und säkularen Institutionen. Ausserdem, die verschiedenen Vereine von der Kirche direkt oder indirekt gegründet, trug dazu bei, die politische und ökonomische Organisierung der Einwanderer zu fördern, wie man die sogenannte Rotermunds Ära schon erwähnte, eine Periode, die sich mit der Andeutung eines korporativen Projekts unter den Deutschbrasilianern charakterisierte.

Ich habe mit diesem Gedankengang vor, zu behaupten, dass es immer eine Art stillschweigender Übereinstimmung zwischen den, Gläubigen und der Pfarrerschaft gab, was einen gewissen Einfluss der Deutschen Kirche begünstigte. Wenn die Konsolidierung solcher Kontakte nicht früher geschaffen wurde, muss man sich erinnern, dass während des Kaiserreiches, Brasilien offiziell katholisch war, und die Empfehlung gegen jede Art von doktrinären Interferenzen, zum Teil, in Rücksicht genommen wurden. Aber trotz dieser Hindernisse, war die Abwesenheit einer formellen Pfarrerschaft damals weder absolut noch standhaft, und hing von jedem Gebiet ab. In der von der kaiserlichen Regierung gegründeten Siedlungen, wurden Spenden zugewiesen um Pastoren zu verpflichten; eine ähnliche Anregung geschah in den privaten Kolonien, wo die aufgebauten Tempel auch als Grundschule dienten. Gebe man noch dazu, die selbständigen Anregungen der Immigranten, welche mit ihren eigenen Mitteln ihre Pfarre und Pastoren erhielten.

Aber nur um die Jahrhundertwende, kann man es beobachten, eine ausdrucksvolle Zahl von Pastoren aus Deutschland kam; und von nun an, darf man über einen bedeutenden Einfluss des Alldeutscher Verbandes und des nationalistischen Protestantismus reden.

Die Erhaltung des evangelischen Glaubens in dem 19. Jahrhundert kann auch aus anderer Sicht gesehen werden: es ist nämlich so dass die evangelische Kultur sich nicht so intensiv auf eine formelle Autorität, wie die in der katholischen Kirche, beschränkt. Es gab in Mittel-Europa, England, U.S.A und Canada viele populäre religiöse Bewegungen, die unabhängig von einer Institution und formeller Leitung entstanden waren; Mennoniten, Anabaptisten, Waldenser, Herrenhüter, unter anderen, sind Beispiel für solche Mentalität. Jede solche religiöse Bewegung widersetzt sich gegen die romanische Kirche selbst bevor der Reformation, und viele, von denen widersetzten sich sogar der Luther und Calvin Nachfolgern, weil sie einen "neuen Konstantinismus" bei der Institutionalisierung der Reformation predigten. Es ist zu vermuten, dass diese Erfahrungen und Anwendungen die Immigranten in ihrem Alltag beeinflussten; in diesem Sinn, ist die sogenannte Missachtung der Pastoren, wie Rottermund und Borchard beobachteten, nicht ein Anzeichen des Unglaubens, sondern doch die Unwichtigkeit, welche die Gläubigen den Priestern verliehen.

In Folge dieses Prozesses ist eine andere Herausforderung zu beachten, welche die Mutterkirche bei der Abordnung akademischer Pastoren nach Brasilien, im Augen sehen musste; es bestand aus der Homogenisierung ihrer Lehre. Die verschiedenen Herkunftsgebiete der Einwanderer und auch der ersten Pastoren sind auch die Gründe für den doktrinären Pluralismus, der in Süd-Brasilien zu beobachten ist, welche ihre Sitten und religiösen Äusserungen, beeinflusste.

Auch durch die Biographie der ersten Pastoren und Missionare, die nach Brasilien ausgesandt wurden, kann man diese Lage erweisen: einige derer kamen aus der reformierten Kirche - die vom Calvinismus beeinflusst wurde. Andere waren Missionare aus der Basler-Mission, pietistischer Prägung; noch anderen, aus der ursprünglichen lutherischen Tradition, die seit des 19. Jahrhunderts zwischen Philo- Pietisten, Orthodoxen und Liberalen geteilt wurden; es gab auch verschiedene politische Tendenzen, wie die Liberalen, Nationalisten und Sozial-Demokraten, sowie theologische Divergenzen. Es ist noch hervorzuheben, diejenigen, die aus den USA kamen, welche stark von dem Fundamentalismus beeinflusst wurden. Und die nicht minder wichtig waren, die aus den Erweckungs- und Heiligungsbewegungen entsandte Missionare und Prediger, die spontan und auf, selbständige Weise nach Brasilien kamen, als ob ein göttlicher Befehl zu beachten wäre.[108]

Diese vielfältige kulturelle und doktrinäre Erbschaft nennen die Kirchenhistoriker "Konfessionellen Indepentismus", ein Begriff, den man akzeptieren kann, wenn er nicht zu dem brasilianischen Vorbild eingeschränkt wird, denn, auch in Europa, charakterisierten sich viele Gemeinden durch ihre Unabhängigkeit des Klerus.

In diesem Sinn, die Bestrebung der zentralisierenden Politik der Mutterkirche gegenüber den unabhängigen Gemeinden, sowie ihre Homogenisationslehre, wurde nicht ohne starken Widerstand geschaffen, und würde auch nicht guten vollständigen Erfolg sogar in den heutigen Tagen haben. (DREHER, 1984)

Die Spannung und der Pluralismus zwischen den alten Gemeinden und den akademischen Pastoren waren immer in der Tagesordnung. In seinen Memoiren, erzählt Pfarrer Hasenack, zum Beispiel, dass die Aussendung eines Pfarrers in die Wolgadeutschen - Kolonien in Paraná, am Anfang abgelehnt wurde, denn, nach Meinung der Einwanderer, wurde der Pfarrer als ein inoffizieller Überwachungsbeamter der Regierung angesehen. (FUGMANN & BREPOHL, 1927). Die Pommern, ihrerseits, waren nur an den häuslichen Gottesdienst gewöhnt, der aus einer Familien- Versammlung bestand, und deren biblische Auslegung, nach freier Ansicht der Teilnehmer geschaffen wurde (PRIEN, 1989). Nicht selten, gab es auch eine nominelle Religiosität, die sich in den sonntäglichen Gottesdienst besuchen, Taufen und Hochzeiten einschränkte.

Aber dank der Verbindung zu der Mutterkirche und der daraus folgenden Zunahme der finanziellen Hilfe, sowie die Zahl der Pfarrerschaften, fingen die Pfarrer allmählich an Einfluss zu erheben, um die Synoden zu organisieren, deren Leitung sich immer mehr der ekklesiastischen Politik in Berlin unterordnete.

Allerdings, während des Oberkirchenrates von akademischen Theologen und Pastoren koordiniert wurde, orientierte sich die Basis der Pfarrerschaften Missionare nach der Prämisse ihrer para- ekklesiastischen Vereine, welche sie unterstützten. Ihre Praxis wurde auch von den alltäglichen Erlebnissen und Erfahrungen orientiert, durch die Kontakte mit ihrer Pfarrkinder. Diese Pfarrer waren verantwortlich für geistliche Fürsorge und Beratung, während die Obrigkeiten der Synoden die Rolle der Verwaltungs-Bürokratie spielten, und trotz ihrer theoretischen Ausbildung, hatten sie selten Beziehungen mit den Gläubigen.

Wir haben nicht genügend Unterlagen, die uns erlaubten würden, diese Dissonanz zwischen die Leitung der Kirche und die Pfarrgemeinden genau einzuschätzen. Aber es gibt viele Beispiele dafür, die uns zu mindestens über eine gewisse Spannung erlaubte Auslegungen zu machen. Nach der Meinung der ersten Missionare der Gnadeauer Mission, zum Beispiel, wurde ihre Tätigkeit als ein Drohung in Hinsicht der Kircheneinheit gesehen, denn ihre Lehre wurde als nicht kohärent mit dem Augsburger-Bekenntnis berücksichtigt.[109]

Die Marburger Mission, ihretwegen, wurde aus denselben Gründen kritisiert, und noch bei der Gründung einer weiblichen religiösen Ordnung, das Mutterhaus Bethania, welches Gemeindeschwestern ausbildete. Weil es das Zölibat empfahl, wurde es als Gegensatz zu den Artikel 23 der Augsburger-Bekenntnis beurteilt.

Immerhin, wurde die Gnadeauer Mission von den Synoden geduldet, und behandelte ihre Nachfolger als Mitglieder.

Die Marburger Mission welche aus der lutherischen Kirche in 1932 entstand, hat in Brasilien die Denomination "Igreja de Cristianismo Decidido" (Kirche für Entschiedenes Christentum) gegründet.

Selbst Rottermund äussert seinen Widerwillen gegen die Pietisten, die er als Fanatiker beurteilte, und er fürchtete, dass ein neuer Mucker-Prozess erscheinen würde. Die Ähnlichkeit zwischen Pietisten und den "Muckern", nach Rotermunds Meinung, bestand aus ihrem Glauben und Emphase an den Chiliasmus und der Christus- Wiederkunft, was gegen die lutherische Lehre gesehen wurde.

Seitens der Missionare erkannten sie nicht die akademischen Pastoren als Autorität um ihre Beschäftigung zu orientieren, denn ihre Ideen wirkten keine Resonanz bei den Gläubigen aus. Sie waren die echten Vertreter der Volkskirche, um einen ursprünglichen Begriff des Pietismus zu gebrauchen.

Diese Spannungen, laut der erforschten Quelle, hatten die Einheit der Synoden mindestens bis zu den 30. Jahrzehnte nicht bedroht. Bis zu dieser Zeit, wurden die pietistischen Missionare von der Kuppel geduldet, und in einigen Fällen, zu höheren Aufgaben eingeladen, denn sie übten einen wichtigen Einfluss bei den Gläubigen aus; sie wurden weitgehend verantwortlich für die Formulierung einer gewissen religiösen Kultur, deren Besonderheiten zur Erhaltung ihrer Traditionen und Sitte beitrug, sowie eine gewisse Vorstellung ihrer Geschichte.

Um die historische Bahn der von der pietistischen Kultur geprägten Gemeinschaft in Brasilien zu verstehen, verzichten wir auf eine Methodologie die, zahlreiche Autoren und Schriften erforscht würden, mit dem Ziel die Gesamtheit ihrer Äusserungen zu analysieren. Stattdessen, ziehen wir es vor, eine sich erschöpfende Analyse über einen einzigen Verfasser, wegen seiner sozialen Erfahrungen als Schriftsteller und Pfarrer.

Friedrich Wilhelm Brepohl, von dem 151 Veröffentlichungen erschienen, wie Bücher, Flugblätter, Broschüren, Zeitungsartikel, usw.,[110] war einen Evangelischer Pastor, der in Lapa und Ponta Grossa sein Amt ausübte; er wurde auch Beirat des deutschen Konsulats in Paraná und übte starken Einfluss in die deutschen Vereine aus. Er spielte weder eine führende Rolle in den Synoden noch in dem theologischen Raum. Wir können nicht behaupten, dass er unter allen Pfarrern sich am stärksten der pietistischen Lehre verpflichtete, wenn er auch in dieser Tendenz ausgebildet wurde; und sein Kompromiss mit dem Deutschtum und dem Nazismus wirkte nicht ein wirkungsvolles politisches Verfahren in Hinsicht der deutschbrasilianischen Gemeinschaft. Allerdings, offenbaren seine Diskurse und seine Praxis ein Vorbild, dass exemplarisch in verschiedener Hinsicht zu dieser Dissertation berücksichtigt werden kann. Schliesslich, wurden viele Pastoren Pietisten, jeder so radikal, dass sie sich nicht für die säkulare Geschehen interessierten, sei es in Brasilien oder in Deutschland; viele Pastoren und Laien, die sich mit dem Deutschtum identifizierten, und in dessen Namen, hofften sie dass sie eine starke Verbindung mit der deutschen Heimat erreichen würden, die ihnen erlaubten, mit der Hypothese des Separatismus zu rechnen; nicht weniger, sich vom Nazismus verführen lassen, mit dem Verständnis solche Lehre sei eine natürliche Entfaltung des Deutschtums, oder im Gegenteil, die Verkörperung dieser Lehre als eine Neuheit revolutionären Charakters, die ihnen eine entscheidende Macht verleihen könnte. Aber es ist nicht einfach. Jemanden zu finden, der gleichzeitig Pietist, Pangermanist, Nationalsozialist, Schriftsteller, Pastor und Journalist wurde, und der sich hin und wieder als Zuschauer des politischen Geschehens, hin und wieder als Sympathisant der Bewegung, hin und wieder als echter Militant der Partei benahm. Und dazu am Ende des Prozesses, im Gegenteil zu der Mehrheit der Pastoren, welche die deutsche Staatsangehörigkeit besassen, die nach Deutschland zurückgefahren sind, als die Verfolgung von Seiten der brasilianischen Polizei gegen die Nazis begann, wurde Brepohl in Porto Alegre, verhaftet, Episoden seiner Geschichte, die er selbst registrierte.

Trotz der Parteilichkeit seiner Zeugnisse, bietet er uns Indizien einer Erfahrung an. die uns die nazistische Bewegung in Brasilien auf anderen Weg nahekommen lässt, das heisst, nicht durch öffentliche Demonstrationen oder Devise, aber von der politischen Mentalität die von dem Nazismus bekehrten Individuen, ihre objektiven Gründe, aber auch ihre subjektiven Absichten, hatten.

Der Brepohls Auswahl verdanken wir nicht nur das Vorhandensein vieler Quellen über seinem Leben und seinen Schriften; was interessant wird ist ihn in seiner konkreten Erfahrung kennenzulernen, in der Tat, dass er sich nähren liess von einem Wissen, dass nicht nur zu einer einzigen Schicht gehörte: sein Pietismus entstand aus einer echten populäre religiösen Kultur, welche unter den niedrigen Schichten Deutschlands gepflegt wurde, - "Die Bibel ist die Aufklärung der armen Leute" - äusserte sich einmal ein Pietist des 19. Jahrhunderts. Andererseits, war der gelehrte Gedanke säkularen Charakters nicht ihm unbekannt, denn er studierte, zum Beispiel, Literatur und Geschichte autodidaktisch, und die Philosophie, hat er sicher bei seinen theologischen Studien gelernt. Was sich um Politik handelte, scheinen die Erfindungen in der Massenkultur orientiert worden sein, sowie sie sich in der Weimarer Republik äusserte: Der Hass gegen die Parteien, der Anti-Semitismus, einen besessenen Nationalismus, und einer äusserlichen Reaktion gegen alles was als Synonym der Modernität berücksichtigt werden könnte. Mit diesen politischen Instrumenten, verteidigte Brepohl Ideen die seinem utopischen Streben zur sozialen Erneuerung widerspiegelten.

Diese Überlegungen führen uns zu Carlo Ginzburg. Dieser schlägt nach Bakthin vor, das Leben und die Werke eines einzelnen Individuums als empirischer Ausgangspunkt zu wählen, um die vielfältigen und wechselseitigen Einflüsse zwischen der Kultur der beherrschten Klassen und der herrschenden Klasse zu untersuchen, wobei er die These von einem Kreislauf verteidigt, in Hinsicht der Annahme auf eine unverrückbare Hegemonie der Herrschenden über die Beherrschten, hinweist (1987, S. 11-34).

Ginzburg erklärt die Vorteile einer Einzelstudie in Vergleich zu einem strukturellen Ansatz:

An diesem Punkt eröffnen sich nun zwei Möglichkeiten: entweder man opfert die Erkenntnis des individuellen Elementes zugunsten der (mehr oder weniger streng mathematisch formulierbaren Verallgemeinerung, oder man versucht - sich langsam vortastend - ein anderes Paradigma zu erarbeiten, das sich auf die wissenschaftliche Erkenntnis des Individuellen stützt (wobei es sich um eine Wissenschaftlichkeit handelt, die völlig neu zu definieren wäre). ... (GINZBURG. 1988. S. 100)

Nach seiner Ansicht, ist das von ihm vorausgesetzte Indizienparadigma hilfreich, um aus dem Dilemma von Rationalismus und Irrationalismus herauszukommen.

Ausserdem erlaubt uns diese Methode, die Beziehungen zwischen der Privat Sphäre und der Machtausübung, mit allen dazu gehörenden Elementen zu erklären; die Leidenschaften, die persönlichen Gefühle, die Glaubensrichtungen, die Werte, die täglichen Zwänge. (GINZBURG, 1989, S. 143-206).

Ausserdem ist es nach einem weiteren Vertreter dieses historiographischen Ansatzes, Hans Medick, notwendig, und das Modell Ginzburgs ein gutes Beispiel dafür, nicht nur die Unterschiede zwischen verschiedene Kulturen, sondern auch jene, die zwischen

Mitglieder einer einzelnen Gemeinschaft bestehen, zu erkennen. Diese Unterschiede können zu einem Abhängigkeitsverhältnis führen, zu Widerstand, Resistenz oder Kooperation, welche nur durch die Aktion konkreter Individuen verständlich werden, die aktiv in dem Prozess des Kampfes um Bedeutungen, eingreifen (Medick, 1984, S. 295-319).

Wenn man auf dieser Weise den Lebenslauf von Brepohl nachzeichnet, bedeutet, dass wir uns einen Gedanken- und Gefühls- Richtungen nähern, die dazu dienten, die Spannungen entgegenzutreten, denen die Deutschbrasilianer während der ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts in Brasilien ausgesetzt waren.

Aber dies bedeutet auch, und dies nicht an zweiter Stelle, die vielfältigen Verbindungen, die das Individuum an seine Gesellschaft bindet, zu der er selbst auf individuelle Art beiträgt, zu verstehen, deren genaue Reproduzierbarkeit, in grossen Massstab, unmöglich ist.


Friedrich Wilhelm Brepohl

Über Luther sagte ihm ein Freund. dass er der Befreier der Christenheit sei. "Ja", antwortete er, "ich bin es und ich war es. Aber wie ein blindes Pferd, das nicht weiss wohin sein Herr es führt.

Friedrich Wilhelm Brepohl wurde am 3. April 1878 in Katernberg (Essen), als Sohn eines Bergarbeiters Namens Ludwig und von Louise, geb. Blum, geboren. In seiner Biographie heisst es, dass er ausser Pastor, Buchhändler, Verleger, Redakteur, auch ein Forscher der deutschen Auswanderung in verschiedene Regionen war, sowie auch Forscher der Kultur und Völkerkünde der Zigeuner. Zu diesen Aktivitäten zählt noch eine Stellung als Beirat am deutschen Konsulat in Paraná, wohin er 1925 auswanderte.

Seine Ausbildung ist die eines Theologen, aber viel Zeit widmete er auch Studien anderer Gebiete, wie der Kultur von ethnischen und religiösen Minderheiten, der Geschichte des deutschen Volkes, dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen, der sozialen Sicherheit und der deutschen Literatur. Er schrieb auch einige Gedichte, die er als Überschrift für seine Schriften und Predigten benutzte.

Brasilien war nicht das erste ausländische Land in dem er gelebt hat. Noch sehr jung, mit 20 Jahren, ging er aus Deutschland fort um sich im theologischen Seminar in Florenz in Italien ausbilden zu lassen, wobei er die finanzielle Unterstützung eines entfernten Verwandten seiner Mutter hatte, die von französischen Hugenotten abstammte - einer Familie, die von pietistischen Erfahrungen stark gekennzeichnet war. Bald nachdem er den Kursus abgeschlossen hatte, liess er sich in Locarno in der Schweiz nieder, wo er seine Laufbahn als Pastor und Prediger begann. Dort lernte er auch seine zukünftige Ehefrau kennen, Julia Hoffmann, mit der er später fünf Kinder hatte.

Im Jahre 1903 heiratet er und drei Jahre später geht er als Prediger nach Serbien; von dort geht er nach Ungarn, wo er ausser Pastor auch seine Tätigkeiten als Redakteur und Schriftsteller beginnt, fest verbunden mit para-ekklesiastischen Organisationen, die die Verbreitung der evangelischen Lehre unter dem einfachen Volk zum Ziel hatten.

Im Jahre 1912 geht er zurück nach Deutschland, wo er zuerst in Wiesbaden, einer Stadt nahe bei Frankfurt, wohnt. Dort widmet er sich etlichen Aufgaben, die ihm möglicherweise wegen seiner Erfahrungen mit Missionen erteilt wurden, die den Deutschen im Ausland helfen sollten; er wird als Koordinator der Arbeitskommission für die Darstellung des Deutschtums und der deutschen Kultur im Ausland ernannt, er gründet die "Vereinigung zur Verbreitung guter Deutscher Literatur" - VDL, er wird Direktor der Mission zur Evangelisation der Kriegsgefangenen von Deutschland und Österreich und Vertreter des Roten Kreuzes, um Mittel zur Anschaffung von Bücher für diese selbe Gruppe zu bekommen.

Seine Erfahrung und sein Einsatz während des ersten Weltkrieges gewährten ihm die Ausübung einer hervorgehobeneren Funktion als der vorherigen, als Koordinator der Propaganda- Abteilung der preussischen Forschungsgesellschaft für die Landwirtschaft; so wird er 1917 nach Zossen, einem Vorort von Berlin, versetzt, wo er neben dieser weltlichen Tätigkeit auch die Aufgabe als Koordinator der geistlichen Fürsorge für Flüchtlinge aus den Nachbarländern hat, und ausserdem ist er auch hier noch Koordinator der VDL.

Im Jahre 1925 wird er von der Missionsabteilung für das Ausland der deutschen evangelischen Kirche nach Lateinamerika entsandt. Er beginnt seine Tätigkeiten in Lapa und zwei Jahre später geht er nach Ponta Grossa, wo er sieben kleine Kongregationen in der Umgebung versorgt und die in ihrer grossen Mehrheit von deutschen Immigranten aus dem Osten aufgesucht werden. Er kam als Koordinator der Volksmission, einer para-ekklesiastischen Organisation, die sich nicht nur um das seelische Wohlbefinden der Gläubigen kümmerte, sondern auch um ihre materiellen Belangnisse. Durch diese Organisation, gründete er in Paraná zwei Informationseinrichtungen für die sozialen Rechte der eingewanderten Arbeiter: die Sozialhilfe für arme Immigranten und die zentrale Genossenschaft der Landarbeiter in deutscher Sprache. Er unterstützt ausserdem die Einrichtung der Marburger Mission in Paraná, die ihren Gläubigen eine ärztliche und soziale Hilfe bietet.

Neben diesen Aufgaben führt Brepohl seine Arbeit als Redakteur und Verleger der VDL fort, was ihm ermöglicht die meisten seiner Schriften als Broschüren herauszugeben, sowie auch die Schaffung einer Lokalzeitung in Ponta Grossa. Er publiziert auch etliche Artikel in religiösen und in weltlichen Zeitungen wie zum Beispiel die "Deutsche Zeitung", "Kalender für die Deutschen in Brasilien" und "Volk und Heimat".

Im Jahre 1933 geht er zurück nach Deutschland, um sich mit der neuen politischen Lage zu familiarisieren und auch um Mittel für die deutschbrasilianischen Genossenschaften und für die VDL zu beschaffen und auch um sich über die neuen sozialen und politischen Rechte der Deutschen, die im Ausland leben, zu unterrichten; als er dann zurück in Brasilien ist, tritt er in verschiedene Vereine zur Verteidigung des Deutschtums ein. Seitdem organisiert er am laufenden Band Debatten über das Deutschtum, die Kirche und das, neue Deutschland, bis er mit dreien seiner Kinder gefangen genommen wird. Am Kriegsende entfernt er sich von den meisten seiner beruflichen Tätigkeiten sowie auch von der Führung der durch ihn gegründeten Vereinigungen, indem er sich ausschliesslich der Ausbreitung seiner Memoiren und der Lektüre und Organisation eines Archivs über die deutsche Auswanderung nach Brasilien widmet, die er nicht vollendet, da er 1952 in Ponta Grossa stirbt.

Brepohls berufliche und ekklesiastische Karriere, gekennzeichnet durch eine eifrige geographische und soziale Mobilität, beeinflusst natürlich sein persönliches Leben; zu gleicher Zeit können seine Entscheidungen und sein Verhalten als ein Reflex seiner eigenen Erfahrungen verstanden werden.

Seit seiner frühesten Kindheit musste Brepohl vielen und bestimmt unerwünschten Änderungen gegenübertreten, sowie auch Widrigkeiten die mit seiner sozialen Lage verknüpft waren. Sein Vater wurde Witwer als er gerade drei Tage alt war, aber er heiratete noch drei Mal und wurde Vater von sieben Kindern - zu viele, als dass er sie alle unterhalten konnte, zumal er ein Arbeiter war, der vielen politischen Problemen entgegentreten musste, da er in Verbindung zu sozialdemokratischen Bewegungen stand. Die finanziellen Schwierigkeiten der Familie wurden nicht nur die politische Stellung seines Vaters Ludwig verschlimmert, sondern auch dadurch, dass er trank, was Brepohl emotionell und physisch von seinem Vater entfernte. Laut seiner Memoiren,

Als ich meinen Vater zum ersten Mal sah, war er schwer betrunken im Hause meiner Grosseltern. Er wurde als verlorener Sohn angesehen. Wenn ich von ihm hörte, wurde er nur als Betrunkener oder Sozial-Demokrat (...) erwähnt. Andererseits erzählte man mir, dass meine Mutter, die ich nie kennenlernte, eine fromme Frau war. die ihn aus Liebe heiratete und sicher war, dass ihre Liebe ihn ändern würde.[111]

Aus diesen Gründen wurde Wilhelm von seinen Grosseltern väterlicherseits grossgezogen. Sie waren ein Ehepaar mit strenger Tradition und strengen Erziehungsmethoden, was in ihm zweispaltige Gefühle hervorrief; sein Grossvater, soweit er sich erinnern kann, war ein autoritärer Mann, der ein Konflikt-Verhältnis zu seinem Sohn hatte wegen seiner Trinkerei und seiner politischen Zugehörigkeit - Brepohl musste immer als hartnäckigen Anhänger der Monarchie und als Mann, der die Sozialdemokraten hasste, an ihn denken. Für den Grossvater war alles was unkorrekt, ungerecht und die Ordnung störend war, ein Synonym für Sozialdemokratie. Er arbeitete als Chef einer Kohlenmine und hatte sich daran gewöhnt die Arbeiter ständig politisch zu verdächtigen; ausserdem hatte er eine Abneigung gegen jede intellektuelle Laufbahn, da er es für eine wirkungslose und unnütze Tätigkeit hielt. Laut diesem Lutheraner fügten sich auch die Pastoren in dieses Urteil, sie wurden von ihm als ein notwendiges Übel angesehen, da sie zu Erhaltung der Disziplin bei den untergeordneten Klassen dienten; aber trotzdem fand er, sie wären der Arbeit nicht sehr zugeneigt und verglich sie mit fliegenden Händlern, die ihre Arbeiter ausnützten.

Er wünschte sich, dass sein Enkel ihn als Meister des Kohlenwerkes ablöste und deshalb hatte er oft Streitigkeiten mit ihm, da er sich so frühzeitig mit Lesen beschäftigte. Er befürchtete, dass sein Enkel, sowie auch sein Sohn und sein Bruder, sich zu einem Sozialdemokraten entwickelte. Andererseits war seine Grossmutter, sowie auch ihre beiden Brüder, die von einer Bauernfamilie aus Westfalen abstammten, sehr fromm und sehr liebevoll mit dem kleinen Wilhelm; bei ihnen lernte er die erste Lehre der pietistischen Orientierung, und dank ihres Eingreifens wurde die Resistenz des Grossvaters gegen Wilhelms Religiosität gemildert. Von ihnen erhält er seine ersten Geschenke, Ratschläge, sowie kleine Reisen, was ihm ein Trost bedeutet vor den Besuchen ins väterliche Haus und vor der Strenge des Patriarchen dieser Familie.

In der Jugend wird er vom Virus der Kinderlähmung angegriffen, was einen Teil seines rechten Armes und Beines lähmte und ihn viele Wochen ans Bett band. Trotz der Krankheit erweckte er bei seinen Lehrern die Aufmerksamkeit durch seine hervorragenden Leistungen als Schüler in der Grundschule, die in ihm einen zukünftigen Intellektuellen sahen. Aber es war der Konfirmandenunterricht der örtlichen Gemeinde, der ihn zur pastoralen Mission führte.

Laut seiner Memoiren,

(...) es war nicht so sehr wegen der Sonntagsschule, wo alles sehr dogmatisch war und sich immer wiederholte, sondern weil ich dort einen Freund kennenlernte, der Mennonit war und der mich zu den Zusammenkünften in seiner Kirche mitnahm: und alles was ich dort hörte, sich auf sehr überzeugende Weise bei mir einprägte: es war ein Glauben, der sich auf das wirkliche Wort Gottes aufbaute und nicht nur auf Glaubenssätze, durch die Arbeiten die ich machte, wurde ich bald von den Lehrern als jemand der für die missionarslaufbahn berufen war, erkannt.

Die nicht Übereinstimmung des Grossvaters mit den religiösen Neigungen des Enkels waren verantwortlich für sein Fortgehen aus Katernberg. Er kam unter die Obhut eines entfernten Onkels mit Namen Carl von Schmidtz, der für seinen Unterhalt verantwortlich war. Ihm hatte er zu verdanken, dass er in die Sekundarschule und später ins evangelische Seminar in Florenz kommt. Seine Zuneigung zum Onkel und sein Argwohn gegen seinen Vater wurden am Anfang seiner Karriere als Schriftsteller klar, da er das Pseudonym Carl von Schmidtz-Hofmann benutzte, als er, noch in Ungarn, einige Texte über die Kultur der Zigeuner herausbrachte. Aber den Vater und den Grossvater erwähnt Brepohl fast nie so ausführlich in seinen Texten, auch nicht als er seine Erfahrungen über die unvergessliche Zeit der deutschen Monarchie oder die Erlebnisse in seinem Geburtsort beschreibt.

Seine ersten Gehälter als junger Pastor in der Schweiz müssen sehr bescheiden gewesen sein, denn nebenher arbeitete er als Gärtner bei reicheren Familien, um sein Einkommen etwas zu verbessern. Und als Gärtner, eine körperliche, untergeordnete aber sehr naturverbundene Tätigkeit, erwähnt Brepohl öfter diesen Beruf als eine Metapher der Hingabe zur Natur und zur Heimat. Als solcher erregt er das Aufsehen einer Malerin, die zehn Jahre älter ist als er, Julia Hofmann, seiner zukünftigen Ehefrau. Mit ihr erlebt er ein Universum, das für sein vorheriges Leben sowie auch für das protestantische, asketische und nationalistische Europa, sich total anders darbietet: das kulturelle Milieu des Monte Verità. Es handelte [112] sich um ein kleines Dorf in Locarno, das Julias Schwester, Ida Hofmann, sich erwarb. Sie waren Töchter eines Kohlenwerkbesitzers in Ungarn. Idas Gefährte, Henri Oedenkoven war der Sohn eines reichen Industriellen aus Antwerpen. Sie gründeten dort eine anarchistische Gemeinde, wo zuerst acht bis neun Freunde von ihrer eigenen Arbeit und ihrem Privatvermögen lebten: sie bildeten eine sich selbst versorgende Gemeinschaft, wo alle die verschiedensten Tätigkeiten ausübten, wie zum Beispiel Bienenzucht, Landwirtschaft, Künstlerisches oder Intellektuelles, wobei jedem der gleiche Wert angemessen wurde. Sie setzten sich für die Freikörperkultur ein, für den engen Kontakt zur Natur, die sexuelle Befreiung, den Vegetarismus und die Flucht aus der bürgerlichen Zivilisation. Sie schufen eine alternative Gemeinschaft, wo es keine Autoritäten, Vorurteile oder die Notwendigkeit der ökonomischen Ausbeute gab. Mit der Zeit hielten sie es für notwendig ein kleines Gasthaus zu errichten, um Freunde und Sympathisanten ihrer Bewegung zu empfangen. Es war ein kleines Geschäft, das ihnen das Überleben, solange sie eine Gruppe waren, erleichtern würde.

Der Monte Verità wurde von Künstlern, Philosophen, politischen Flüchtlingen und von vielen anderen Leuten besucht. Einige kamen aus purer Neugierde und andere als Schüler. Unter ihnen sind zu erwähnen Hermann Hesse, Isadora Duncan, Bakunin, Lenin, Trotsky, Paul Klee und eben Lily (Julia) Hofmann, deren Malerkarriere durch die der "Frau Pastor" ersetzt wurde (LANDMANN, 1979, S. 26 u. w.).

Wir wissen nicht, inwiefern das Zusammenleben mit den Anarchisten Brepohls politische Mentalität beeinflusst hat, denn er erwähnt nie diese Erfahrung, nicht in den Auszügen seiner Memoiren und auch nicht in den Texten, die er in den darauffolgenden Jahren schreibt, als das Ehepaar schon mit zwei Kindern die Schweiz verlässt, um in der evangelischen Mission in Ungarn tätig zu sein. Der Kontakt zu dem Paar Hofmann-Oedenkoven blieb erhalten, sei es durch die familiären Bande sowie auch dadurch, dass es letzteren finanziell besser ging, was daraus zu schliessen ist, dass die Anarchisten die Reisespesen der Brepohls von Deutschland nach Brasilien übernahmen, sowie auch die Spesen ihrer ersten Monate in Curitiba. Das war auch die Stadt in die die Leader des Monte Verità Anfang der zwanziger Jahre definitiv auswanderten. [113] Auf jeden Fall, wenn Brepohl sich durch deren Theorien hatte erobern lassen, zeigt es sich, dass er sich gleich in den darauffolgenden Jahren total davon entfernt hat; er wird zu einem enthusiastischen Nationalisten und Anhänger der Monarchie, den religiösen Traditionen, die er in seiner Kindheit und im Seminar in Florenz erlernte, zugewandt.

Ausser seiner religiösen Arbeit, widmet er sich auch der Verbreitung der guten deutschen Literatur, wie die der romantischen Autoren und etlicher Texte moralischer Bildung. Er wünschte die deutsche Kultur, sei es von weltlicher oder religiöser Anschauung über die territorialen Grenzen hinaus als ein Instrument zur Bewahrung seiner kulturellen Identität, zu verbreiten.

Es ist interessant zu erwähnen wie Brepohl, laut seinem eigenen Bericht, zu dieser Aufgabe erwachte, die sich in "seine Lebensmission verwandelte". [114] Er erinnert sich daran, dass im Jahre 1910, in der Zeitschrift "Die Lese” ein Artikel herausgegeben wurde mit dem Titel "Wie gewinnt man das Volk für gute Literatur", eine Art Umfrage an den Leser auf die er mit einem eigenen Artikel antwortete; darin beschreibt er die angewandten Mittel der für die Herausgabe von vulgären Texten verantwortlich waren, die von ihm als Schundliteratur bezeichnet wurde; seiner Bewertung nach regt diese den Appetit des Publikums aufgrund der Propaganda an und garantiert ihren Verkauf durch Abonnements und durch die niedrigen Herstellungskosten wegen der grossen Auflagen, wodurch die Ware extrem billig wird und ihre Schirmherren reich macht. Ausserdem wurde dieses nach Brepohls Ansicht auch angeregt durch die Tatsache, dass Tausende unseres Volkes zu Arbeitsmaschinen wurden und im Maschinenbetriebe des Alltagslebens untergingen. So kam es, dass viele dahinvegetierten ohne höhere Ideale. Der Bildungstrieb im Menschen wurde im Volke unterdrückt. Dagegen versuchte man durch grausame Urteile, zum Beispiel sklavischen Gehorsam und Furcht grosszuziehen. Nicht ethische Motive, sondern Furcht sollte das Volk zu guten Staatsbürgern machen. (1917. S. 9)

Um gegen die Wirkungen dieser Tendenzen anzugehen, suggerierte Brepohl die Anwendung derselben Methoden zugunsten der Broschüren, die durch die pietistische Lehre oder in der romantischen Literatur inspiriert waren.

Im Jahre 1912 gewann sein Unternehmerprojekt einen wichtigen Auftrieb, etwas was ihn für sein Vaterland arbeiten liess. Preussens Minister erliess ein Gesetz gegen pornographische Filme und Brepohl wurde vorübergehend als Zensor engagiert. Die Ausübung dieser Funktion wies ihn "auf die Sünden des deutschen Volkes und auf ihre untergründigen und dunkeln Seiten "hin und so beschloss er Texte herauszugeben, die das Volk über die Schäden der pornographischen Literatur und der Filme aufklären sollten. Dadurch erhielt er finanzielle Unterstützung zur Organisierung von Wander-Bibliotheken und ausserdem vom Roten Kreuz, um den Gefangenen dieselben Broschüren oder Bücher, gebraucht, sowie auch Bibeln oder Gravuren des Heimatlandes kostenlos zu schicken. Zu diesem Zeitpunkt ist er, in Wiesbaden, auf halbem Weg zum Monte Verità, wo freie Liebe praktiziert wurde, und nach Katernberg, seinem Geburtsort, wo vielleicht seine Halbbrüder sich befanden, wahrscheinlich als Arbeiter, Sklaven jener Maschinerie im Arbeitsprozess der Industrie.

Von Wiesbaden geht er nach Berlin, wo er ein Amt in der Propaganda-Abtei1ung der preussischen Landwirtschaftsforschungsgesellschaft antritt, ein weltlicher Beruf in einer halbstaatlichen Firma, wobei er aber nicht seine Tätigkeiten in der VDL vernachlässigt.

Obwohl zu der Zeit seine professionelle Situation ihm einen sozio-ökonomischen Auftrieb erlaubt, entscheidet er sich gerade zu dieser Zeit nach Amerika als Pastor der Evangelisationsmission für das Ausland, auszuwandern. Die Gründe zu seinem Aufbruch sind nicht sehr klar; mal sagt er den Intellektuellen von Weimar zum Opfer gefallen zu sein, die von ihm verlangten, dass er sich an die Partei anschliessen sollte - obwohl er nicht den Namen des Verbandes erwähnt; mal hebt er hervor, dass er nach Amerika gerufen wurde, um dem Deutschtum im Ausland zu dienen oder dass er durch die Kommunisten in seinem professionellen Aufstieg behindert wurde. Laut zwei seiner Söhne war Brepohl verschuldet, da er einen guten Teil der Erbschaft seiner Frau einem Freund geliehen hatte.[115] Die Tatsache ist, dass gewollt oder ungewollt, er 1925 mit seiner Frau und seinen fünf Kindern nach Brasilien kommt. Obwohl er vorhatte in Buenos Aires, seinem gewünschten Ziel, eine Gemeinde zu übernehmen, lässt er sich letztendlich in Paraná nieder. Zuerst geht er nach Lapa und gleich darauf nach Ponta Grossa als Koordinator der evangelisch-lutherischen Volksmission.

Seine erste Gemeinde bestand aus Deutsch-Russen. Um ihnen beizustehen, reiste Brepohl ständig von Kolonie zu Kolonie oder auch bis nach Curitiba, um Hilfe und Auskünfte, die ihm nützlich sein könnten, zu holen. Er hielt Kontakte mit offiziellen Autoritäten in Deutschland und Brasilien aufrecht, sowie auch mit Vertretern des Mutterhauses, indem er über den Verlauf seiner Arbeit in den Kolonien berichtete und auf ihre Bitten und Forderungen einging. Als guter Beobachter der Sitten und Bräuche aller Volksstämme, die er besucht, hatte er seine Erfahrungen mit dieser Gemeinde in Broschüren, Büchern und Zeitungsartikeln niedergeschrieben und herausgegeben, wodurch er als Spezialist für deutsch-russischer Kultur bekannt wurde.

Wie es unter Pastoren oder Beamten im Ausland üblich war, sollte seine intensive Hingabe in der Missionarsarbeit ihn zu einer gehobeneren Stellung in der Evangelischen Kirche führen oder wenigstens ihm eine gute Altersversorgung einbringen und in beiden Fällen die Möglichkeit zu einer Rückkehr nach Deutschland. Aber die Ereignisse nach 1933 brachte seine Pläne zum Scheitern; mit dem zweiten Weltkrieg wurde eine eventuelle Rückwanderung in sein Vaterland noch unwahrscheinlicher.

Durch diese Beobachtungen kann man erkennen, dass Brepohls Leben seit seiner Kindheit von ständigen Migrationen gekennzeichnet war. Aber es ist nicht nur das. Noch wichtiger ist, dass er viele Erfahrungen durchgemacht hatte, die ihn immer in schwierige Situationen brachten, seien sie ökonomischer, sozialer, psychologischer oder politischer Art, wie zum Beispiel, zwischen dem Sozialismus des Vaters und dem Konservatismus des Grossvaters; zwischen der Nichtgläubigkeit dieser und dem Pietismus der Grossmutter; zwischen der Monarchie und dem Anarchismus; zwischen dem Adel seines Stiefvaters und dessen Frau und seinem eigenen sozialen Stand. Ausserdem gab es noch viele Übersiedlungen ins Ausland, wie Italien, Schweiz, Ungarn und Brasilien; aus dem Ruhrgebiet zum Monte Verità oder in ein Vorort Berlins; aus der Hauptstadt Paranás, wo die reicheren Deutsch-Brasilianer lebten in die Kolonien des Innern; aus der absoluten Sicherheit, dass durch das neue Deutschland all seine Anstrengungen in seiner Arbeit anerkannt würden - in eine fast totale Ungewissheit im Alter.

Eine dauernde, schwierige Situation, als ob man sich immer als permanenter Immigrant fühlt, führt, konkret oder mythisch, dazu immer in die Welt zurückzuschauen, die man verlassen hat und in die zu schauen, die nun die meine sein wird. Man muss die Vorteile und die Nachteile berechnen, die bei solch einer Änderung auftauchen, man muss der Angst vor dem Neuen und dem Groll des Zurückgelassenen gegenübertreten, man muss vergessen, aber auch ins Gedächtnis zurückrufen.

Aber Brepohl war nicht irgendein Auswanderer: er war nicht so arm, dass er Schlange stehen musste bei einer Kolonisationsgesellschaft, um Platz auf irgendeinem Schiff zu bekommen. Er war ein Mann, der studiert hatte, und obwohl seine Schriften von der gebildeten Berliner Bourgeoisie verachtet wurden, wurde er unter den Deutschbrasilianern als ein Gelehrter und eine vertrauenswürdige Autorität anerkannt, jemand der sie mit einem anderen Milieu ihres Vaterlandes in Verbindung brachte, als nur diesem ihrer Dörfer und ihres alltäglichen Lebens.

Aber auch als Pfarrer macht er eine schwierige Situation durch. Durch seinen Pietismus mochte er wohl von der Führung der Synode nicht sehr geschätzt gewesen sein. Im Schoss der Bekehrenden Kirche war kein Platz für seinen radikalen Patriotismus; er wurde auch nicht von den Laien-Pfarrern anerkannt, da er ein Reichsdeutscher war und im Übrigen befand sich die Gemeinde, der er diente, am Rande der ekklesiastischen evangelischen Politik. Alle Wochen musste er hin und her reisen, um sich mit seiner Gemeinde, dem Konsul oder mit seiner Familie zu treffen.

Unter diesen Umständen der ständigen Reisen sucht Brepohl einen einsamen Dialog, der gleichzeitig der einzige Sichere ist-, er widmet sich der Lektüre und der Produktion von Broschüren, denn die Literatur, sei sie weltlich oder religiös, wurde ihm zur ständigen Begleiterin.

Der Pietismus oder der Sieg der aufgeklärten Religion über die Wissenschaft und die Aufklärung

Wie wir schon hervorgehoben hatten, begleitet der Pietismus Brepohl in seiner ganzen erzieherischen und intellektuellen Ausbildung seit seiner Kindheit bei seinen engsten Verwandten bis zu seiner Ausbildung im Seminar in Florenz. Aber dieses ist auch eine Erscheinung seiner Zeit und der eigenen ekklesiastischen deutschen Geschichte. Während die akademische Theologie sich vor allem in der Jahrhundertwende der Auslegung von Schriften unter den Kriterien der profanen Wissenschaften, seien sie positiv oder geschichtlich, widmete, experimentierte ein guter Teil der Gläubigen eine Auffrischung des Glaubens von reisenden Pastoren und Missionaren, inspiriert, die die relativ unabhängige Form des hohen Klerus in armen Siedlungen, auf öffentlichen Plätzen und vor den Fabriken predigten. Sie sprachen über ihre wichtigsten Notwendigkeiten, das Bereuen ihrer Sünden, die Liebe Gottes zu jedem einzelnen Zuhörer.

Es waren religiöse Bewegungen und Manifestationen, die als Reaktion zum Materialismus und zur liberalen Theologie auftauchten und die von derselben Lehre geleitet wurden, die die religiösen Bewegungen des 17. Jahrhunderts inspirierten.

Bevor wir versuchen den Pietismus nach Brepohls Lektüren und Anwendungen zu verstehen, sowie auch dessen Einfluss in den deutsch-brasilianischen Gemeinschaften, halten wir es für interessant, wenn auch kurz, über die hauptsächlichen Aspekte seiner Geschichte zu schreiben.

Im Gegensatz zu den Mennoniten oder den Methodisten, hat der Pietismus keine Spaltung in der Reformationskirche provoziert. Es handelte sich um eine Bewegung von populärem Charakter, die sich in den Gemeinden unter den Pastoren, die an die armen Schichten der Gesellschaft gebunden waren, bildete, um die ekklesiastische Politik der lutherischen Orthodoxie in Frage zu stellen, die nach ihrer Meinung die theologische Reflexion auf ein zu hohes Niveau hob und die Gläubigen im Stich liess, um sie den weltlichen Regeln zu überlassen und dadurch die herrschaftliche und die ökonomische Ausbedeutung zu rechtfertigen. Diese Lehre beabsichtigte eine Rückkehr zur ursprünglichen Religiosität des lutherischen Glaubens, durch eine Erweckung, eine Wiedergeburt zum wahren Glauben.

Jacob Spenner (1635-1705), einer der Gründer Bewegung, meinte, wie auch Luther, dass diese Bekehrung zum Christentum von einem persönlichen Entschluss jedes einzelnen Individuums abhinge, und dass die Bibel der einzige Weg zum Glauben wäre und dass die Gläubigen sich täglich ihrer Lektüre widmen müssten; wie Luther, verstärkte er noch den universalen Charakter des Priesteramtes und die Notwendigkeit der gegenseitigen Hilfe unter den Gläubigen.14

Während Luther jedoch forderte, dass die göttlichen Äusserungen sich ausschliesslich in den Sakramenten und im Wort Gottes offenbarten, unterscheiden sich die Pietisten von ihm dadurch, dass sie die Notwendigkeit einer persönlichen Erfahrung mit Gott hervorheben, was in der Intimsphäre des Individuums vor sich geht. Für Luther, ist der "Platz" des Herren das himmlische Reich; für den Pietisten wohnt er auch im Herzen des Menschen. So kehrt sich der Gläubige in sich selbst in einer Haltung der Introspektion; diese bringt ihn zu einem schrittweisen Ersatz der ritualen Gesten und der rhythmischen Gebete (ohne grosse Wirksamkeit), zu spontanen Gebeten und dem "Fühlen" von Gottes Gegenwart. Bei Luther glaubt der religiöse Mensch blind an einen weit entfernten Gott. Für den Pietisten spricht Gott direkt zu dem Gläubigen, was man durch eine kultivierte Sensibilität bemerken kann (KAISER, S.7). Es ist Gott selbst, der den Menschen sucht um ihm seine Gnade zu erweisen:

Die neue Geburt 1st ein Werk Gottes, des Heiligen Geistes, dadurch ein Mensch aus einem Kinde des.

Aus den Schriften von Spenner, Pta Deslderta, Grundlagen über den christlichen Glauben, laut SAUBERZWEIG. (1959, S. 34-35), stellt es das wichtigste Dokument der Bewegung dar.

Zorns und der Verdammnis ein Kind der Gnade und Seligkeit wird, aus einem Sünder ein Gerechter durch den Glauben, Wort und Sakrament; dadurch auch unser Herz, Sinn und Gemüt, Verstand, Wille und Affekten erneuert, erleuchtet, geheiligt werden in uns nach Christo Jesu zu einer neuen Kreatur, denn die neue Geburt begreift zwo Hauptwahrheiten in sich, die Rechtfertigung und die Heiligung oder Erneuerung. (Arndt. 1555-1621. apud SAUBERZWEIG, 1959. S. 25)

Aber dieser neue Mensch mit dieser Sensibilität ausgestattet darf uns nicht dazu verleiten den Pietismus als eine Lehre zu verstehen, die sich auf das kontemplative Leben beschränkt. Der Mensch muss seine Liebe zu Gott durch seine Taten bezeugen, sowohl die im Zusammenhang mit sich selbst, als auch jene die die Liebe zwischen den Glaubensbrüdern ausdrücken. Es gibt also eine Schwankung zwischen dem Quietismus und dem Aktivismus, der religiösen Selbstbetrachtung und dem Nachdenken über weltliche Aktivitäten, der Intimität mit der Familie, der Arbeit, den Brüdern in Hinsicht auf das spirituelle und emotionelle Reifen, aber auch zur Entwicklung des materiellen Lebens. 55

Diese Vervollkommnung muss von allen Mitgliedern der Gemeinde angestrebt werden. Daraus gehen Gesellschaftsformen hervor, die durch gegenseitige Hilfe gekennzeichnet sind, wie zum Beispiel die zahlreichen Unterstüzungsvereine zur Hebung der Erziehung, Gesundheit und Sicherheit. Laut Kaiser können die Pietisten als die wahren Urheber des sozialen Wohlstandstaates seit Ende des 18. Jahrhunderts angesehen werden.

*5 wir beziehen uns hier nicht auf die Rationalisierung der Arbeit mit der Absicht die Produktivität und den Gewinn zu vergrössern - einer Mentalität die sich, laut Nipperdey. durch den calvinistischen Puritanismus imprägniert, aber nicht durch den Pietismus von lutherischer Herkunft. Laut diesem Autor, "ist die Arbeit für Luther eine erzieherische Aufgabe, von religiösem, moralischem und sozialem Charakter (...) die Arbeit ist vor allem eine Dienstleistung (...) und nicht verknüpft an den Gedanken von Erfüllung oder Erfolg (1986, S. 39).

Durch diese Überbewertung der Vereinsgründung und des Begriffes "Gemeinschaft" haben sie sich aber historisch von den nationalen und politischen Problemen entfernt [116]; diese Interesselosigkeit wurde zum Teil durch die organisatorische Struktur des öffentlichen Lebens in Deutschland begünstigt, wo die politischen Probleme für lange Zeit praktisch als ein Synonym für bürokratische Untüchtigkeit angesehen wurden; ausserdem wurden die Einrichtungen, die den staatlichen Organisationen angehörten, als besonders artifiziell betrachtet, und zwar aufgrund ihrer vertraglichen Begriffe, in denen die Auseinandersetzungen über diverse privat- Interessen mehr nach Rangordnung klangen als vielmehr nach Zustimmungen, in denen man die eigenen Interessen im Namen der Allgemeinheit zurückzustellen hatte.

Nach Meinung eines Pietisten des 18. Jahrhunderts;

Je weniger die Leute selbst wissen, dass sie eine Sozietät sind, je besser ist's, denn sobald Brüdern und Schwestern Regeln gegeben werden, so wird dem Heiligen Geist seine Arbeit gehindert. (apud KAISER, o/d. S. 731

Aber wenn sie von der institutionalisierten politischen Macht abkommen, bedeutet das nicht, das sie keine positive Bindung zur Nation haben. Dem König, der als gut bezeichnet wird, da er der Gründer des Vaterlandes ist, sowie Gott den Kosmos erschaffen hat, sollen sie Respekt und Gehorsam. Im Einverständnis mit Luther werden ihre Gesetze als ein Ausdruck der weltlichen Macht befolgt, aber sie widmen ihre grösste Aufmerksamkeit und Hingabe der spirituellen Tätigkeit.

Die pietistische Bewegung hat, ohne bedeutsame Spaltungen, mit der offiziellen Kirche bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Einklang gelebt, und in vielen Fällen hat sich die Volkskirche über die Landeskirche erhoben, aber zu verschiedenen Zeitpunkten auch mit ihren theologischen Anschauungen und ihre Ethik zwischen der einen und der anderen Kirche vermittelt. Aber wenn die liberale Theologie eine intellektuelle Einengung mit dem Rationalismus der Aufgeklärten vorschlägt, eine nach aussen gewandte Religiosität und nicht eine aus dem Herzen kommende, und die Aufgeklärten ihrerseits das Ende der Religion erklären, erneuern die Pietisten ihre Utopien in dem sie immer wiederholen, dass eine Bewegung notwendig ist, die die Gläubigen zur Zentralisierung des christlichen Glaubens erwecke und dem sie sich ohne jegliche Voraussetzungen unterordnen sollten. In diesem Zusammenhang organisieren sich Predigten, Bewegungen zur Erweckung des individuellen Glaubens, Evangelisationskampagnen und die Organisation etlicher Departments der Kirche, die ausschliesslich an die Gläubigen der Diaspora (die Evangelischen, die im Ausland leben) gerichtet sind.

Es sind diese Organisationen und Behörden, die Seminare wie das in Florenz unterhalten, sowie auch die Produktion von religiöser Literatur mit der Absicht, die Lehre zwischen der unteren und der mittleren Schicht der Gesellschaft zu verbreiten. Die Broschüren, die von Brepohl geschrieben und herausgegeben wurden, sind hier ein bedeutsames Beispiel. In diesen Broschüren bringt der Autor, noch in Europa, seinen Kompromiss mit denjenigen, die sich öffentlich den neuen Tendenzen der liberalen Theologie entgegensetzen, zum Ausdruck.

Laut einem seiner Artikel, behauptet Brepohl, dass es im Namen, des "wahren Glaubens" (eine Bezeichnung, die sich durch die radikale Ablehnung zur Theologie der Liberalen kennzeichnet), auch transkonfessionelle Bewegungen legitimiert werden, die nicht nur die diversen evangelischen Glaubensrichtungen einschliessen, sondern auch die katholischen: "Der neue Kulturkampf wird nicht zwischen Protestanten und Katholiken ausgetragen, wie im 19. Jahrhundert, sondern zwischen Liberalen und Christen" (1913).

In einem anderen allgemeinverständlichen Text, erklärt der Autor detailliert welche, seiner Ansicht nach die "Feinde des Glaubens" waren ]7; in seinem Anfangsargument fragt er sich nach der Möglichkeit des Glaubens an die Existenz der Hölle zur Jahrhundertwende. Die Antwort ist zustimmend, denn die Hölle darf nicht als ein konkreter und sichtbarer Raum in den Augen der wissenden Menschheit verstanden werden, sondern als existentieller Raum, der neu entsteht, wenn die Menschen geistigen Hunger oder Durst spüren. Und das geschieht in verschiedenen Situationen: wenn der Mensch nicht mehr zur Kirche geht, wenn der Vater seiner Familie nicht mehr aus der Bibel vorliest; wenn man nicht mehr bei Tisch betet; aber auch wenn eine Frau tanzen geht, oder wenn ein Jugendlicher aus dem Haus geht und seine Mutter weinend zurücklässt oder auch bei Zusammenkünften von Freidenkern; hier gibt es Gott nicht, und wo Gott nicht ist, ist Hölle, die Finsternis, das Gefühl der Verlassenheit. Bei dieser Denkweise ist das Fehlen der Frömmigkeit, das Ablehnen der festen moralischen Begriffe, die Sensualität oder der Kontakt zum weltlichen Denken als Symptome eines Lebens anzusehen, das sich von den Werten der Hölle lenken lässt, eines existentiellen Zustands und keines physischen.

Diese Kommentare stammen aus einer Broschüre, die in Brasilien verteilt wurde, dessen Autor unbekannt ist. Aber durch den Inhalt und die Zitate kommt man zu dem Schluss, dass es sich um eine Predigt eines pietistischen Pastors aus Deutschland handelt aus den 10er. Jahren und dessen Ideen Brepohl als die seinigen annimmt (BREPOHL. 1933).

Diese ersten Broschüren, die unter der Wirkung der politischen und kulturellen Ereignisse geschrieben wurden, die Deutschland beeinflussten, und in einer Ausdrucksweise, stark die Gegenwart des Erzählers ausdrückt ]8, stellen eine wichtige Dokumentation für unsere Studien dar, weil sie uns erlauben, einige Aspekte des Pietismus zu durchschauen, denen auch in Brasilien durch Brepohl und wahrscheinlich auch andere Pastoren Ausdruck verliehen wurde.

Der Begriff "Volkstum", zum Beispiel, anfangs von den Romantikern als Synonym der Volksgemeinschaft gedacht, hat bei Brepohl eine tief religiöse Bedeutung. Volkstum grenzt eine Gemeinschaft absolut von den anderen ab. Aber, wer sind die anderen? Diejenigen, die noch nicht der Gemeinschaft angehören, sei es aus Ablehnung, geistlicher Schwäche oder Unkenntnis. So bedroht der Ungläubige, der schwache Mensch, aber auch der Kapitalismus oder der Marxismus, also die weltliche Macht, permanent die christliche Gemeinde. Damit will ich aber nicht sagen, dass man einfach Luthers oder Augustins Auslegungen erneuern sollte. Brepohls Ansicht ist eine andere: absorbieren wurde zum Zwang, aber besser [117] noch wäre die Ausschaltung der weltlichen Macht, durch laufende Ausbreitung der religiösen Gemeinde; diese Ausdehnung sollte sich nicht aus einem vorgeplanten Projekt ergeben, sondern als ein natürliches Ergebnis der evangelischen Tätigkeiten, das langsam die Denkweise und die soziale Organisation weltlichen Charakters ausschalten würde.

Wir können von einem neuen Theozentrismus sprechen, obwohl man nicht die Existenz einer einzigen Geistlichkeit fordert, wie in der katholischen Kirche.

Dieser Theozentrismus sollte nicht nur in den Beziehungen zwischen den Gemeindemitgliedern bestehen und ebenso wenig auf ihre alltäglichen Beschäftigungen beschränkt sein; sie sollte in die innerste Sphäre des Menschen eindringen, wie die ersten Pietisten es empfahlen. Als Brepohl, (1916), über die Bedeutung der inneren Freiheit schreibt, lässt er sich ausführlich über die Entdeckung der Persönlichkeit aus. Seiner Ansicht nach ist diese nur möglich, wenn man ein religiöses Leben führt:

Den Alten sind noch die 50er. bis 80er. Jahre des aufgeklärten 19. Jahrhunderts in Erinnerung, in denen Glaubensleben für eine pathologische Krankheit müssiger Köpfe gehalten wurde (...) - nun, diese Zukunftsmusik ist verrauscht? Warum? (...) Sie erlag unter der erdrückenden Tatsache des gewaltigen Sehnens nach dem Göttlichen unter den heute führenden Geistern. (...) und doch ist der Zusammenhang von Persönlichkeit und Gebetsleben der denkbar Innigste (denn...) was ist die Persönlichkeit anders, als das Bei-sich-selbst-sein des Geistes im Denken, das Prinzip der Einheit, von der alle Handlungen ausgehen und auf die sich alle nutzend oder schadend zurückzubeziehen?

Diese einsame Haltung, die aber zur gleichen Zeit einem guten Teil des deutschen Volkes so geläufig war, verursachte, laut dem Autor, eine Erneuerung ihrer Kräfte, als es durch den grossen Krieg soviel Leiden ertragen musste. Die Notwendigkeit Gottes wurde dem deutschen Volk durch den Krieg bewusst. Laut Brepohl, hat das Volkstum, ein Erbe der Reform, ihnen den Geist genährt und wurde zu einer ganz besonderen Erfahrung unter den Deutschen. Eine Erfahrung, die gleichzeitig von allen durchgemacht wurde; als wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt und aus denselben Gründen alle zusammen ein Lied singen würden. Durch den Krieg und dem Leiden haben sich die Bande zwischen den Menschen erneuert, Konflikte wurden gemildert und selbstlose Gedanken erweckt. [118] So hat die Entdeckung des innerlichen Lebens, die zur Ausarbeitung der Identität jedes einzelnen beigetragen hat, historisch mit dem Erwachen zur kollektiven Identität übereingestimmt. Beim Formulieren dieser Einstimmung, lässt der Autor sich zur Reflexion über das patriotische Gefühl leiten.

Siehe noch: BREPOHL, 1917a

Für ihn kann das Vaterland nicht als ein neutraler Raum, der regional abgegrenzt ist, begriffen werden. Auch kann das patriotische Gefühl nicht mit der Verherrlichung des Staates verwechselt werden, denn wenn es so wäre, würde es sich mit der Religion nicht vertragen. Das Vaterland kann auch als ein Lebensraum erklärt werden, der immer wieder zu irgendeinem Zeitpunkt oder an irgendeinem Ort neu aufgebaut werden kann. Eine Unterhaltung mit Freunden, eine Zusammenkunft der Familie, ein Andenken, sind Zustände, die ein stärkendes Gefühl auslösen können;

Unter Heimat verstehen wir hier nicht das Vaterland, wie man etwa dieses Im Ausland wellend (...) Unter Heimat im Sinne der Heimatpflege ist jedes Mal der Teil unseres weiten deutschen Vaterlandes zu verstehen, in dem die Bewohner durch Abstammung, geschichtliche Vergangenheit, Sitte und Mundarten zusammen gehören. (...) Wenn im Sommer, nach Feierabend auf der kleinen Bank vorm Hause, all und jung beisammen sass, und nun die Alten die Traditionen der Familie den Jungen erzählten, (...) dann triebe die Alten unbewusst Heimatpflege. Und wenn beim einfachen Bürgersmann und Handwerker der zugewanderte Geselle nach gemeinsam verrichteter Arbeit, (...) seinen Nachbarn, von seiner Wanderfahrt, von Sitten und Gebräuchen anderer deutscher Volkstämme erzählte/ dann trieb er Volkskunde, dann erwachte in den begeisterten Zuhörern der Stolz, ein Deutscher zu sein.

Durch dieses Handeln regt er seinen Nächsten an zur Ruhe zu kommen und diese Ruhe leitet ihn folglich zum Gebet. Das Gebet führt zur Selbstlosigkeit und dazu, dass man an den Nächsten denkt und so kommt man zum patriotischen Gefühl. Aber damit dieses Gefühl besteht, ist es notwendig, dass die Menschen in ihre Vergangenheit blicken und das Beispiel ihrer Eltern betrachten. Und es genügt nicht sich an den Geburtsort gebunden zu fühlen, man muss ihn auch heben und die geistigen Güter, die er ausstrahlt, seinen Nachkommen weitergeben.

Das Bild und die Überlegungen, die in diesen ersten Texten von F. W. Brepohl ausgearbeitet wurden, erlauben uns einen von ihm angewandten Schlüsselbegriff zu bekommen, der alle durchgearbeiteten Themen durchflicht: das Wort Volkstum, dass hier angewandt wird um die individuelle Sphäre (besser gesagt, das innerliche Leben), sowie auch die sozialen Beziehungen abzuschirmen und um ein Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart - dem Vaterland, zu bestimmen. Mit ihm macht der Autor einen Querschnitt in der Zeit, was ihm erlaubt die Erfahrung der Gleichzeitigkeit für das ganze deutschsprachige Volk zu verstehen (in Hinsicht auf das erlittene Leid während des Krieges).

So würde er sich an die Deutschen aus Ungarn, Serbien, Frankreich, sowie auch an die Deutschen, die in Deutschland lebten und die durch die Liberalen, die Armut, die Nichtgläubigkeit, die Modernität bedroht wurden, wenden. Und durch dieselbe Brille würde er auf seine erste Gemeinde in Brasilien schauen, die zufälligerweise "Deutsche" waren oder eben auch nicht, die tief gekennzeichnet waren, von den pietistischen Bewegungen, durch die Migrationen, durch die Bedrohungen die mit dem nicht-religiösen Denken verbunden waren: die Wolga-Deutschen, die vor dem Panslawismus und vor der bolschewistischen Revolution nach Paraná flüchteten.

Die Neue Heimat [119]

In seiner Funktion als Schriftsteller betrachtet Brepohl das Leben der Wolgadeutschen seit 1917 sehr gründlich. Sein Interesse für sie zeigt sich in seinen Broschüren von da an, wo diese ethnische Gruppe wegen der Landzerstückelung aus Erbaufteilungsgründen von Russland nach Deutschland emigrierte, eine Abwanderung, die sich während der bolschewistischen Revolution noch verstärkte. Über diese Ereignisse schreibt Brepohl verschiedene Artikel, in denen er klarlegt, dass die Revolution ein wahres Massaker der Kultur und der materiellen Besitztümer für die Deutsch-Russen hervorrief. Er erwähnte ebenfalls, dass diese Wolgadeutschen in Deutschland von vielen als Ausländer diskriminiert wurden. Andererseits bemerkt er aber, dass die Regierung Unterkünfte für diese Flüchtlinge schuf, unter anderen, eine in Zossen, wo er zu dieser Zeit wohnhaft war. Es ist anzunehmen, dass die Zeitschriften des VDL unter diese Flüchtlinge verteilt wurden, und die Stellung, die Brepohl innehatte, gewährte ihm grösseren Kontakt zu den Immigranten.

Das "Massaker" gegen die Wolgadeutschen ist nach deren Ansicht darauf zurückzuführen, dass sie einen Drittel der ganzen Bevölkerung Russlands ausmachten, die 24 % des Territoriums besetzte. Und als die Bolschewiken siegreich aus der Revolution hervorgehen, werden die Wolgadeutschen landesverwiesen, weil man sie als Kapitalisten betrachtet und weil sie im weiss-russischen Heer an der Seite der Zaren-verteidiger gekämpft haben.

Als sie dann nach Deutschland flüchten, unterstützt sie auf verschiedene Art die Sozialhilfe einiger religiöser Institutionen; aber hauptsächlich hilft man ihnen, andere Siedlungsgebiete zu finden, wie zum Beispiel in Holland, Kanada, Brasilien und in der Schweiz, da sie durch die rückläufige nationale Ökonomie in Deutschland vom Arbeitsmarkt nicht aufgenommen werden konnten. Aus diesem Grunde wanderten viele von ihnen nach Paraná aus, wo sie ihre eigenen ethnischen Gruppen fanden, die Mitte des 19. Jahrhunderts dort eingewandert waren, weil sie aufgrund ihres panslawischen Nationalismus politisch verfolgt wurden.

Das Interesse Brepohls an diesen Wolgadeutschen lässt sich hieraus erklären: sein Freund aus Kindertagen stammte aus einer mennonitischen Familie und war Sohn eines eingewanderten Arbeiters aus Ost-Europa; indirekt wurde Brepohl durch diesen Freund zur religiösen Karriere stimuliert. Hinzu kommt die Tatsache, dass er sich intensiv mit Ethnologie beschäftigte und sich stark dafür interessierte, die Eigentümlichkeiten der verschiedenen Kulturen zu erkunden, einem Erbe der romantischen Literatur, die er so vergötterte. Ein anderer Grund war sein starkes Gefühl der Verwurzelung in die deutsche Heimat, die seine Familie vor mehr als einem Jahrhundert schon verlassen hatte. Als letztes muss man noch erwähnen, dass die Wolgadeutschen in Russland ja diverse Diskriminierungen erlitten hatten, etwas, das für einen Pfarrer als ein/ Opfer im Namen des Glaubens anzusehen war.

Das Buch, das Brepohl als Schriftsteller eben dieses Problems bekannt machte, war: Die Wolgadeutschen im brasilianischen Staate Paraná, dass er zusammen mit Fugmann23 veröffentlichte. Dieses Werk entstand aus Anlass des 50-jährigen Jahrestages der Immigration dieser Gruppe in Brasilien, (1927), als Erinnerungsschrift an dieses Jubiläum. Es handelt sich dabei um eine Erzählung in Form eines Epos über "Helden des Alltags", die, wenn ihre Namen nicht in einem Anhang dieses Buches genannt worden wären, immer unbekannt geblieben wären. Jedoch liefert das Buch, über seine monografische Darstellung hinaus, viele Informationen der Deutschen und Deutschstämmigen, die die neue Heimat, Brasilien, besiedeln. Sie sind also auch Mitbegründer eines Teils dieser Nation, und als solche sollen sie gerühmt werden.

Diese Herausgabe besteht aus drei Teilen: der 1. Teil, von Fugmann verfasst, bringt die Geschichte dieser Einwanderungsgruppe vom 18. Jahrhundert an bis zu ihrer Niederlassung in Brasilien; im 19. Jahrhundert wurden die Immigranten, die wegen der russischen Revolution auswanderten, nicht erwähnt. Der 2. Teil, von Brepohl verfasst, trägt die Überschrift: "Der Alltag der Wolgadeutschen"; und der 3. Teil enthält die Namen von Einwanderer-Pionieren, sowie den Tag ihrer Ankunft in Brasilien. [120]

Das Buch beginnt mit einem Gedicht von Reinhold Braun zur Ehrung des Heimatlandes, Deutschland; bemerkenswert daran ist, dass diese Wolgadeutschen doch eigentlich schon aus Russland kamen, das seit dem 18. Jahrhundert von ihnen besiedelt wurde. Diese Siedlungen an der Wolga waren - laut Fugmann - Opfer eines königlichen Eidbruchs, indem die Zarin Katharina II. ihnen 1767 bestimmte Privilegien zugesagt hatte, wie zum Beispiel interne Rechtsprechung, autonome Verwaltung und Befreiung vom Wehrdienst, was jedoch von den Nachfolgern der Zarin nicht eingehalten wurde.

Diese politische Neuorientierung ist zurückführen auf den panslawischen Nationalismus, durch den die russische Obrigkeit die deutschen Immigranten als eine Bedrohung des Landes ansah. Es wurden deshalb verschiedene Massnahmen getroffen, um die erworbenen Rechte der Einwanderer zu beschränken, bis sie von selbst aufhören würden zu bestehen; 1874 wird die Freistellung vom Wehrdienst gesetzlich aufgehoben, was die Wolgadeutschen zwingt, definitiv russische Staatsbürger zu werden. Laut Fugmann gab es aber auch religiöse Gründe, die sie veranlasste, den Militärdienst abzulehnen. Viele von ihnen waren ja Mennoniten, deren Religion es verbietet, zur Waffe zu greifen. Aber gleich, ob ihre Art der Ablehnung juristisch oder religiös bedingt war, vermischt Fugmann dies in seinen Erzählungen: die Ablehnung richtete sich generell gegen einen "ausländischen” Gott. Für die Gruppe als Ganzes, oder diejenigen, die anderen Konfessionen angehörten, was das grosse Problem das Fehlen an Grund und Boden in dieser Gegend, was ihren ethnischen Zusammenhalt und ihre Unabhängigkeit als Landwirte bedrohte. Es blieb ihnen nur übrig, in weniger fruchtbare Gebiete zu ziehen, wie zum Beispiel nach Sibirien, oder in den Städten Arbeit zu suchen. Wegen dieser Einschränkungen schien das Auswandern aus Russland für Hunderte von Familien der einzige Ausweg.

Fugmann schiebt die Wahl vieler Deutscher, nach Brasilien auszuwandern, Dom Pedro II. zu. Dieser versuchte, nach Ansicht des Autors, die Landwirtschat in einem Land der Viehzüchter anzuregen und versprach, das ursprüngliche Agrarsystem der Gemeinde zu respektieren, nämlich das mir-System, nach dem der Besitz aller zehn Jahre zwischen den volljährigen Männern neu verteilt wurde, wodurch es keinen individuellen Landbesitz gab und nicht das Risiko der festen Grundbesitzbildung. Der Autor hebt das Interesse des Kaisers, Dom Pedro II., an den Siedlern hervor, so wie er an anderen Stellen seines Buches öfters erwähnt, dass der Kaiser Sohn einer deutschstämmigen Mutter sei. Nach Fugmanns Ansicht sah es Dom Pedro als Notwendigkeit an, die Weizenproduktion anzukurbeln. Da die Anbautechniken dieser Getreideart zu jener Zeit noch sehr rückständig waren, fehlte dasselbe im Lande.

Die Wolgadeutschen genossen Privilegien während ihrer Ansiedlung und behielten das Kollektivsystem der Landausbeutung (mir) bis zum Sturz der Monarchie bei. Den Siedlern wurde das Weggehen durch die Intervention Bismarcks zur slawischen Regierung wohl erleichtert, eine Annahme, der Fugmann jedoch nicht zustimmt.

Die ersten Krisen im Siedlungsgebiet entstanden hauptsächlich aus folgenden Gründen: der erste wegen des wenig fruchtbaren Bodens von Paraná, im Vergleich zum Wolgagebiet; der zweite wegen der Auswirkung der Änderung der Landbesitz-Regelungen. Mit der schrittweisen Einführung des Landgesetzes in Brasilien, ab 1854, werden auch die Immigranten allmählich gezwungen, ihre Ländereien rechtskräftig überschreiben zu lassen und die Bestimmungen des individuellen Landbesitzes anzuerkennen, was zum Beispiel, eine Landzerstückelung zur Folge haben würde und dadurch den Erwerb neuer Ländereien verlangte. In Konsequenz dessen sahen sich viele von ihnen gezwungen, weiterzuziehen, was die soziale und kulturelle Gemeinschaft bedrohte. Zur Zeit der Veröffentlichung dieses Werkes gaben die Jugendlichen bereits ihre Traditionen auf, denn sie verliessen das Elternhaus, um in der Stadt zu arbeiten. In dieser Hinsicht diente die Erinnerungsschrift als eine Ermahnung gegen die Gefahr, die Traditionen aufzugeben. Das Opfer, das ihre Väter gebracht hatten, als sie das Wolgagebiet verliessen, sollte anerkannt werden durch den eisernen Willen, die von jenen verehrten und angebeteten Werte zu erhalten.

Während Fugmann sich mit der Beschreibung der Geschichte der Wolgadeutschen Immigranten beschäftigte, schrieb Brepohl über ihre Gewohnheiten und Bräuche.

Verschiedene Aspekte der Kultur der Wolgadeutschen werden hervorgehoben, unter anderen die Gewohnheit, die Kirchenglocke nach dem Gottesdienst zu läuten und nicht, wie in der Liturgie vorgeschrieben; es war das Zeichen dafür, dass die zu Haus gebliebenen Frauen das Mittagessen in absehbarer Zeit auf den Tisch bringen mussten; die absolute Anerkennung der Alten - einer von der Wolga stammenden Tradition seit der selbständigen Verwaltung, in der die Wahl eines Altenrates festgelegt war, der die Gemeinde leitete.

- Dann die Hochzeitsfeierlichkeiten, die drei Tage dauerten und als eins der wichtigsten Ereignisse galt. Dabei muss die Braut ein Opfer- Ritual vollziehen, indem das Verlassen des elterlichen Hauses symbolisiert wird. Die Gäste helfen am Anfang des gemeinsamen Lebensweges des jungen Paares durch kleine Gaben. Für Brepohl bedeutet diese Zeremonie den Hinweis auf das Erhalten der ethnischen Identität. Diese Immigranten kümmern sich nicht um die Politik, ihre Gesprächsthemen sind Religion, Schule und Familie; sie lesen viel, jedoch nur religiöse Schriften, die sie abonnieren, oder die Lokalnachrichten.[121] Sie haben nur Verbindung zur Aussenwelt, wenn es Gerichtsverfahren gibt eine Situation in der sie selbst - obwohl sie gegen diese Prozesse Widerwillen haben - ihre eigene Verteidigung durchführen.

Dieses ganz in sich geschlossene Leben, sich immer wiederholend und dem Zyklus der Natur gehorchend - nach Brepohl ganz im Sinne des alten Bauerngeistes - konnte nur durch äussere Einflüsse bedroht werden. Der Krise, in der Brasilien sich gerade befand, so meint Brepohl, mussten sie gegenübertreten aus der Notwendigkeit der Verteidigung jener produktiven Einheit heraus, die die Grundlage ihrer kulturellen Identität war.

Dies sind im Grossen und Ganzen die bevorzugten Themen dieses Gedichtbandes. Nachdem Brepohl zwei Jahre im Lande war, zeigte sich sein starker Beobachtungsdrang und die sehr genaue Kenntnis der Gemeinde, der er diente.

Wir würden noch gern einen Aspekt dieses Buches hervorheben, der auch in anderen Artikeln, die dieser Einwanderergruppe gewidmet sind, auffällig ist; wir beziehen uns auf den häufigen Gebrauch des Begriffs "Bauer” als einem Synonym ihrer sozialen und kulturellen Identität, was fast so unabänderlich ist wie ihr Deutschtum. In einem anderen Text über diese Bauern-Organisationen (1923 L) schreibt Brepohl über das Bestehen der Bauern-Bewegungen seit dem Altertum bis zur heutigen Zeit: er bestätigt, dass die Form der Produktions-Genossenschaft, deren bestes Beispiel seiner Meinung nach das mir-System ist, bereits bei den germanistischen Barbaren bestand, das nur durch die Invasion Napoleons erschüttert wurde. Und dieses System gelangte durch die ersten Christen Roms (sic) zu den Germanen, als die Römer auf germanischen Boden vordrangen. Später eignete sich auch Russland dieses System an, als es seinen atheistischen Sozialismus aufzubauen begann. Deshalb zeichneten sich wohl die deutschen Bauernorganisationen durch den Gemeinschaftsgeist aus und durch da Sich-nicht-Einmischen in politische Angelegenheiten. Es handelt sich also um eine Form der Organisation, die sich nicht jenen Regeln unterwirft, die mit der Welt des Kapitalismus verknüpft sind, und die sowohl bei den Wolgadeutschen fortdauern sollten wie auch in anderen landwirtschaftlichen Genossenschaften des germanischen Europas.

Das Agrar-Kollektiv integriert folglich das deutsche Ethos; und der Landmann stellt seine reinste und ursprünglichste Identität dar. Aus diesem Grund unterscheidet er sich von Kaufleuten und Bürgern, die nur auf gewinn bedacht sind, und von Angestellten, die schon ihre eigentlichen Wertbegriffe verloren haben (1923,1930,1932 c). Aus denselben Gründen kann man die Immigranten auch nicht in die brasilianische Kultur integrieren, in der noch nie eine Bauern- Struktur existiert hat (1923 L). Daraus entspringt die Notwendigkeit des Selbst-Schutzes, der gegenseitigen Unterstützung und der Verteidigung im Namen der Festigung der germanischen Gemeinschaft hierzulande.

Vom Volkstum zum Deutschtum

Bis zu diesem Augenblick haben wir gesehen, wie der Begriff "Volkstum" von Brepohl ausgelegt wird und zwar in dem Sinn, ihn neu zu orientieren vom weltlich-romantischen Universum, in dem er entstand, zum religiösen Universum; für Brepohl ist Volkstum die der Weltlichkeit abseitsstehende Gemeinschaft, die ihre prinzipiellen Referenzen in der Vergangenheit findet, aus der sie die nötigen Kräfte für das Überleben entnimmt, trotz zahlreicher Widrigkeiten, denen sie ausgesetzt war und ist: das Risiko der Verarmung, der Versuchung der städtisch-industrialisierten Welt, dem Druck der artfremdem Kultur. Diese Auslegung führt uns zu der Überlegung, dass diese Gemeinschaft schon geschwächt ist, weniger durch schwankende Übersetzung als vielmehr durch permanente Bedrohung durch die Aussenwelt.

In diesem Abschnitt des Kapitels werden wir versuchen zu zeigen, wie die Bedingungen der Minderheit, wie Brepohl seine Dargestellten interpretiert, in diesem Fall keine hauptsächlichen Begrenzungen mehr sind, sondern zu einer Quelle werden, aus der die Immigranten ihre Stärke ziehen.

Schon ab 1929, gerade 4 Jahre nach Brepohls Ankunft in Brasilien, beginnt seine Anwesenheit an Einfluss zu gewinnen, was man aus seinen eigenen Schriftstücken folgern kann.

Seine Achtung den Bauern gegenüber, zum Beispiel, beschränkt sich nicht nur auf diejenigen seiner Kongregation. Als Vertreter ihrer Interessen besucht und beschreibt er ländliche Gegenden im Staat São Paulo in der Absicht, festzustellen, ob diese für die Ansiedlung deutscher Immigranten geeignet seien. Er verfasst eine Schrift, die sowohl in Deutschland verteilt werden soll, um neue Auswanderer anzuwerben, als auch im Süden Brasiliens, dessen Siedler durch Landzerstückelung infolge von Erbschafts-Aufteilung daran interessiert waren, neue Ländereien zu erwerben (1929).

Ausser seinen sozialen Hilfeleistungen für die Bauern wird Brepohl von der deutschen Gemeinde in Ponta Grossa eingeladen, Vorträge zu halten über George Knoll, einem deutschen Poeten, der in Brasilien gelebt hat. Den Inhalt dieser Vorträge veröffentlichte Brepohl später in der Tageszeitung von Westerburg, in Deutschland, worin er sich den dortigen Lesern als Missions-Mitarbeiter vorstellte. Er spricht auch im Sitz der Deutsche Föderation der Kriegsteilnehmer in Ponta Grossa, zum Anlass einer Fahnenweihe dieses Vereins (1923 f). Und er wagt sich ausserdem noch an die Arbeit einer Chronik und veröffentlicht zwei Erzählung über den Kaiser Dom Pedro II. und dessen Besuch bei den deutschen Immigranten in Paraná. Hierin zeigt sich Brepohls ganze Begeisterung für den Landwirt, besonders aber auch für die Monarchie einer Epoche, in der die Einwanderer mit grosser Achtung angesehen wurden. (1933 a und 1933 b)

Diese Einladungen und Angebote zu Veröffentlichungen ereignen sich zu einer Zeit, in der nicht nur Brepohl, sondern auch alle anderen Pastoren ihren Einfluss auf die deutschen Siedler zu verstärken suchen; Priens Meinung nach (1984) verbreitet sich in den dreissiger Jahren der Religionsunterricht an den Schulen mit Deutsch als Muttersprache stark, eine Eroberung der Kirche, die die evangelische Konfession als eins der wichtigsten Elemente verstand, um das Deutschtum im Ausland zu erhalten und es als ein Untrennbares von der lutherischen Konfession ansah.

Laut Wilhelm Fugmann zum Beispiel,

Jedes Volk hat seine typischen Eigenschaften. der beste Beweis dafür ist Luther, der dem Christentum einen deutschen Geist aufprägte (...). Seine Wahrheiten müssen allen unterbreitet werden, aber das kann nur geschehen, wenn diese sich durchsetzen und ethnische Merkmale annehmen und dadurch eine eigene ethnische Form erhalten, verbreitet durch Menschen, die den evangelischen Geist Luthers richtig auszulegen wissen und gleichzeitig ihre eigene Volkstümlichkeit hochhalten in dem Sinn, wie eben Luther die deutsche auffasste.

(FUGMANN. 1926. S. 59)

Diese Auffassung führte zum Ansporn des religiösen Unterrichts von Kindheit an und wird auch stark in Brepohls Gedankenwelt verankert gewesen sein. Aus diesem Grund betreibt er die Einrichtung des Cäcilien-Heims, einem Internat für deutschstämmige Siedlerkinder aus Santa Catarina und Paraná, deren Eltern kein Geld für eine gute Schulausbildung ihrer Kinder aufbringen konnten. Um diesem Mangel abzuhelfen förderte er eine Verwaltungs-Einrichtung, die eine philanthropische Spendenaktion einer deutschen Prinzessin erreicht, um den Bau der gewünschten Schule beginnen zu können, was am Anfang der dreissiger Jahre geschieht (1933 i). Noch erwähnenswerter war sein in Curitiba abgehaltener Vortrag während des "Treffens der deutschbrasilianischen Schulen", in dem er sich die Lehrer aller deutschsprachigen Schulen im Süden Brasiliens wandte und die hauptsächliche Aufgabe des Lehrers an denselben hervorhob. Laut Brepohl,

Und doch muss man Lehrern und Schulvereinen zurufen: Haltet aus, so schwer es auch Fallen mag. Erhaltet eure Schulen und seid zu jedem persönlichen Opfer bereit. Ihr habt heilige Pflichten euren Nachkommen gegenüber. Bedenkt, was diese verlieren, wenn ihnen die Schule vorenthalten, die Muttersprache verkümmert, das Volkstum'' vernachlässigt wird. (1933e. S. 4)

Diese Texte und Aktivitäten beweisen, dass Brepohl nicht mehr nur Pastor der Landgemeinden war, wo seine Pfarrkinder lebten, sondern jemand, der als "gelehrter" verschiedener Gebiete bekannt war, und von diesen ist uns - als das dauerhafteste, jedenfalls bis 1933 - das der Landwirtschaft aufgefallen. Darin beschränkte er sich nicht nur an soziale und geistige Hilfe, sondern gab auch wirtschaftliche und technische Orientierung: er informierte die Bauern über bestehende rechtsgültige Massnahmen der Landwirte in Brasilien, erzielte die Gründung landwirtschaftlicher Genossenschaften als eine Waffe gegen die Wirtschaftskrise, die auch Brasilien (1930 und 1933 n) heimsuchte und verfasste eine Reihe von Schriften mit Anleitungen über den Getreideanbau, die Bienenzucht, Kleintierhaltung usw. (1934 e).

Die Menge dieser Texte für Landwirte war nicht nur der Gegend gewidmet, in der Brepohl tätig war, oder seinen formellen Bindungen zur Landesregierung von Paraná; ein anderer Faktor, der es verdient, hervorgehoben zu werden, war sein pastoraler Einsatz bezüglich der Selbsthilfe und er selbst erklärte die Herkunft dieser Lehrer: ihr Gründer war Wiehern, der ab 1849 in Deutschland das Entstehen von Privatvereinen zur Selbsthilfe anregte, gleich ob sie philanthropischer oder gemeinnütziger Art waren. Als Urheber des Begriffs der Inneren Mission verstand er darunter, dass der Glaube nur aus der Liebe geboren werden könne, und die Liebe müsse sich unter den Altgläubigen immer wieder intern erneuern, damit man sie dann von aussen her auch an jene herantragen könne, die später dem Glauben beiträten. So wurde den Armen auf einfache Art das Gefühl der Gemütsbewegung erlassen; dasselbe Gefühl, das Gott allen Menschen gab.

Für Brepohl war die beste Form, diesen Anordnungen der Inneren Mission für die Neuzeit zu folgen, jene der Gemeinschaftlichkeit - und nicht die der Betriebskapitalisten (1932 d). Aus dieser Einstellung entsprang sein Einsatz, Gemeinschaftsgeist zu bilden, der zu patriotischer, moralischer, religiöser und ökonomischer Vervollkommnung des Volkstums führen wurde.

Somit werden die Vereine auch ein bevorzugter Ort zur Anknüpfung von sozialen, unpolitischen Verbindungen; hier bestärken sich Freundschaft, Kameradschaft und Verbrüderung; hier verstärkt man sozialen Zusammenhalt an einem Zufluchtsort vor Unvorhergesehenem aus der Aussenwelt.

Diese Mentalität des Vereinswesens ist ein typisches Erbe der deutschen Kultur. Nach Nipperdey (1976, S.174 usw.) breitet sich dieses seit dem 18. Jahrhundert stark aus und ermöglicht seinen Mitgliedern eine intensiven Verkehr miteinander; in den zahlreichen und vielseitigen Vereinen haben die Menschen die Möglichkeit, sich subjektiv mitzuteilen, im kleinen Kreis ihr eigenes "Teh" auszudrücken und somit ihre Veranlagungen und Talente, ihren Charakter und die emotionellen Bedürfnisse anerkannt zu wissen und somit - ihrer Ansicht nach - zum geistigen Fortschritt beizutragen. In dieser Hinsicht zeigt sich das Vereinswesen als ein notwendiges Korrektiv gegen die Gefahren des "modernen Lebens", in dem der Mensch zu einer rein statistischen Zahl der Masse wird.

Dies alles vor Augen, regte Brepohl eben nicht nur die ökonomische Seite seiner Pfarrei oder Leserschaft an, sondern auch die Gründung zahlreicher Vereine, die den Zusammenhalt der Deutschen im Ausland, unter Berücksichtigung ihrer Fähigkeiten und der persönlichen Neigungen, gewährleisteten.

Die Beliebtheit, die Brepohl in den für die deutschbrasilianische Gesellschaft weniger wichtigen und deshalb von den offiziellen Vertretern des "Alldeutscher Verbandes" weniger oft besuchten Siedlungen erlangte, dürfte von einigen Mitgliedern der örtlichen Ämter anerkannt worden sein, denn deren Tätigkeiten verbaten andere Organisations- und Vereinsformen repräsentativen Charakters, da in deren Programmen keinerlei politische Forderungen enthalten waren. Jedoch Hessen diese informellen Verbindungsmänner der sozialen Kontrolle - noch dazu als "Randfiguren" - nicht die Interessen der gut situierten Sozialschicht angreifen, gleich ob sie zur deutschen Gemeinschaft gehörten oder nicht.

Seyferth (1974) zeigt, dass auf jeden Fall in Santa Catarina und Paraná, die ökonomische Entwicklung dieser gesellschaftlichen Untergruppe markante soziale Unterschiede hervorrief: nach Meinung der Verfasserin dieser Abhandlung werden von den 30er Jahren an die Erträge der Kolonisten mit grossem Interesse daran zur Handelsware, so wie auch landwirtschaftliche Geräte, strassenbautechnisches Zubehör und Hausbaumaterial mit grosser Intensität in den sogenannten vendas (Krämerläden) vertrieben werden. Diese vendas funktionierten wie Finanzierungsinstitute, indem sie verzinstes Geld zwischen den Erntezeiten verliehen und die Ersten der Siedler unter Hypothekarbelastung einlagerten. Diese Transaktion erlaubte ihnen eine Sondereinnahme, die im Stadtgebiet zum Baum oder Ausbau von Fabriken, Handelsniederlassungen und Dienstleistungsbetrieben verwendet werden sollte. Durch die Verarmung der Kolonisten, aufgrund von Verschuldung und Landaufteilung wanderten diese in die Städte ab und verdingten sich als schlecht bezahlte Fabrikarbeiter bei ihren Landsleuten, den "ethnischen Genossen". Dieser Prozess wurde indirekt von Brepohl in Frage gestellt, der ihn vielmehr ansah als eine Vorstufe der Proletarisierung der Emigranten (1932 c). Seine Ansicht lässt eine bestimmte Opposition erkennen, und er selbst bezieht sich darauf. In einigen seiner Texte erwähnt er, dass er wegen seines Eingreifens in weltliche Dinge (Handelsgeschäfte) schon viel Kritik erhalten habe, er, der sich einzig und allein mit Angelegenheiten im Zusammenhang des Glaubens beschäftigen sollte. Ausserdem war er ja ein Ausländer, der sich in Fragen der nationalen Politik einmischte, aber es gibt noch eine weitere Anklage, die in Brepohl eine scheinbar grössere Empörung hervorrief, nämlich die, dass er kein richtiger Pastor sei, da er ja in Deutschland keine Universität besucht habe (1933 g). Brepohl erwähnt den Namen des Autors dieser Denunziation in seiner Entgegnung nicht, sondern nur den Titel des von der "Neuen Deutschen Zeitung" veröffentlichen Artikels: "Pestilenz im Dunkeln". Man weiss nicht, ob jene Kritik von einem weltlichen Vertreter gemacht wurde, der unzufrieden mit Brepohls Hilfsaktionen für die Siedler war, oder von einem Theologen, dem Brepohls Führungseigenschaften missfielen; gleich, von welcher Seite es kam, Brepohls Antwort war unverkennbar: Er fühlte sich stark angegriffen und erklärte, dass er effektiv "ein unabhängiger Pastor der Landeskirche" sei und "kein Abgesandter des Kirchenrats von Berlin", und dass er sich "der Synode von Santa Catarina und Paraná aus eigener Überzeugung angeschlossen habe, wofür er lediglich den Jahresbetrag im Wert von 1000 Dollar aus Deutschland erhalte”. Er gibt zu, dass er keine Universität besucht habe, weil sein Vater ein armer Bergarbeiter gewesen sei, aber dass er dennoch mit reinem Gewissen sagen könne, seine Aufgabe, Gott treu zu sei und dem Volks - und Deutsch-Brasilianertum[122] zu dienen, mit absoluter Hingabe ausgeführt habe (1933 g).

Zu derselben Zeit unterstellt man Pastor Brepohl auch, seinen eigenen Berichten nach, dass er nicht nur bei weltlichen Geschäften mitwirke, sondern sogar ein eigenes unterhalte, nämlich einen Buchhandel. Als Antwort auf diese Kommentare verfasst er einen extrem polemischen Artikel, der mehrmals und in verschiedenen Tageszeitungen aufgelegt wird, in Auszügen oder vollständig. Hierin beschränkt er sich nicht nur auf seine persönliche Verteidigung, sondern erstreckt die auf ihn bezogenen Angriffe auf alle deutscher Herkunft und denunziert schliesslich seine wahren Gegner.

In diesem Artikel richtet er sich gegen eine andere ethnische Gruppe, nämlich die Juden. Mein Kampf in der deutschbrasilianischen Presse gegen jüdischen Missbrauch des Auslandsdeutschen Idealismus (1932) schneidet die Judenfrage an und die daraus hervorgehenden Konsequenzen für die deutsche Gemeinschaft in Brasilien. Brepohl beschreibt detailliert seine Strategien gegen die von ihnen aufgestellten Fallen, mit denen sie die Deutschbrasilianer schädigen wollen. Aber worin bestehen diese Fallen? Der Autor klärt uns auf über ein Programm eines Leseclubs, der angeblich für die Verbreitung der deutschen Kultur in Südamerika in den Jahren 1929 und 1930 gegründet wurde. In Wirklichkeit handelt es sich nach Meinung des Autors jedoch nicht um einen Klub, sondern um einen von dem polnischen Juden Ivan Rothgiesser aus Berlin gegründeten Betrieb. Brepohls Meinung nach wurde das Deutschtum als "milchspendende Kuh" benutzt für die Finanzinteressen dieses Betriebs; bzw. konnte der Firmenbesitzer seine Geschäfte nur tätigen, weil während der Weimarer Republik viele Juristen jüdischer Herkunft waren und die Deutsche Buchgemeinschaft (DBG) eben aus diesem Grund siegreich aus diversen, gegen sie geführten Prozesse, hervorging.

Sie erhielten Schenkungen, um Bücher aufzulegen, die im Ausland verkauft werden sollten; aber sie behielten sie sich für ihren eigenen finanziellen Gewinn vor. Brepohl beschuldigt die Teilhaber der DBG, sich dem Welt-Judentum angeschlossen zu haben in einer ganz klaren Haltung zum jüdischen Verschwörungsmythos, propagiert durch die "Protokolle der Gelehrten Zions".

Die ökonomische Entwicklung dieses Betriebs schädigte durch ihre charakteristische Beherrschung der Marktlage andere deutsche Buchhändler. Wenn die DBG sich aus Propagandazwecken als nichtgewinnbringenden Betrieb erklärte, so war sie es - juristisch gesehen - nicht, denn ihre 8000 Teilhaber hatten kein Stimmrecht bei Beschlussfassungen. Und, schlimmer noch, die führten eine Propaganda durch, die deutsche Autoren angriff oder gar kriminellerweise Textfälschungen vornahm, wie zum Beispiel bei Gustav Freitags "Soll und Haben".24

In Brasilien hatten sie - die DBG - auch ihre Vertrauensmänner. Der wichtigste von ihnen war Alfred Hodtke, Mitglied des Deutschen Jugend-Bundes, der für Zeitschriften mit kommunistischer Tendenz (ihre Namen wurden nicht genannt) Artikel schrieb. Er muss Kritiken verfasst haben gegen die Denunziationen Brepohls. Darin stellt er beobachtend fest, dass das Christentum Brepohls es erlaubt, Juden anzugreifen, sofern es sich um die Ausübung der Toleranz handelt, verkündet durch die Protestanten. Er argumentiert ausserdem, dass die wichtigere Aufgabe die Verbreitung der deutschen Literatur ganz allgemein sei, und nicht die Überprüfung der ethnischen Herkunft ihrer Schriftsteller. Ausserdem hänge vom Erfolg desselben der Unterhalt von vielen hundert Deutschen ab. Nach Hodtke hat die DBG ihre Mitglieder nie benachteiligt, sondern ihnen im Gegenteil immer Verbilligungen bei Bucheinkäufen gewährt.

Bezüglich dieses Artikels greift Brepohl zurück auf die bürgerliche Mentalität, die typisch für Juden und deren Anhänger sei, denn durch die von der DBG angebotenen Vorteile zeige sich deutlich die Herkunft ihrer Besitzer. Brepohl erinnert an einen deutschen Vers, in dem es heisst:

Luther, Gotsched. Goethe, Bismarck fragten nicht nach fremden Rat 11931. S. 18)

Die Anschuldigung, keine christliche Einstellung zur Diskriminierung von Juden zu haben, erwidert er wie folgt: [123]

Wir deutschen können den Juden und anderen unter uns lebenden Fremdvölkern ruhig das Ihre lassen, wenn diese bürgerliche Gesinnung uns bleibt. Ich bin kein Antisemit. Ich lasse dem Juden was des Juden ist. (idem, S. 17)

Ausserdem:

Es handelt sich um viel Höheres als um den religiösen Gegensatz zwischen Christentum und Judentum, um ganz etwas anderes als um ein beweisen des Christentums durch Schimpfen auf die Juden. Es handelt sich um Deutsche Art und Deutsches Wesen! Die Frage ist keine religiöse, sondern eine des Volkstums, eine Rassenfrage. (idem. S.- 21-22)

Gegen diese und andere gegen Brepohl gerichtete Beschuldigungen zitiert er noch die Stellungnahme des Herausgebers der "Neuen Deutschen Zeitung" zu seinen, Brepohls, Gunsten. Dieser bestätigt die Legitimation des Anti-Semitismus und alarmiert die gesetzlichen Autoritäten, in diesem Falle das Deutsche Konsulat, zulässige Vorkehrungen zu treffen gegen diese Aktivitäten. Es gibt verschiedene Auslegungen anderer Journalisten, die versuchten, Artikel gegen die Handlungen der DBG zu veröffentlichen; diese wurde jedoch durch die Zeitschrift "Jugend" zensuriert, die androhte, jegliche Veröffentlichung zu boykottieren, die jenes Unternehmen kritisieren würde. Diese Vorschrift muss - nach Ansicht des Herausgebers dieser Schrift - auf den Einfluss der Ideen der "Roten Rose" zurückzufahren sein.

Schliesslich ruft Brepohl zur Verachtung der DBG auf und ersucht seine Landsleute im Süden Brasiliens, keine Bücher der DBG zu kaufen, denn andererseits würden sie dazu beitragen, dass 500 000 Juden die 60 Millionen Deutschen in aller Welt weiterhin ausbeuten würden.

Zusammenfassend sind dies die Kümmernisse, mit denen sich der Text befasst: eine Vielzahl von Denunziationen und eine Mahnrede gegen eine ethnische Gruppe, die praktisch im Innern der Südstaaten Brasiliens nicht existierte. Warum also so viel Aufsehen wegen eines kleinen Betriebes? Brepohls Referenzen stammen eindeutig aus Berlin, und nicht aus Curitiba oder direkt aus Rio de Janeiro. Mit Sicherheit hielt Brepohl es für wichtig, dieselben den Deutschbrasilianern zu übermitteln, besonders deshalb, weil Ivan Rothgiesser, wie auch Rosa Luxemburg seiner Ansicht nach zu einer Weltverschwörung gehörten, die die deutschbrasilianische Gemeinde stark in Mitleidenschaft ziehen könnte, indem sie ihr ihre internationale Strategie aufzwingen würde. Und einesteils war dies schon geschehen, nicht nur durch den unehrlichen Verkauft der Bücher, sondern auch durch den Ausbeutungsgeist des Kapitalismus, der bereits viele, darunter auch einige deutscher Herkunft, angesteckt hatte.

Aber es ist nicht auszuschliessen, dass Brepohl auch andere Gesprächspartner ausser den Deutschbrasilianern darauf aufmerksam machen wollte. Das musste notwendigerweise von Berlin ausgehen, wo Anti-Semiten wie er gleicherweise die wahren Absichten einiger Buchhändler, die ihren Vertrieb im Ausland hatte, erkannten. Und der Titel des Artikels ist sehr suggestiv: "Mein Kampf"..., und könnte etwas über die Identifikation des Autors mit den nationalsozialistischen Ideen aussagen. Letzen Endes war 1927 in Deutschland Adolf Hitlers Werk Mein Kampf, mit seinem radikalen Anti-Semitismus, veröffentlicht worden und war möglicherweise schon in Brepohls Hände gelangt der ja ein eifriger Leser von allen Texten seiner Heimat war und in deren Tagesblättern er einige Male seine eigenen Ideen und Meinungen veröffentlichen konnte.

Wenn das die Geopolitik Brepohls war, wird er sich absolut folgerichtig beunruhigt haben durch die Tatsache, dass der kapitalistische Geist, der sich bereits in Gewinngier der Industrien in Santa Catarina und Paraná abzeichnete; sowie durch die kommunistische Gefahr, die sich in den Orden des Deutschen Jugendvereins von Porto Alegre und die Anhänger der "Roten Rose" eingeschlichen hatte; und diese kapitalistischen und kommunistischen Ideen verschworen sich gegen sein Vaterland, und die Deutschstämmigen mussten seiner Meinung nach also zur Verteidigung bereit sein. Auch wenn im Süden Brasiliens nicht viele Juden ansässig waren, so genügte ihr Auftreten in Deutschland selbst doch schon, damit die Immigranten sich in den Kampf um das Deutschtum einliessen. Wie der Alldeutsche Verband schon kundgetan hatte, so handelte es sich eben nicht nur um eine Völkergruppe unter diversen anderen, sondern um eine vorrangige Rasse.

Die Abschaffung der Grenzen

In einem Tageblatt von 1933[124] gibt Brepohl bekannt:

Der Liberalismus, die Idee der französischen Revolution von 1789, die auch Deutschland erobert hatte, und in ihm 1918 restlos zur Macht gelangt war, ist tot. An Stelle des dem Liberalismus eigentümlichen individualistischen Denkens tritt körperschaftliches der Gemeinschaft, Volk, auffasst, diese jedoch soziale Pflichten auferlegt. (...)

Die Sozialdemokraten (...) fühlten sich nicht zum Totengräber des Kapitalismus berufen, sondern wollten Arzt an seinem Krankenbett sein. (...) Die Sozialdemokratie ist auch tot.

Hatten unsere Alt vorderen ihre Mark Genossenschaften, so schuf die nationale Revolution die Volksgemeinschaft. (...)

Die nationale Revolution (...) grifft über das Politische hinaus, erfasste - das geistige und seelische Leben unsere Volksgenossen im Reiche von Grund aus und ging daran, es völlig neu zu gestalten. (...)

Die nationale Volksgemeinschaft ist vertiefte Kameradschaft - Gemeinschaft am wohl und wehe des Volks ganzen * Blutsgemeinschaft. (...)

Sicher ist, dass das Judentum im Reiche einen weit über seine zahlenmässige Stärke hinaus reichenden Einfluss besass (...) es stellt ein Hundertstel der Bevölkerung dar, als so hat es Anspruch auf ein Hundertstel aller Stellen. (S. 5-8)

Hierdurch weist der Verfasser seine Leser auf den Sieg der Nationalsozialisten hin. Der Liberalismus, Marxismus, das Judentum und die Politik, also die "Aussenwelt", ist verschwunden. All das, was das Deutschtum bedrohte, verlor seine Relevanz, denn die Revolution von 33, im Gegensatz zu der von 1918, ist eine echte. Es handelt sich dabei nur um eine Veränderung der Staatsform, sondern

Sie begnügt sich nicht mit dem an sich bedeutungslosen Wechsel einer Staatsform; der Bundesstaat wurde zum Einheitsstaat. (...) Laut Goebbels, "Diese Revolution nicht nur nationale sein soll, sie ist eine nationalsozialistische Revolution - sie ist von uns gemacht worden.

Für Brepohl muss derjenige - und das gilt insbesondere für die Deutsch-Brasilianer der sich zum Nationalsozialismus bekennt, gewillt sein, seinen Reichtum und Besitz zu teilen. Nur die Armen interessieren die Revolution!

Dies ist ein Jahr, in dem sich Brepohl intensiv der Redaktionsarbeit widmet. Er verlegt einige Berichte über Zigeuner - eins seiner Hauptinteressen [125] neu, einiges über die Wolgadeutschen, und sogar über ein für ihn neues Thema, die brasilianische Geschichte, in der er in der Hauptsache Mauricio Nassau - in Wirklichkeit ein Deutscher und kein Holländer, Dom Pedro II. - Sohn einer Österreicherin - und noch über die deutschen Wissenschafter, die zusammen mit Cabral nach Brasilien kamen, berichtet. Er bringt auch Reden und Gedichte deutscher Dichter und Schriftsteller heraus, informiert genau über den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands, und berichtet über seine Besuche in verschiedenen Jugendlagern und Heimen, über Turniere und Sportveranstaltungen, die Organisation von Frauenvereinen und über deutschbrasilianische Klub-Treffen. Eigenartigerweise stehen die Texte der pietistischen Lehre jedoch immer erst an zweiter Stelle und tauchen dann überhaupt erst wieder am Ende des Jahrzehnts auf. Und es ist klar, dass in diesen Broschüren die Ereignisse im Zusammenhang mit Hitlers Aufstieg und dem Nationalsozialismus am intensivsten beleuchtet werden.

In einem anderen Artikel (1933 f) erklärt Brepohl, warum die Deutsch-Brasilianer die eben erwähnten Ereignisse mit Recht feierlich begehen müssen: für den Autor ist der Sieg des "Erben von Bismarck" auch etwas, was das deutsche Volk im Ausland Angeht. Denn ausser, dass Hitler für einen sehr entscheidenden Schritt in der deutschen Geschichte verantwortlich war, war er ja - ausserhalb des Reiches geboren - selbst wie ein "Auslandsdeutscher", der um die Anerkennung seiner deutschen Staatsangehörigkeit kämpfen musste. Nach Hitlers Worten, die Brepohl im Folgenden wiedergibt, heisst es,

Jeder Deutschblütige, unabhängig davon wo er geboren wurde, ist unanfechtbar als Reichsdeutscher anzusehen (1933 f, S. 5)

Das bedeutet, dass der Führer anerkennt, dass die Deutschen aus dem Ausland ihrer Heimat (Deutschland) gegenüber die gleichen Rechte haben; daher sein Versprechen der Erweiterung des Lebensraumes. Obwohl er nicht erwähnt, wie er dieses Projekt durch - führen will, geht daraus doch klar hervor, dass die hauptsächlichen Nutzniesser davon die Auslandsdeutschen sei würden.

Im weiteren Verlauf dieser Schrift zitiert er seiner eigenen Meinung nach, wichtigere Abschnitte aus der Rede der Machtergreifung des neuen Reichskanzlers:

- Den grosszügigen Ausbau der Altersversicherung durch Verstaatlichung des Leibrentenwesens. Jedem bedürftigen Deutschen Volksgenossen wird von einem bestimmten Lebensalter an oder bei vorzeitigem Eintritt dauernder Erwerbsfähigkeit eine auskömmliche Rente sichergestellt;

- Die Beteiligung aller an schöpferischen und Werteschaffenden Unternehmungen beschäftigten je nach Leistung und Alter an den Erträgnissen des Werkes unter gleichzeitiger mit Verantwortlichkeit für die Erfüllung der volkswirtschaftlichen Aufgaben des Werkes;

- Erziehung aller auf nicht Ehrlicher Arbeit beruhenden Kriegs- und Revolutionsgewinne, sowie von Hamster - und Wuchergut und deren Verwendung für den Ausbau der sozialen Fürsorge;

- Erziehung der Jugend zu körperlich gesunden und geistig freien Menschen nach den grossen Überlieferungen des deutschen Geisteslebens;

- Volle Religions- und Gewissensfreiheit;

- Besonderen Schutz der christlichen Glaubens Bekenntnisse;

- Unterdrückung und Fernhaltung von Glaubenslehren, die dem Deutschen Sittlichkeitsgefühl zuwiderlaufen und deren Inhalt staats- und volkszerstörenden Charakter trägt;

- Freiheit der Lehre auf den deutschen Hochschulen. Heranbildung einer Führerschicht von charaktervollen - Männern. (1933f, S. 11-12)

Die von Hitler hervorgehobenen Punkte zeigen nichts Aufsehenerregendes: das Grund-Ausbildungsprogramm, oder die Altersversorgung, zum Beispiel, prägten sich wie abgedroschene Slogans verschiedener Parteien und anderer europäischer Programme schon seit längerer Zeit ein. Insbesondere in Deutschland gab es diese Parolen ja seit dem 19. Jahrhundert, als Bismarck unter dem Druck der Sozialreformen eine Reihe von Wohltätigkeitsaktionen zugunsten der Arbeiterklasse einführte, um negative Propagandaeffekte seiner Widersacher zu reduzieren.

Der Konflikt oder die Abschaffung illegal erworbenen Besitzes lässt in erster Betrachtung eine Massnahme des Staates vermuten, ist jedoch spezifisch eine der Polizei, die schon seit ihrer Entstehung die Kontrolle des oben erwähnten übernahm, was relativ unabhängig von einem Parteiprogramm war. Bezüglich des Verbots einer "gegensätzlichen Lehre zur deutschen Moral " und der "Abwehr negativer Beeinflussung" konnte das scheinbar noch eine Neuerung in der Demokratie und dem Liberalismus der Weimarer Republik sein, denn es waren Massnahmen, die ja eine Aufgabe der Regierung in diversen offiziellen Instanzen darstellten; wir erinnern daran, dass selbst Brepohl durch das preussische Erziehungsministerium im Jahr, 1910 dazu ernannt worden war, Filme und pornographische Literatur zu zensieren. Gerade der Anti-Semitismus hatte sich schon in den vergangenen Jahrzehnten in die soziale europäische Vorstellung eingeschlichen - und in dieser Hinsicht wurden die Massnahmen der effektiv neuerungswütigen Regierung Hitlers gegen diese ethnische Gruppe Brepohl erst später klar.

Diese Wiederholung, die dem Autor aber wie eine Neuigkeit erscheint, darf nicht als ein Zeichen der Schwäche der totalitären Bewegung angesehen werden, sondern ist im Gegenteil eine ihrer Stärken: Letzen Endes waren diese Reden und Parolen nicht nur sehr allgemein verständlich, sie konnten auch von irgendjemand vorgetragen werden. In dieser Zeit findet man eine Vielzahl an Schriften, die auf die notwendige Hilfe für Arme, Kinder und Arbeitslose hinweisen und damit an die christliche Moral pochen. Sie dienten diversen Politikern als Rhetorik und sind bis zu einem bestimmten Punkt unabhängig von deren parteilicher Zugehörigkeit.

Adorno bestätigt, dass die Absicht dieses Mechanismus mit all seiner Eigentümlichkeit weniger die sei, dass der Führer der Volksmasse der faschistischen Regierung die Figur des "Supermanns" darstelle, sondern eher eine kollektive Projektion des impotenten "Ichs" jedes Einzelnen. So ist die Popularität grösser, je ähnlicher ein Volksführer dem einfachen Mann ist. In Anbetracht der von Hitler ausgeübten Funktionen im Spiel der Verführung des Regimes, erinnert er an Charlie Chaplin in dem Film "Der grosse Diktator", in der Ähnlichkeit zwischen dem Führer und dem Frisör des Ghettos (1985, S. 220/21).

Und eben Brepohl scheint Vorbild anzustreben. Wenn bislang die Schriftstücke sich durch die Verschiedenheit ihrer Themen, Erwähnungen der gelehrten Autoren und einer überzeugenden Rhetorik bzgl. der bekanntgegebenen Siege Hitlers charakterisierten, so werden dazu immer wieder dieselben Worte benutzt und zwei oder drei gleiche Argumente, die zur Lösung der verschiedenartigsten Probleme dienen, ob sie nun politischer oder persönlicher Art seien. Zusammenfassend bestätigt er, dass der Nationalsozialismus das Deutschtum verstärke, das Deutschtum sei die Nation, die Nation eine einzige grosse Familie, der Führer der Vater dieser Familie, oder, genauer ausgedrückt, der älteste Bruder aller Deutschen (1933, S. 10 – 11).

Was sich jedoch auf die religiösen Aspekte bzgl. bezieht dem deutlichen Rassismus der neuen Lehre gegenüber, so nimmt seine Ausdrucksweise einen eigenen Charakter an, denn er beschränkt sich nicht nur auf die Wiederholung der Worte des Führers, sondern verstärkt diese indirekt auch noch. Für ihn erhebt sich die germanische Rasse durch den Aufstieg und die Erfolge Hitlers zur Kategorie der Auserwählten, mit einem Auftrag, der sich nicht nur auf die eigene Sippe beschränkt, sondern sich auf alle Völker ausdehnen müsse.

Und mit dieser Anschauung steht Brepohl nicht alleine da. Man muss daran erinnern, dass die Rein-Erhaltung der Rasse als ein Göttliches Gebot eine "Wahrheit" war, die schon seit einiger Zeit von vielen deutschbrasilianischen Pastoren akzeptiert wurde. Wenn anfangs das Deutschtum ein Gefühl ausdrückte, dass mit dem Luthertum wetteiferte, um die Erhaltung der Konfession zu garantieren, so war es jetzt umgekehrt, nämlich zur Vergötterung der deutschen Nation.

Wir möchten in diesem Zusammenhang auf die Worte Hermann, Dohms hinweisen, dem Präsidenten der Synode von Rio Grande, die er eben zu dieser Zeit aussprach:

Der Sieg Adolf Hitlers hat zur klaren Erkenntnis gebracht, dass die Staatszugehörigkeit nicht die Volkszugehörigkeit bestimmt, dass "der Staat wohl die Voraussetzung ist zur Bildung einer höheren menschlichen Kultur, aber nicht die Ursache derselben. Diese liegt viel mehr ausschliesslich im Vorhandensein einer zur Kultur befähigten Rasse” (...) erst die Umwälzung in Deutschland rüttelte uns auf und gab uns unser ganzes Volksbewusstsein wieder, nämlich: dass in der Zugehörigkeit zu dem ruhmreichen deutschen Volk auch in aller Zukunft unsere Kraft für die Erfüllung der unserem Volke von Gott mitgegebenen Kulturaufgaben wurzeln wird. (1934. S.91-92)

Weniger elegant ausgedrückt könnte dieselbe Überlegung mit Hitlers Worten übersetzt werden, in einem Text, den Brepohl als lobenswert befand, als er versuchte, seiner Leserschaft zu erklären, warum die Juden als Anti-Rasse zu verstehen seien:

Jedes Tier verbindet sich immer nur mit einem Artgenossen. Die Biene bleibt im Bienenstock, der Buchfink beim Buchfinken, der Storch usw. Dieser Instinkt ist in der ganzen Natur zu finden.... und hat zur Konsequenz, dass eine mächtige Barriere nicht nur zwischen den einzelnen Rassen und Arten, sondern auch ganz allgemein zur Aussenwelt aufzubauen ist. wie auch die natürlichen Veranlagungen zu vereinheitlichen sind. (Hitler, [1927], 1983, S. 185-86)

Oder auch:

Der Germane des amerikanischen Kontinents kämpfte sich durch bis zur Beherrschung desselben, um sich rein und unvermischt zu erhalten und das kam nur fortdauern solange er nicht der Sünde der Blutsvermischung verfällt (Idem. S. 186)^7

Die Ähnlichkeit dieser Reden mit denen Brepohls bestärken uns in unserer Hypothese, dass er von einem Tag zum anderen die Grenzen zwischen Deutschland und Brasilien aufhob. Dieser imaginäre Raum des Deutschtums, das die territorialen Grenzen überschreitet, ist unserer Meinung nach eine Folge seiner eigenen Erfahrungen: Brepohl befand sich zur Zeit des Kriegsausbruchs in Deutschland, war Zeuge der psychologischen Wirkung des Versailler Vertrags auf die Mittelschicht, fühlte sich gleichermassen gedemütigt durch die wirtschaftliche Situation der Arbeitslosen und Emigranten; später in Brasilien unterstützte er eine Gemeinde, die aus der gleichen Sozialschicht stammte, Menschen die "nicht in ihrer Heimat bleiben konnten, solange so viel fremdes Blut die gleichen bürgerlichen Rechte genoss" (1933, S. 4) - und er selbst konnte ja nicht aufsteigen zu weltlichen oder geistlichen Ämtern durch Machenschaften partei­politischer Art. Nach seiner persönlichen Anschauung des historischen Prozesses übte Brasilien lediglich die Rolle des Wohnsitzes aus, und er hoffte, nur eines provisorischen.

Zusätzlich lässt sich eine Identifizierung des Erzählers mit dem Wiedergegebenen erkennen: In einer seiner Erzählungen, wie in der Auswahl der Programmpunkte der NSDAP, wählt Brepohl Episoden aus dem Leben des Führers die scheinbar eine Projektion seines eigenen Lebens sind.

Obwohl der Autor diesen Abschnitt nicht ausdrücklich erwähnt, so scheint das Kapitel "Volk und Rasse" aus dem Buch Mein Kampf doch eins der beliebtesten von Brepohl zu sein, denn er versteht darunter, dass diese Thesen sich protestantischen Diskurs seiner Zeit inspirierten. (Siehe: Brepohl, 1931, 19321, 1933 f, 1933 h. und Fugmann, 1926)

In der Biografie, die er über Hitler schreibt (1933 f), stellt er ihn, wie schon erwähnt, als Auslandsdeutschen vor, jemand der, obwohl "Deutscher”, doch am Rande der wichtigsten Ereignisse seines Vaterlandes lebt. Der Führer stammte aus einer armen Familie, seine Grosseltern waren einfache Bauern, der Vater Arbeiter, seine Mutter eine schlichte, liebevolle Frau. Der Vater, der durch eigene Energie einen etwas besser bezahlten Posten als Zollbeamter errungen hatte, starb früh; drei Jahre danach auch seine Frau. Das einzige Erbe, das die bescheidenen Eltern (sic) dem Sohn hinterliessen, war die Liebe zum Vaterland und das Interesse an deutscher Literatur.

Hitler wurde auch wegen seiner freiwilligen Kriegsteilnahme gelobt; aber er konnte trotz seines dort bewiesenen Mutes nicht avancieren. So wurde auch sein Talent des Autodidakts nicht anerkannt, denn zu der Zeit waren nur die Formen der massgebenden Kenntnisse als Kriterien des sozialen Aufstiegs gefragt. Aber, wenn ein gut ausgebildeter Lehrer von Hitler durch dessen Redekunst übertroffen wurde, lässt sich fast voraussehen, was dem folgen würde. Nach den Worten des Autors:

Möchte die Intelligenz turmhoch über den Beamten oder Offizier stehen, sie war wertlos, wenn nicht amtlich abgestempelte Schulzeugnisse vorgelegt werden konnten. Solch ein Mann galt höchstens als belesen, nicht als gebildet. Heute ist dieser "Halbgebildete Gefreiter" deutscher Reichskanzler. (1933f. S. 8)

Das Erbe, das die Eltern Hitler - nach Auslegung des Autors - hinterliessen, nämlich die Liebe zum Vaterland und das Interesse an Literatur, machte uns aufmerksam; die Heimat war, seit Brepohls Kindheit, immer beschrieben als etwas, das man uneingeschränkt und opferbereit liebte, jedoch auch zärtlich und manchmal leidenschaftlich, einem Gefühl, das er in seinem Familienleben nicht kennengelernt hatte. Aber dies war keine ausschliessliche und einschränkende Erfahrung für den Menschen Wilhelm Brepohl; sie war eher das, was Wilhelm Reich versteht als das psychologische Fundament des nationalen Narzissmus, typisch für den Bürger des Proletariats, der sich selbst im Chef wiederfinden möchte und sich stets als Verteidiger des Volkes versucht. (1974, S. 61 u. w.)

Ausser der gleichen sozialen Herkunft Hitlers und Brepohls empfand sich auch letzterer als Autodidakt, der den Akademikern der Landeskirche gegenübertreten musste, wie auch Politikern. Aber wenn er jetzt als Repräsentant der deutschen politischen Bewegung in Brasilien anerkannt werden könnte, so hätte er endlich die Chance, seinen privaten Lebensraum zu erweitern. Und obwohl der Pastor Brepohl nicht als Soldat im Krieg war, so hatte er doch als Mitarbeiter des Roten Kreuzes die Leiden seiner Mitbürger hinter der Front erlebt. [126]

Aber kommen wir auf den religiösen Aspekt zurück; wir können folgendes feststellen: Beim Durchblick der herausgegebenen Veröffentlichungen während der Aufstiegszeit Hitlers fanden wir nicht ein Schriftstück in Verbindung mit Überlegung zur pietistischen Lehre, bis dahin doch Brepohls wichtigste Thematik. Aber dieses Fehlen ist nur scheinbar, oder - falls es tatsächlich bestand -, ist erklärbar, denn die von Brepohl verteidigten Glaubenssätze wurden in ihrer Funktion durch andere Dinge ersetzt, die die gleiche Wirkung zu haben schienen; und Brepohl selbst erläutert seine neue Soteriologie.

Das ganze Deutschtum soll es sein, (1933), so predigt das vereinte deutsche Volk, eine Einheit, die bisher nur in Träumen erscheinen konnte, oder in der Erinnerung der Vorfahren, genauer gesagt jener Vorfahren, die im Jahr 9 n. Chr. die Römer im Teutoburger Wald besiegt hatten. Eine Gemeinschaft, die in kleinen oder grossen Vereinen zusammentrifft, jedoch auch individuell, "denn Leib und Seele sind jetzt durch denselben Wunsch verbunden”.

Im folgenden Abschnitt nimmt Brepohl eines seiner Lieblingsthemen erneut auf: Das Verderbliche des Kapitalismus, was er interpretiert als ein Symptom der Macht des Gottes Mammon über die Erde. Dieser herrschte durch die Männer des internationalen Handels, durch korrupte Regierende und Unruhestifter, gegen ihn entsandte der alte Gott, "der keinen Deutschen bei seinen grossen Aufgaben verlassen würde”, Hitler, einen Mann echten deutschen Blutes, den von Goethe erträumten wirklichen Faust, einen Soldaten, der freiwillig sein Blut im Krieg fürs Vaterland vergoss, Opfer bringen zur Ehre seines Volkes und dadurch zum langerwarteten Helden werdend.

Später bringt Brepohl einen anderen Kommentar; angeregt durch die alten Schriften erklärt er, dass seit undenklichen Zeiten die Zahl "sieben" eine heilige Zahl ist, und dass es genau sieben Personen waren, die die deutsche Freiheitsbewegung [127] gründeten. Und es war dank der Beharrlichkeit der sieben Männer, dass sich jene Ideale bis zum 12. November 1933 multiplizierten, dem Tag der Volksabstimmung, die dem neuen Kanzler die uneingeschränkte Macht übergab: 40.588.800 Personen sagten "ja" zu Hitler, daraus entstand die Einheit, eine, die ihre Wirkung bereits tat: "Jetzt erkennen selbst die Franzosen an, dass Deutschland nicht wie ein Handelsobjekt behandelt werden kann" (S.5). Und er fügt noch hinzu, dass "niemand mehr daran zweifelt, dass Hitler das Chaos unter Kontrolle bringen wird. Jetzt ist es an der Zeit zu arbeiten, arbeiten mit aller erdenklichen Energie, denn das vereinte Proletariat wird ganz sicher die Macht ausüben" (S. 8*9)

Dies sind einige Überzeugungen, die einen Pietismus darlegen, der seine Naivität verloren hat. Die Einheit beschränkt sich nicht auf einen existenziellen Zustand, der die Freude an der Verbrüderung mit sich bringt, sondern übt eine objektive Funktion aus - die der Krafterzeugung, und eben daraus entsteht die Macht. Von da an wäre die innere Freiheit nicht mehr genug, und man würde nicht nur den Gehorsam der derzeitlichen Macht gegenüber erwarten, sondern eine hingebungsvolle und freiwillige Unterwerfung, eben weil keine zeitbegrenzte Macht der Welt einer ihr transzendent erscheinenden Autorität Widerstand leistet. Indem Brepohl diese Weltanschauung adoptiert, löst er sich der Pietist von Luther und zeigt eine andere Stellung: den Wunsch nach einem profanen Kairos, und das Rachegefühl gegen denjenigen, der seine Denkweise nicht akzeptiert.

Numerologie, Blutsopfer, ein Erretter, der aus der eigenen Sippe hervortritt, das sind Teile der jüdischen Mystik, die das Kommen eines anderen Retters einleiten, welcher die Geschichte zerstören wird und der, nachdem tausendjährigen Glauben, von nun an über die Welt herrschen würde;

Deutschland auf. dein Retter naht. Der Liebe Knecht, der Armut Fels Er führt das einstige Proletariat

Als erste Brüder der Welt (...)

Deutschen Volk, in Hitler naht Der Einheit Kraft; er 1st der Held Der führt zum Sieg das Proletariat Das deutsche, zur Rettung der Welt. (1933. S. 10-11)

Allerdings, damit die Theonomie Brepohls auch für den Deutschbrasilianer gültig würde, wäre es nötig, dass dieses Volk einen Führer gewählt hätte, um ein Staat zu gründen. Oder, anderer Weise, könnte der Heilige Herr ein Heer senden, um eine Regierung aufzuerlegen. Aber Gott blieb schweigend.

Die Ankunft in Brasilien

Am 9. Januar schrieb Brepohl einen Mitarbeiter des Propaganda-Amtes einen Brief mit der Bitte um Material zur Verbreitung deutscher Literatur in Südamerika. Er stellt sich selbst vor als ein Mann, der bereits seit den zwanziger Jahren als Nationalsozialist bekannt sei. Als Beweis der Aufrichtigkeit seiner Worte fügt er dem Brief einen in Brasilien veröffentlichen Artikel bei, Nationalsozialistische Revolution und Volksgemeinschaft. Kurz danach fordert er in Deutschland 50 Exemplare Mein Kampf an, ausserdem Bücher der Grimm'schen Märchen sowie welche, die Revolutions-Darstellungen enthielten, aber auch Zeitschriften und Kalender zur Unterhaltung der weiblichen Leserschaft.

Als Antwort erhält er ein von Rosenberg unterzeichnetes Schreiben, indem er ihm für die Verbreitung des Nazismus im Ausland dankt. Von da an unterhält er regulären Briefwechsel mit den Regime- Mitarbeitern und beginnt, in dem von ihm herausgegebenen Tageblatt

"Deutsches Volksblatt für Paraná und Santa Catarina" die Materialen zu veröffentlichen, die er von der Auslandsorganisation erhält; ausserdem die Reden von Goebbels, Rosenberg, Hitler und Cossel (letzterer war der Führer der NSDAP in Brasilien).

Von 1935 bis 1941 werden jedoch die Veröffentlichungen von Brepohl immer seltener; die Zwangsmassnahmen des Neuen Staates, die diese Aktivitäten einschränkten, zogen natürlich auch Brepohls Herausgaben in Mitleidenschaft. Aus diesen Jahren wissen wir über Brepohl nicht allzu viel, nur, dass selbst Mitarbeiter des Deutschen Konsulats seine Artikel mit einiger Reserve beurteilten, denn sie meinten, dass diese die guten diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern beeinträchtigen könnten.

Im Jahre 1943, als Brasilien die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland bereits abgebrochen hatte, schickte Brepohls ältester Sohn über das internationale Rote Kreuz einige Nahrungsmittel an seine Schwester, die in Deutschland verheiratet und ansässig war. Dieser Lebensmittelüberweisung legte er eine Nachricht bei, dass seine Eltern voll Unruhe auf ein Lebenszeichen von ihr warteten, da ihr Ehemann ja zur deutschen Wehrmacht eingezogen sei. Durch diese Nachricht fand die politische Polizei die Familie Brepohl und internierte sie am 8.Juni 1943, in der landwirtschaftlichen Straf-Kolonie von Porto Alegre. Von den vier Familienmitgliedern blieb jedoch nur der Pastor für längere Zeit inhaftiert; als er später wieder freikam, wurde er trotzdem bis Ende 1945 überwacht.

Die Gründe, die zur Gefangennahme führten, sind in der Zeitschrift Vida Policial von Porto Alegre veröffentlicht, einer Zeitschrift, die während der ganzen Kriegszeit eine Kolumne enthielt, betitelt: "Dem Nazismus müssen die Flügel geschnitten werden". Darin wurde, etwas sensationslüstern, über "den Kampf der brasilianischen Regierung gegen den quinta colunismo" berichtet, es enthielt illustriertes Material mit Fotografien, Karikaturen, Namen und Adressen "notorischer Nazis" usw. Eins der beliebtesten Angriffsziele, waren die protestantischen Pastoren; diese Untergruppe wurde nicht nur wegen ihrer Sympathie zur politischen Bewegung angegriffen,[128] sondern besonders weil sie ein extrem wirksames Instrument der Gegenpropaganda war; wie konnte man auf ein Volk reagieren, in dem selbst Gläubige, die doch zu Brüderlichkeit und Nächstenliebe erzogen worden waren, den Rassismus, den Krieg und die Gewalt akzeptierten?

Der Artikel über Brepohl ist ein Beispiel dafür. Darin werden unter dem Titel "Der protestantische Jubilar-Bischof Friedrich Wilhelm Brepohl - ein brillanter Geist, begraben in der undurchsichtigen Finsternis des Nazismus" die Gründe beschrieben, aus denen er verhaftet wurde.

Am Anfang wird er Leserschaft das Privatleben Brepohls vorgestellt, wahrscheinlich anhand seiner Tagebuch-Aufzeichnungen, jedoch interpretiert nach dem Geschmack des Journalisten. Es werden Episoden aus seiner Kindheit erzählt, zum Beispiel die Auswirkung des Alkoholismus seines Vaters auf die Kinder, der frühe Tod der Mutter, angeblich wegen der Entbehrungen, die der Vater ihr auferlegte, das Zusammenleben mit den Grosseltern, die Lähmung seines rechten Armes und Beines, sein Fanatismus für Religion und die Deutschtum-Ideologie, seine Heirat mit der Tochter des, Arbeitgebers.[129] Bezüglich dieses letzten Kommentars ist zu erwägen, ob diese Wahl wohl psychologischen Problemen entsprang, ("welche nur durch Freud oder Lombroso erklärt werden können"), denn Brepohls Familie litt an chronischem Minderwertigkeitskomplex, einer natürlichen Atmosphäre, in der der Virus des Marxismus sich ansiedeln konnte (S, 81).

Wir finden dort auch bestätigt, dass Brepohl 1924 nach Brasilien kam, eigentlich nur, um seine etwas irre Vorstellung von Deutschtum-Ideologie zu verbreiten, das für geistig unausgeglichene Menschen die falschen Wege ging; in dieser Situation begann Brepohl seinen Schriftverkehr mit den Nazis und bot sich spontan zur Verbreitung der Lehre in Brasilien an. Wir können nachlesen, dass er in den dreissiger Jahren als offiziell geladener Gast des III. Reiches empfangen und zum Vertreter der NSDAP in Brasilien wurde. Trotz dieser wichtigen politischen Stellung als Intellektueller des Nationalsozialismus wurde ihm erlassen, offiziell der Partei beizutreten, um bei den Autoritäten der brasilianischen Südstaaten keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Er integrierte eine Gruppe in seinen Aufgabenbereich, die, wäre nicht der starke Druck der brasilianischen Polizei gewesen, sicher ganz Brasilien für Hitler gewonnen hätte.

Am Ende gibt diese Zeitschrift den Inhalt diverser Briefe Brepohls wieder, deren Glaubwürdigkeit uns nicht ganz klar ist; wir geben sie hier aber derart wieder:

Von Brepohl an Adolf Hitler:

Exzellenz! Durch eine Gruppe Klatschsüchtiger verbreitete sich hier unter meinen Landsleuten die Nachricht, dass Sie wie der Nationalsozialismus im Allgemeinen, von "Sozial" nur eben den Anschein habe. (...) Diese Nachricht brachte Unruhe unter die Deutschstämmigen. Die endlosen besorgten Fragen wurden von mir in meiner Zeitung beantwortet: (...) Meine Zeitung stand von Anfang ihres Bestehens an, obwohl sie kein Parteiorgan ist, in fester Überzeugung immer zu Ihren Diensten (...) (Vida Policial, Juli 1943)

Von der Reichskanzlei an F.W. Brepohl:

Der Herr Führer lässt Ihnen für Ihr Schreiben von 27. Juli (...) seinen besten Dank übermitteln. Er ist sehr zufrieden, feststellen zu können, dass Sie unermüdlich in Ihren Wochenschriften die Wahrheiten über die Weltanschauung des Nationalsozialismus bringen. Der Führer drückt ausserdem seinen Dank darüber aus. dass Sie eine grössere Anzahl des Werkes Mein Kampf gekauft haben, um die in Brasilien ansässigen deutschen Arbeitskräfte mit den Ideen des Nationalsozialismus vertraut zu machen, (idem, S. 1261.

Der Journalist beendet seinen Bericht mit der Bestätigung, dass der Pastor Brepohl nicht mehr aus der Haft entlassen würde, da er schon zu alt sein, sich zu erholen. Letzten Endes könne der Neue Staat nicht zulassen, dass kranke oder fremdartige Zellen sich in die Nation einnisteten.

Als Brepohl doch wieder auf freien Fuss gesetzt wurde, schrieb er nichts mehr für die Öffentlichkeit; er notierte Tag für Tag in seinem Kalender seine Andachtsübungen, die Geburten seiner Enkel,


Geburtstage seiner Freunde und Verwandten und den Todestag von bekannten Personen.


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[1] Die Anzahl der Menschen, die aus Deutschland weggegangen sind, stimmt nicht mit der verschiedenen Empfangsländer überein, da die Eintragungen unvollständig sind, in den Vereinigten Staaten, z. B., ist lang den Jahrzehnten von 1870 bis 1900 die Zahl der registrierten Einwanderer höher als die der Auswanderer. Das kommt daher, dass in den Vereinigten Staaten die Immigranten nach ihrer Sprache und nicht nach ihrer Nationalidentität eingetragen wurden, was eine Schätzung ergab, die Deutsche. Schweizer. Österreicher und andere nicht unterschied. Ausser dieser Verzerrung muss man hier noch hervorheben, dass eine kleine Anzahl von Menschen nach Asien und Südafrika ausgewandert ist und in die in diesen Statistiken deshalb nicht erwähnt wurde.

[2] Ausser im Süden Brasiliens gab es noch in anderen Regionen kleine, einzelne Ansiedlungen wie z. B. Santa Izabel und Santa Leopoldina in Espírito Santo, die jeweilig 1847 und 1857 gegründet wurden; Nova Friburgo (1819) und Petrópolis (1845) in Rio de Janeiro; Teófilo Otoni (1847) und Juiz de Fora (1852) in Minas Gerais und São Jorge dos Ilh6us (1818) in Bahia. Von diesen Siedlungen sind die in Espírito Santo die einzigen, die bis heute das Deutschtum erhalten haben.

[3] Thomas Davatz war ein Schweizer Immigrant, der 1857 einen Aufstand anführte gegen die Behandlung, die die Immigranten von ihren Arbeitgebern auf der Farm von Ibicaba in der Provinz von São Paulo erhielten. Man muss in Betracht ziehen, dass die paulistaner Provinzregierung das Kommen der europäischen Immigranten stimulierte, um die Arbeitskräfte auf den Kaffeepflanzungen zu vermehren, was nicht im Süden Brasiliens der Fall war. Dieser Unterschied brachte es dazu, dass 1896 das Dekret von Heydt in den drei südlichen Staaten Brasiliens als nichtig erklärt wurde. (DAVATZ, 1941 11858] und KOTHE, 1991, s. 4 u. w.)

[4]   "Einwandererlieder, von Elsenthal, apud FOUQUET, 1974, S. 68. In freier Übersetzung: "Hier können wir nicht bleiben/ hier können wir nicht leben/ Denn die Hussiers und die Steuereintreiber/ Nehmen uns den grössten Teil.

[5]   idem, S. 68. In freier Übersetzung: "Wir werden jetzt aufbrechen/ Nach dem schönen Land Amerika/ Jeder packe sein Bündel/ Nur die Schulden lassen wir hier",

[6]  Aus die Wolgadeutschen, apud DREHER, 1984, S. 35. In freier Übersetzung: Auf Wiedersehen, undankbare Heimat/ Wir gehen nach Brasilien/ Wir brechen mit Frau und Kinder auf/ Wir wandern in das versprochene Land aus/ Dort gibt es Gold wie Sand/ Bald bald werden wir in Brasilien sein.

[7]  Wir beziehen uns hier auf Autoren wie Fouquet (1974). Carlos Hunsche (1975). und Oberacker Jr. (1968). die die Memoiren dieser Immigranten als Mitglieder der deutschen Nation, die sie immer waren, wieder aufzeichnen.

[8]  apud FOUQUET, 1974, S. 85. In freier Übersetzung: Bleiben, gehen, gehen, bleiben/ Bleibt sich für einen tüchtige Man gleich/ Wo wir etwas nützliches herstellen/ Ist für uns der beste Platz.

[9]  Arquivo Histórico de Joinville. Passagierliste der angeheuerten Schiffe durch die Hanseatische Kolonisationsgesellschaft von Hamburg zur Beförderung der Immigranten zur Siedlung "Dona Francisca". Herausgegriffene Jahre für die Erklärung: 1852, 1853, 1854, 1860, 1861, 1862.

[10]  Ausser auf Autoren, die aus diesen Schichten stammten, und die sich der Kolonisierung und ihrem wirtschaftlichen und kulturellen Erfolg widmeten, beziehen wir uns auch auf Autoren der akademischen Historiographie, wie Roche (1969). BALHANA, (1963) und MARTINS. (1951). Von den Autoren, die diese Schichten aus denselben Gründen die die anderen dazu brachten sie zu loben, verurteilten, d. h., weil sie Deutsche waren, sind Folgende zu erwähnen: ROMERO. 1906, DARCANCHY, 1914. VIANNA. 1991(1931)

[11] Hierbei sind nicht die ethnisch gemischten Siedlungen aufgeführt, wie z.B. die von Italienern und Deutschen, was erst das Resultat einer späteren Politik war. in der man die Konzentrierung einer einzigen ethnischen Gruppe in einer bestimmten Gegend vermelden wollte.

[12] Dies ist nicht der offizielle Name dieser Siedlung, sondern der ihr von den Einwanderern gegeben.

1(1 Poem von Richard Freienfels aus "Die Lieder". 1929. apud NADALIN, 1972. s. 30)

[14] Handwerker-Unterstützungsverein, S. 6.

[15] Betreffs der Anerkennung dieser Evolution sind wir nicht gleicher Meinung mit Balhana (1973) und Hering (1985), die diesen Prozess als ein exklusives Ergebnis des Fleisses und Neuerungs-Geistes der Einwanderer ansahen. An erster Stelle muss man die wirtschaftliche Entwicklung des Landes als Ganzes berücksichtigen, die die Städtegründung und das Wachstum in den Südstaaten ermöglichte. Zweitens war nicht nur und nicht im Besonderen der Einwanderer derjenige, der den Wohlstand auf diesem Gebiet hervorbrachte. Der entscheidende Faktor für das Auftauchen von Industrie-Unternehmern war - nach der Logik des kapitalistischen Systems - die Kapazität, in kurzer Zeit Kapital aufstocken zu können, die erforderlichen Arbeitskräfte bereitzustellen und Absatzmärkte für ihre Erzeugnisse zu garantieren. Gegen die üblichen Interpretationen, siehe: SEYFERTH, 1974. und GERTZ, 1990, s. 606-617.

[16] In allen uns zur Verfügung stehenden Dokumenten, konnten wir lediglich 2 Vereine finden, die sich in ihrer Anschauung von dieser Tendenz unterschieden und sie lediglich als halsstarrige Opposition ansahen. Es handelt sich dabei um den "Allgemeinen Arbeiterverein", 1892 nach dem Vorbild ähnlicher Vereine in Deutschland gegründet, mit sozial-demokratischer Tendenz, und erst während des 2. Weltkrieges aufgelöst; und den "Sozialistischen Arbeiterverein", anarchistisch orientiert, 1920 gegründet, und verantwortlich für die Herausgabe der Zeitung "Der freie Arbeiter”, die bis 1930 überlebte, ebenfalls in deutscher Sprache gedruckt. Diesbezüglich nachzuschlagen bei GERTZ. 1985. S. 75-84 und 1990, S.606-617. sowie KNIESTEDT, 1989.

[17]4 Vereine, die für Verbreitung von sogenannten Flugblättern auf dem oben erwähnten Kongress, 1910. sorgten. Staatsarchiv Hamburg. 1910.

[18] Graga Aranha (1868-1931) wurde in São Luis do Maranhão geboren und hat in Recife Rechtswissenschaft studiert hat, wo er Tobias Barreto kenngelernte, einer der Vorläufer Hackeis in Brasilien. Laut João Paulo Paes (1989. p. 169-75), wurde Aranha auch von Schopenhauer, Hartmann und Nietzche beeinflusst.

[19]        In freier Übersetzung: In Brasilien, sei ruhig, wird sich die Kultur regelmässig ausbilden, auf diesem mestitzischen Hintergrund, weil der göttliche Geist ihr schon eingegeben ist. Nichts kann ihren Aufflug verwirren (...) In Zukunft, wird die Zeit des Mulatten überwunden.

[20]  In freier Übersetzung: Eine junge Mulattin sass auf der Tür-leiste: ihr Körper und die Gedanken symbolisierten die Faulheit. Die Haare waren zerzaust, das Hemd schmutzig und fiel über die welken Brüsten (...)

[21] In freier Übersetzung: Man konnte es bemerken, sie hatten einen gemeinsamen Gedanken, den praktischen Verpflichtungen nachzukommen, den Willen vorwärts zu laufen, wie ein einziger harmonischer Körper.

[22]Graga Aranha hat im Jahre 1915 in der "Liga da Defesa Nacional" eingegliedert, einer von dem Panamerikanismus beeinflusster Verband, der als Ziel hatte, das patriotische Gefühl der Brasilianer verbreiten. Sie hat sich mit dem Anti-Germanisten identifiziert, und besonders Aranha hat sich gegen die "Germanisierung" im Süd- Brasilien gekämpft.

^ In freier Übersetzung: Das Schicksal muss akzeptiert werden: der Stärkste zieht den Schwächsten an: der Herr schleppt den Sklaven, der Mann . die Frau. Alles ist Beherrschung und Unterordnung.

[23]        In freier Übersetzung: Als die Menschheit aus dem primitiven Leben in Richtung der Stadt gegangen ist, hat sie von dem Sklaventum zu der Freiheit ihren Weg gemacht. Alle menschlichen Ziele sollen die Stärkung der Solidarität, die Einheit, und die Verminderung der Gründe des Streitens sein.

[24] in freier Übersetzung: Der Zweck eines Lebens ist nicht die niedrige Verbindung untereinander; was man sucht. Ist die Kunst, die Träume, (...) zu schaffen, um wie ein Chef zu führen, wie ein Pfarrer die Herde führt. Wofür die Solidarität und die Liebe? Wenn man sein Leben in der Gleichheit erlebt, dann verdirbt man ein Trockenfleisch.

[25] In freier Übersetzung: Es ist wirklich schön dieses Schauspiel, eine freie und einzelne Beschäftigung im strengen Kontakt der Menschheit mit der Natur; aber was wir jetzt sehen, ist der Anfang einer Zivilisation, wo der Mann noch nicht die Natur gewonnen hat. deshalb benimmt er sich als ihr Knecht.

1' Dank der Anforderungen des Kaisers Dom Pedro II, wurde im Jahre 1838, das Historisch-Geographische Brasilianische Institut gegründet Instituto Hlstórico e Geogrqfico Brasileiro), eine Stiftung, die die Aufgabe hatte, die Verwirklichungen der Forschungen, hauptsächlich der Kolonialzeit zu vollziehen. In diesen Studien, wurde oftmals der portugiesische Kolonisator als Vorkämpfer emporgehoben. (RODRIGUES. 1969, s. 33)

[27]    Mario de Andrade (1893-1945) wurde in São Paulo geboren. Er war Musiker, Schriftsteller und Kultur-Abteilungs-Minister aus São Paulo tätig. Er wurde auch einer der wichtigsten Vertreter der modemisten Bewegung in Brasilien, die Semana de Arte Moderna sich nennt. In der Literatur wurde er von den deutschen Expressionisten beeiQusst. (BOSI, s. 390...)

[28]   In freier Übersetzung: Sie war kein Fräulein mehr. Weil das Fräulein, die dieses Idyll anfing, durfte nicht leiden. Und das Fräulein dieser Minute ist eine hinfällige Frau, ein leidendes Fräulein. Und weil sie leidet, ist sie mehr als ein Fräulein, ist sie keine deutsche mehr; sie ist ein kleines menschliches Wesen geworden.

[29]  in freier Übersetzung: Ihre Augen schlossen sich langsam, sie erblindete ganz. Aus der Tiefe ihres Seins, erscheinen verwirrte Wünsche und Verlangen. Leichtsinnig fühlte sie geniale Sensationen. Und der Orgasmus! Sie hatte jetzt einen pflanzlichen Geist. Und so verloren, so schwungvoll, die Nase vergrösserte sich, die Lippen zerrissen, (...) sie wurde hässlich.

[30]   Intellektuelle Gruppe, die in Recife in kaiserliche Zeit studierte, wo zuerst mal die Entwicklungstheorie und die aus Europa wissenschaftliche Gedanken verbreitet wurde.

[31]  Gilberto Freyre (1900- 1987) ist bekannt für seine These, die von der Existenz der Rassen Demokratie in Brasilien handelte. Nach Freyres Meinung, gibt es in Brasilien, im Gegenteil zu den Vereinigten Staaten, kein rassistisches Vorurteil gegen den Neger, wegen des Mischungsprozesses und auch wegen der Mentalität des Portugiesen. Seine Prinzipien wurden schon von vielen Verfassern in Abrede gestellt, wie zum Beispiel. Otavio lanni und Fernando Henrique Cardoso (in: IANNI, 1975 u. w.). Es ist zu bemerken dass sei es in Romeros wie in Freyres Gedanken, trotz ihrer positiven Stellung gegen die rassische Verschmelzung, nach ihrer Meinung, sollte das weissen Volk die Kultur und die Politik beherrschen. Ausserdem sollte der Portugiese sich über die anderen durchsetzen, in seinen berühmtesten Werken. Casa Grande & Senzala (1975 11933)) behauptet Freyre dass die nord-europäischen Völker sich nicht in tropische Länder gewöhnen: wegen ihres Bio-typus, wenn sie nach Brasilien auswandern sollten, würden sie für Krankheiten und zu jeglichem Gebrechen empfänglich sein. Aus diesem Grunde, war er gegen die Deutscheinwanderung nach Brasilien. Nach unserer Meinung, lässt er in seine Ansicht in derselben rassistischen Theorie erscheinen, die er zum Widerspruch stehend vorhatte. Über Freyres rassistische implizit Tendenz, siehe: WEIMER. 1980.

[32]   Laut Giralda Seyferth, (1989, S. 113-55) trotz seiner Bewunderung an Gobineau, gegensetzte Romero seine Ideen über die brasilianische Gesellschaft. Nach der Meinung des französischen Denkers, war die brasilianische Gesellschaft unfähig einer Aufhebung ihres Archaismus, dank der Existenz der unterlegenen Rassen, wie die Indianer und Neger.

[33] A imigração e o futuro do povo brasileiro, 1886. (Die Einwanderung und die Zukunft des brasilianischen Volkes)

[34]   Er spricht hier von den deutschbrasilianischen Zeitungen, die die hohe Steuer kritisierten, welche sich auf die Mittelklasse konzentrierte.

[35]   die sogenannte Vargas-Ära.

[36]  Der Roman erzählt die Bahn einer zur kleinen Bourgeoisie gehörende Familie, die aus ihrer erdichteten Stadt Jacarecanga genannt auswandert, um in die Hauptstadt von Rio Grande do Sul zu bewohnen. Der Chef der Familie starb und deswegen mussten die Kinder Arbeit suchen. Dazu bitten sie um Hilfe bei anderen besser wohlhabenden Verwandten, die in Porto Alegre lebten. Die Bestrebungen um ein besseres "status quo" zu gewährleisten ist das zentrale Thema des Romans, der zusammen mit "Clarissa" und "Caminhos Cruzados” eine Trilogie umfasst.

[37]   In freier Übersetzung: (...) aus Marmor, aus Gips, aus Eis gemacht ist, aus irgendwas anderes als aus dem Stoff von dem Vasco gemacht ist.)

[38]   in freier Übersetzung: Zerstreut nahm er ein Magazin zur Hand (...) es waren Prospekte aus der Berliner Olympiade. Er blätterte das Magazin durch: Bilder aus Köln, aus Frankfurt, aus den rheinischen Städten (...) Alles gehörte zu dieser Welt; ihre schlanke Gestalt und ihre blonden Haare wurden ein Teil dieser kalten Landschaft, von diesem Land wo es im Winter schneit. Vasco fühlte sich ein Ausländer (...)

[39]  Traditionelle Bezeichnung für Leute, die in Rio Grande do Sul geboren ist.

[40]   Francisco Jose de Oliveira Vianna (1883-1951) wurde Sozial-Wissenschaftler, Rechtswissenschaftler und Rechtsberater des "Estado Novo”. Er wurde bekannt für sein Studium über die brasilianischen sozialen Probleme, und als Autor der ersten Gesetze, die das staatliche Sozialhilfe-Systems regelte. Sein berühmtestes Buch nennt sich Instituiçóes Politicas Brasileiras (Brasilianische politische Institutionen), erscheint in 1934.

2® Diese Interpretation kann richtig sein, wenn man nicht die deutsche Wieder - Einwanderung von Süd-Brasilien nach São Paulo und Rio de Janeiro berücksichtigt. Die Anzahl dieses Ausflusses ist jedoch kaum zu ermessen, weil es keine Quelle dafür gibt. Es ist allerdings zu bemerken dass viele Handwerker und Fach-Arbeiter wegen ihrer ländlichen Betätigung enttäuscht, ausgewandert sind, um in der Industrie oder als selbständige Handwerker tätig zu sein.

[42] ; Congresso Diocesano de São Paulo; actas e documentos. São Paulo, Typografia Saleslana, 1901. p. 136

[43]  Anais do l Congresso Catholico Dtocesa.no de Pernambuco. Recife, empreza d'A Provincia, 1902. p. 99-100

[44]   Die AIB (Ação Integralista Brasileira) wurde ein Extrem Rechts Partei, die zu den

italienischen Integralisten und den katholischen Konservativen erleuchtete. Mit einem ultra-nationalistischen Charakter, übte sie ihren Einfluss besonders unter die südbrasilianische Bevölkerung aus. und spielte eine wichtige Rolle während der Vargas Regierung.

[45]   Diese politische Tendenz, laut Marson. wurde besonders von Adalberto Torres verteidigt, ein Denker, der keinen Kompromiss mit den rassistischen Theorien hatte. Allerdings, in der 30. Jahrzehnte und besonders während der Institutionalisierung des Estado Novo, sei es die Prämisse laut Alberto Torres wirtschaftlichen verteidigten Nationalismus, sei es Jeder, der im Integralisten Prinzip eingereiht wurde, Zugunsten einer selben offiziellen Politik abgestimmt.

[46]  Expeditionsmitglieder in dem kolonialen Zeitalter, in São Paulo organisiert, um in dem Inland Gold und Silber zu suchen.

[47]    Vianna behauptet dass er ein Bewunderer der Anglo-Sachsen und der germanischen Kultur ist, deren legendäre Traditionen ihre politischen Institutionen bestimmen, sowie ihr Schicksal in Hinsicht anderer Länder (VIANNA, 1991 (1931), s. 271, und VIANNA, 1974).

Es ist zu erinnern dass die Nationalisierungspolitik, die auf die deutschsprachigen Schulen in Brasilien konzentrierte, und die die deutschbrasilianische Vereinigungswesen verbot, in der Verfassung von 1934 behördlich geregelt wurde, dank dem juristischen Beirat Oliveira Viannas.

[49] In freier Übersetzung: Ich kann mich nicht schwarz oder rot fühlen/ Zwar passen diese Farben gut in meiner Harlekin-Phantasie ,/ Aber ich fühle mich weder Neger noch Rot/ Ich fühle mich Weiss, der die Mildtätigkeit und die Zuflucht erleuchtet:/Ich fühle mich Weiss, das. der Aufruhr die Faulheit, den Krieg, die Dummheit reinigt/ Ich fühle mich bloss Weiss jetzt, ohne zu atmen, in dieser freien Luft Amerikas/Ich fühle mich Weiss, nur Weiss, in meinem aus verschiedenen Rassen gesprenkelten Geist

[50] Barbar, Deutsche, unzärtlich unbrüderliche Deutsche.

[51] Ottokar Dörffel (1818-1906) wurde Rechtswissenschaftler und Bürgermeister der Stadt Glachau. in Deutschland. Dank der politischen Verfolgungen der Märztage, wanderte er nach Brasilien in 1854 aus.

[52] Sellin war ein Leader der Kolonie "Dona Francisca", heutzutage Joinville genannt. Als Journalist, kritisierte er die brasilianische Politik, welche, seiner Meinung nach, die Immigranten als neue Sklaven behandelte.

[53] Ato Constitucional de 1834. Art. 95, II e III e Art. 136.

[54]Die drei Artikel welche denselben Titel haben, wurden in seinem Kalender veröffentlicht, beziehungsweise, in den Jahren 1874. 1875, 1876.

[55] Traditionell riogrander Tee-Matte.

[56] Diese und andere Erläuterungen wurden in dem Buch Bilder aus Brasilien in 1890, vereinigt.

[57]   Dieselben Ideen wurden, in einem anderen Artikel, mit grösserem Ausführlichkeit, behandelt, herausgegeben im Kalender (Der Mucker Prozess. KVK, 1879. S. 133-41)

[58] Die Erweckung zum autoritären Charakter des brasilianischen Staates, spürbar in den Texten welche kurz vor dem Ausbruch des Krieges standen, verdankt man nicht, laut unserer Kenntnis, einer radikalen Änderung der Beziehungen zwischen den offiziellen Mächten und den Schichten, wenigstens bis zum Jahre 1917. Die Beschwerde liegt darin, dass sie sich immer ungünstig der Immigranten zeigen, zum anderen, die weiteren untergebenen Schichten des Landes, besonders was, den Südstaaten angeht, ist diese Epoche, in welche diese Segmente einen gewissen sozialen und politischen Aufstieg spüren; wenn sich die Kritiken der Elite zunehmen und die lokalen Klagen sich vermehren, so kann das ein Effekt der eignen Entwicklung der "Mass-media1’, von welchen die Deutsche Presse ein Vorbild ist. In dieser Hinsicht können wir nicht mit Seyferth einstimmen. (1982). der schon ab den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die Wiedergaben der Anti-germanistischen Betrachtungen zu hoch einschätzt und auch ihre Fähigkeit um in der Institutionellen Politik einzugreifen.

[59] Unter anderen, nachsehen, Das Ende der Monroe Lehre und Die Deutschen und die Ausländer, in: PETERS. 1930 [ 1915-1917],

[60]   Dieses Prinzip, welches nur für Europa gültig sein sollte, würde auch von dem Alldeutscher Verband, an die Deutschen in allen Weltteilen wohnend, ausgeübt.

[61]   Verein für das Deutschtum im Ausland - Ortsgruppe Hamburg, Bericht von 1927. Staatsarchiv Hamburg

[62]   Die Ergebenheit der Immigranten zum Kaiser Dom Pedro II. Der gute, wird durch zahlreiche Schriften der deutschen Presse bestätigt. Er wurde ideologisch als der Verteidiger dieses Volkes angesehen, einesteils weil er die Politik der Immigration Brasiliens angefangen hat. andererseits weil er österreichischer Abstammung war - wodurch er einen besseren Begriff deren Kultur haben konnte. (BREPOHL, 1933a und 1933b

[63]   Was die Anforderung des Einbürgerungsrechtes der Masse betrifft, muss man hervorheben dass diese Massregel nur für die Deutschen die in den grösseren Städten lebten, wichtig war. Laut der Gesetzgebung, würde allen Ausländer, automatisch, das Eingebürgerungsrecht gewährt, wenn sie in sechs Monaten, die Anforderung gestellt hätten: weil aber die Verbindungsmöglichkeiten prekär waren, hauptsächlich in kleinen Städten des Hinterlandes und in den Landwirtschaftsgebieten, die Möglichkeit sich als Brasilianer zu verwandeln wurde

gar nicht bekannt. Dieser neue Stand wurde sehr wichtig zur Zeit der Wahlen, wo die Politiker anfingen sie im ihre Wahlredoute einverleiben.

[65]   PEREIRA BARRETO. 1901, O século XX sob o ponto de vista brasileiro, apud VITA. 1968, p. 236.

Der Verlust der Ländereien entsprach nicht nur der Schulden welche die Immigranten nicht begleichen konnten, aus verschiedenen Gründen. Ausser der Propaganda die sie nach Brasilien anzog. mit der ihnen angebotenen Leichtigkeit, die in der Praxis sich nicht verwirklichten, nach den Landgesetzten von 1850. viele der Landgüter welche die Bauern erkauften, sollten dem Staat zurückfalten, weil die Rechtmässigkeit des Besitztums streitig gemacht wurde.

[67] Dieses Gesetz, von den Politikern, wie zum Beispiel, Hasse, von dem Alldeutscher Verband, vorgebracht, erlaubte es das im Ausland Wohnende oder selbst Immigranten, ihr deutsches Bürgerrecht behielten, und ihnen noch, eine zweite gleichlaufende Bürgerschaft zusicherte. Für Mercedes Kothe (1991. S. 18). dies Massnahme, die bis 1913 gültig war, und dann zur Zeit des Nazismus wiederkam, erlaubte es, im Falle eines kriegerischen Konfliktes, dass die deutschen Soldaten unter den tausenden Deutschen die im Ausland lebten, rekrutiert werden konnten.

[68] Eric Hobsbawm (1988, S. 218 u. w.) als er das nationalistische Gefühl der Immigranten betrachtete, erhebt um Ihre Effekte in der Praxis, oder, um ein Netz des Solidarverhältnis zwischen Landsmänner welche nicht nur dieselbe Tradition in einem fremden Lande teilten, aber hauptsächlich dieselben Notwendigkeiten.

[69] Die Juden und die der Linken wurden von diesen Gruppen gehasst. laut Adorno, weil sie das Bild des Bankiers und des Intellektuellen darstellten: "Geld und Geist. Träger des Umlaufes, sind der verleugnete Traum derer, welche die Oberherrschaft verstümmelte und von der sie sich, zu ihrer eigenen Fortdauer, bedient (1985. S. 161)

[70] Die neue Funktion des Lesens und auch die gegenwärtige Erzeugung der Druckschriften erwirbt Sinnes Ausschluss, Jaut Arendt (1983) und Habermas (1974) mit der Erhebung der Sozialfrage in der Öffentlichkeit. Zur besseren Erläuterung dieser neuen "Persönlichkeit" der modernen politischen Geschichte, helfen uns die Betrachtungen von Dieter Prokop; seines Erachtens, die öffentliche Meinung bildet sich, von Debatte und dem Umlauf der Informationen des "informalen Marktes" der Gutachtung der Ereignisse, welche von Parteien und Vereinigungen, die mehr oder weniger sich laut ihrer finanziellen und unternehmenden Kompetenz organisieren. Diese Feststellungen werden in den Wahlen der verschiedenen Instanzen deutlich. Gelegenheit in welcher der beweisgründliche Rückhalt schon nicht mehr eine hervorgehende Rolle ausübt, sondern aber die mit starker emotioneller Rede, welche

^ Laut der Statistik des Deutschen Auslands-Instituts (DAI), steigerte sich die Zahl des KDB von 10.000, im 1914 auf 30.000, in 1926. Ghese (1929) behauptet dass die Abdruckszahl der verschiedenen Zeitungen in deutscher Sprache in 1910, 17.000 sich auf 55.000 in 1928 vergrössert. Dasselbe kann auch von den Vereinen behauptet werden; nur in Rio Grande do Sui sind es 352 dieser Gattung, in Santa Catarina, steigt die Zahl von 25 auf 85 (GERTZ, 1987, s. 71). In Curitiba gab es, in 1926, mindestens 25 Vereine, ausser der Gründung von 4 neuen Zeitungen, welche aber, aus verschiedenen Gründen, kurzer Dauer waren.

[72] Wir beziehen uns auf die staatlichen Gesetze welche sich auf die ersten Einwendungen zu der Nationalisierung des Lehrers. Es sind folgende: das Gesetz 1283, von 1919, welches die Lehrer aufforderte sich eines Examens der portugiesischen Sprache zu unterstellen, auch wenn sie nur an Privatschulen tätig waren; das Gesetz 1380, von 1921, welches die Erlaubnis zur Erhaltung der deutschbrasilianischen Schulen einschränkte, diese durften nur dort bestehen, wo im Umkreis von 2 km. sich keine staatliche Schule befand: das Gesetz 1656, von 1929, welche die Bedingung zur Eröffnung neuer Schulen stellte, dass der Unterricht der Geographie und Geschichte Brasiliens, wie auch den Gebrauch der portugiesischen Sprache berücksichtigt werden sollte.

Die ersten beiden Gesetze wurden, unter dem Impact des ersten Weltkrieges, verkündet und das letzte, wegen der Nationalisierungspolitik des Unterrichtes, die sich im ganzen Land zeigte, aber nicht einen sofortigen Anklang fand von Seiten der auserlesenen Gesellschaft von Rio Grande do Sul und Paraná.

[73] Aussendeutscher Wochenspiegel der AO. Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München.

[74] Geschichte und Ziel der Auslandsorganisation, in: Jahrbuch der AO der NSDAP. 1939. Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München.

[75] Diese Rechte waren oftmals nicht ausgenützt, denn eine verwickelte Bürokratie verhinderte es; sie hatten aber ihre Wirksamkeit, zu mindestens nur in der Propaganda; einige Deutsche, die im Ausland lebten und mit diesen Gruppen verpflichtet waren, wurden nach 1933 aufgefordert nach Deutschland zurückzukehren, um an dem wirtschaftlichen Wunder, dass dort entstand teilzunehmen. Verschiedene fuhren zurück um das neue Deutschland kennenzulernen oder um in den deutschen Schulen zu studieren oder an den Kursen, welche die Partei zur Verfügung stellte, zu studieren. Und noch Andere, schrieben sich, freiwillig im Militärdienst ein. (Kötter/Interview/Curitiba, 1987)

[76] Zehn Gebote der Auslandsdeutschen, in: Jahrbuch der AO der NSDAP. 1939. Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München.

[77] BOHLE, E. Deutschlandsweltgattung. Jahrbuch der AO der NSDAP. 1939. Archiv ...}

19 Der angebliche Ungehorsam zu den Grundregeln der AO kann man erklären, weil die Verbündung andere Interessegruppen, einschloss, ausser der Nazis, nahm sie auch der Abtrünnigen Deutschen der AIB Ação Integralista Brasileira). auf und ausserdem noch andere, welche wenn auch Pangermanisten waren, zu nicht einer dieser Organisationen gehörten.

[79] Von 1928 bis 1942, als die brasilianische Regierung eine Reihe von hemmenden Massnahmen gegen diese Bewegung unternahm.

[80]   Hier beziehen wir uns auf Druckschriften der Journalisten und brasilianischer Schriftsteller, welche sich der, von der politischen Polizei, während des zweiten Weltkrieges, in beschlaggenommenen Dokumenten, bedienten. Nationalisten die sich der Dokumente, der "deutschen Gefahr" begeisterten, deshalb sind ihre Behauptungen parteiisch, weil sie nicht immer die deutsche Sprache beherrschten und nicht den Unterschied der einfachen germanischen Vereine und der der Nazis bemerkten. Siehe u.a. PY, o/D, RATTON. 1943 und MARTINS, o/D.

Laut Brühl, die bevorzugten Länder waren die Tschechoslowakei, Skandinavien, Polen, Canada, die Vereinigten Staaten, Brasilien, Argentinien und Paraguay. (Besinnung, in: Volk und Heimat, J935, S. 38-40)

1* Ich beziehe mich hier auf den Aussendeutschen Wochenspiegel, mit verringertem Umlauf, und auf die Vertrauens-Korrespondenz für das Presseabteil der AO.

SEIFERT, Hermann E. Die Länderämter der AO. in: Jahrbuch der AO, 1941, S. 10-14. Archiv...)

[84] AO der NSDAP, Bericht Nr. 253/56. 18-12-1935. Archiv...

Diese Dokumente, bis wo es uns möglich war, nachzuforschen, dienten als Unterstützung zu den Forschungen des DAI, dessen Texte nicht nur in den Kolonien gelesen wurden, aber auch in Deutschland.

[86] in: Jahrbuch der AO der NSDAP. 1941, S. 28-32. Archiv...

Die Formung des Auslanddeutschen, idem, S. 15-17

[88] Die Aufgabe der AO: Neue Wege. idem. S. 42-47

[89]  Wissenschaftler im Auslande, in: Aussendeutscher Wochenspiegel. 1940, S. 263-75.

[90]  Hütenberger. von den Überlegungen des Martin Broszats. ausgehend, benützt das Urteil ’'Politkratie" um die unzähligen Streite um Vorrechte im Innern des Systems zu charakterisieren, welche in den verschiedenartigen Ansuchen der Macht ausgeführt wurden, nicht ausschliesslich in der institutionellen Macht (1976. S. 421 usw.)

[91]   Der Text der zu dieser Analyse begutachtet wurden sind Die völkische Lage des Deutschtums in Rio Grande do Sul. 1936 und Fünfzig Jahre brasilianische Republik und wir. 1939.

[92] £)je Kommentare über die Ideen dieses Verfassers sind ab des Textes Beiträge zu den Siedlungs-Sippen und Familiengeschichte der Deutschen in Brasilien, 1936. gemacht worden.

[93]   Sommer berichtet dass dieser Fall nicht sehr bekannt ist, weil die dorthin ausgewanderten Deutschen ihre Namen der portugiesischen Sprache anpassten, wie zum Beispiel: Ort wurde Horta, aus Waid wurde Silveira, aus Erdreich wurde Terra. Noch ein anderes Problem, laut seiner Meinung, bezieht sich auf den Mangel der Dokumente, dieses erklärt sich, wenn man das Zeitalter in dem die Auswanderung sich begab, bedenkt.

[94]  Laut Banton. (1987, S. 56 usw.) Gobineau las mit aller Vorsicht die Werke der deutschen Anthropologen über die Rassenlehre und Klemm scheint einer seiner hauptsächlichen Anreger gewesen zu sein. Nach der Meinung dieses Verfassers , schätzte man die überlegenen Rassen genetisch aktiv, während der Anderen, passiv sind. Wenn auch ein Mischungsprozesses vorkäme, würden die Charaktere der Ersten sich der Zweiten übersetzen. Wenn es uns auch nicht möglich 1st zu behaupten, dass Oberacker wirklich diese Werke gelesen hat, aber die Ähnlichkeit seiner Ideen geben uns einen interessanten Umlauf, welcher als Werkzeug dienen würde - die Bewahrung der ethnischen Identität zu verteidigen, diese als ein Mitte] um einen noch wirksameren Beitrag dieses Segmentes zur Entwicklung Brasiliens.

[95]    Wenn es sich auch, um einen anscheinend unwichtigen Unterschied handelt, zeigt sie sich als ein schwerwiegendes Element um ein besseres Verständnis des Lesens der Nazis in Hinsicht auf den arianischen Mythos, welches nicht genau übereinstimmt mit dem Lesen der Germanisten. In dieser Richtung, erkennen wir, wie Poliakov, (1974), dass der arianische Mythos ein Phänomen von langer Dauer (longue durée) und der, in der kulturellen deutschen Geschichte zugegen ist, seit der modernen Epoche. Wir stimmen nicht mit dem Verfasser überein, als er eine fortsetzende Richtung zwischen den ersten Beschreibungen in Hinsicht auf dieser Identität und den Nationalsozialismus, festlegt. Wir verstehen dass jede mythische Ausarbeitung eine polissemische Natur besitzt, unabhängig einer Kultur, wenn man sie auch gebraucht als ein Kode zur Verständigung. Ausserdem werden die Ausarbeiter einer bestimmten mythologischen Sprache, schwerlich Kontrolle über ihre Effekte bei dem Empfänger haben, seien es ihre Zeitgenossen, seien es die, welche sich in der Geschichte, nachfolgen.

[96]   Voigt entfernt sich der Begriffe Klemms, weil er nicht den biologisch bestimmten Charakter der Obersten Rassen zustimmt. Seiner Meinung nach, ist es das Gegenteil; "das schlechte Blut verdirbt das gute", was durch sexuelle Kontakte hervorgerufen wird (POLIAKOV, 1974. S. 272)

3° Der KDB, zum Beispiel, behauptete, in einem seiner Berichte dieser Konjunktur, die Generation "sei das Grab des Deutschtums in Brasilien", denn sie sorgte sich nicht um die Erziehung der Kinder, noch beobachtete sie ihrer Werte in Hinsicht auf dem deutschen Idealismus (KDB. 1937, S. 31-36)

[98]   Das Kaufhaus 1st gleichzeitig eine Bar und somit ein Treffpunkt für informale Gespräche.

[99]    Diese journalistische List kann mit der Spalte des Lesers, oder Briefe des Lesers welche in den gegenwärtigen Zeitungen erschien, vergleichen werden: die Briefe werden von dem Herausgeber beantwortet, wo er seine eigenen Meinungen preisgibt. Es handelt sich um eine journalistische Technik, die in verschiedenen anderen Kalender auch vorkommt, wie zum Beispiel: "Der Lahrer hinkenden Boten für den Bürger und Landmann" und auch im "Koseritz Volkskalender". in den ersten Jahren seiner Herausgabe. Es könnte auch eine Erbschaft der ersten europäischen Kalender sein. denn, laut MDC (1987) die Kalender brachte auch immer eine freie Spalte in dem der Leser über die gebrachten Artikel urteilen konnten; der Herausgeber, als er seine Texte, Gedichte oder Erzählungen aussuchte um sie in Buchform zu bringen, begutachtete die Urteile der Leser, aber schliesslich, war er es selber der sich als "Richter der Kunst”, sah und suchte nach seinem Kriterium die Besten unter verschiedenen Schriftstellern aus. Diese Funktion kann möglich die ganze Geschichte dieser literarischen Gattung durchlaufen sein bis zum 20. Jahrhundert, als die politischen Themen, die dann in diesen Druckschriften erscheinen, gleichartig beurteilt werden, von denen die für ihre Herausgabe verantwortlich sind.

[100]  Die Abneigung gegen den Rhythmus der industriellen Arbeit ist eine Charakteristik der deutschen romantischen Mentalität. Unter den Deutschbrasilianer bemerkt man eine ähnliche Stellungnahme, wie in der schon sogenannten Erzählung Die beide Nachbarn von Rotermund, in dem der Stadtmensch seine teuersten Werte zu Gunsten der Gewohnheiten des modernen Lebens verliert, und in den Kritiken Brepohls in seinen Büchlein, unter den Titel Wie gewinnt man die Leute für gute deutsche Literatur?, (1917) in dem er bemerkt, dass die Welt der mechanischen Arbeit die Mensch erniedrigt in dem er Ihn, in einem gleichen Stand mit den Tieren stellt, Sklaven ihrer Instinkte und nicht mehr von seinen hohen Idealen, gelenkt.

[101]  Die Kritiken welche Pater Nicolaus machte, gehören in anderen Ausführungen; als Vertreter der offiziellen Haltung der Katholischen Kirche, ist zugänglicher in Hinsicht der Assimilation, als. zum Beispiel, der Pfarrer, wegen des universellen Charakters jener religiösen Konfession.

[102]  In den Zeitungen jener Zeit, zeigt man eine Foto des damaligen Gouverneurs von Rio Grande do Sul, Cordeiro de Farias, als Leiter eines Aufmarsches gegen die Anwesenheit der Deutschen in Brasilien, eine Bewegung die laut Nachrichten, er selber organisierte.

J In freier Übersetzung: "Angesichts der Tatsache, dass sich Christen mit dem schrecklichen Verbrechen von Auschwitz und Buchenwald die Hände befleckt haben, lässt ihren Gott, nach Vollendung ihres Werkes, unmöglich werden.

[104]Diese Gemeinden wurden in zwei Synoden geteilt: die "Evangelische Synode von Santa Catarina und Paraná" und die "Evangelisch-Lutherisch Synode von Santa Catarina, Paraná und andere Staaten Brasiliens": diese letzte umfasst auch die Gemeinden vom Staat Espírito Santo,

[105] Karl Barth (1886-1968) war Dozent in der Universität Bonn, als er dank seiner politischen und theologischen Haltung, müsste in 1935 in der Schweiz, sein Heimatland, wiederkommen, wo er seinen Nachfolger weiter beeinflusste (KUPITSCH, 1971).

[106] Brief von Karl Barth an Pfarrer Giessel, 1933, apud PRIEN, 1989, S. 414-415.

[107]       Wir zitieren als Kontrapunkt solcher Stellung, die ekklesiastische Politik der Missouri Synode, aus verschiedenen Pfarren im Süden Brasiliens bestanden, welche von lutherischen Pastoren aus den U.S.A. gegründet wurden. Die Missouri Synode hatte nie ein Kompromiss mit der Volkstumsideologie und hatte auch nicht in der Deutsche Lutherische Kirche in Brasilien (DLKB) gegliedert.

[108] Über die konfessionelle Verschiedenheit der ersten Pastoren, sieht man: DREHER, 1984: FUGMANN & BREPOHL. 1927: PRIEN. 1989; AN AIS do II Simpósio da imigração e Colonização Alemã, 1980: ENCONTRO de História da Igreja, 1978: HAARBECK et all, 1957.

[109]         Die Gnadeauer Mission wurde einer aus pietistischen Prägung para-ekklesiastische Verband, der viele Gemeinden in der deutschsprachigen Länder Europas während der Jahrhundertwende beeinflusste.

Die Gnadeauer Mission verteidigte eine Erweckungs-Bewegung, die Einzelbekehrung, vollkommende Frömmigkeit, eine intensivere Beschäftigung mit dem Wort Gottes und die Verbreitung des Evangeliums. Well sie die Kraft des Heiligen Geistes scharf betonnte, wurde ihre Lehre gegen den Artikel 5 der Augsburger Bekenntnis beurteilt. Nach der Lehre der Gnadeauer Mission, sollte auch die Kindertaufe nicht als eine Garantie der Gnade Gottes berücksichtigt werden, was für die Kuppel der Kirche einen Widerspruch gegen den Artikel 9 der Augsburger-Bekenntnis war.

[110] Diese Schriften, im Gegenteil zu den anderen mit selben Tendenzen, wurde nicht von den offiziellen Obrigkeiten in Brasilien vernichtet, dank der Zensur während der "Estado-Novo-Ära". Es ist hervorzuheben dass selbst die Lutherische Kirche in Brasilien alle Quelle auf Verdacht zerstörte, um ihre Identifizierung mit dem Nazismus aus der Geschichte zu besänftigen. Was an der Werke Wilhelm Brepohls betrifft, wurde solche Schriften bewahrt, weil der Verfasser sie nach den deutschen Bibliotheken und Archive geschickt hatte.

[111]         BREPOHL/Tagung/ 1941-43.

Die Manuskripte der Memoiren des F.W. Brepohl wurden von der politischen Polizei in Porto Alegre beschlagnahmt und zum Teil vernichtet, so dass nur einige Seiten, die seinen Kindheits- und Jugenderinnerrungen gewidmet waren, übrigblieben und von seinem Sohn Teófilo Brepohl aufbewahrt wurden.

[112] BREPOHL. F.W. /Memoiren...

[113] LANDMANN, 1979 und Kötter, Maria / Interview/ 1988.

[114] Die hier gemachten Kommentare sind hauptsächlich in zwei Broschüren eingetragen: Wie gewinnt man das Volk für gute Literatur? 1917. und Deutsche Kulturpflege im In- und Auslande in den letzten 15 Jahren. 1925.

[115] Kötter. Maria/Interview/1989 u. Brepohl, Teófilo/Interview/ 1989

,6 In Folge der zahlreichen Verschiedenartigkeiten und der kulturellen Unterschiede – je nachdem wo die pietistischen Bewegungen aufkamen - können wir es nicht unterlassen hervorzuheben, dass diese Tendenz nicht absolut und auch nicht in allen Fällen gültig war. Viele dieser Segmente entschieden sich für ein Vorgehen, das sich eben doch an die Regierungen wandte, und das soziale Reformen im Erziehungs- Gesundheitswesen u.a. forderte. Ihre Lehre, gebunden an eine politische Kultur, die grossen Wert auf Einfachheit legte, jedoch Armut verurteilte, trug dazu bei. dass ihre Mitglieder sich in den verschiedensten Situationen zugunsten von Tätigkeiten und Vorträgen, die den Dogmen der politischen Ökonomie widrig waren, orientierten. Dieses hatte zur Folge, dass sich verschiedene Organisationen bildeten, die die soziale Fürsorge zum Ziel hatten.

[117] Dieser Erzählungsstil kann nicht nur in den ersten Schriften Brepohls beobachtet werden, sondern auch in all seinen Predigten. Er beschreibt konkrete Tatsachen, wie das Zusammentreffen mit anderen Personen oder Eindrücke über ein bestimmtes Ereignis ("ich habe es miterlebt...” "ich bin dabei gewesen...''). Indem der Erzähler so handelt, befestigt er seine Autorität, da er sich nicht nur auf Informationen und Theorien festlegt, sondern wie ein effektiver Schauspieler, der in die Geschichte eingreift.

[118]

[119] Die für diese Analyse ausgewählten Texte: BREPOHL, 1917a, 1921, 1923a, 1932b, 1933a, 1939 und FUGMANN & BREPOHL, 1927

[120] Wilhelm Fugmann war ebenfalls protestantischer Pfarrer, Autor verschiedener Artikel und zweier Bücher über die deutsche Immigration. Er war auch Pastor in Ponta Grossa und - genau wie Brepohl - ein Wissensdurstiger der deutschen Ethnologie und Kultur. Siehe z. B.: FUGMANN, 1926 und 1929.

[121]       Der Verfasser weist auf die folgenden Veröffentlichungen hin die diese Gemeinde für sich erworben hat: "Der Kompass", "O Estado de São Paulo", "Deutsche Tageszeitung für Südbrasilien", "Stadt Gottes",' "Ev. Lut. Gemeindeblatt", "Christenbote’', "Glocken der Heimat", "Nachrichten von Lapa". "Wolgadeutschen Monatshefte", "Der Volksbote". "Die neue Heimat", "Deutsches Leben in Russland.

[122]  Wir können nicht entscheiden, ob diese beiden Bezeichnungen hier als Synonym zu verstehen sind, oder ob Brepohl sich auf sein Volk als seine Gläubigen einerseits und auf die Nationalität eben dieses Volkes andererseits bezieht. Gleich, welcher Art, es ist das einzige Mal, dass Brepohl das Deutsch-Brasilianertum erwähnt. In späteren Texten lässt er von diesen Bezeichnungen, deren Ausdruck eine doppelte Staatsangehörigkeit vermuten lässt und benutz stattdessen - wie auch der Alldeutscher Verband - die Begriffe "Deutschtum" und "Auslandsdeutschtum".

[123] Brepohl enthüllt, dass dieses Buch nicht nach dem Original-Manuskript herausgegeben wurde, sondern verzerrt zugunsten der jüdischen Ideen.

[124]         Nationalsozialistische Revolution und Volksgemeinschaft. 1933(o)

[125]         Die ersten Veröffentlichungen Brepohls über die Zigeuner, die aufgelegt wurden, als er in Ungarn lebte, konnten wir nicht auffinden. Aber das Gedruckte der dreissiger Jahre zeigt uns, dass eine seiner Interessen für diese ethnische Gruppe der Tatsache entsprang, dass diese ein endogames Verhalten zeigt - für Brepohl ein Wertsymbol für ihre strikte Rassenerhaltung, (siehe: Brepohl, 1932 g, 1938 a)

[126] In dieser Mission, musste Brepohl sehr oft in von Deutschland besetzte Gebiete reisen: er unterhielt Briefwechsel mit Kriegsgefangenen, schon wegen seiner Aufgabe, deutsche Literatur zu verbreiten.

[127]  Es ist der Ausdruck, auf den sich die Geschichte der Gründung der NSDAP bezieht, so wie er im Buch Mein Kampf schon benutzt wird. Die Gründung, die keine Partei sondern eine Bewegung ist, begann mit 7 Personen. Vom Volkstum durchdrungene Arbeiter schufen die Keimzelle, aus der - unter der Leitung des Führers - jene machtvolle Bewegung entstand, die dem deutschen Volk die wahre Freiheit bringen würde (1933, S. 4)

[128] Nach mündlichen Informationen von Martin Dreher waren die protestantischen Pastoren jedoch nicht die am meisten betroffenen, obwohl viele von ihnen, die dem Nationalsozialismus beigetreten waren und unter denen sich die Führung der NSDAP in Brasilien befand, deutsche Staatsbürger waren. Aber da sie gute Beziehungen zu den wichtigsten deutschen diplomatischen Vertretern und z.T. auch zu brasilianischen Autoritäten hatten, gelang es ihnen, das Ausreisevisum zu bekommen, oder aber die Garantie ihrer Freiheit hierzulande. Wir forschten, ohne grossen Erfolg, nach den Gründen, die Brepohl dieser Privilegien nicht teilhaftig werden liessen. Durch eine indirekte Information konnten wir feststellen, dass ab 1934 das Kanzleramt des III. Reiches den Verdacht hatte, dass Brepohl seine Veröffentlichungen nicht exklusiv der Verbreitung der nationalsozialistischen Idee widme, oder, zu anderer Zeit, diese übertrieben kompromittierend seien. (Memorandum der Reichskanzlei an das deutsche Konsulat in Curitiba am 7. Nov. 1934. Nationalarchiv Koblenz (diese Informationen erhielt ich dank der Gefälligkeit von Prof. Dr. Ren6 Gertz)).

[129] Wir verfügen nicht über alle Manuskripte Brepohls bzgl. seiner Autobiographie, aber durch andere Quellen erfuhren wir, dass nicht bestätigt werden kann, dass Julia die Tochter des Bergwerkbesitzer gewesen sei. sondern die eines ungarischen Grundbesitzers.