Ein Friedensruf aus Ascona

Sind wir ein gesinnungstüchtiger Kriegerverein in wissenschaftlich verbrämter Uniform, oder sind wir Krieger eines größeren Geistes, des Geistes der Freiheit und Wahrheit gegen Verdummung und überlebte Kultur?“

Der Dramendichter und Monist Otto Borngräber wurde am 19. November 1874 in Stendal in der Altmark geboren. Seine Eltern waren der Volksschullehrer Wilhelm und Flora Borngräber. Nach dem Abitur begann er im Sommer 1896 in Tübingen Theologie und Philosophie zu studieren. 1898 studierte er für kurze Zeit an der Universität Halle, setzte aber noch im selben Jahr sein Studium in Marburg fort. Zwei Jahre später kehrte er an die Universität Halle zurück.

1908 promovierte Borngräber. Seine Dissertation behandelte „das Erwachen der philosophischen Spekulation der Reformationszeit“. Im selben Jahr war er kurze Zeit als Dramaturg beim Neuen Theater Berlin tätig. Am 10. Juli 1911 heiratete Borngräber die Schriftstellerin Gertrud von Schlieben, die unter dem Pseudonym „Gerda von Robertus“ bekannt war. Nach zwei Jahren wurde die Ehe geschieden.

Borngräber war Mitglied im Deutschen Monistenbund. Als dort 1915 vereinzelt nationalistische Tendenzen aufflackerten, hielt er sich mit seiner Kritik nicht zurück und verfasste [außer seinem Protestbrief an die Zeitschrift des Bundes – H. M.] einen Friedensappell an die Völker sowie ein Weltfriedensdrama. (Wikipedia)

Nicht genug damit: Borngräber unterschrieb den Aufruf zum ‚Vegetarisch-sozialen Kongress‘ von 1916, und er verfasste eine ‚Bergpredigt zur Befreiung der Völker’ im Stil von Nietzsches Zarathustra. Romain Rolland hielt diese Schrift für „hoch-trabend“. Ob sie veröffentlicht wurde, ist unklar.

Klar ist hingegen, dass Borngräber - neben Hermann Hesse, Klabund und anderen – einer der eloquentesten Friedens-Apostel des Monte Verità war, vielleicht der eifrigste. Beim ’Anationalen Kongress’ vom August 1917 auf dem Monte Verità wurde sein ‚Genug des Tötens‘ aus dem
mit gemeinsam mit Georg Brandes verfassten ‚Friedensappell an die Völker vorgetragen:

 

GENUG DES TÖTENS!
 
Ein Appell an die Völker am Jahrestage der Haager
Konferenz,
von Dr. Otto Borngräber
 
Genug des Tötens! Ihr tötetet Millionen — nein, ihr mordet Abermillionen. Denn mit einem einzigen Sterbensschrei schreien auf: Mütter und Väter — um den Lebensabend betrogen! Gattinnen und Bräute und die es hätten werden können — betrogen um ihr Lebensglück! Und um den Lebensmorgen betrogene arme hungernde Kinder! Mit
einem brechenden Blick erlöschen tausend Keime von Leben und Lebensglück! Ihr, die ihr widereinander rast: in dem brechenden Blick — seht ihr das nicht? Aus dem Schrei eines Sterbenden schreit die Menschheit auf! — hört ihr es nicht?

Und ihr, die ihr dies Gemetzel jahrelang vorbereitet, ihr, die ihr die Macht habt — warum nicht endlich den Mut?! —, dies Gemetzel zu beenden: hört ihr es nicht, wie aus dem Schrei eines Sterbenden die Menschheit flucht! ? Die Qual eines einzigen auf all euren Feldern der Ehre wiegt mehr als all eure verkrachten Ideale — entgottete Idole, mit denen ihr die Blinden äfft. Und wenn ihr ihn nicht endlich hört, den menschlichen Schrei: Genug des Tötens — dann wird der furchtbare Schrei, aus Millionen Lippen millionenfach zusammengeballt zu einer Riesengestalt, aufsteigen aus euren mordtriefenden Feldern, eine Riesengestalt, riesiger als ihr, eine dämonische Gewalt, gewaltiger als ihr, und wird euch und eure Kinder erwürgen! —

Darum noch einmal: Genug des Tötens! Erinnert euch endlich, dass der Sinn des Lebens Leben heisst. Genug des Jammers! Fühlt endlich, dass der Wert des Lebens Freude heisst! Genug des Zerstörens! Begreift endlich, dass der Wert alles Wirkens Aufbauen heisst! Genug des Entstehens und Lügens! Seht endlich, dass der Sieg in allem Weltgeschehen Wahrheit heisst! Genug des Hetzens! Genug des Hassens! Fühlt endlich, dass euer Göttliches — Liebe heisst.

Ein Geist der Liebe brachte euch euren Gott und sprach: Liebet eure Feinde!

Liebe gesellt den Menschen zum Menschen, Liebe zeugt den Menschen, erzieht den Menschen — ja, hättet ihr ihn nur zur Liebe erzogen! Hättet ihr nur eure Kinder in euren Schulen nicht immer mit altem Pathos gelehrt: denke, dass du ein Deutscher bist, ein Franzose bist, ein Brite bist, ein Italiener bist, und wie die vorübergehenden Erscheinungen der Menschengeschichte sonst noch heissen. Hättet ihr die Kinder dafür lieber ein Ewiges gelehrt: "Siehe, du bist ein Mensch!" "Und jener ist dein Bruder.” Und darum: verachte nicht seine Andersart, seine Eigenart — suche sie zu verstehen mit Liebe. Lerne von seinen Vorzügen, gib ihm von den deinen — in Liebe. Wirket miteinander in edlem Wettbewerb, nicht mit Ausbeutung, Raub und Hass — mit Entgegenkommen und Liebe. Wenn ihr denn alle durchaus den Weltmarkt erobern wollt: so gewinnt ihr die Welt viel leichter — in Güte und Liebe.

Ja, hättet ihr in diesem Geist der Liebe und Völkerverbrüderung eure Kinder und euch selbst erzogen, und hättet ihr Regierungen und Mächtigen in euren Menschen nicht nur Knechte, sondern Menschen, Brüder erzogen: dann wäre der grosse Tag vom Haag, dessen wir heute gedenken, ein gewaltiger Freudentag, an dem Grosses nicht nur gesät gewesen wäre — nein, Grösstes wäre erblüht. So aber gedenken wir des Tages mit Graus, denn dass Grosse habt ihr verschüttet.

Hinweg mit dem Schutt, der aus euch selber kam! aus dem mittelalterlichen Ballast eurer überkommenen Anschauung, verkehrten Erziehung, verfehlten Einrichtungen, vom Misstraun diktiert und von hasserfüllten Herzen. Hinweg mit dem Schutt, und auf gleichem Grunde, der dort im Haag gelegt, keime die neue Saat! erblühe die neue Welt!

Wirklich, die schöne Saat war gesät; zum ersten Mal fruchtverheissend. Alles vorher war nur das Lockern des harten Bodens, ein halb Jahrhundert lang: Geister wie Tolstoi, Victor Hugo, Bertha von Suttners Seele, die Weltfriedenskongresse von Paris, London, Rom, Bern, Chicago, Antwerpen, Budapest, Hamburg, Turin — alle zunächst von privater Natur, von einzelnen Fortgeschrittenen getragen. Aber am 18. Mai 1899 — gleichsam als ob das alte Jahrhundert alten Götzen Abschied geben wollte — geschah es, dass ein Offizieller, ein Gewaltiger, ein Kaiser von Russland zu einer Friedenskonferenz entbot, und sechsundzwanzig Staaten leisteten Folge. Viel ward damals beschlossen, zur Milderung der Schrecken des Krieges — Beschlüsse, die der Weltkrieg sämtlich nicht befolgte — aber der massgebende Beschluss ging auf die Verhütung des Krieges selbst: die Konvention zur friedlichen Schlichtung der internationalen Konflikte.

Was ihr damals beschlossen, ihr Staaten und Gewaltigen, was ihr auf der zweiten Konferenz im Haag erhärtet: die Schlichtung eurer Streitfälle durch Richter eurer Wahl und auf der Basis der Achtung vor dem Recht, die Verpflichtung sich in Treu und Glauben dem Schiedsspruch zu unterwerfen — das, ihr Staaten und Gewaltigen in Zukunft zu halten, das verlangen die Völker von euch!

Auf dem Grunde des Rechts, durch Regierung oder Volk, ruht die Zukunft Europas! Oder Europa hat eine Zukunft nicht.

Genug des Tötens! Baut wieder auf! Auf dem Grunde des verschütteten Haager Erlösungswerks baut die Zukunft der Welt! Schiedsgericht und Gerechtigkeit statt Krieg, das heisst ’’Kriegen” durch Raub und Mord! Weg mit dem ins Ekelhafte aufschiessenden Rüsten nur für Raub und Mord! Weg mit dem feigen Misstraun zwischen Volk und Volk! Man sät das Misstrauen unter euch, damit ihr zum Rüsten Ja sagt. Habt den Mut und sagt Nein! Die dass Misstrauen säen, die zum Rüsten raten, sind chauvinistische Crétins oder schlaue Pressehelden im Sold habgieriger Rüstungslieferanten. Der Staat nehme diesen Wucherern ihr Handwerk. Sie verlängern den Krieg, sie rüsten neuen Krieg. Sie füllen ihren Beutel — das Volk bezahlt. Erst mit seinem Schweiss — dann mit seinem Blut. Genug des Tötens! Genug des Rüstens! des Raubens und Mordens genug!

Wem nützt das Rauben? Dem Vaterland? O nein! Ein paar Reichen — die wollen ihre Geschäfte machen. Heut ein paar Bomben — und Mordinstrumentfabrikanten — morgen ein paar Grosskaufleute, die Warenabsatz suchen. Fürs Vaterland? O nein. Es ist ihnen ja eben zu arm, dann suchen sie Absatzgebiet in der weiten Welt. Da kommt ihnen der Konkurrent der andern Nation in die Quere — und die Pressesöldner lärmen von Vaterlandsgefahr! Und die Dichterlinge schwärmen von Begeisterung und Ideal. Und die Priester heucheln: den Krieg will Gott! Und der Staat ist so blind — oder der Staat ist so schwach — er macht sich zum Werkzeug für ein paar Reiche, ein paar Schlaue — er verspritzt für ein paar Wucherer, o Volk, dein Blut!

Genug des Tötens! des Feilschens genug! Fort mit den Trusts der Privatinteressen! neuer Staat: Recht nicht nur für die Reichsten, Recht fürs Volk! Fort mit den Schranken! Fort mit den Zöllen! Her mit der Freiheit der Meere! Neues Europa: Recht nicht nur für "auserwählte Völker” — Recht für alle Völker der Welt!

Zurück mit den Annexionen! Raub gebärt Hass und neuen Krieg! Des Tötens genug! Neue Erde: Recht für alle Nationen, Sprachen, Rassen — Recht auch für die Kolonien! Erkennet dort Menschen, nicht ein Ausbeutungsobjekt ! Recht auch für die Frauen! Sie sind Menschen mit Menschinstinkt. Sie sind noch unverbildet, sie zählen zum Volk. Und das Volk, das Volk soll bestimmen, ob Friede oder Krieg! Und wer da stimmt für den Krieg, den stellt an die Front.

Fort mit den Geheimverträgen — das Gute zeigt sein Gesicht! Fort mit Diplomatenzöpfen — Talleyrand ist tot. Fort mit den Militaristen — Julius Caesar ist noch länger tot. Fort mit den Chauvinisten — was lächelst du, braver Chauvin? Es gab einst Preussen und Bayern und Sachsen — dann ging’s im einigen Reich. Österreich schlug sich mit Preussen — dann gab’s den ’’Nibelungenbund”. Genug jetzt, genug des Tötens — gebt uns ein einiges Europa unter dem Szepter des Rechts! Nein, gebt uns eine einige Erde, den Menschen ein Reich der Menschen, unter dem Banner der Liebe und Menschlichkeit.

Eine ’’Bergpredigt zur Befreiung der Völker” ersann ich, die sagt viel schlichter unser letztes Ziel. Da steigt ein Weiser von einem Berge und trifft unter anderm den jungen— alten Chauvin. Chauvin sieht nichts als Feinde — der Weise sieht keinen Feind. Und Chauvin, der Fahnenjunker, schmäht den Weisen ’’farbenblind”. Und dieser lächelt still und sagt ihm dies:

Komm auf meinen Berg — siehe das Licht!
Farben nur siehst du, mein Freund. Durch ein gläsernes Prisma brichtst du das reine Licht in — einzelne Farben.
Also zerfällt so hüben wie drüben in Nur-Patrioten:
der unermessliche Mensch.
Farben nur siehst du, mein Freund, und nur die — deiner Fahne.
Sind nicht auch drüben Berge und Bäume, Blüten und Früchte — heilige Erde?
Blickt nicht auch drüben aus ewigem Himmel eurer heiligen Sonne Vater-Auge ?
Sind nicht auch drüben Brüder und Menschen.
Auf denn, Brüder — genug des Tötens!
Weg mit den Grenzen!
Schreitet hinüber! Freut euch der anderen Art!
Kommet herüber! — empfanget von anderer Art!
Züchtet miteinander höhere Art.
Wirket und schaffet alle am Einen, am Guten, am Grossen!
Schreitet und wandelt über Grenzen und Weiten. Seid ihr die Menschen, die Herren der Erde: nun, so ergreift die harrende Erde, die weite, die grenzenlose Welt! Ergreift sie, das Vaterland der Menschen.
Und ihr werdet sie lieben. — Und werdet lieben alle ihre Söhne. Und in wundersamen Schauern werdet ihr begreifen das grössere Land:
das über alles erhabene, heilige Vaterland des Menschen.
 

Sein ‚Sang an die Sonne‘ wurde bei diesem Fest durch seinen Freund Rudolf von Laban tänzerisch inszeniert. 2012 wurde sein ‚Weltfriedensdrama‘ neu aufgelegt. Borngräser war, schon seit seinem gleichnamigen Drama von 1905, der „König Friedwahn“ unter den deutschen Dichtern.

Otto Borngräber hat sich aus Verzweiflung über den Ausbruch der deutschnationalen Hysterie auf den Monte Verità von Ascona geflüchtet. Von dort schreibt er am 15. März 1915 an den Herausgeber des ‚Monistischen Jahrhundert‘, Wilhelm Ostwald. Der französische Schriftsteller Romain Rolland, selbst wegen seines Pazifismus in Frankreich zum Tode verurteilt, notiert den Brief in seinem Tagebuch wie folgt:

Deutscher Monistenbund! … ist das nicht ein Widerspruch in sich? Monist – doch deutsch! Hat der Monismus irgend etwas mit irgendeiner Nation zu tun? Besteht das Wesen des Monismus nicht gerade in der Betonung des Einen im All und in allem? Will er nicht gerade unser Einssein mit allen Formen des Lebens beweisen?

Bis zum Beginn des Krieges ließ man sich den Titel Deutscher Monistenbund wohl als harmlos gefallen. Aber dann zeigte es sich plötzlich, daß es nur ein Deutscher Bund, aber damit m. E. kein Monistenbund war … Oder hat angesichts des allgemeinen Schiffbruchs der Weltvernunft auch die Wahrheit keine Geltung mehr, nicht mehr den Mut, sich zu zeigen? … Wenn ich den letzten halben Jahrgang durchblättre, frage ich mich: sind wir, der Deutsche Monistenbund, ein politischer Verband von deutsch-nationaler Tendenz, oder sind wir ein wissenschaftlich-kultureller Verband mit Menschheits- und Welttendenz? Sind wir ein gesinnungs-tüchtiger Kriegerverein in wissenschaftlich verbrämter Uniform, oder sind wir Krieger eines größeren Geistes, des Geistes der Freiheit und Wahrheit gegen Verdummung und überlebte Kultur; Krieger mit Waffen des Wissens und des Geistes, wie sie nicht von einer Nation gepachtet, sondern wie sie von den Denkern und Denkenden aller Kulturnationen geschmiedet wurden? Der Monismus hat es zu tun mit dem Menschen, dem letzten und höchsten Glied der Kette der Lebewesen … Ob dieses Menschwesen nun zufällig in Sibirien geboren, danach fragt der Monismus so wenig wie der Wind, der über die Steppen Rußlands, wie über die Wälder Deutschlands, wie über die Rebenhänge Frankreichs weht, so wenig wie die Sonne, die ihr Licht leuchten läßt, nicht mehr über den Zaren aller Reußen als über das Würmchen am Halm.

Was ist das Charakteristikum des gegenwärtigen Zeitpunkts? In der Entfesselung des Patriotentums hüben und drüben ist uns der Mensch untergegangen.

Aus Romain Rolland: Zwischen den Völkern, Band 1, S. 327

Vor etwa zehn Tagen schrieb mir eine Freundin Borngräbers, Frau Luise von Arx aus Monte Verita, Ascona (Tessin), um mich auf das Werk dieses deutschen Autors aufmerksam zu machen, der in die Schweiz geflüchtet ist, um dem Wahnsinn seines Vaterlandes zu entfliehen, den er verurteilt. Romain Rolland: Zwischen den Völkern, S. 326

Lieber Freund Was halten Sie von Otto Borngräber? Er hat mir ein Manuskript zum Lesen geschickt, das von weiter und freier Denkart ist, dessen Form mir jedoch recht großsprecherisch vorkommt. Romain Rolland an Stefan Zweig, April 1915

Mich interessiert kein Staat ausser: der glückliche Status des wertvollen Individuums. Ich anerkenne keine Herrschaft, ausser: meine eigene Herrschaft über mich selbst. Ihr „Anarchist“ Otto Borngräber.

Borngräber an Henry van de Velde, Kandersteg, 19. März 1916

Zeitschrift für Philosophie und Philosophische Kritik vormas Fichte-Ulricische Zeitschrift - 1909 - ‎Snippet-Ansicht

Der Idealismus ist vornehmlich Sache der Jugend; und so ist es denn vor allem der noch jugendliche Dichter Otto Borngräber, der den in unserer Zeit gewagten Versuch macht, durch seine Dramen einer idealistischen Weltanschauung zum ...

Georg Britting, ‎Ingeborg Schuldt-Britting, ‎Michael Herrschel - 2002 - ‎Snippet-Ansicht - ‎Mehr Ausgaben

Die andere Macht. Mysterium der Liebe in drei Aufzügen von Otto Borngräber. Es ist, teilweise, erschütternd komisch. Seine Durchlaucht, Fürst Swä- toslaw, hat Inzestgelüste, die ... , nein, ich will es euch nicht erzählen. Geht nur selbst hinein!

Das Monistische Jahrhundert - Band 3 - Seite 926

https://books.google.de/books?id=qTVPAAAAYAAJ

1914 - ‎Snippet-Ansicht - ‎Mehr Ausgaben

Ein offenes Wort an den Deutschen Monistenbund Von Otto Borngräber Ascona (Schweiz), Monte Veritä — Januar 1915. „Deutscher Monistenbund!" — verzeihen Sie, daß ich mich gleich nach der Anrede unterbreche, aber ist das nicht ein ...

Merlin Peregrinus: vom Untergrund des Abendlandes - Seite 215

https://books.google.de/books?id=B9EQAQAAIAAJ

Helmut Möller, ‎Ellic Howe - 1986 - ‎Snippet-Ansicht - ‎Mehr Ausgaben

a Monte Vorita sur Ascona — du 15 au 25 Aoüt 1917 — D o D Aoüt 15 — Reception des membres du Congres. » 16 — Examen des mandats des ... Recitation du Drame de la Paix mondiale de Otto Borngräber. » 22—3 me Reunion des .

«Das neue Jahrhundert». Eine Tragödie von Otto Borngräber

anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/d293.pdf

Rudolf Steiner. «Das neue Jahrhundert». Eine Tragödie v. Otto Borngräber. Erstveröffentlichung: Magazin für Literatur 1900, 69. Jg., Nr. 24, 28, 29 (GA.

Gérard Laudin in GERMANICA 24, p. 13–28, 1999 :

Philistins, bâtisseurs et psychopathes : les Caïn et Abel de Borngräber, Fuhrmann et Koffka.

Philister, Erbauer und Psychopathen: Kain und Abel bei Borngräber, Fuhrmann und Koffka.

Ein Mann, der dazu ein deutscher Dichter ist: Otto Borngräber. Was muß das für ein deutscher Mann sein! Entweder es ist ein Schwächling oder ein ganz Starker. Hunderte schlugen sich vor dem Kriege selbstbewußt auf die Brust: Ich bin Mensch! Meine Heimat ist die Welt! Da kam das Ereignis, und es war viel, viel stärker als sie. Es zeigte ihnen, daß Deutschland ihre Heimat sei, und sie mußten es glauben. Und doch gab es Männer, die stärker waren als das Ereignis, und solch einer ist Borngräber. Man hat ihm in Deutschland unrecht getan: man sah ihn nur als Künstler. Und er ist doch in erster Linie Mensch, Apostel, Verkünder.

Berner Intelligenzblatt, 22. Juni 1915

Man darf ihn allerdings nicht verwechseln mit den Friedensaposteln, die heute in die Posaunen stoßen, die aus persönlicher Ueberzeugung und aus Vernunftgründen das Ende des Krieges fordern. Borngräbers Sehnsucht nach dem Frieden, die stark und mächtig genug war, um ihm in einer Zeit des strengen nationalen Zusammenschlusses das freie Weltbürgertum zu erhalten, entstammte viel tiefern Quellen. Borngräber bekannte sich zum Mitleid. Es war das große, entscheidende Erlebnis seiner Jugend. Mitleid mit der leidenden Kreatur, dem geplagten Tier, dem gequälten Menschen, Mitleid mit der ganzen Menschheit, die die Tragik ihres Seins durch den Krieg noch selbst ins Unendliche steigert. Aus diesem Mitleid heraus wurde die Idee des ewigen Weltfriedens geboren.

Aus dem Nachruf im Berner Intelligenzblatt vom 22. Oktober 1916

Er war kein Friedenstechniker, wohl aber ein hervorragender Friedenskämpfer. Er bekriegte den Krieg mit Wucht in Rede und Schrift durch Dramen, Gedichte, Prosadichtungen und Vorträge.

Aus dem Nachruf in FRIEDENSWARTE - zwischenstaatliche Organisation 1916




Der Historiker Thomas Nipperdey schreibt über die Zeit um 1900:

Bei den vielen Gründern und Propheten, Suchern und Reformern der Zeit ist diese vagierende Religiosität latent und auch aktuell, sie richtet sich gegen den positivistischen Determinismus, die Entseelung der Welt, die Auflösung aller Bindungen, und sie ist die Wendung zu einem Absoluten, zu Urwerten. All die Lebensreformer und Jugendbewegten haben den emphatischen religiös-eschatologische ‚Ton‘, sie leben in der Zeit der ‚Sonnenwende‘, in Erwartung, hereinbricht das Neue. … Religion war ein Thema aller Lebens- und Reform-reflektierer. … Innerhalb dieses Rahmens wird Mystik als eine ‚Urtatsache‘ wichtig. Thomas Nipperdey: Religion im Umbruch, 1988, S.148

Das trifft auf Borngräber zu, auf Gusto Gräser und das ganze Umfeld des Monte Verità. „Vagierende Religiosität“, das heißt, positiv ausgedrückt: die Religion ist im Fluss, Neues ist im Werden. Gräser hat diesem „Lebensgefühl“ - das mehr war als nur ein Gefühl, das Ahnung und Bereitung des Kommenden war - mit seiner Wortprägung „Erdsternzeit“ einen Namen gegeben. In ihm und seinem Werk gewinnt die zunächst schwärmerisch überhitzte „neue Geistigkeit“ festen Umriss und gültige Gestalt.

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