Ein Besucher der Gusto Gräser-Ausstellung im Haus des deutschen Ostens, München 2008:

Der mehrmalige Besuch dieser liebevoll und spürbar enthusiastisch zusammengesuchten Ausstellung hat mir doch viele neue Einblicke in die Welt Gusto Gräsers erleben lassen. Hätte ich doch vor 50 bis 60 Jahren schon diese Einblicke, Kenntnisse und auch die Weisheit gehabt, als ich öfters mit anderen spielenden Kindern auf dem Grohplatz in München-Freimann mit Abstand, etwas Scheu und auch vorsichtigem Misstrauen den „Opa Gräser“ neugierig betrachtet habe, der so gern zwischen den vier dicken, schräg aufwachsenden Holunderstämmen gesessen hat, die auf einigen Fotos aus seinen letzten Lebensjahren hier in der Ausstellung für mich freudig wieder erkennbar sind. Das ist doch auch ein Kindererlebnis, dass damals Gusto Gräser gern unten zwischen und auf den Hollerstämmen in Sitzhöhe weilte – und ich in solchen Stunden dann halt nicht hinaufklettern konnte in die buschigen Wipfel eines luftigen Bubenreiches in einer stolzen Höhe von etwa drei bis vier Metern!

Die Hollerbäume gibt es seit den 1960er Jahren nicht mehr, der Grohplatz, der damals noch ein wirklicher Abenteuerspielplatz war, ist zivilisiert worden. Für mich schwebt aber Gustos Geist – ähnlich seinem langen weißen Bart und gern auch etwas verworren – über dem Freimanner Grohplatz, auf dem er seine geliebte freie Luft und die Sonne sichtlich genoss, entrückt von seiner dunkleren Dachkammer in der nahegelegenen Hortensienstraße.

Rudolf Buchberger, 8. 12. 2008


Gusto Gräser in seinem Dichterbaum, Freimann bei München, Sommer 1956
Foto von Julius Kirchner, bearbeitet von Véronique Rizzo
Galerie du Tableau Marseille 2012